Elfenbein


Elfenbein in Transportkiste
Elfenbein verarbeitet
Elfenbeinquelle Stoßzähne/Elefanten
Elfenbein verarbeitet
Überreste eines wegen seines Elfenbeins gewilderten Elefanten
Querschnitt durch den Stoßzahn eines Mammuts
Armreif aus Mammutelfenbein

Elfenbein bezeichnet im engeren Sinne das Material der Stoßzähne von Elefanten und Mammuts, des Weiteren auch das bestimmter anderer Säugetiere.

Etymologie und Definition

Das Wort Elfenbein, abgeleitet vom griechischen έλέφας und dem lateinischen elephantus, im Althochdeutschen helfant, bedeutete sowohl Elefant wie auch Elfenbein, da man zunächst nur das Material, aber kaum das Tier kannte. Daneben findet sich schon im Althochdeutschen das differenzierende helfenbein (="Elefantenknochen"), dessen anlautendes H seit Verbreitung der Lutherbibel immer mehr wegfiel.

Geschichtlich ist Elfenbein in der Regel nur auf das Stoßzahnmaterial der Elefanten und Mammuts bezogen worden.[1] Dementsprechend unterscheiden Kunstgeschichte und Antiquitätenhandel dieses von anderem Zahnmaterial. Auch im Artenschutzrecht geht es bei dieser Bezeichnung um Elefantenelfenbein. Gleichwohl werden gerne in einem weiteren Sinne unter dem Oberbegriff Elfenbein auch die Zähne von Nilpferd, Pottwal, Walross und Narwal (Ainkhürn) subsumiert.

Herkunft des Elfenbeins

Hauptsächlich wird Elfenbein aus den Stoßzähnen von Elefanten gewonnen, teilweise auch von fossilen Überresten ausgestorbener Elefanten wie den Mammuts. Die verschiedenen Elfenbeinsorten weisen unterschiedliche Färbungen und Eigenschaften auf. Unter dem Mikroskop und durch spektroskopische Verfahren kann bei Elfenbeinprodukten auch zwischen indischem und afrikanischem Elefanten unterschieden werden. Mittels DNA-Analysen lässt sich die geografische Herkunft des Elfenbeins ermitteln, dieses Verfahren wird für die Herkunftsbestimmung afrikanischer Elefanten angewendet [2][3].

Zusammensetzung

Elfenbein ist ein Gemenge aus mineralischem und organischem Material. Die Stoßzähne und Zähne, die aus Elfenbein bestehen, sind nicht zum Zermahlen der Nahrung bestimmt und daher elastisch. Sie enthalten verhältnismäßig wenig Mineralien, die chemischen und die physikalischen Eigenschaften hängen von der Tierart ab.

Elfenbein besteht zu etwa 56–59 % aus Calciumphosphat (Zahnbein) und einem geringen Anteil an Kalk, die mit einer der Knorpelmasse ähnlichen organischen Substanz verbunden sind. In dieser ist Wasser gebunden. Beim Trocknen verliert Elfenbein rund 20 % Gewicht.

Die Härte des Stoßzahnmaterials eines Elefanten beträgt auf der Mohs-Skala etwa 2,75 bis 3,50. Andere Elfenbeinarten können eine Härte bis 4,25 erreichen. In der Literatur wird die Härte des Elfenbeins nach Mohs im Allgemeinen mit 2 bis 3 angegeben.

Die Härte des Elfenbeins hängt vom Nahrungsangebot ab. Je mehr Mineralstoffe das Elfenbein enthält, desto härter ist es. Außerdem ist das Elfenbein beim Elefanten zur Spitze hin dichter und härter.

