Berg-Nelkenwurz



Berg-Nelkenwurz

Berg-Nelkenwurz (Geum montanum)

Systematik
Rosiden
Eurosiden I
Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Gattung: Nelkenwurzen (Geum)
Art: Berg-Nelkenwurz
Wissenschaftlicher Name
Geum montanum
L.

Die Berg-Nelkenwurz (Geum montanum), auch Alpen-Petersbart genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Nelkenwurzen (Geum).

Beschreibung

Blüte, Fruchtstand und dreispaltige Stängelblätter

Die Berg-Nelkenwurz wächst als ausdauernde krautige Pflanze, die zur Blütezeit eine Wuchshöhe von 5 bis 10 cm und zur Fruchtzeit eine Wuchshöhe von bis etwa 30 cm erreicht. Im Gegensatz zur Kriechenden Nelkenwurz (Geum reptans) besitzt sie keine Ausläufer. Die Berg-Nelkenwurz bildet eine kräftige Pfahlwurzel. Die gestielten Grundblätter sind leierförmig gefiedert mit einem großen, kerbig gezähnten Endblättchen.

Die Blütezeit reicht von Mai bis Juli, vereinzelt noch einmal im Herbst. Der blühende Stängel entspringt den Achseln der Grundblätter und ist dicht behaart. Die Stängelblätter sind klein, ungeteilt oder dreispaltig. Ein Stängel trägt meist eine (selten zwei) gelbe Blüten, die einen Durchmesser von 2 bis 3 cm besitzen. Der Griffel ist nicht gegliedert und verbleibt bis zur Reife an der Frucht.

Ökologie

Die Blüten sind proterandrisch und werden vornehmlich von Fliegen besucht. Neben zwittrigen Pflanzen finden sich auch solche mit nur Staubgefäßen.

Die Früchte sind durch die dichte Behaarung des nach der Blüte stark verlängerten, aber nicht hakenförmig gekrümmten Griffels typische „Federschweifflieger“ und damit an die starken Winde der Berge angepasst. Sie werden aber auch als Wasserhafter ausgebreitet.

Die Berg-Nelkenwurz überwintert mit grüner Blattrosette. Diese ist daher sehr niedrigen Temperaturen und bei der Schneeschmelze hohen Lichtintensitäten ausgesetzt. Manuel u.a.[1] untersuchten mit biophysikalischen Methoden die Mechanismen, die dies der Pflanze gestatten.

Vorkommen

Die Berg-Nelkenwurz ist eine Pflanzenart der europäischen Gebirge, von den Pyrenäen, französisches Zentralmassiv, südlicher Jura, Alpen, Riesengebirge, Karpaten bis zum Balkan, Apennin und Korsika. Sie bevorzugt Höhenlagen zwischen 1700 und 2600 Meter. In Österreich tritt sie in der subalpinen bis alpinen Höhenstufe häufig bis zerstreut auf. Bevorzugter Standort sind Weiderasen, Zwergstrauchheiden und Hochstaudenflure.

Die vorherrschende Sippe der Berg-Nelkenwurz ist nach Krahulcová [2] hexaploid (2n=42), vereinzelt wird auch von tetraploiden (2n=28) Pflanzen berichtet.

Illustration

Sonstiges

Der Wurzelstock enthält Eugenol (Nelkenöl) und Gerbstoffe. Sie wurde früher als Gewürznelkenersatz wie Echte Nelkenwurz (Geum urbanum) genutzt. Auch die Blätter enthalten Gerbstoffe, die früher offizinell verwendet wurden. In der Volksheilkunde gegen Ruhr und Blutharnen, daher Volksname Ruhrwurz und Trüebchrut. Nach den haarigen Fruchtschöpfen heißt sie auch Petersbart.

Wirtspflanze

1939 entdeckte Klimesch[3] in den steirischen Bergen eine Zwergminiermotte, deren Raupen in den Blättern der Berg-Nelkenwurz Minengänge anlegen. Er nannte diese neue Art nach ihrem Wirt Stigmella geimontani. Sie ist bisher nur aus den steirischen Nordostalpen bekannt. In der Tatra wurden die Raupen von Stigmella pretiosa var. tatrensis auf den Blättern der Berg-Nelkenwurz gefunden[4].

Auf der Bergnelkenwurz leben ferner zwei parasitische Pilze Peronospora gei und Taphrina potentillae, die allerdings nicht auf diese Wirtspflanze beschränkt sind[5].

Verwendung

Die Berg-Nelkenwurz ist als Zierpflanze beispielsweise für Wildpflanzengärten zu empfehlen.

Einzelnachweise

  1. N. Manuel, G. Cornic, S. Aubert, P. Choler, R. Bligny und U. Heber: Protection against photoinhibition in the alpine plant Geum montanum. Oecologia Band 119, 1999, Seite 149-158 PDF Volltext.
  2. Anna Krahulcová: Cytogeography of Geum montanum (Rosaceae). Folia Geobotanica Band 29, 1994, Seite 85-90.
  3. Josef Klimesch: Beschreibung einiger neuer Nepticula-Arten (Lep., Nepticulidae). Zeitschrift des Österreichischen Entomologischen Vereins, Band 25, 1940, Seite 79-81 und 89-94 PDF Volltext Teil 1 PDF Volltext Teil 2.
  4. A. Borkowski: Studien an Stigmeliden (Lep.). Teil III. Beitrag zur Stigmelidenfauna Polens. Polskie pism. ent. Band 40, 1970, Seite 541-555.
  5. Hegi, Seite 417

Literatur

  • Xaver Finkenzeller: Alpenblumen, München 2003, ISBN 3-576-11482-3
  • Fischer, M. A., Adler, W. & Oswald K.: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol, Linz, 2005, ISBN 3-85474-140-5
  • Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa, Band IV, Teilband A, 2.Auflage, Carl Hanser Verlag München, 1966.
  • R. Düll/ H. Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. 7. Auflage, Quelle & Meyer-Verlag, 2011, ISBN 978-3-494-01424-1

Weblinks

Commons: Berg-Nelkenwurz (Geum montanum) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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