Allfarblori



Allfarblori

Gebirgs-Allfarblori (Trichoglossus haematodus moluccanus)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Papageien (Psittaciformes)
Familie: Eigentliche Papageien (Psittacidae)
Unterfamilie: Loris (Loriinae)
Gattung: Keilschwanzloris (Trichoglossus)
Art: Allfarblori
Wissenschaftlicher Name
Trichoglossus haematodus
(Linnaeus, 1771)
Allfarblori in Australien
Blasskopf-Allfarblori
(T. h. caeruleiceps)
Breitbindenlori
(T. h. haematodus)
Edward-Allfarblori
(T. h. capistratus)
Forsten-Allfarblori (T. h. forsteni)
Rotnackenlori (T. h. rubritorquis)
Webers Lori (T. h. weberi)

Der Allfarblori oder Keilschwanzlori (Trichoglossus haematodus) ist eine Art aus der Unterfamilie der Loris (Loriinae) - selten auch Lories geschrieben. Teilweise finden sich für diesen Vogel auch die Bezeichnungen Blauwangenlori und Breitbindenlori oder aus dem englischen abgeleitet Regenbogen-Lori.[1][2]

Der Art sind zahlreiche Unterarten zugeordnet. Die Anzahl der Unterarten unterscheidet sich nach Autor und vereinzelt werden bis zu 25 Unterarten aufgezählt.

Merkmale

Allfarbloris sind leuchtend bunt gefiederte Vögel mit orangerotem Schnabel. Je nach Unterart dominieren Rot-, Gelb- oder Orangetöne auf der Kehle und der obere Brust, die einen Kontrast zu den darunter liegenden dunklen, meist blauen, grünen oder auch schwarzen Bereichen von Bauch und Schenkeln bilden. Der Kopf ist meist blau bis schwarzbraun gefiedert. Typisch ist außerdem ein hellgrünes, gelbes oder oranges Nackenband. Während die Schwanz- und die Flügeloberseite grün gefärbt ist, ist die Unterseite der Flügel orange bis rot mit einem dahinter liegenden gelbem Band. Die Vögel erreichen eine Körpergröße zwischen 25 und 30 cm und ein Gewicht von 100 bis 155 g.

Wie alle Loris besitzt auch der Allfarblori eine lange, schmale Zunge, deren Spitze dicht mit Papillen besetzt ist. Wenn ein Lori seine Zunge in eine Blüte steckt, richten sich diese Papillen auf. Dadurch wird der Nektar, wie mit einem Schwamm, aufgesogen. Zieht der Vogel die Zunge zurück in den Schnabel, wird der Nektar an Hautfalten im Gaumen ausgedrückt.

Der Flug der Allfarblori ist schnell und gradlinig. Wenn sie größere Distanzen überwinden, fliegen sie häufig in beträchtlichen Höhen. Charakteristisch für ihre Flugsilhouette sind die langen, spitz auslaufenden Flügel, der lange Schweif sowie die orangeroten Unterflügel und der dunkelblaue Unterbauch.

Verbreitung und Lebensraum

Allfarbloris kommen in Ostindonesien, Osttimor, auf Neuguinea und den angrenzenden Inseln vor. In Australien erstreckt sich ihr Verbreitungsgebiet von der Kimberley Division in Western Australia nach Osten über die Kap York-Halbinsel und die Inseln der Torres Strait nach Süden bis zur Kangaroo Island sowie nach Tasmanien.[3] Für die australische Population wird eine kontinuierliche Ausbreitung beschrieben. Dies ist darauf zurückzuführen, dass sich diese Lori-Art auch in urbanen Lebensräumen wohl fühlt und sich an eingeführte Nahrungspflanzen schnell gewöhnt.[4]

In Australien gibt es mittlerweile auch Populationen in Regionen, die nicht im natürlichen Verbreitungsgebiet liegen. Diese dürften aus Gefangenschaftsflüchtlingen hervorgegangen sein. So gibt es beispielsweise eine Population im Einzugsbereich von Perth im Südwesten Australiens.[3] Ein Bestand an freilebenden Allfarbloris in Perth wurde erstmals 1968 beschrieben.[5]

Allfarbloris sind sehr anpassungsfähige Vögel. Sie kommen in Australien in einer Reihe sehr unterschiedlicher Lebensräume vor. Dies reicht von Regenwäldern über trockene Eukalyptuswälder, Mallee bis hin zu Mangroven.

