Iriomote-Katze



Iriomote-Katze

Iriomote-Katze

Systematik
Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Überfamilie: Katzenartige (Feloidea)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Kleinkatzen (Felinae)
Gattung: Altkatzen (Prionailurus)
Art: Iriomote-Katze
Wissenschaftlicher Name
Prionailurus bengalensis iriomotensis
Imaizumi, 1967

Die Iriomote-Katze (Prionailurus bengalensis iriomotensis) ist eine wilde Katze, die auf der japanischen Insel Iriomote, der südlichsten der Ryūkyū-Inseln heimisch ist. Molekulargenetischen Analysen zufolge stellt sie keine eigene Art, sondern eine Unterart der Bengalkatze dar. In der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion IUCN wird sie als Stark Gefährdet (Critically Endangered) geführt, da die Population weniger als 250 erwachsene Katzen umfasst.[1]

Sie wurde erst 1967 wissenschaftlich beschrieben. Im regionalen Dialekt wird sie Yamamayā („Bergkatze, Wildkatze“), Yamapikaryā („Funkelndes Etwas der Berge“) oder Pingīmayā („geflohene Katze“) genannt.[2]

Merkmale

Iriomote-Katzen haben dunkelbraunes langhaariges Fell mit horizontalen Streifen von dunkleren undeutlichen Flecken. Sie haben einen relativ lang gestreckten Körper mit kurzen Gliedmaßen und kurzem Schwanz von etwa 19 cm.[2] Kuder wiegen im Durchschnitt 4.2±0.5 kg, und Katzen 3.2±0.3 kg.[3]

Von der Größe her sind sie mit Hauskatzen vergleichbar: die Kopf-Rumpf-Länge beträgt rund 60 cm. Die Ohren sind klein und abgerundet mit einem weißen Fleck auf der Rückseite.

Verbreitung und Habitat

Iriomote-Katzen kommen nur auf der Insel Iriomote vor, die am südlichen Ende der Ryūkyū-Inselkette liegt, einer Inselgruppe, die sich von Kyūshū bis nach Taiwan erstreckt. Iriomote besteht hauptsächlich aus 300-400 m hohen Hügeln, die mit sub-tropischem immergrünem Laubwald bedeckt sind, und ausgedehnten Gürteln von Mangroven entlang der Wasserstraßen. Iriomote-Katzen leben vorwiegend in den Küstengebieten in der Nähe von Siedlungen, aber weniger in den geschützten Bergwäldern im Inneren der Insel.[3] Die Mangrovenwälder und bewaldeten Sumpfgebiete in den Küstengebieten weisen eine größere Artenvielfalt auf und scheinen wegen ihres größeren Beutespektrums geeignetere Habitate darzustellen als die höher gelegenen Areale im Innern der Insel.[4]

Lebensweise

Iriomote-Katzen sind Einzelgänger und generell in der Dämmerung und in den frühen Nachtstunden aktiv, wenn auch ihre Beutetiere aktiv werden. Kuder sind vorwiegend in der Morgendämmerung und nach Sonnenuntergang aktiv. Katzen sind außerdem um Mitternacht und auch dann um die Mittagszeit aktiv, wenn sie Junge haben.[5] Sie ruhen in Baumhöhlen, Ästen oder Felsspalten.

In den nördlichen Waldbeständen der Insel haben Kuder größere Reviere als Katzen, die Reviere von mehreren Katzen einschließen. In diesen geeigneten Habitaten sind Reviere von Kudern etwa 3 km2 groß, die der Katzen im Durchschnitt 1,75 km2.[6] Nach Untersuchungen, die in einem weniger bewaldeten Standort an der Westküste durchgeführt wurden, war das Revier des Kuders nur zwischen 0,83 km2 und 1,65 km2 groß, das der residenten Katze dagegen etwas größer, nämlich zwischen 0,76 km2 und 1,84 km2 groß. Die Reviere beider Individuen üpperlappten sich zum großen Teil.[7]

