Doppelgänger


Ein Doppelgänger ist eine Person, die einer bestimmten anderen Person im Aussehen so stark ähnelt, dass es zu Verwechslungen ihrer Identität kommen kann.[1][2]

Verwendung

Die Brüder Grimm schreiben zu diesem Begriff in ihrem Deutschen Wörterbuch unter anderem: "doppelgänger, auch wol doppeltgänger, m. jemand von dem man wähnt er könne sich zu gleicher zeit an zwei verschiedenen orten zeigen."[3] Das deutsche Wort „Doppelgänger“ wird auch in vielen anderen Sprachen verwendet, z. B. im Englischen, Französischen, Italienischen, Portugiesischen und Spanischen, aber auch im Thai, Chinesischen und im Russischen, zurückzuführen auf die weltweite Wirkung der deutschen Romantik.

Unterscheidung

In der Natur kommen Doppelgänger in Gestalt eineiiger Zwillinge vor.

Begrifflich zu unterscheiden ist der Doppelgänger vom Double. Während das Double der Versuch einer gezielten Kopie der äußeren Erscheinung eines Menschen (auch unter Zuhilfenahme von Masken etc.) ist, ist ein Doppelgänger ein Mensch, der einem anderen von Natur aus zum Verwechseln ähnlich sieht, so dass es tatsächlich zu Zweifeln an seiner Identität kommen kann (was bei einem Double nicht möglich ist).

  • Politiker und Schauspieler verwenden Doubles gelegentlich aus Sicherheits- und Zeitgründen, so seinerzeit der irakische Diktator Saddam Hussein. Über Doubles weiterer Politiker wird immer wieder spekuliert.
  • Doubles agieren bei Events als Blickfang und „prominente Gäste“ oder in Werbefilmen.
  • Stuntmen spielen als Doubles eines Darstellers körperlich gefährliche Filmszenen.
  • Körperdoubles springen z. B. auch bei Nacktszenen ein.

Kunst

Das Doppelgängermotiv war ein häufiges Motiv in bildender Kunst und Literatur, besonders der Romantik. Bekannte Beispiele sind der Roman Die Elixiere des Teufels von E. T. A. Hoffmann, das Kunstlied Der Doppelgänger von Franz Schubert und Theodor Storms Kurzgeschichte Ein Doppelgänger[4]. Der Doppelgänger wird in der Romantik meist mit dem Verlust der eigenen Identität assoziiert und beschreibt daher eine zentrale Angst der bürgerlichen Gesellschaft. Diese Angst vor der Ent-Individualisierung findet ihre Fortsetzung in den Werken von Edgar Allan Poe und Franz Kafka, die ebenfalls das Doppelgängermotiv mehrmals aufgreifen. In letzter Zeit findet dieses Motiv wieder verstärkt im Film Verwendung: künstlich erzeugte Personen (Androiden), Personen, die ihr Aussehen verändern können (Gestaltwandler), und solche, die in einer Computerwelt leben. In der Vergangenheit besonders häufig im deutschen Expressionismus und Film noir.

Das Interesse der Kunst im Doppelgängermotiv hat philosophische und psychologische Hintergründe. Es kann hier leicht durch bekannte Phänomene der Realität in die Fantasie übergegangen werden. So lässt sich ein Doppelgänger durch ähnliches Aussehen, ähnliche Angewohnheiten oder etwa eine ähnliche Stimme finden (siehe auch Synchronsprecher). Diese Ähnlichkeiten beeinflussen unsere Wahrnehmung. Ganz leicht werden Emotionen wachgerufen, was wiederum die Aufnahme von Fiktivem erweitert. Philosophisch stellt sich die Frage nach der Einzigartigkeit des Menschen.

Weiteres Vorkommen

  • Das "Ministerium für Staatssicherheit" der DDR ('Stasi') schuf zehntausendfach Doppelgänger zu Spionagezwecken. Sie kopierte die Reisepässe von Westdeutschen, die in oder durch (Transit) die DDR reisten, ließ diese in Fälscherwerkstätten fälschen und montierte Fotos und Unterschriften von Spionen (ähnlichen Alters und ähnlicher Größe) in die gefälschten Dokumente. Das ARD-Fernsehmagazin Kontraste machte diese Praxis Anfang 2012 publik. Sogar die Identität eines Bundestagsabgeordneten wurde gestohlen.[5]
  • In vielen Kulturen und Religionen spielen doppelgängerartige Wesen als Schatten eine wichtige Rolle. In der Form einer Schutzgottheit gilt es als Ebenbild des Menschen in Pflanzen- oder Tiergestalt; Mensch und Gott sind hier stark verbunden. So in der westafrikanischen Religion der Akan und in der mittelamerikanischen Aztekenkultur (Nagual).
  • In der Radiästhesie (auch „Geopathologie“) gilt der Doppelgänger (bioplasmatischer Körper/Fluidalkörper/Ätherkörper) als energetische Erscheinungsform des Menschen, die Krankheiten wahrnimmt, bevor sie messbar werden.
  • Bei der dissoziativen Identitätsstörung (oft mit Schizophrenie verwechselt) bilden sich mehrere Teilpersonen aus einer heraus, wobei der Begriff des Doppelgängers fallen kann.
  • Wer das seltene Capgras-Syndrom hat, glaubt, jemand aus dem engen Familienkreis sei durch einen Doppelgänger ersetzt.
  • In Psychoanalyse und Psychologie ist der Begriff des Doppelgängers meist negativ belegt. Sigmund Freud spricht vom Doppelgänger als dem „verdrängten Anteil im Ich“. C. G. Jung spricht vom „dunklen Doppelgänger“, (vergl. Archetypus).
  • Rudolf Steiner spricht davon, dass es mehrere Doppelgänger, auch selbst erschaffene, geben kann.
  • Der Begriff des Doppelgängers wird verstärkt mit dem Begriff des Klonens in Zusammenhang gebracht.
  • Die Verwendung dieses deutschen Begriffs im Englischen ist oft deutlich mit Gefahr und Bedrohung belegt und wird häufig, auch in der Umgangssprache (dann aber oft ironisch gemeint), mit evil twin (dt. der bösartige Zwilling) gleichgesetzt.

