Asiatischer kleiner Schlangenkopf



Asiatischer kleiner Schlangenkopf

weiblicher Channa gachua TH3/02

Systematik
Ordnung: Barschartige (Perciformes)
Labyrinthici
Unterordnung: Channoidei
Familie: Schlangenkopffische (Channidae)
Gattung: Channa
Art: Asiatischer kleiner Schlangenkopf
Wissenschaftlicher Name
Channa gachua
Hamilton, 1822

Der Asiatische kleine Schlangenkopf (Channa gachua) ist ein kleinbleibender Schlangenkopffisch, der eine Länge von 25 bis 30 cm nicht überschreitet. Sein Verbreitungsgebiet ist Südostasien, je nach Fundort unterscheiden sich die Fische erheblich voneinander. Wie alle Channa-Arten sind sie auf die Aufnahme atmosphärischer Luft zur Atmung angewiesen. Dies geschieht durch ein akzessorisches Atmungsorgan, ähnlich dem der Labyrinthfische.

Aussehen

Im Allgemeinen handelt es sich bei Channa gachua um einen kleinbleibenden, typischen Vertreter der Schlangenkopffische. Der Körper ist langgestreckt und walzenförmig, Anale und Dorsale erstrecken sich über die hinteren 2/3 der Körperlänge. Die Caudale ist rund und verhältnismäßig groß ausgeprägt. Die paarig ausgebildeten Ventralen dienen als wichtiges Unterscheidungsmerkmal zur sehr ähnlichen Art Channa orientalis, welche keine Bauchflossen aufweist. Der Kopf ist groß und massig, das Maul ist raubfischtypisch breit und mit kleinen Zähnen ausgestattet. Darüber hinaus besitzt Channa gachua sogenannte Schlundzähne, die sich weit hinten im Rachen befinden. Die beweglichen Augen sind groß und ermöglichen der Art ein sehr großes Gesichtsfeld.

Die Geschlechter lassen sich äußerlich nur schwer unterscheiden, bei einigen Formen bilden die Männchen größere und farblich intensivere unpaarige Flossen aus.

Je nach Fundort unterscheiden sich Channa gachua zum Teil enorm in Größe, Färbung und Verhalten - die Palette reicht von kleinbleibenden (bis 10 cm) Formen, die sich außerordentlich aggressiv verhalten (z. B. Channa gachua aus dem Inlé-See) bis zu außergewöhnlich großen Varianten, die eine Größe von 30 cm und mehr erreichen (wie Channa gachua aus Khao Lak). Für die Pflege im Aquarium ist es deshalb ausgesprochen wichtig, den Fundort der gehaltenen Tiere zu kennen. Wichtige Unterscheidungsmerkmale der unterschiedlichen Varianten sind u. a. die Farbe des Unteraugenstriches, die allgemeine Ausprägung und Intensität der Färbung und die erreichte Endgröße. Der taxonomische Status der verschiedenen Varianten im C. gachua-Komplex ist noch nicht hinreichend geklärt.

Verbreitung, Lebensweise und Verhalten

Der C. gachua-Komplex ist über ganz Südostasien in stehenden und langsam fließenden Süßgewässern verbreitet. Die Tiere sind ausgesprochen resistent gegen chemische Verunreinigungen im Wasser ihrer Lebensräume und können sogar in den Abwasserkanälen von Plantagen und Fabriken gefunden werden.

Channa gachua TH 3/02 beim Maulzerren

Channa gachua ernährt sich überwiegend insektivor, das Beuteschema umfasst aber auch kleine Fische. Großteils handelt es sich bei der Art um einen Lauerjäger, die Tiere stöbern aber zeitweise auch aktiv nach Nahrung. Beutetiere werden durch raubfischtypisches Zustoßen erbeutet, die Sogwirkung, die durch das plötzliche Aufreißen des großen Maules entsteht unterstützt dabei den Beutefang.

Die Art verhält sich zur Balz- und Paarungszeit innerartlich zum Teil außerordentlich aggressiv, Kämpfe werden durch ausgiebiges Drohen mit aufgeblähter Kehle und abgespreizten Flossen begonnen. Zieht sich keiner der Kontrahenten nach diesen Drohmanövern zurück, werfen sich die Tiere gegenseitig Wasserschwälle durch schlängelnde Körperbewegungen zu, ehe sie zum eigentlichen Angriff übergehen, bei dem sich die Gegner im Maul des jeweils anderen verbeißen (Maulzerren) und versuchen, sich gegenseitig unter Wasser zu halten und das notwendige Auftauchen an die Wasseroberfläche zum Atmen zu verhindern.