Ernährung

Iriomote-Katzen ernähren sich von Insekten, Reptilien, Amphibien, in Wassernähe lebenden Vögeln und kleinen Säugetieren.[4] Ende der 1980er Jahre untersuchten Biologen das Nahrungsverhalten von Iriomote-Katzen anhand von Kotproben, die sie monatlich sammelten. Sie fanden heraus, dass Iriomote-Katzen mehr Echsen und Frösche fressen als Säugetiere und Vögel, und sich vorwiegend von Skinken ernähren.[8]

Fortpflanzung

Iriomote-Katzen paaren sich vorwiegend zwischen Februar und März. Nach einer Tragzeit von etwa 60 Tagen bringen Katzen zwischen April und Juni ein, seltener zwei Jungtiere zur Welt, die sie für zwei bis drei Monate säugen. Nach frühestens 4 Monaten trennen sich die Jungtiere langsam von ihrer Mutter. Im Alter von etwa acht Monaten erreichen sie Geschlechtsreife. Die Lebenserwartung wird auf rund zehn Jahre geschätzt.[9]

Bedrohung

Warnhinweis auf Iriomote-Katzen an der Straße

Die Iriomote-Katze ist eine der seltensten Katzen der Erde und auf ein sehr kleines Verbreitungsgebiet beschränkt. Die Insel Iriomote umfasst nur 284 km2. Die Population der Insel wurde 1994 noch auf 99 bis 110 erwachsene Individuen geschätzt. Seither ist das von Iriomote-Katzen bevorzugte Habitat in der Umgebung von Feuchtgebieten in einem solchen Maße reduziert worden, dass die Population vermutlich noch kleiner geworden ist.[1]

Naturschutz

Die Iriomote-Katze ist im Anhang II des Washingtoner Artenschutzübereinkommen als Prionailurus iriomotensis aufgeführt.[1]

Im Endangered Species Act der USA ist sie unter dem Nomen Prionailurus bengalensis iriomotensis als gefährdet (endangered) aufgeführt.[10]

Taxonomische Geschichte

Seit ihrer Entdeckung in den 1960er-Jahren war der taxonomische Status der Iriomote-Katzen lange Zeit umstritten.

Im Jahr 1967 wurde sie als eigenständige Art Prionailurus iriomotensis syn. Mayailurus iriomotensis vorgeschlagen.[2] In den 1990er Jahren durchgeführte mtDNA-Analysen deuten darauf hin, dass die Population dieser japanischen Wildkatze als Unterart von Prionailurus bengalensis zu bewerten ist.[11] Nach der Publikation dieser Analysen klassifizierten die für die Iriomote-Katze verantwortlichen Gutachter der IUCN sie ab 1994 als Prionailurus bengalensis iriomotensis. Paul Leyhausen untersuchte mit seinen Mitarbeitern in den 1990er Jahren Schädel von Bengalkatzen und Iriomote-Katzen. Er kam zu dem Ergebnis, dass die Proportion von Schädeln eindeutig die enge Verwandtschaft der Iriomote-Katze mit der Gattung Prionailurus zeige, und sie gemeinsame Merkmale mit Prionailurus bengalensis, Prionailurus viverrinus und Prionailurus planiceps aufweise; auch Affinitäten mit den Gattungen Pardofelis und Profelis seien nicht zu übersehen. Die Unterschiede sind jedoch nach seiner Ansicht so groß, dass eine Klassifizierung der Iriomote-Katze als Art Prionailurus iriomotensis gerechtfertigt sei.[12]

In den 1990er Jahren durchgeführte molekulargenetische Untersuchungen zeigten, dass sich die genetische Struktur von Iriomote-Katzen, Bengalkatzen und Amurkatzen unterscheidet; das Ausmaß der Unterschiede jedoch nur so groß sei, dass die Forscher die Klassifizierung der Iriomote-Katze als Unterart von Prionailurus bengalensis befürworteten.[13]

