Golfstrom


Oberflächentemperatur im westlichen Nordatlantik. Nordamerika erscheint schwarz und dunkelblau (kalt), der Golfstrom rot (warm). Quelle: NASA

Der Golfstrom ist eine warme, rasch fließende Meeresströmung im Atlantik. Er ist Teil eines globalen maritimen Strömungssystems, des globalen Förderbands. In Richtung Europa wird der Golfstrom zum Nordatlantikstrom. Er ist Teil der westlichen Randströmung und beeinflusst das Klima in Nordeuropa.

Der Golfstrom befördert etwa 30∙106 m³ Wasser pro Sekunde (30 Sv) am Floridastrom, bei einer Geschwindigkeit von 1,8 m/s, und bis zu maximal 1,5 ∙ 108 Kubikmeter Wasser (150 Sv) bei 55° West[1]. Das ist mehr als einhundertmal so viel Wasser, wie über alle Flüsse der Welt zusammen ins Meer fließt. Er transportiert etwa 1,5 Petawatt[2] Leistung. Dies entspricht der Nutzleistung von ungefähr zwei Millionen modernen großen Kernkraftwerken.

Der Name Golfstrom wurde von Benjamin Franklin geprägt und bezieht sich auf den Golf von Mexiko. Früher wurde er auch „Floridastrom“ genannt, auf den Karten des 16. und 17. Jahrhunderts heißt er Canal de Bahama.

Verlauf

Darstellung des Golfstroms, der westlich der Britischen Inseln als Nordatlantikstrom fortgesetzt wird.

Als eigentlicher Golfstrom wird die Meeresströmung zwischen Cape Hatteras, North Carolina, bis ca. 2500 km östlich davon im Atlantik bezeichnet. Seine Ursprünge sind der Floridastrom und der Antillenstrom.

Der Floridastrom ist die Fortsetzung der Karibischen Strömung und damit des Südäquatorialstroms, der Hauptwasserlieferant des Golfstroms ist. Die Karibische Strömung fließt durch den schmalen Durchgang der Meerenge zwischen Kuba und Yukatán in den Golf von Mexiko. Diese Strömung, jetzt Loop Current (Schleifenstrom) genannt, durchläuft danach den Golf im Uhrzeigersinn und wird dann durch eine noch engere Passage zwischen Kuba und Florida in den Atlantik zurückgepresst.

Nördlich der Bahamas vereinigen sich Floridastrom und Antillenstrom zum eigentlichen Golfstrom. Im Golf von Mexiko hat er viel Wärme aufgetankt und bewegt sich nun als Golfstrom an der Küste Nordamerikas weiter. Er verläuft zunächst als etwa 100 bis 200 km breites Band entlang der Küste Nordamerikas. In der Nähe von Cape Hatteras löst sich der Golfstrom als Strahlstrom von der Küste und fließt östlich in das nordamerikanische Becken und in den offenen Atlantik (bedingt durch die geographischen Gegebenheiten unter der Wasseroberfläche).

Der Strom wird durch die Ostwendung instabil, er mäandriert und Ringe lösen sich vom Golfstrom. Auf seinem Weg durch den Atlantik spalten sich Teile ab und fließen zurück in südliche oder westliche Richtungen. Die transportierte Wassermasse verringert sich durch diese Teilung der Strömung und verliert durch Verdunstung auch an thermischer Energie.

Auf seinem Weg transportiert der Golfstrom große Mengen Plastikmüll. Der Müll stammt unter anderem von den Abfällen der Schiffsbesatzungen. Auch Flüsse spülen große Mengen von Plastik in die Ozeane.

Entstehung

Der Golfstrom ist Teil der globalen thermohalinen Zirkulation. Die Strömung entsteht durch Dichteunterschiede, die ihrerseits auf Unterschiede in der Wassertemperatur und dem Salzgehalt zurückzuführen sind. Bei der Entstehung des Golfstroms spielt ebenfalls die atmosphärische Zirkulation und die nach Norden zunehmende Wirkung der Corioliskraft auf die Wasserbewegung eine wichtige Rolle.[3]

Passatwinde

Der im tropischen Atlantik herrschende Passatwind treibt große Mengen warmen Wassers aus dem offenen Atlantik nach Westen. Die Küste von Nordamerika wirkt wie eine Staumauer und lässt das Wasser entlang der Küste nach Norden abfließen.

Ablenkung durch Labradorstrom und Corioliskraft

Neben dem Zusammentreffen mit dem Labradorstrom sorgt die Corioliskraft dafür, dass die nach Norden fließenden Wassermassen in Richtung Europa abgelenkt werden.

Fauna

Die Temperatur des Golfstroms und seine Strömung haben großen Einfluss auf die Ökologie der Tierwelt des Atlantiks. Das mit der Strömung driftende Plankton ist Nahrungsgrundlage für zahlreiche Tiere. Diese locken wieder Fressfeinde innerhalb der Nahrungskette an. Die untermeerischen Bodenstrukturen, die vom Golfstrom berührt und teilweise geformt werden, bilden den Lebensraum dieser Fauna.

Erforschung

1969 unternahm das Tauchboot Ben Franklin (PX-15) unter Jacques Piccard als Projektleiter eine vierwöchige Driftfahrt im Golfstrom, während der die sechsköpfige Besatzung auf sich alleine gestellt war. Das Boot tauchte vor Florida unter und legte 2400 km bis vor Neuschottland zurück.

2005 sorgte ein Aufsatz des britischen Ozeanographen Harry Bryden für Aufsehen, der eine starke Abschwächung des Golfstroms postulierte[4]. Messungen des Golfstroms im Bereich der Labradorsee und östlich der Karibik unter Federführung des Kieler IFM Geomar konnten Brydens Schlussfolgerungen jedoch nicht unterstützen. Zwar stellten auch die Kieler Forscher ganz erhebliche Schwankungen fest, jedoch könnte man aus diesen keine langfristigen Trends ableiten.[5]

Literatur

  • Hermann Lämmerhirt: Der Golfstrom : seine Entstehung und sein Einfluss auf das Klima des nordwestlichen Europas. Bremerhaven, 1887 (Digitalisat)
  • Henry Stommel: The Gulf Stream. A physical and dynamical description. Cambridge University Press, London, 1958; 2nd ed. 1965.
  • Henry Stommel: The westward intensification of wind-driven ocean currents. In: Transactions of the American Geophysical Union, Jg. 29 (1948), S. 202-206
  • Érik Orsenna: Lob des Golfstroms. C.H. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54829-6.
  • Jacques Piccard: Tauchfahrt im Golfstrom Brockhaus , Wiesbaden 1972, ISBN 3-7653-0247-3.

Weblinks

Commons: Golfstrom – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Golfstrom – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Joanna Gyory, Arthur J. Mariano, Edward H. Ryan: Surface Ocean Currents: The Gulf Stream (englisch) Cooperative Institute for Marine and Atmospheric Studies der University of Miami. Abgerufen am 23. Juli 2010.
  2. Lecture 26: Oceans. Boston University. 6. Januar 2009. Abgerufen am 31. Dezember 2010.
  3. Henry Stommel: The westward intensification of wind-driven ocean currents. In: Transactions of the American Geophysical Union, Jg. 29 (1948), S. 202-206
  4. Bryden, H. L., Longworth, H. R. & Cunningham, S. A.(2005):Slowing of the Atlantic meridional overturning circulation at 25 degrees N. Nature, Vol. 438, Issue. 7068, p. 655-657.
  5. Schiermeier, Quirin (2007):Ocean circulation noisy, not stalling. Nature, Vol. 448, Issue. 7156, p. 844-845.

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