Wert

Der Wert des Elfenbeins besteht darin, dass es nicht einfach und gefahrlos zu gewinnen ist: Elefanten, Walrosse und Wale sind wehrhafte Tiere, die sich nicht ohne weiteres töten lassen und in meist schwer zugänglichen Habitaten leben. Nicht jeder Stoßzahn eignet sich zur Verarbeitung, Verfärbungen, Zerfall und Risse können den Wert erheblich mindern. In der Antike wurde möglichst helles Elefantenelfenbein ohne Verfärbungen als besonders wertvoll befunden. Mit bloßem Auge sichtbar sind bei Elefantenelfenbein charakteristische maserungsähnliche Linien, die Retziussche oder Schregersche Linien heißen. Elfenbein muss vor dem Verarbeiten über einen längeren Zeitraum möglichst behutsam getrocknet werden, um Rissbildung vorzubeugen. Die verwertbare Menge Elfenbein aus einem einzelnen Stoßzahn ist relativ gering, da der Stoßzahn einen großen Nervenkanal im Inneren hat und zu einem großen Teil hohl ist. Dadurch ist die maximale Größe eines dreidimensionalen Objektes beschränkt, doch können durch geschickte Formgebung längere und flachere Objekte gewonnen werden, wenn sie sich der Form des Stoßzahns anpassen.

Im Mittelalter galt das Elfenbein des Narwals als das Wertvollste und wurde mit Gold aufgewogen. Ebenfalls wertvoll ist das Walross-Elfenbein, weswegen die Walrossbestände stark dezimiert wurden. Schon im Jahre 1000 brachte der Sohn des Grönland-Entdeckers Erik, Leif Eriksson, dem König von Norwegen, Olaf, Elfenbeinschnitzereien aus Walross- und Narwal-Stoßzähnen als Geschenke dar. Nach der Unterwerfung der grönländischen Siedler unter den norwegischen Monarchen im Jahr 1261 wurden die Steuern an den König und den Bischof großenteils in Form von Elfenbein bezahlt.[4] Das Elfenbein gelangte bis an die europäischen Höfe und in die Schatzkammern von Kaisern, Königen und Päpste. Erst als im späten Mittelalter der Handel mit den Arabern auch Elefanten-Stoßzähne nach Europa brachte, verfiel der Wert des Walross-Elfenbeins.

In den letzten Jahrzehnten wurde der Wert bzw. der Preis von Elfenbein nicht nur durch das Wechselspiel von Angebot und Nachfrage, sondern auch durch Handelsbeschränkungen und -freigaben bestimmt, die dem Schutz der Elefanten vor Wilderei dienen (vergleiche Abschnitt: Elfenbein und Artenschutz).

Elfenbein und Artenschutz

Die Stoßzähne von Afrikanischen Elefanten sind heute die wichtigste Quelle für Elfenbein, der Elfenbein-Handel hat damit Einfluss auf deren Bestände. Durch steigende Nachfrage bzw. einen starken Anstieg der Elfenbeinpreise und moderner Ausrüstung organisierter Banden nahm Ende der 1970er Jahre die Wilderei von Afrikanischen Elefanten insbesondere in Ostafrika stark zu. Bis zu 100.000 Elefanten wurden jährlich wegen ihres Elfenbeins getötet, die Bestände wurden stark dezimiert, lokales Aussterben drohte. Daraufhin wurde 1989 der Handel mit Elfenbein international reguliert (Washingtoner Artenschutzübereinkommen/CITES), die Preise brachen infolgedessen ein und die Wilderei ging massiv zurück.[5] Im Jahr 1999 wurden 50 Tonnen und 2008 insgesamt 101 Tonnen Elfenbein aus Lagerbeständen von vier südafrikanischen Ländern legal nach Japan bzw. China versteigert.[6] Befürworter dieser beschränkten Handelsfreigabe argumentierten, dass die Nachfrage künftig aus legalen Quellen gedeckt werde und die Wilderei zurückginge. Artenschutzorganisationen warnten überwiegend davor, der legale Handel könne dazu dienen, illegal gewildertes Elfenbein in den Markt zu schleusen. Tatsächlich kam es seit den Handelsfreigaben zu einem massiven Anstieg des illegalen Elfenbeinhandels: 2009 wurden 35 Tonnen illegales Elfenbein beschlagnahmt. [7] Im Jahr 2011 wurden allein in 13 größeren Beschlagnahmungen 23 Tonnen gewildertes Elfenbein sichergestellt. Dabei wird geschätzt, dass die Zollbehörden nur jede zehnte Lieferung abfangen. [8] Anfang 2012 wurden im Bouba-Ndjida-Nationalpark in Kamerun etwa 400 Elefanten wegen ihrer Stoßzähne getötet. [9] Zuvor lebten im Park 95 % der Afrikanischen Elefanten (Loxodonta africana) Kameruns, was wiederum 80 % der zentralafrikanischen Restpopulation entsprach. [10]