Nach phylogeografischen Untersuchungen besiedelte die Population die Iriomote-Insel vermutlich vor etwa 90.000 Jahren vom südchinesischen Festland aus.[14]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Izawa, M. (2008) Prionailurus bengalensis ssp. iriomotensis. In: IUCN 2010. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2010.4.
  2. 2,0 2,1 2,2 Imaizumi, Y. (1967) A new genus and species of cat from Iriomote, Ryukyu Islands. Journal of Mammalian Society Japan 3(4): 74
  3. 3,0 3,1 Izawa, M., Doi, T., Ono, Y. (1989) Social system of the Iriomote cat (Felis iriomotensis). 5th International Theriological Congress, Rome, 27-29 August. Vol. 2: 608
  4. 4,0 4,1 Sakaguchi, N. (1994) Ecological aspects and social system of the Iriomote cat Felis iriomotensis (Carnivora; Felidae). PhD thesis, Kyushu University
  5. Schmidt, K., Nakanishi, N., Izawa, M., Okamura, M., Watanabe, S., Tanaka, S., Doi, T. (2009) The reproductive tactics and activity patterns of solitary carnivores – the Iriomote cat Journal of Ethology 27(1): 165–174. DOI: 10.1007/s10164-008-0101-4
  6. Okamura, M. (2002) A study on the reproduction and social systems of the Iriomote cat, Felis iriomotensis. PhD thesis, Kyushu University, Fukuoka, Japan
  7. Nakanishi, N., Okamura, M., Watanabe, S., Izawa, M., Doi, T. (2005) The effect of habitat on home range size in the Iriomote Cat Prionailurus bengalensis iriomotensis. Mammal Study, Vol. 30: 1–10. doi:10.3106/1348-6160(2005)30[1:TEOHOH]2.0.CO;2
  8. Sakaguchi, N., Ono, Y. (1994) Seasonal change in the food habits of the Iriomote cat Felis iriomotensis Ecological Research 9 (2): 167–174. DOI: 10.1007/BF02347492
  9. Okamura, M., Doi, T., Sakaguchi, N., Izawa, M. (2000) Annual reproductive cycle of the Iriomote cat Felis iriomotensis Mammal Study 25 )(2): 75–85. doi:10.3106/mammalstudy.25.75
  10. Wozencraft, W. C. (2005) Prionailurus iriomotensis In Wilson, Don E., Reeder, D. M.: Mammal Species of the World: A Taxonomic and Geographic Reference. Dritte Auflage. Johns Hopkins University Press, 2005. ISBN 978-0-8018-5789-8
  11. Masuda, R., Yoshida, M. C. (1995) Two Japanese wildcats, the Tsushima cat and the Iriomote cat, show the same mitochondrial DNA lineage as the leopard cat Felis bengalensis. Zoological Science 12: 655–659
  12. Leyhausen, P., Pfleiderer, M. (1999) The systematic status of the Iriomote cat (Prionailurus iriomotensis Imaizumi 1967) and the subspecies of the leopard cat (Prionailurus bengalensis Kerr 1792). Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research 37 (3): 121–131. doi 10.1111/j.1439-0469.1999.tb00974.x
  13. Johnson, W. E., Ashiki, F. S., Menotti Raymond, M., Driscoll, C., Leh, C., Sunquist, M., Johnston, L., Bush, M., Wildt, D., Yuhki, N., O'Brien, S. J., Wasse, S. P. (1999) Molecular genetic characterization of two insular Asian cat species, Bornean Bay cat and Iriomote cat. Evolutionary Theory and Process: Modern perspectives, Papers in Honour of Evivatar Nevo, pp. 223. Kulwer Academic Publisher
  14. Tamada, T., Siriaroonrat, B., Subramaniam, V., Hamachi, M., Lin, L.-K., Oshida, T., Rerkamnuaychoke, W., Masuda, R. (2008) Molecular Diversity and Phylogeography of the Asian Leopard Cat, Felis bengalensis, Inferred from Mitochondrial and Y-Chromosomal DNA Sequences. Zoological Science 25: 154–163 (2008)

Literatur

  • Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, 1999 ISBN 0-8018-5789-9

Weblinks

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