Lebensweise

Verhalten

Allfarbloris leben wie andere Lori-Arten hauptsächlich von Pollen und Nektar. Sie fressen außerdem aber auch Blüten und Knospen, Blattspitzen, Früchte, Samen und Beeren sowohl von heimischen als auch in ihrem Verbreitungsgebiet eingeführten Pflanzenarten.[6]

Neben der speziellen Form der Nahrungsaufnahme zeichnen sich die Allfarbloris noch durch ihr agiles Verhalten aus. Obwohl sie bei der Nahrungssuche am Tag bis zu 50 km fliegend zurücklegen können, gelten sie nicht als ausgesprochen gewandte Flieger, wohl aber als die beweglichsten Kletterer unter den Papageien. Die paarweise oder in Schwärmen von bis zu einigen hundert Exemplaren lebenden Vögeln verraten sich stets durch ihr schrilles, für das menschliche Ohr eher unangenehme Krächzen.[2]

Fortpflanzung

Allfarbloris leben in lebenslanger Einehe. Während der Balz hüpft das Männchen unter ständigem Wiegen des Kopfes um das Weibchen. Spielerisches Balgen, bei dem die Partner auch des Öfteren auf dem Rücken liegen geht den häufigen Begattungen voraus. Das Ganze wird von permanentem Geschrei begleitet. Als Höhlenbrüter suchen sie sich einige Wochen nach der Paarung hohle Äste oder Baumhöhlen in bis zu 25 m Höhe. Das Weibchen legt in das mit morschem Holz ausgepolsterte Nest zwei bis drei Eier, die es 23 bis 26 Tage bebrütet. Während der Brut sind die Vögel auffallend ruhig. Beide Eltern übernehmen die sieben bis acht Wochen dauernde Aufzucht der Jungen, die mit etwa zwei Jahren selbst geschlechtsreif werden..[2]

Unterarten und deren Verbreitung

Der Allfarblori wird je nach Autor in bis zu 25 Unterarten unterteilt. Die hier mit ihrem Verbreitungsgebiet aufgezählten, werden von allen Quellen dem Allfarblori zugeordnet:[2][7][8]

  • Blasskopf-Allfarblori (T. h. caeruleiceps Albertis & Salvadori, 1879) - südliches Neuguinea
  • Neukaledonien-Allfarblori (T. h. deplanchii J. Verreaux & Des Murs, 1860) - Neukaledonien und Loyalitätsinseln
  • Olivgrüner Allfarblori oder Olivgrünlori (T. h. flavicans Cabanis & Reichenow, 1876) - Lavongai, St.-Matthias-Inseln und Admiralty Island
  • Breitbindenlori, Breitbinden-Allfarblori oder Molukken-Blauwangenallfarblori (T. h. haematodus (Linnaeus, 1771)) - südliche Molukken und West-Neuguinea
  • Blaukopf-Allfarblori (T. h. intermedius Rothschild & Hartert, 1901) - Nordküste Neuguineas
  • Massena-Allfarblori oder Schmalbinden-Allfarblori (T. h. massena Bonaparte, 1854) - östliches Neuguinea, Louisiade-Archipel, Karkar, Bismarck-Archipel, Salomonen und Vanuatu
  • Gebirgslori, Gebirgs-Allfarblori, Lori von den Blauen Bergen oder Tasmanien-Blauwangenallfarblori (T. h. moluccanus (Gmelin, 1788)) - östliches Australien und Tasmanien
  • Ninigo-Allfarblori (T. h. nesophilus Neumann, 1929) - Ninigo-Inseln, Eremiteninseln, Westen von Manus und Teile Papua-Neuguineas
  • Schwarzkehl-Allfarblori (T. h. nigrogularis G. R. Gray, 1858) - Kai-Inseln, Aru-Inseln und südliches Neuguinea
  • Rosenbergs Lori oder Rosenbergs-Allfarblori (T. h. rosenbergii Schlegel, 1871) - Biak

Umstritten ist dagegen die Gültigkeit bzw. Zuordnung der übrigen Unterarten, denen teilweise der Artstatus zuerkannt wird oder die anderen Arten zugeordnet werden. Im folgenden werden diese mit der alternativen Zuordnung und dem Verbreitungsgebiet aufgezählt:

  • Louisade-Allfarblori (T. h. aberrans Reichenow, 1918)[9] (auch T. aberrans)[10]
  • Westlicher Grünnacken-Allfarblori (T. h. berauensis Cain, 1955)[8]
  • Brook´s-Allfarblori (T. h. brooki Ogilvie-Grant, 1907)[8] - Spriti Insel (zu Aru-Inseln)
  • Blauwangen-Allfarblori, Edward´s Allfarblori auch Edward-Allfarblori (T. h. capistratus (Bechstein, 1811))[8] (auch T. capistratus)[7] - Timor
  • Wetar-Allfarblori (T. h. flavotectus Hellmayr, 1914)[8] (auch T. capistratus flavotectus)[7] - Wetar und Romang, eventuell Atauro[11]
  • Sumba-Allfarblori (T. h. fortis Hartert, 1898) [8] (auch T. capistratus fortis)[7] - Sumba
  • Forstenlori oder Forsten-Allfarblori (T. h. forsteni Bonaparte, 1850)[8] (auch T. forsteni)[7] - Sumbawa
  • Djampea-Allfarblori (T. h. djampeanus Hartert, 1897)[8] (auch T. forsteni djampeanus)[7] - Insel Tanahjampea und Süden von Sulawesi
  • Mitchells-Lori oder Mitchell-Allfarblori (T. h. mitchellii G. R. Gray, 1859)[8] (auch T. forsteni mitchellii)[7] - Bali und Lombok
  • Stresemanns Lori oder Stresemann-Allfarblori (T. h. stresemanni Meise, 1929)[8] (auch T. forsteni stresemanni)[7] - Insel Kalaotoa und Süden von Sulawesi
  • Südlicher Grünnacken-Allfarblori (T. h. micropteryx Shodde, 1922)[8] - östliches Neuguinea
  • Rotnackenlori (T. h. rubritorquis Vigors & Horsfield, 1827)[8] (auch T. rubritorquis)[7] - nördliches Australien
  • Blaubauch Gebirgs-Allfarblori (T. h. septentrionalis Robinson, 1900)[7] - Kap-York-Halbinsel
  • Webers Lori oder Weber´s-Allfarblori (T. h. weberi (Buttikofer, 1894))[8] (auch T. weberi)[7] - Flores
  • T. h. eyrei Mathews, 1912[7][8]

Haltung als Ziervogel

Der Allfarblori, genauer der Gebirgs-Allfarblori soll schon zwischen 1768 und 1771 durch den englischen Botaniker Sir Joseph Banks, einem Begleiter James Cooks, nach Europa gelangt sein. Im Zoologischen Garten von London wurde das erste Pärchen 1868 ausgestellt. Die Erstnachzucht ist für 1873 dokumentiert.[2]

Allfarbloris werden immer noch häufig als Ziervögel gehalten. Als Ersatz für Nektar erhalten sie ein spezielles Futter, die sogenannte Lori-Suppe, die im Handel erhältlich ist. Außerdem sind zusätzlich Pollen, Obst, stärkehaltige Samen und Zweige mit Knospen zu reichen.

