Ancistrorhynchus



Ancistrorhynchus

Ancistrorhynchus metteniae (fig. II 9-15)
Heinrich Gustav Reichenbach:
Xenia Orchidacea

Systematik
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Orchideen (Orchidaceae)
Unterfamilie: Epidendroideae
Tribus: Vandeae
Untertribus: Aerangidinae
Gattung: Ancistrorhynchus
Wissenschaftlicher Name
Ancistrorhynchus
Finet

Die Gattung Ancistrorhynchus aus der Familie der Orchideen (Orchidaceae) besteht aus 18 Arten. Die Pflanzen wachsen meist epiphytisch, sie kommen im tropischen Afrika vor.

Beschreibung

Die Ancistrorhynchus-Arten besitzen eine monopodial wachsende, selten verzweigte Sprossachse. Diese ist gestaucht mit kurzen Internodien. Die Sprosse wachsen teils aufrecht, oft auch bogig heranhängend. Im unteren Bereich finden sich die von Velamen umhüllten Wurzeln. Die Blätter sitzen zweizeilig am Spross und sind von diesem durch ein Trenngewebe abgesetzt. Der Blattgrund umfasst den Spross so, dass dieser vollständig von den Blattbasen verhüllt wird. Sie entfalten sich conduplikat, die Mittelrippe tritt deutlich hervor. Die Form der Blätter ist linealisch bis lanzettlich. Die Blattspitze ist eingezogen, so dass zwei Lappen entstehen. Diese sind fast gleich bis deutlich ungleich groß, abgerundet, zugespitzt oder mit mehreren Zähnen versehen. Bei kleinen Arten, wie Ancistrorhynchus parviflorus, messen die Blätter nur vier Zentimeter in der Länge, während sie bei Ancistrorhynchus clandestinus bis zu einem Meter lang werden.

Die Blüten stehen dicht gedrängt in kurzen Blütenständen zusammen. Die papierartigen Tragblätter können genauso groß wie die Blüten werden. Die vorherrschende Blütenfarbe ist weiß, manchmal etwas grünlich oder bräunlich. Die Blüten halten nur wenige Tage und bleiben oft halb geschlossen. Sie sind bei einigen Arten resupiniert, bei anderen nicht. Die Blütenblätter sind nicht miteinander verwachsen. Die Lippe ist einfach oder leicht dreilappig und bildet an ihrer Basis einen Sporn. Die Säule trägt auf der Unterseite die etwas eingesenkte Narbe und am Ende das Staubblatt. Das Trenngewebe zwischen Narbe und Staubblatt (Rostellum) ist zweiteilig, die beiden langen Lappen führen vom Staubblatt weg zuerst parallel zur Säule und weisen dann eine Biegung um 180° zur Säulespitze hin auf. Die beiden Pollinien sind über ein gemeinsames oder zwei separate Stielchen mit einer gemeinsamen Klebscheibe (Viscidium) verbunden.

Verbreitung

Die Arten der Gattung Ancistrorhynchus sind im tropischen Afrika verbreitet, vor allem im Westen. Ancistrorhynchus metteniae hat das größte Verbreitungsgebiet von Sierra Leone über Nigeria, die Zentralafrikanische Republik und Uganda bis nach Äthiopien und Tansania.

Es sind epiphytisch im Schatten immerfeuchter Wälder wachsende Pflanzen.

Systematik und botanische Geschichte

Die Gattung Ancistrorhynchus wurde 1907 von Achille Finet aufgestellt. Die beiden von ihm benannten Arten waren Ancistrorhynchus breviflorus und Ancistrorhynchus recurvus. Schon lange vorher hatten John Lindley und Heinrich Gustav Reichenbach drei Arten beschrieben – in den Gattungen Angraecum und Listrostachys – die Finet aber nicht als zugehörig zu seiner neuen Gattung erkannte. Erst Rudolf Schlechter fasste 1918 diese fünf Arten zusammen, stellte aber gleichzeitig eine Gattung Cephalangraecum für Arten mit stark gestauchter Blütenstandsachse auf. Diese wurde von Summerhayes 1944 mit Ancistrorhynchus vereinigt. Der Name Ancistrorhynchus wurde aus den griechischen Worten ἄγκιστρον „ankistron“ für ‚Haken‘ und ῥύγχος „rhynchos“ für ‚Schnabel‘ gebildet. Er bezieht sich auf das hakenförmig gebogene Rostellum.

Die Gattung zählt zur Tribus Vandeae. Lange wurde sie mit etlichen weiteren Gattungen in eine Subtribus Aerangidinae gestellt. Neuere Arbeiten favorisieren jedoch die Zusammenlegung unter einer weit gefassten Subtribus Angraecinae. Nah verwandt sind die Gattungen Bolusiella und Microcoelia.[1]

Folgende Arten werden zur Gattung Ancistrorhynchus gezählt:[2]

  • Ancistrorhynchus akeassiae Pérez-Vera
  • Ancistrorhynchus brevifolius Finet
  • Ancistrorhynchus capitatus (Lindl.) Summerh.
  • Ancistrorhynchus cephalotes (Rchb.f.) Summerh.
  • Ancistrorhynchus clandestinus (Lindl.) Schltr.
  • Ancistrorhynchus constrictus Szlach. & Olszewski
  • Ancistrorhynchus crystalensis P.J.Cribb & Laan
  • Ancistrorhynchus laxiflorus Mansf.
  • Ancistrorhynchus metteniae (Kraenzl.) Summerh.
  • Ancistrorhynchus ovatus Summerh.
  • Ancistrorhynchus parviflorus Summerh.
  • Ancistrorhynchus paysanii Senghas
  • Ancistrorhynchus recurvus Finet
  • Ancistrorhynchus refractus (Kraenzl.) Summerh.
  • Ancistrorhynchus schumanii (Kraenzl.) Summerh
  • Ancistrorhynchus serratus Summerh.
  • Ancistrorhynchus straussii (Schltr.) Schltr.
  • Ancistrorhynchus tenuicaulis Summerh.

Siehe auch

Literatur

  • Joyce Stewart: Angraecoid orchids, Species from the African region. Timber Press, Portland Or 2006, ISBN 0-88192-788-0.
  • Isobyl la Croix, Phillip Cribb: Orchidaceae. In: Flora Zambesiaca. Bd 11, Nr. 2. London 1998.

Weblinks

Commons: Ancistrorhynchus – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Barbara S. Carlsward, W. Mark Whitten, Norris H. Williams, Benny Bytebier: Molecular phylogenetics of Vandeae (Orchidaceae) and the evolution of leaflessness. In: American Journal of Botany. Bd 93, Nr. 5, 2006, ISSN 0002-9122, S. 770–786.
  2. World Checklist of Ancistrorhynchus. In: The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew.

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