Xenoturbella


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Xenoturbella
Systematik
Überstamm: Neumünder (Deuterostomia)
Stamm: Xenoturbellida
Klasse: nicht eingeteilt
Ordnung: nicht eingeteilt
Familie: Xenoturbellidae
Gattung: Xenoturbella
Wissenschaftlicher Name
Xenoturbella
Westblad, 1950
Arten
  • X. bocki (Westblad, 1949)
  • X. westbladi Israelsson, 1999

Die Xenoturbella (Gr. + Lat. Fremde Strudelwürmer) bilden eine Gattung der Tiere innerhalb der Bilateria. Es ist die einzige Gattung in der Familie Xenoturbellidae, die wiederum die einzige Familie im Stamm der Xenoturbellida ist. Die nur wenige Zentimeter langen Tiere leben marin auf Schlammböden, die ersten Tiere wurden 1915 im Skagerrak gefunden, aber erst 1949 beschrieben.

Merkmale

Die Xenoturbella werden bis zu 4 cm lang. Sie sind durch einen abgeflachten Körper mit einer bauchseitigen Mittelrinne gekennzeichnet, die von Cilien umstanden ist (Wimpernrinne). Die Mundöffnung befindet sich ebenfalls in dieser Rinne.

Sie haben einen eher einfachen inneren Aufbau. Trotz der fehlenden Gonaden bilden die Tiere Keimzellen aus, die Embryos lagern in Follikeln.[1] Die Tiere habe mit Ausnahme eines Gleichgewichtsorganes (Statocyste) nur wenige andere definierte Organe. Der Hohlraum der Statocyste ist mit Flagellen und mehreren Statolithen, die anders als bei allen anderen bekannten Tiergruppen ebenfalls bewimpert sind und sich innerhalb der Statocyste bewegen, bestückt. Des Weiteren verfügen die Tiere über ein diffuses Nervensystem unterhalb der Epidermis (Oberhaut), die zudem sehr drüsenreich ist. Die einzige Körperhöhle bildet ein afterloser und sackförmiger Darm, eine sekundäre Leibeshöhle (Coelom) ist nicht vorhanden.

Systematik

Die Gattung enthält heute nur zwei Arten wurmähnlicher Tiere: Xenoturbella bocki Westblad, 1949 und Xenoturbella westbladi Israelsson, 1999. Seit der Erstbeschreibung eines 1915 gefundenen Exemplars, das 1949 den Namen Xenoturbella bocki erhielt,[2] ist die taxonomische Einordnung der Gattung umstritten. Zuerst wurden die gefundenen Tiere als freilebende Plattwürmer identifiziert. Dann wurden sie für Weichtiere gehalten,[3][4][5] daraufhin zu den Neumündern gestellt.[4] Innerhalb der Neumünder sollten sie zusammen mit den Ambulacraria (Hemichordata und Echinodermata) das Taxon Xenambulacraria bilden. Die Xenambulacraria sollten die Schwestergruppe zu den Chordata darstellen.

Allerdings wurden die Tiere in einigen molekularsystematischen Studien außerhalb der Neumünder eingeordnet, darunter sogar als basale Bilaterier in der Nähe der plattwurmähnlichen Acoelomorpha.[6] Diesem Resultat entgegenzusetzen wären Untersuchungen ihrer mitochondrialen DNA, die nach wie vor für eine Einordnung als (basale) Neumünder sprechen.[7]

Die Gattung Xenoturbella bildet ihren eigenen Tierstamm Xenoturbellida[8].[9]

Verbreitung

Exemplare der Gattung wurden bislang an den Küsten von Schweden, Schottland und Island gefunden.[10][11]

Einzelnachweise

  1. Olle Israelsson, Graham E Budd: Eggs and embryos in Xenoturbella (phylum uncertain) are not ingested prey. In: Development Genes and Evolution. Vol. 215, 2005, S. 358–363, PMID 15818482
  2. E. Westblad: Xenoturbella bocki n.g., n.sp., a peculiar, primitive turbellarian type. In: Arkiv för Zoologi. Vol. 1, 1949. Seiten 3–29
  3. M. Noren, U. Jondelius: Xenoturbella’s molluscan relatives... in Nature. Vol. 390, 1997, S. 31–32
  4. 4,0 4,1 S. J. Bourlat, C. Nielsen, A. E. Lockyer, D. Timothy, J. Littlewood, M. J. Telford: Xenoturbella is a deuterostome that eats molluscs in Nature. Vol. 424, 2003, S. 925–928, nature.com
  5. O. Israelsson, G. E. Budd: Eggs and embryos in Xenoturbella (phylum uncertain) are not ingested prey in Development Genes and Evolution. Vol. 215, 2006, S. 358–363
  6. A Hejnol, M Obst, A Stamatakis, M Ott, GW Rouse, GD Edgecombe, P Martinez, J Baguñà, X Bailly, U Jondelius, M Wiens, WEG Müller, E Seaver, WC Wheeler, MQ Martindale, G Giribet, CW Dunn: Assessing the root of bilaterian animals with scalable phylogenomic methods. In: Proceedings of The Royal Society B Biological Sciences, 276, 2009, S. 4261–4270
  7. SJ Bourlat, O Rota-Stabelli, R Lanfear, MJ Telford: The mitochondrial genome structure of Xenoturbella bocki (phylum Xenoturbellida) is ancestral within the deuterostomes. In: BMC Evolutionary Biology, 9, 2009, S. 107, biomedcentral.com (PDF)
  8. G. Haszprunar, R.M. Rieger, P. Schuchert: Extant 'Problematica' within or near the Metazoa. in Simonetta, A.M. & Conway Morris, S. (eds.): The Early Evolution of Metazoa and the Significance of Problematic Taxa. Oxford Univ. Press, Cambridge, 1991. Seiten 99–105
  9. S. J. Bourlat, T. Juliusdottir, C. J. Lowe, R. Freeman, J. Aronowicz, M. Kirschner, E. S. Lander, M. Thorndyke, H. Nakano, A. B. Kohn, A. Heyland, L. L. Moroz, R. R. Copley, M. J. Telford: Deuterostome phylogeny reveals monophyletic chordates and the new phylum Xenoturbellida. In: Nature. Vol. 444, 2006, S. 85–88
  10. Karin Sindemark Kronestedt: Sixten Bock. 12. April 2012, abgerufen am 14. Januar 2013 (schwedisch).
  11. wellcome.ac.uk

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