Fortpflanzung

männlicher Channa gachua TH3/02 mit Jungtieren

Channa gachua ist ein Maulbrüter im männlichen Geschlecht. Der Paarung gehen zum Teil heftige Auseinandersetzungen der Geschlechtspartner voraus, die nicht selten in Verletzungen wie zerrissenen Flossen und abgeplatzten Schuppen enden. Die Paarung selbst erfolgt in einer gegenseitigen Umschlingung der Partner, bei der die Geschlechtsprodukte abgegeben und befruchtet werden. Die winzigen, ölhaltigen Eier (Durchmesser ca. 0,8 mm) treiben nach der Befruchtung zur Wasseroberfläche, wo sie vom Männchen mit dem Maul aufgenommen und im Rachen verstaut werden. Das Männchen behält das Gelege, welches je nach Fundort zwischen 30 und 250 Eier umfasst für 5–14 Tage im Maul, ehe die Jungtiere schlüpfen. Dabei wird er häufig vom Weibchen gegen Fressfeinde und Reviereindringlinge verteidigt. Sobald die Jungfische schlüpfen werden sie vom Männchen aus dem Maul entlassen und bilden sofort einen dichten Schwarm, in dem sie die ersten Tage und Wochen ihres Lebens verbringen. Beide Elterntiere verteidigen die Jungen, bei einigen Formen sollen die adulten Weibchen überdies Nähreier produzieren, mit denen sie die Brut ernähren. Junge Channa gachua wachsen schlangenkopftypisch sehr schnell und können bei guter Fütterung schon nach wenigen Monaten geschlechtsreif sein.

Haltung in Gefangenschaft

Channa gachua (60mm), Jawa Barat

Channa gachua wird nur selten und meist von Spezialisten im Aquarium gehalten, da die Tiere gegenüber anderen Arten und zum Teil auch innerartlich zumeist unverträglich sind. Die Haltung eines Pärchens der kleineren Formen ist bereits in einem Becken mit 80 cm Vorderkantenlänge (Standardbecken 112 l) möglich. Die Tiere stellen keine besonderen Ansprüche an die Wasserqualität und Temperatur, die Fütterung erfolgt mit Insekten (Heimchen, Mehlwürmer, Fliegen, Mückenlarven),Barschsticks und Kleinfischen(je nach größe des Schlangenkopfes sollten die Futterfische ca.2–5 cm groß sein). Die Tiere sind im Allgemeinen wenig wählerisch in Bezug auf das angebotene Futter. Besonderes Augenmerk sollte man auf die Gestaltung des Beckens legen, das viele Versteckmöglichkeiten enthalten sollte, damit die Tiere sich im Falle innerartlicher Aggression zumindest bedingt aus dem Weg gehen können. Die Zucht im Aquarium gelingt leicht, wenn sich erst ein Paar gefunden hat. Dazu setzt man am Besten eine Gruppe halbwüchsiger C. gachua (6–8 Tiere) zusammen in ein Becken und entfernt die überzähligen Tiere, sobald sich ein Pärchen herauskristallisiert hat. Belässt man die übrigen Tiere im Becken, besteht die Gefahr, dass das Zuchtpaar diese während der Jungenaufzucht verletzt oder sogar tötet, da jeder Eindringling im Nistrevier gnadenlos vertrieben wird.

Es ist sehr wichtig, dass das Aquarium gut abgedeckt ist. Selbst kleine Öffnungen für die Zuleitungen von Filter und Heizstab können für die Tiere tödlich sein, da sie hervorragende und zielgenaue Springer sind, wie alle Schlangenkopffische. Abhängig von Bodenbeschaffenheit, Temperatur, Luftfeuchtigkeit und anwesenden Haustieren können sie zwar einige Stunden außerhalb des Beckens überleben, trotzdem ist das Herausspringen mit die häufigste Todesursache bei Haltung in Gefangenschaft.

Bekannte Varianten von Channa gachua

In Fachkreisen sind einige Formen von C. gachua mit exakter Fundortangabe verbreitet, zum Beispiel:

  • Channa gachua „Khao Lak“ Großwerdende (bis 30 cm) Form mit blauem Unteraugenstrich und gedeckten Farben aus Khao Lak.
  • Channa gachua „Inlé-See“ Kleine (ca. 12 cm), ausgesprochen aggressive Variante aus dem Inlé-See
  • Channa gachua „Thailand“ Große (bis 25 cm) Form mit rotem Unteraugenstrich; recht farbenfrohe Tiere mit ruhigem, scheuen Verhaltensrepertoire
  • Channa gachua „Thailand 3/02“ Bis 20 cm große Variante aus Thailand; bevorzugt Habitate mit Fließwasser; blauer Unteraugenstrich.
  • Channa gachua „Zimtplantage“ Bis ca. 15 cm. Sri Lanka
  • Channa gachua „Indien“
  • Channa gachua „Burma“
  • Channa gachua „Vorderindien“ bis ca 15 cm, für Ch. gachua relativ friedlich, auch bei der Brutpflege
  • Channa gachua „Bengalen“ bis ca. 25 cm, außerhalb der Brutzeit relativ verträglich

Literatur

  • Jörg Vierke: Räuberbande im Aquarium. ISBN 3440065839

Weblinks

Commons: Asiatischer kleiner Schlangenkopf (Channa gachua) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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