Chinazypresse
Chinazypresse | ||||||||||||
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Zweige der Chinazypresse (Glyptostrobus pensilis) mit Zapfen | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Glyptostrobus pensilis | ||||||||||||
(Staunton ex D.Don) K.Koch |
Die Chinazypresse, auch Wasserfichte genannt, (Glyptostrobus pensilis) ist die einzige rezent Pflanzenart der Gattung der Wasserfichten (Glyptostrobus) aus der Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae). Sie stellt ein lebendes Fossil dar.
Beschreibung
Habitus
Die Chinazypresse ist ein Baum, der Wuchshöhen von 8 bis 25 Metern erreicht. Der Stamm ist in einer Höhe von circa 70 Zentimeter verbreitert und stark gefurcht. Es werden in diesem Bereich Stammdurchmesser von 60 bis 120 Zentimeter erreicht. Die Borke weist eine graue bis graubraune Farbe auf und löst sich in langen und unregelmäßigen Streifen vom Baum. Die Baumkrone ist kegelförmig. Es gibt Lang- und Kurztriebe. Die unteren Zweige stehen mehr waagerecht ab, die oberen Zweige sind mehr aufrecht.
Wurzeln
Die Chinazypresse bildet in der Jugend eine Pfahlwurzel, die in einem Alter von rund 10 Jahren das Längenwachstum einstellt oder zur Seite umbiegt. Sie dringt in Bodentiefen von über 2 Metern vor. Alte Bäume besitzen stark entwickelte Seitenwurzeln. Das Wurzelholz besteht aus einem lockeren Holzgewebe, das einen hohen Aerenchym-Anteil besitzt. Jeder Baum bildet ein bis zwei Atemwurzeln aus, die bis zu 70 Zentimeter über den Boden oder Wasserspiegel hinausragen.
Holz
Das Holz der Chinazypresse ist weich, leicht und fein strukturiert. Das rötlich braune Kernholz unterscheidet sich farblich vom gelblichbraunen Splintholz. Es ist widerstandsfähig gegen Nässe. Die Rohdichte bei einer Holzfeuchte von 15 % liegt zwischen 0,37 und 0,42 g/cm³. Das Wurzelholz ist mit einer Rohdichte von 0,12 g/cm³ noch leichter und auch weicher.
Belaubung
Die Chinazypresse ist ein semi-wintergrüner Baum und bildet drei verschiedene Arten von Blättern aus, von denen nur eine Form im Winter am Baum verbleibt. Die erste Art sind Schuppenblätter, die spiralig angeordnet an jungen oder mehrjährigen Langtrieben stehen. Sie besitzen weiße Spaltöffnungen, sind relativ dick und werden zwischen 2 und 3 Millimeter lang. Sie verbleiben zwei bis drei Jahre am Baum und sind auch im Winter grün. Die zweite Art sind dünne nadelförmige Blätter, die zweizeilig an Kurztrieben stehen. Sie besitzen eine schmale Basis und sind scharf zugespitzt. An der Blattoberseite verläuft entlang der Mittelrippe eine Spaltöffnungsreihe. Sie werden zwischen 1 und 3 Zentimeter lang und zwischen 1,5 und 4 Millimeter breit. Sie fallen im Winter ab. Die dritte Art sind pfriemliche, leicht gekrümmte Blätter, die entweder radiär abstehend oder dreireihig angeordnet an Kurztriebe stehen. Der Apex kann sowohl stumpf als auch spitz sein. Sie werden zwischen 4 und 11 Millimeter lang. Sie fallen im Winter ab.
Blüten, Zapfen und Samen
Die Chinazypresse ist einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch). Junge Bäume bilden nur weibliche Blütenzapfen aus. Die Blütezeit erstreckt sich von Januar bis Februar. Die elliptischen rund 3 Millimeter langen und 4 Millimeter breiten männlichen Blütenzapfen bestehen aus 15 bis 20 schuppenähnlichen Staubblättern. Sie sind am Anfang ihrer Entwicklung grün und färben sich zur Blütezeit purpurbläulich bis dunkelblau. Die rund 2 Millimeter langen und 1 Millimeter breiten weiblichen Blütenzapfen befinden sich an den Enden der Kurztriebe. Sie bestehen aus 20 bis 22 grünen, eiförmigen Samenschuppen die dachziegelartig angeordnet sind. Die eiförmigen anfangs grün bei der Reife im Oktober hellbraunen Zapfen werden 2 bis 2,5 Zentimeter lang und 1,3 bis 1,5 Zentimeter breit. Die zur Basis hin keilförmig auslaufenden und verholzten Zapfenschuppen besitzen eine abgerundeten Apex. Bis auf den Apex sind die Deck- und die Samenschuppen miteinander verwachsen. Jeder Zapfen enthält sieben bis zehn Samen.
Die braunen Samen sind 5 bis 7 Millimeter lang und 3 bis 4 Millimeter breit. Sie sind elliptisch geformt und erscheinen leicht zusammengedrückt. Jeder Samen hat einen 4 bis 7 Millimeter langen Flügel. Das Tausendkorngewicht liegt bei rund 12,5 Gramm.
Pro Keimling sind vier bis fünf Keimblätter (Kotyledonen) vorhanden.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 22.
Verbreitung und Standort
Die Chinazypresse ist in China endemisch. Das Zentrum ihres natürlichen Verbreitungsgebietes erstreckt sich über das Delta des Perlflusses in der Provinz Guangdong sowie über mittlere Teile der Provinz Fujian und den Unterlauf des Minjiang-Flusses. Ein Großteil der Bestände wurde künstlich angelegt; es bestehen aber immer noch natürliche Populationen. Weitere Bestände befinden sich in den östlichen und westlichen Teilen der Provinz Guangdong, im östlichen und nördlichen Fujian, im östlichen Jiangxi und im südöstlichen Guangxi und Yunnan. Sie wurde häufig als Zierbaum in den Bergen von Lushan sowie in Shanghai, Hangzhou und Hongkong angebaut.
1812 erfolgte der erste Anbauversuch in den USA, nach 1830 in Europa. Die Chinazypresse ist durch Holzeinschlag vom Aussterben bedroht.
Die Chinazypresse ist eine Baumart des feuchtwarmen Klimas. Die Niederschläge betragen im natürlichen Verbreitungsgebiet um 1.600 mm/Jahr. Sie bevorzugt Standorte mit einer hohen Luftfeuchtigkeit und Alluvialböden mit hohen Wasserangebot. Durch ihre Atemwurzeln ist sie an wechselnde Wasserstände angepasst. Der pH-Wert sollte zwischen 7 und 8 liegen. Ein Salzgehalt des Bodens von bis zu 0,28 % wird ertragen. Sie ist eine Lichtbaumart.
Paläobotanik
Während der Kreidezeit gehörten Glyptostrobus-Arten zu den häufigsten Vertretern der Zypressengewächse (Cupressaceae). Die Gattung hatte früher eine Verbreitung in weiten Teilen der Nordhalbkugel. Die weiteste Verbreitung hatte sie im Paläozän. Es waren wichtige Bäume der Kohlesümpfe. Auf ihr heutiges Areal wurde die Gattung mit der heute einzigen Art schon bevor und während der Eiszeiten zurückgedrängt. Fossile Überreste der Gattung stellten wichtige Untersuchungsobjekte zur Erforschung der Samenpflanzen-Evolution dar.
Krankheiten und Schädlinge
Bestände, die in Japan angepflanzt wurden, werden vom Pilz Cercospora sequoiae befallen, der starke Nadel- und Triebverluste hervorruft und die Pflanze zum Absterben bringen kann. Die Krankheit wurde wahrscheinlich von der Sicheltanne (Cryptomeria japonica) auf die Chinazypresse übertragen.
Nutzung
Wegen des sehr intensiv ausgeprägten Wurzelsystems wird die Chinazypresse häufig entlang von Deichen und Dämmen angepflanzt, um diese zu befestigen.
Das Holz findet Verwendung als Bau- und Möbelholz und wegen der Widerstandsfähigkeit gegen Nässe auch im Brückenbau. Wegen des Auftriebs im Wasser werden Schwimmgürtel und Rettungsringe daraus gefertigt.
Systematik
Erstbeschreibung und Synonyme
Diese Art wurde 1828 unter dem Taxon Thuja pensilis in der zweiten Auflage des Werkes A description of the genus Pinus des englischen Botanikers Aylmer Bourke Lambert beschrieben, das unter Mitwirkung von David Don entstand; die Beschreibung selbst wird dem bereits 1801 verstorbenen irisch-britischen Botaniker George Leonard Staunton zugeschrieben. [1] Nur fünf Jahre später wurde 1833 eine weitere Beschreibung durch den französischen Botaniker Adolphe Brongniart unter dem Taxon Taxodium japonicum (Thunb. ex L. f.) Brongn. var. heterophyllum Brongn. veröffentlicht, in der die Pflanze als Unterart der Sicheltanne angesehen wurde. [2]
Der österreichische Botaniker Stephan Ladislaus Endlicher, der sich auf die neuere Beschreibung als Basionym bezog, stellte die Pflanze wieder als eigene Art 1847 unter dem Taxon Glyptostrobus heterophyllus (Brongn.) Endl. in eine neu aufgestellte eigene Gattung Glyptostrobus. [3] Der deutsche Botaniker Karl Heinrich Koch hielt 1873 an der neuen Gattungszuordnung fest, bezog sich aber mit dem heute gültigen Taxon Glyptostrobus pensilis auf das ältere Basionym Thuja pensilis.[4]
Ein weiteres Synonym für diese Art lautet Glyptostrobus lineatus auct..
Quellen
- Schütt, Weisgerber, Schuck, Lang, Stimm, Roloff: Lexikon der Nadelbäume. Nikol, Hamburg 2008, ISBN 3-933203-80-5, S. 197–203.
- Christopher J. Earle: Beschreibung und Systematik der Art bei The Gymnosperm Database, 2008. (engl.)
Einzelnachweise
- ↑ A. B. Lambert: Descr. Pinus ed. 2, 2:115. 1828. Siehe Eintrag bei GRIN.
- ↑ Ann. Sci. Nat. (Paris) 30:184. 1833. Siehe Eintrag bei GRIN.
- ↑ Syn. conif. 70. 1847. Siehe Eintrag bei GRIN.
- ↑ Dendrologie 2(2):191. 1873. Siehe Eintrag bei GRIN.
Weblinks
- Glyptostrobus pensilis in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. Eingestellt von: Farjon et al, 2005. Abgerufen am 6. Mai 2006.