Anterograde Amnesie


Klassifikation nach ICD-10
R41.1 Anterograde Amnesie
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Bei der anterograden Amnesie (auch: Ekmnesie[1]) ist die Merkfähigkeit für neue Bewusstseinsinhalte massiv reduziert. So können neue Dinge nur noch für ein bis zwei Minuten im Gedächtnis erhalten werden, ehe sie wieder vergessen werden.

Gründe sind der Ausfall des wesentlichen Neuronenkreises im limbischen System (Papez-Kreis) bzw. der Untergang der Neuronen im Nucleus basalis Meynert (Morbus Alzheimer).

Die anterograde Amnesie tritt oft kombiniert mit einer retrograden Amnesie auf – z. B. bei posttraumatischen Amnesien mit Bewusstseinsverlust durch Gehirnerschütterung, wobei in der Zeit der Verwirrung nach dem Erwachen eine anterograde Amnesie auftritt und auch eine Erinnerungslücke bezüglich der Geschehnisse unmittelbar vor dem traumatischen Ereignis nicht geschlossen werden kann (retrograde Amnesie). Eine anterograde Amnesie liegt im Rahmen eines amnestischen Syndroms, sehr häufig verknüpft mit einer schweren retrograden Amnesie, die sich nicht selten über Jahrzehnte erstreckt, beim Korsakow-Syndrom vor, von dem rund 5 % aller chronisch Alkoholkranken betroffen sind. Vor allem das episodische Gedächtnis (autobiographisches Gedächtnis) ist – bei intaktem Allgemeinwissen und Intelligenz – stark beeinträchtigt, was oft zur Konfabulation führt, einer objektiv falschen Aussage, bedingt durch eine verzerrte Erinnerung oder Fehlfunktion in der Abrufung von Gedächtnisinhalten, von deren Richtigkeit der Aussagende jedoch überzeugt ist und mit der er Gedächtnislücken unbewusst überbrückt.

Generell verursachen auch Benzodiazepine und andere Hypnotika eine anterograde Amnesie. Ursprünglich wurde bei Verabreichung von Halcion (Wirkstoff Triazolam) entdeckt, dass sich die Patienten nicht mehr an Ereignisse aus der Zeit unter dem Einfluss des Medikamentes erinnern. Dem entsprechend wurde dies als „Halcion-Effekt“ bezeichnet. Er kann bei geplanten Operationen medizinisch erwünscht sein. Hierfür wird beispielsweise Midazolam wegen dieser Wirkung und zur Anxiolyse als Prämedikation verwendet.

Anterograde Amnesie in der Kunst

Im Film Memento von Christopher Nolan leidet der Protagonist unter anterograder Amnesie. Damit der Zuschauer sich besser in dessen Lage hineinversetzen kann, wird der Film achronologisch erzählt.

Weitere Filme, in denen Personen unter anterograder Amnesie leiden, sind 50 erste Dates und Winterschläfer.

Einzelnachweise

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