Hauptabnehmer für illegales Elfenbein ist China. Wissenschaftler schätzen, dass derzeit pro Jahr in Afrika ca. 38.000 Elefanten für den Elfenbeinhandel gewildert werden.[11] In den letzten Jahren kam es auf den Schwarzmärkten zu erheblichen Preisanstiegen (circa 100 $/kg im Jahr 2002, 1800 $/kg 2010).[12] Von Ausnahmen für legale Elfenbeinverkäufe nach Japan (1999 und 2008) und China (2008) abgesehen, verbietet das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (engl. CITES) den internationalen Elfenbeinhandel.

Geschichte

Bereits in der Steinzeit fertigten Menschen aus Mammutelfenbein kleine Skulpturen, von denen einige bis heute erhalten sind. Berühmt als die ältesten bisher gefundenen menschlichen Kunstwerke sind die 11 Tierfigürchen aus Mammutelfenbein aus den Vogelherdhöhlen, für die ein Alter von 32.000 Jahren angenommen wird.[13] Schon im Altertum wurden Gebrauchsgüter, Kunstgegenstände und Schmuck aus Elfenbein geschnitzt. Aus China sind 6000 Jahre alte Funde bekannt. Elfenbein wurde später unter anderem auch für Billardkugeln und Klaviertastenbeläge verwendet. Kunststoffe, die ähnliche Eigenschaften wie Elfenbein haben, haben dieses heute in den meisten Fällen ersetzt.

In der Spätantike wurde Elfenbein für die Herstellung von unterschiedlichen Gegenständen genutzt. Der Import und Export des Elfenbeins beschränkte sich hierbei auf die Kontinente Asien und Afrika. Leider lässt sich jedoch bis heute selbst mit Hilfe modernster Technik nicht eindeutig klären, von welchem Kontinent das Elfenbein des gefundenen Stückes stammt.[14]

Im 4. bis 6. Jahrhundert hatte das Elfenbein wohl den Höhepunkt seiner Beliebtheit erreicht, was sich in der vielfältigen Herstellung von Gebrauchsgegenständen, allen voran Diptychen (zweiteilige bemalte oder beschitzte Elfenbeintafeln) für religiöse Zwecke niederschlug. Elfenbein war damit kein der Aristokratie vorbehaltenes Material mehr, sodass im Jahr 384 ein Erlass erfolgte, der es Privatpersonen verbot, solche Diptychen aus Elfenbein herzustellen und zu verschenken. Man geht davon aus, dass damals tausende von Diptychen produziert wurden, von denen heute nur noch etwa 50 Exemplare in Museen und Sammlungen nachweisbar sind. [15]

Nachdem Nordafrika im 7. Jhd. unter Arabische Vorherrschaft geriet versiegten die Handelsbeziehungen zwischen Europa und Afrika fast völlig. Das Verhältnis zwischen Orient und Okzident verschlechterte sich zunehmend. Jedoch wurden einzelne Elfenbeinstücke über den Orient doch nach Europe verhandelt. Heute befinden sie sich meist in Kirchenschätzen. Ihr Stil und ihre Ornamentik weisen auf den Orientalischen Hintergrund hin [16]

1415 eroberte das portugiesische Königreich die Stadt Ceuta an der Straße von Gibralta. So wurde Europa erneut in den Transsahrahandel einbezogen. Es folgten eine Reihe von Expeditionen an der westafrikanischen Atlantikküste. Damit beginnt die Zeit des atlantischen Dreieckshandels. Elfenbein wurde wieder in Großen Massen nach Europa Exportiert[17]

Da Elefanten wegen ihrer Stoßzähne von Wilderern massenhaft getötet wurden und am Rande des Aussterbens standen, wurde 1989 der Handel mit Elfenbein weltweit eingeschränkt, in manchen Ländern ist der Handel unter strengen Auflagen erlaubt. Mammutelfenbein ist davon jedoch nicht erfasst, da das Elfenbein von Mammuts nur in fossiler Form in Permafrostböden Sibiriens gefunden wird.