Allfarbloris sind sehr anfällig für die Psittacine Beak and Feather Disease (PBFD; engl. für „Feder- und Schnabelkrankheit der Papageien“). Dies ist eine hoch ansteckende virale Infektion, die bei Papageienvögeln auftritt. Sie ist die häufigste Viruserkrankung bei Papageienvögeln in Deutschland und betrifft mittlerweile nicht mehr nur Großpapageien, sondern auch Wellensittiche und andere kleine Papageienvögel.

Der Erreger der PBFD ist das Beak and Feather disease virus (BFDV) aus der Virusgattung Circovirus. Es handelt sich dabei um kleine, 12–21 nm große, unbehüllte DNA-Viren. Circoviren sind sehr hoch ansteckend. Sie weisen eine hohe Tenazität in der Umwelt auf und werden nur durch wenige Desinfektionsmittel (z. B. Glutaraldehyd) sicher inaktiviert. Die Infektion erfolgt durch orale Aufnahme des Virus oder über eine aerogene Tröpfcheninfektion. Durch die hohe Tenazität ist auch die indirekte Übertragung durch unbelebte Vektoren (Käfigmobiliar, Kleidung, Krallenschere etc.) möglich. Die Inkubationszeit, also der Zeitraum von der Infektion bis zur eigentlichen Erkrankung, kann sich über Monate oder sogar Jahre hinwegziehen. Daher ist bei Tierzukäufen ein sehr hohes Risiko für eine Einschleppung der Erkrankung in eine Vogelhaltung gegeben.

Während PBFD bei vielen Papageienarten tödlich verläuft, verlieren Allfarbloris meist nur ihr Gefieder. Offenbar haben Allfarbloris eine natürliche Resistenz gegen diese Erkrankung. Das Virus, das sie befällt, unterscheidet sich auch genetisch von dem Virus, das andere Papageienarten befällt. Um die Bestände jedoch frei von dieser Viruserkrankung zu erhalten, wird ein sofortiges Töten der erkrankten Loris dringend empfohlen.[12]

Belege

Literatur

  • Joseph M. Forshaw: Australische Papageien - Band 1. Bretten 1. deutschsprachige Auflage (2003)
  • Stan Sindel und James Gill: Australian Lorikeets, Singil Press, 2007, ISBN 9780958772785

Weblinks

Commons: Allfarblori – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wolters, H.E. (1975-1982). Die Vogelarten der Erde, Berlin & Hamburg: Systematik zitiert in: Lantermann, Werner. Papageienkunde: Biologie - Verhalten - Haltung - Artenauswahl der Sittiche und Papageien. Berlin, Parey, 1999, ISBN 3-8263-3174-5
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Helmut Dost & Wolfgang Grummt: Sittiche und andere Papageien, Urania, Leipzig, Jena, Berlin 1982
  3. 3,0 3,1 Forshaw, S. 250
  4. Sindel und Gill, S. 57
  5. Sindel und Gill, S. 60
  6. Sindel und Gill, S. 64
  7. 7,00 7,01 7,02 7,03 7,04 7,05 7,06 7,07 7,08 7,09 7,10 7,11 www.itis.gov - ITIS Standard report - Stand 02.2009
  8. 8,00 8,01 8,02 8,03 8,04 8,05 8,06 8,07 8,08 8,09 8,10 8,11 8,12 8,13 www.das-tierlexikon.de - Eintrag zum Allfarblori
  9. www.vogelverein-badlauchstaedt.de
  10. www.zipcodezoo.com
  11. Colin R. Trainor und Thomas Soares: Birds of Atauro Island, Timor-Leste (East Timor), Forktail 20 (2004), S. 41–48
  12. Sindel und Gill, S. 45 und S. 46

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