Chlamydomonas reinhardtii



Chlamydomonas reinhardtii

REM- Aufnahme von Chlamydomonas reinhardtii

Systematik
Abteilung: Chlorophyta
Klasse: Chlorophyceae
Ordnung: Volvocales
Familie: Chlamydomonadaceae
Gattung: Chlamydomonas
Art: Chlamydomonas reinhardtii
Wissenschaftlicher Name
Chlamydomonas reinhardtii
P. A. Dangeard

Chlamydomonas reinhardtii ist eine Grünalgenart aus der Gattung Chlamydomonas.

Beschreibung

Chlamydomonas reinhardtii ist ein 14 bis 22 Mikrometer großer Hüllenflagellat mit fast kugeliger Gestalt. Die beiden gleich langen (isokonten) Geißeln dienen der Fortbewegung. Die Schläge der Geißeln erfolgen nacheinander, und zwar mit einer kleinen Verzögerung. Dadurch entsteht eine Überlagerung ihrer Vorwärtsbewegung durch eine Rotation um die Längsachse der Alge mit einer Frequenz von etwa 1 Hertz. Die Fortbewegung der Zelle ist lichtgesteuert.

Die Zellmembran ist an der Vorderseite nicht zu einer Papille verdickt. Der Chloroplast besitzt ein großes Pyrenoid.

Es ist ein Augenfleck (Stigma) von etwa 1 Mikrometer Durchmesser vorhanden. Er ist durch eingelagerte Carotinoide orange gefärbt und gut erkennbar. Der Augenfleck liegt mit einem Abstand von etwa 10 Mikrometer von den Geißeln leicht oberhalb des Zelläquators. Als Photorezeptor sind Rhodopsin-ähnliche Proteine, sogenannte Channelrhodopsine darin eingelagert.

Lebensraum

Die Art lebt im Süßwasser, man findet sie vor allem in nährstoffreichen Kleingewässern. Sie ist weltweit verbreitet.

Fortpflanzung

Die Alge kann sich sowohl vegetativ als auch geschlechtlich durch Gameten vermehren. [1] Die geschlechtliche Fortpflanzung wird durch Nährstoffmangel (insbesondere Stickstoffmangel) induziert. Nach der Bildung der haploiden Gameten verschmelzen diese paarweise und entwickeln eine diploide Zygote, die Mangelphasen überdauern und sich bei geeigneten Lebensbedingungen wiederum zu Algenzellen entwickeln kann.

Lichtgesteuertes Verhalten

Chlamydomonas reinhardtii besitzt mit dem Augenfleck einen lichtsensitiven Apparat zur Phototaxis. Die Alge kann die Richtung und die Intensität von einfallendem Licht ermitteln. Bei niedriger Beleuchtungsstärke schwimmt sie auf die Lichtquelle zu, bei hoher Intensität von dieser weg. Dadurch optimiert sie ihre Photosynthese und damit die Zellernährung. [2] Die Alge kann phototroph, unter Ausnutzung des Lichtes, als auch heterotroph (auf Nährmedium) leben.

Grundlagenforschung

Das Genom von Chlamydomonas reinhardtii ist vollständig sequenziert.[3] Die Alge hat sich inzwischen zum Modellorganismus in der Grundlagenforschung entwickelt. Die Genome von Zellkern, Chloroplast und Mitochondrium wurden entschlüsselt. Zu Forschungszwecken wurden bisher viele unterschiedliche Mutanten des Wildtyps gezüchtet, die zum Beispiel Zellwanddefekte aufweisen oder "blind" sind. [4]

Ein Forschungsschwerpunkt ist die genetische Modifikation von C.reinhardtii hin zu Stämmen, die in industriell nutzbarem Maße Wasserstoff erzeugen können. Parallel dazu gibt es eine Reihe von wissenschaftlichen Projekten zur Entwicklung von leistungsfähigen Bioreaktoren zur Wasserstoffproduktion.[5]

Literatur

  • Heinz Streble, Dieter Krauter: Das Leben im Wassertropfen. Mikroflora und Mikrofauna des Süßwasser. Ein Bestimmungsbuch. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-440-11966-2

Weblinks

Commons: Chlamydomonas reinhardtii – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Photoorientierung begeißelter Grünalgen. Forschungsprojekt der Universität Erlangen-Nürnberg mit kurzer Darstellung zum Forschungsstand, abgerufen am 6. April 2011.
  2. Erhard Kühnle: Studium Ionaler Prozesse bei der Phototransduktion der einzelligen Alge Chlamydomonas reinhardtii. Wissenschaftliche Forschungsbeiträge Biologie/Biochemie/Chemie Bd. 47. Verlag Intemann, Prien 1990. ISBN 3-926323-51-5
  3. Merchant et al.; Prochnik, SE; Vallon, O; Harris, EH; Karpowicz, SJ; Witman, GB; Terry, A; Salamov, A et al.: The Chlamydomonas Genome Reveals the Evolution of Key Animal and Plant Functions Science 318 (5848): 245–250.
  4. Homepage des Chlamydomonas-Center, abgerufen am 6. April 2011.
  5. Karin Hollricher: Wasserstoff aus der Alge. In: Laborjournal 04/2010. F+R Internet Agentur, Freiburg, deutsch, abgerufen am 8. April 2011.