Ein deutsches Elfenbeinmuseum befindet sich in Erbach im Odenwald. Franz I., letzter regierender Graf von Erbach (1754–1823) hatte dort 1783 die Elfenbeinschnitzerei eingeführt, worauf sich viele Künstler in dem Ort niederließen. Das trug Erbach den Beinamen Elfenbeinstadt ein.

Siehe auch

  • Elfenbeinturm
  • Elfenbeinschnitzerei
  • Scrimshaw
  • Bein (Werkstoff)

Literatur

  • Bundesamt für Naturschutz (BfN): Elfenbein und Artenschutz/Ivory and Species Conservation, Proceedings of INCENTIVS – Meetings (2004–2007), BfN-Skripte 228.
  • Martin Dambach: Die Kugel im Elfenbein – Ein Kuriosum aus dem Naturalienkabinett. In: Naturwissenschaftliche Rundschau 62(9), 2009, ISSN 0028-1050, S. 457–459
  • Detlef Groneborn: Gold Sklaven Elfenbein - Mittelalterliche Reiche im Norden Nigerias, Mainz 2011, ISBN 978-3-88467-177-1.

Kunstgeschichte:

  • Otto Pelka: Elfenbein, Berlin 1923
  • Eugen von Philippovich: Elfenbein. Ein Handbuch für Sammler und Liebhaber,1982

Weblinks

Wiktionary: Elfenbein – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Elfenbein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. so bei Krünitz
  2. Kenine E. Comstock, Elaine A. Ostrander & Samuel K. Wasser (2003): Amplifying Nuclear and Mitochondrial DNA from African Elephant Ivory: a Tool for Monitoring the Ivory Trade. – Conservation Biology 17: 1–4.
  3. Samuel K. Wasser, Andrew M. Shedlock, Kenine Comstock, Elaine A. Ostrander, Benezeth Mutayoba & Matthew Stephens (2004): Assigning African elephant DNA to geographic region of origin: Applications to the ivory trade. – (Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America) Proc Natl Acad Sci U S A. 2004 October 12; 101(41): 14847–14852, doi: 10.1073/pnas.0403170101.
  4. Rolf Bökemeier: Walrosse. Die Beherrscher der Arktis. In: GEO Nr. 1/02, Gruner & Jahr, Hamburg, 2002, S. 146
  5. V. Reifenstein, C. Kitschke & S. Ziegler (2008): Elephant Conservation and the Ivory Trade, in: Elfenbein und Artenschutz/Ivory and Species Conservation, Proceedings of INCENTIVS – Meetings (2004-2007), BfN-Skripte 228, S. 13-25.
  6. Deutscher Bundestag Drucksache 16/13287: Handel mit Elfenbein (abgerufen am 17. Juni 2011).
  7. WWF: Negativ-Rekord bei beschlagnahmtem Elfenbein (abgerufen am 8. April 2012)
  8. G. F. Michaelis (2012): Kampf den Wildtierspekulanten. Süddeutsche Zeitung vom 2. März 2012, S. 18.
  9. Jagd auf Elfenbein in Kamerun (abgerufen am 8. April 2012)
  10. Cameroon Elephant Massacre Shows Poaching, Ivory Trade Require an International Response (abgerufen am 8. April 2012)
  11. S. Wasser, B. Clark & C. Laurie (2009): The Ivory Trail. Scientific American 301 (1): 68-74.
  12. Asian Ivory Trade Poses Danger to African Elephant. The Associated Press, 15. Mai 2010 (abgerufen am 8. Februar 2011).
  13. Vogelherdhöhle
  14. Artikel: Elfenbein aus spätantiker Zeit
  15. BODE, August(1956): Das Reiterdiptychon des Louvre. In: Zeitschrift für Kunstgeschichte, 19 Bd., H. 2. S. 155-161. München – Berlin. S.156.
  16. Rainer Schreg: Zur Afrekareption im Europäischen Mittelalter.In: Detlef Groneborn (Hrsg.): Gold Sklaven Elfenbein - Mittelalterliche Reiche im Norden Nigerias, Mainz 2011. S. 10.
  17. Detlef Gronborn: Die Europäische Expansion nach Westafrika Detlef Groneborn: Gold Sklaven Elfenbein - Mittelalterliche Reiche im Norden Nigerias, Mainz 2011. S. 16 – 18.


News mit dem Thema Elfenbein

Die News der letzten Tage