Akustisch evozierte Potentiale


Als akustisch evoziertes Potential (AEP) bezeichnet man im medizinischen Sinn eine Veränderung des Hirnstromkurvenbildes (EEG), die durch ein Schallereignis hervorgerufen („evoziert“) wird. Physikalisch sind AEPe Potentialdifferenzen zwischen verschiedenen Ableitelektroden an der Kopfhaut, deren Bild im Zeitverlauf für die jeweilige Mess-Situation typische Merkmale aufweisen und durch Erkrankungen verändert werden können. Das auslösende Schallereignis wird „Stimulus“ genannt und synchronisiert die im Allgemeinen asynchrone Aktivität von Innenohr („Hörschnecke“), Hörbahn und Primärem Hörzentrum / Hirnrinde. Als Stimulus wird ein mess-spezifischer akustischer Reiz verwendet, der dem Probanden zumeist über Kopfhörer präsentiert wird.

Die AEP sind eine Untergruppe der evozierten Potentiale.

Ableitung, Elektrodenposition

Das aktive Hirnareal, die „Quelle“, sollte möglichst zwischen den Ableitungselektroden (1) und (2) liegen. Typischerweise sind: (1) Haarwirbel auf dem Kopf (Cz im 10-20-System; „Vertex“); (2) hinter dem Ohr („Mastoid“). Eine dritte Elektrode (3) wird als Referenz genutzt („Masse“), meist Stirn oder Nacken. Zur Technik des „Averaging“ siehe hier

Untergruppen der AEP

AEP lassen sich ab Stimulusbeginn mit unterschiedlichen Messbedingungen für eine Dauer von 1000 ms messen. Sie werden in vier Intervalle eingeteilt [1] :

  1. 0–10 ms frühe akustisch evozierte Potentiale (FAEP)
  2. 10–100 ms mittlere akustisch evozierte Potentiale (MAEP)
  3. 100–300 ms späte akustisch evozierte Potentiale (SAEP)
  4. >300 ms sehr späte akustisch evozierte Potentiale (SSAEP)

Jedes Intervall wird als Abfolge von Maxima und Minima beschrieben, „Wellen“ genannt. Die Laufzeit zwischen Stimulus und Wellen-Maximum bzw. -Minimum heißt Latenz, der Abstand zwischen Wellen-Maximum und –Minimum Amplitude. Aus klinischer Gewohnheit werden die FAEP invertiert zu den anderen AEP-Komponenten (MAEP, SAEP, SSAEP) aufgetragen (positive Signalkomponenten weisen bei den FAEP nach unten).

Literatur

James W. Hall: New Handbook of Auditory Evoked Potentials. Pearson, Boston, Mass. 2006, ISBN 978-0-205-36104-5.

Einzelnachweise

  1. Picton TW, Hillyard SA, Krausz HI, Galambos R: Human auditory evoked potentials. I. Evaluation of components Electroenceph Clin Neurophysiol 36: 179-190 (1974)