Eisstoß


Als Eisstoß (auch Eisversetzung oder Eisstauung) bezeichnet man in Gewässern (meist bei Fließgewässern) durch Eisgang übermäßig aufgetürmte Eisplatten und -stücke.

Eisstöße auf der Donau bei Wien, im Januar/Februar 2006
Eisstöße als zentrales Motiv in Caspar David Friedrichs Das Eismeer

Entstehung

Eisstöße entstehen durch bestimmte Wettereinflüsse, meist auf Bächen oder Flüssen. Wenn nach einer längeren Kälteperiode, in der die Gewässer dicker gefroren sind, eine schnelle Erwärmung eintritt, brechen die Platten an der Wasseroberfläche. Wenn keine Hindernisse im Fluss sind, so können diese Eisplatten ohne weiteres weggeschwemmt werden (Treibeis). Stoßen diese jedoch auf eine gefrorene Eisdecke, so stauen sich die Eisplatten zurück und können sich sowohl in die Höhe als auch unter das Wasser Richtung Grund aufstapeln. Sie kommen sowohl bei großen Flüssen, wie der Donau, aber auch bei kleineren, wie an der Großen Krems oder der Thaya im niederösterreichischen Waldviertel vor.

Auf stehenden Gewässern können die Eisschollen durch anhaltenden starken Wind nach einer Seite getrieben werden. So geschieht es oft, dass sich am Neusiedler See durch den vorherrschenden Westwind am Ostufer meterhohe Eisstöße aufrichten.[1]

Bekannt sind Eisstöße nur auf der nördlichen Erdhalbkugel.[2]

Folgen

Die Eisstöße können so anwachsen, dass das Wasser nicht mehr abfließen kann und sich zurückstaut, was in der Folge zu Hochwasser im oberen Uferbereich führen kann. Wird der Wasserdruck so hoch, dass der Eisstoß von alleine bricht, so kann unterhalb eine Flutwelle entstehen. Da sich die Eisstöße auch bei Brückenpfeilern bilden können, kann der Wasserdruck so ansteigen, dass ganze Brücken beschädigt oder weggerissen werden.

Eisstöße können oft nur durch eine Sprengung aufgelöst werden, da man mit üblichen Baumaschinen nicht in das Gewässer vordringen kann. Da der Eisstoß ständig in Bewegung ist, stellt ein Bearbeiten eine große Gefährdung dar.

Historische Eisstöße

Auf der Donau:

  • Bei zwei Eisstößen 1830 waren viele Häuser in ehemaligen Vororten von Wien betroffen. Dabei kamen insgesamt 74 Menschen ums Leben.[2] Auch 1876 und 1893 gab es Eisstöße bei Wien. 1929 war die Donau zwischen der Wachau und Bratislava zugefroren.
  • Am 11. März 1929 war die Donau von Neuburg bis Passau zugefroren. Die am 11. März in Bewegung gekommenen Eismassen zerstörten die Brücken von Großmehring und Pförring.[3]
  • 29. Februar 1784: Das größte Hochwasser des Jahrhunderts, verursacht durch plötzliche Schneeschmelze und Eisstau! Das Vieh in der ganzen Au ertrank ... Schwere Schäden in den Orten an der Paar![4]
  • 1. März 1565 : Der Eisstoß setzte sich beim Ingolstädter Schloss fest und staute die Donau so auf, dass die innere Stadt von Mensch und Tier verlassen werden musste. Ein toter Hirsch wurde im 1. Stock der Gaststätte "Grüner Baum" angeschwemmt ...[5]
  • 1963: Der letzte Eisstoß, der die obere Donau bis Ingolstadt erreichte.
  • 19. Februar 2012: Schäden auf der Donau durch treibende und übereinander geschichtete Eisschollen im Raum Belgrad - besonders im Stadtbezirk Zemun an der Einmündung der Save. 100 Boote und Pontons, auch schwimmende Restaurants und Frachtschiffe wurden weggeschoben, eingedrückt, abgetrieben, umgekippt. In Wochen großer Kälte waren zuvor Donau, Save und Theiß zugefroren und wurden trotz des Einsatzes von Eisbrechern ab 8. Februar 2012 für jede Schifffahrt gesperrt. Rascher Temperaturanstieg von −20 °C auf +10 °C löste das Eistreiben aus.[6][7]

Einzelnachweise

  1. Ein Jahr am See 4K.com Hotel Neusiedlersee, abgerufen am 20. Februar 2012
  2. 2,0 2,1 Grundlagenstudie-Eisstoßproblematik an Krems und Thaya-Kurzfassung vom 28. Oktober 2011 abgerufen am 5. Januar 2012
  3. Ingolstädter Zeitung vom 11. und 13. März 1929
  4. Heimatbuch Oberhaunstadt
  5. Geschichte der Stadt Ingolstadt von J. Gerstner, München 1852 S.194
  6. Wochenlang extreme Kälte, ORF.at vom 20. Februar 2012
  7. Boote kollidieren mit Eisschollen. Beitrag mit Video, ORF.at vom 20. Februar 2012

Weblinks

Commons: Eisstoß – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien