Cerrado (Brasilien)


Lage der Ökoregion Cerrado. Satellitenbild der NASA, Grenzen der Ökoregion nach Angaben des WWF, Staatsgrenzen in schwarz.

Als Cerrado, Cerrados oder Campos cerrados bezeichnet man die Savannen Zentral-Brasiliens. Mit einer Fläche von zwei Millionen Quadratkilometern umfassen sie ein Gebiet von der Größe Alaskas. Die Bundesstaaten Goiás, Mato Grosso, Mato Grosso do Sul und Minas Gerais sind von Cerrados bedeckt, ebenso wie Teile von Maranhão, Paraná, Piauí und São Paulo.

Klima

Die Cerrados haben ein halbtrockenes Klima mit zwei deutlich getrennten Jahreszeiten. Während der Regenperiode im Oktober bis April (Sommer) fällt ein Großteil der jährlichen Niederschlagsmenge von 1100 bis 2000 mm. In den restlichen fünf Monaten des Jahres (Winter) herrscht Dürre. Die mittlere Jahrestemperatur liegt zwischen 20° und 26° C.[1]

Boden

Die Böden der Campos cerrados sind durch Verwitterung aus den Graniten und Sandsteinen des Brasilianischen Schildes entstanden. Diese Böden sind sehr alt und tiefgründig, ihre Nährstoffe sind aber längst ausgewaschen. Es fehlen vor allem die Hauptnährelemente Phosphor und Kalium sowie die Spurenelemente Zink und Bor. Außerdem enthalten die Böden oft eine für Pflanzen toxisch hohe Aluminium-Konzentration.[2] Dieser Nährstoffmangel wird dafür verantwortlich gemacht, dass das Gebiet der Cerrados nicht von Wald, sondern von Savanne bedeckt ist.[3]

Vegetation und Tierwelt

Cerrado bei Pirenópolis (Goiás)

Die Bäume in den Cerrados erreichen eine Höhe von 4 bis 9 m, sie bedecken zwischen 3 % und 30 % der Fläche. Während der Trockenzeit bleibt der Boden ab einer Tiefe von 2 m feucht. Die Wurzeln der Bäume erreichen daher immer Wasser, sie bleiben ganzjährig grün und müssen ihre Transpiration nicht einschränken. Gräser und flachwurzelnde Pflanzen vertrocknen während der Trockenzeit.[3]. Die Entwicklung der Cerrado-Vegetation ist durch unregelmäßig auftretende Feuer geprägt. Die Feuer werden natürlicherweise durch Blitzschlag ausgelöst, doch die vom Menschen gelegten Feuer werden immer häufiger. Charakteristisch für die Cerrado-Pflanzen sind die dicke, korkige Rinden und unterirdische Organe, die zur Regeneration nach Feuern dienen. Durch zu häufige Feuer kommt es zu einer Änderung in der Vegetationszusammensetzung, die Zahl der Bäume nimmt in der Regel ab, da ihnen nicht genug Zeit bleibt sich nach einem Brand zu erholen.[2]

Die Biodiversität der Cerrados ist sehr groß: dort kommen etwa 10.000 verschiedene Arten von Gefäßpflanzen vor, die Hälfte davon sind Endemiten. Die Tierwelt umfasst etwa 200 Säugetierarten, 840 Vogelarten, 180 Arten von Reptilien und 110 Amphibienarten. Die Cerrados sind zum Beispiel die Heimat des Großen Nandu (Rhea americana). Die bekanntesten Vertreter der Cerrado-Fauna sind der Mähnenwolf und der Tapir. Sie ernähren sich überwiegend von Früchten, wie auch die Weißbüschelaffen der Gattung Callithrix.[2] Diese Artenvielfalt ist durch die Ausweitung der Landwirtschaft bedroht.[1] Einer der bedeutendsten Nationalparks innerhalb der Cerrado-Region ist der Emas-Nationalpark.

Nutzung und Bedrohung

Die Cerrado-Region wird erst seit etwa 50 Jahren im großen Stil landwirtschaftlich genutzt. Dazu muss die Nährstoffarmut der Böden durch Düngung ausgeglichen werden. Auf großen Plantagen werden Sojabohnen, Mais, Zuckerrohr und Reis angebaut. Eine jüngere Entwicklung in der Nutzung der Cerrados ist die Ausweitung der Zuckerrohrplantagen für die Produktion von Bioethanol, unter anderem auch auf Kosten der Nahrungsmittelproduktion. Viehzucht wird ebenfalls betrieben. Die Hauptstadt Brasília liegt in den Cerrados, daher ist das Gebiet durch Autobahnen gut erschlossen. Da die Landschaft leicht zugänglich ist, wird sie sehr intensiv genutzt. Mittlerweile sind bereits zwei Drittel der Cerrado-Flächen durch menschlichen Einfluss stark verändert worden. Lediglich ein Prozent der Gesamtfläche steht unter Naturschutz.[1] Mit der Ausweitung der für Landwirtschaft und Viehwirtschaft genutzten Flächen geht immer mehr der natürlichen Flora und Fauna verloren. Die häufiger gelegten Brände und die Einführung von Dünger stören das Ökosystem. Um den Cerrado zu erhalten, sollten große Gebiete der Region als Ganzes in den Schutz einbezogen werden, insbesondere Trockenwälder, Sümpfe und die Galeriewälder entlang der Flüsse. Die dort lebenden Säugetiere, Vögel und Insekten dringen auch in den Cerrado vor und übernehmen die Rolle von Bestäubern, Frucht- und Samenverbreitern.[2]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 WWF: Cerrado (NT0704), abgerufen am 24. Juni 2008 (engl.)
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Ilse Silberbauer-Gottsberger: Brasilien: Der Cerrado braucht Schutz, Regenwald-Report 03/2009.
  3. 3,0 3,1 Heinrich Walter, Siegmar-W. Breckle: Vegetation und Klimazonen. 7. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1999, S. 204, ISBN 3-8252-0014-0

Literatur

  1. Origin, structure, dynamics and plant use. 2006, ISBN 3-00-017928-3.
  2. Pollination and seed dispersal. 2006, ISBN 3-00-017929-1.

Weblinks

Commons: Cerrado – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien