Echsen


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Die Einteilung der Lebewesen in Systematiken ist kontinuierlicher Gegenstand der Forschung. So existieren neben- und nacheinander verschiedene systematische Klassifikationen. Das hier behandelte Taxon ist durch neue Forschungen obsolet geworden oder ist aus anderen Gründen nicht Teil der bei biologie-seite.de dargestellten Systematik.
Stirnlappenbasilisk (Basiliscus plumifrons)
Halsbandleguan (Crotaphytus collaris)
Der Spanische Sandläufer (Psammodromus hispanicus), ein Vertreter der Echten Eidechsen (Almería, Südspanien).
Krokodilhöckerechse im Wuppertaler Zoo
Agame aufgenommen in Townsville, Australien
Mauergecko aufgenommen in Finale Ligure, Italien

Echsen ist die biologisch nicht eindeutige Bezeichnung für ein zu den Reptilien gehörendes Taxon. Die gängigsten Definitionen stellen die Echsen entweder als Unterordnung zu den Schuppenkriechtieren oder ordnen ihnen alle heute lebenden Reptiliengruppen mit Ausnahme der Schildkröten zu. Der erstgenannten Gruppe wird der wissenschaftliche Name Lacertilia zugewiesen, der zweitgenannten der Name Sauria. Verwirrenderweise wird der Name „Sauria“ aber auch synonym zu Lacertilia verwendet, sodass man nur anhand des Kontextes erkennen kann, in welchem Sinne der Name verwendet wird.

Etymologie

Der Begriff wurde 1816 von Lorenz Oken aus der Verkürzung von Eidechse geschaffen.[1] Im dritten Teil seines Werkes Lehrbuch der Naturgeschichte dient er als Alternativname für seine Ordnung „Vogellurche“, die sowohl Krokodile beinhaltet, als auch zahlreiche Arten, die in der heute noch gebräuchlichen klassischen Systematik unter dem Namen Lacertilia zusammengefasst werden[2].

Echsen im engeren Sinn

Echsen (Lacertilia) sind in der klassischen Systematik eine Unterordnung der Schuppenkriechtiere. Die andere Unterordnung der Schuppenkriechtiere ist die der Schlangen. Im Gegensatz zu diesen haben die meisten Echsen voll entwickelte Gliedmaßen. Eine Ausnahme bilden die Schleichen[3]. Die Echsen unterscheiden sich aber von den Schlangen durch eine Anzahl weiterer Merkmale. Letztere haben z.B. nur eine Reihe von ventralen (bauchseitig gelegenen) Schuppen, während die Echsen mehrere Schuppenreihen aufweisen.

Man unterscheidet vier Teilordnungen:

  • Leguanartige (Iguania): Leguane, Agamen, Chamäleons, etc.
  • Geckoartige (Gekkota): Geckos und Verwandte
  • Skinkartige (Scincomorpha): Skinke, Eidechsen, Gürtelschweife, etc.
  • Schleichenartige i.w.S. (Anguimorpha): Schleichen, Warane, Krustenechsen, etc.

Aus dem Blickwinkel der Kladistik handelt es sich bei den Echsen im Sinne der klassischen Systematik um eine paraphyletische Gruppe; die Gegenüberstellung von Schlangen und Echsen ist nicht haltbar, da Schlangen offenbar enger mit einer bestimmten Echsen-Gruppe, nämlich den Waranen, verwandt sind, als die Warane mit anderen Echsen-Gruppen. Daraus folgt wiederum, dass Schlangen vermutlich aus waranartigen Echsen hervorgingen und somit eigentlich selbst „Echsen“ sind.

Echsen stellen somit einen Organisationsgrad (engl.: grade) in der Evolution der Schuppenkriechtiere dar, wobei nicht zwingend eine enge Verwandtschaft von Schuppenkriechtieren des gleichen Organisationsgrades („Echsen“) vorliegen muss bzw. nicht zwingend eine enge Verwandtschaft von Schuppenkriechtieren unterschiedlicher Organisationsgrade (z.B. bestimmten „Echsen“ und Schlangen) ausgeschlossen ist.

Echsen im weiteren Sinn

Bezieht man auch Brückenechsen und Krokodile („Panzerechsen“) in den Begriff mit ein, nutzt ihn also im ursprünglichen, Oken'schen Sinn, bezeichnet „Echse“ nurmehr ein vierbeiniges Reptil mit eher langem Schwanz und eher kurzem Hals, steht also für den typischen „Echsenhabitus“. Dieser Habitus ist evolutionsgeschichtlich sehr alt. Bereits die frühesten Reptilien, wie z.B. Hylonomus aus dem Karbon besaßen ihn, wobei ihnen dieser wiederum von ihren amphibischen Vorfahren vererbt wurde.

In dieser Hinsicht ist es auch nicht verwunderlich, dass in umgangssprachlich-populärwissenschaftlichem Zusammenhang, alle, meist großwüchsigeren, im Laufe der Erdgeschichte ausgestorbenen Amphibien und Reptilien als Saurier bezeichnet werden. Für die Amphibien, z.B. Seymouria, wird auch die Bezeichnung „Ur-Saurier“ verwendet.

Klassifikation der Echsen im engeren Sinn

Unterordnung Echsen (Lacertilia)

  • Teilordnung Leguanartige (Iguania)
  • Teilordnung Geckoartige (Gekkota)
    • Familie Gekkonidae (Geckos)
    • Familie Pygopodidae (Flossenfüße)
    • Familie Dibamidae (Schlangenschleichen)
  • Teilordnung Skinkartige (Scincomorpha)
    • Familie Scincidae (Skinke)
    • Familie Lacertidae (Echte Eidechsen)
    • Familie Teiidae (Schienenechsen)
    • Familie Cordylidae (Gürtelechsen)
    • Familie Gerrhosauridae (Schildechsen)
    • Familie Gymnophthalmidae
    • Familie Xantusiidae (Nachtechsen)
  • Teilordnung Schleichenartige i.w.S. (Anguimorpha)
    • Überfamilie Schleichenartige i.e.S. (Diploglossa)
      • Familie Anguidae (Schleichen)
      • Familie Anniellidae (Ringelschleichen)
      • Familie Xenosauridae (Höckerechsen)
    • Überfamilie Waranartige (Platynota=Varanomorpha=Varanoidea)
      • Familie Varanidae (Warane)
      • Familie Lanthanotidae (Taubwarane)
      • Familie Helodermatidae (Krustenechsen)

Weblinks

Commons: Echsen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Albrecht Greule: Kurzwörter in historischer Sicht. In: Jochen A. Bär, Thorsten Roelcke, Anja Steinhauer (Hrsg.): Sprachliche Kürze. Konzeptuelle, strukturelle und pragmatische Aspekte. De Gruyter, 2007, ISBN 978-3-11-017542-4, S. 128 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Lorenz Oken: Okens Lehrbuch der Naturgeschichte. Dritter Theil: Zoologie. Zweite Abtheilung: Fleischthiere. August Schmidt und Comp., 1816, S. 1270 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Die Schleichen werden bei Oken nicht bei den Echsen sondern zusammen mit den Armmolchen bei den Schlangen eingeordnet, was zeigt, wie stark sich die Systematik zu dieser Zeit an der äußeren Körperform orientierte.

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