Verwendung in der Werbung

In der Werbung werden oft Doppelgänger (Doubles, Imitatoren) eingesetzt, entweder um auf persiflierende, komödiantische Weise die Originale zu kopieren oder um eine werbliche Aussage zu treffen. Z. B.: „Ist er es oder ist er es nicht". Beispiele:

  • CENTER PARKS - Mitwirkung von versch. Doubles
  • CONDOR - Safetyvideo, das in allen Flugzeugen läuft - Mitwirkung von versch. Doubles
  • CONDOR NECKERMANN - Promotionfilm mit u.a. Thomas Elstner, Alexandra Klim und Blues Brothers
  • CDU - Mitwirkung von Politiker-Double
  • COMMERZBANK - Mitwirkung von Sportler-Double
  • DIE GRÜNEN - Mitwirkung von Politiker-Double
  • DANONE - Mitwirkung von Politiker-Double
  • DEUTSCHE BAHN - Mitwirkung von Sportler- Doubles
  • EA SPORTS - Dreh für WM-Computerspiel "FIFA 09" mit Sportler- Doubles
  • FDVZ - Mitwirkung von Promidouble
  • IGLO - versch. Werbespots mit Sportler- Doubles
  • TV MOVIE - Mitwirkung von versch. Doubles, u.a. Blues Brothers
  • REIFENDIREKT Internationaler Werbespot - Mitwirkung von Bruce Willis Double

Verwendung in der Entertainment- und Eventbranche

Der überwiegende Einsatz von Doubles und Imitatoren ist in der Entertainment- und Eventbranche, wenn z.B. eine Firmenveranstaltung unter dem Motto "Hollywood" oder "Las Vegas" stehen und das Event durch Doubles aufgewerten oder bei den Gästen ein Ahaeffekt erzielt werden soll. Im Film werden auch vermehrt Doubles eingesetzt. Beispiele:

  • AGENT RANJID - von und mit Kaya Yanar - Mitwirkung von versch. Doubles
  • ALMANYA - Regie Yasemin Samdereli - Mitwirkung von Politiker-Double
  • FREE RAINER - Regie Hans Weingartner - Mitwirkung von Politiker-Double
  • GOLDENE ZEITEN - Regie Peter Thorwath, mit Wotan W. Möhring, Dirk Benedikt (A-Team), Wolf Roth, Bernd Herzsprung, Gedeon Burkhardt u.v a. prominente Schauspieler sowie 5 Doubles
  • JOSHUA - Regie Dany Levy - Mitwirkung von Politiker-Double
  • RUHM - Regie Isabel Kleefeld, LittleShark/Sönke Wortmann. Mit Heino Ferch, Senta Berger, Stefan Kurt, Matthias Brandt u.v.a. prominente Schauspieler sowie 17 Doubles und die Blues Brothers Doubles

Vermittelt werden Doppelgänger von Spezialagenturen.

Siehe auch

  • Alter Ego
  • Double (Film)

Literatur

  • Gerald Bär: Das Motiv des Doppelgängers als Spaltungsphantasie in der Literatur und im deutschen Stummfilm. Editions Rodopi, Amsterdam / New York, NY 2005, ISBN 978-90-420-1874-7.
  • Ingrid Fichtner (Hrsg.): Doppelgänger. Von endlosen Spielarten eines Phänomens. Haupt, Bern / Stuttgart / Wien 1999, ISBN 3-258-06000-2 (= Facetten der Literatur, Band 7).
  • Christof Forderer: Ich-Eklipsen. Doppelgänger in der Literatur seit 1800. Metzler, Stuttgart / Weimar 1999, ISBN 3-476-45209-3.

Einzelnachweise

  1. Knaurs Deutsches Wörterbuch, Lexikographisches Institut München, 1985, Seite 279
  2. zeno.org
  3. urts55.uni-trier.de
  4. zeno.org
  5. www.ardmediathek.de

Weblinks

Wiktionary: Doppelgänger – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen