Europäische Hauptwasserscheide


Europäische Flusseinzugsgebiete und Hauptwasserscheiden

Die Europäische Hauptwasserscheide, auch Große Europäische Wasserscheide oder Europäische Kontinentalwasserscheide, trennt die Zuläufe von Atlantik/Nordsee/Ostsee und Mittelmeer/Schwarzem Meer zwischen Gibraltar und Moskau. Die weiteren Hauptwasserscheiden Europas trennen diese beiden hydrographischen Großregionen von Kaspischem Meer und Polarmeer.

Abschnitte

Wasserscheide Mittelmeer – Atlantik

Die Große Europäische Wasserscheide verläuft von Gibraltar durch Südostspanien, dann nach Norden entlang von Guadalquivir, Guadiana, Tejo und Duero zum Atlantik, um das Quellgebiet des Ebros im Baskenland (zum Mittelmeer) bis in die Nähe der Biskaya. Dann folgt sie dem Hauptkamm der Pyrenäen bis nach Andorra.

Ab dort verläuft sie in Frankreich, die Garonne (zur Biskaya) im Westen, zur Scheitelhaltung des Canal du Midi in der Nähe von Carcassonne und setzt sich durch die Cevennen fort. Sie begrenzt das Einzugsgebiet der Rhône (zum Golfe du Lion, westliches Mittelmeer, im Osten) ab den Cevennen, verläuft zwischen den Quellen von Allier (Loire) und Ardèche (Rhône), in den Monts du Vivarais, den Monts du Lyonnais und den Monts du Charolais zwischen Loire (zum Atlantik) und Rhône nach Norden zu. In der Côte-d’Or zwischen Autun und Dijon zweigt die Wasserscheide Atlantik – Ärmelkanal ab (47° 59′ 31,2″ N, 5° 55′ 37,2″ O), im Plateau de Langres zwischen Marne (über Seine zum Kanal), Meuse (Maas) und den Quellen der Saône (zur Rhône) die Scheide zwischen Kanal und Nordsee (47° 51′ 10,8″ N, 5° 45′ 21,6″ O). In diesem Bereich queren Canal de Bourgogne und Marne-Saône-Kanal (beide mit Tunnel). Im weiteren Verlauf berührt sie die Vogesen, wendet sich südwärts durch die Burgundische Pforte in den Jura der Schweiz und verläuft dann zwischen dem Genfer See und dem Neuenburgersee (Canal d'Entreroches) an des ersteren östliches Ufer.

Die Hauptwasserscheide erreicht die Alpen am Mont Pèlerin oberhalb Vevey und führt über die Kämme der Berner Alpen zum Sankt Gotthard, wo sich etwa 10 km östlich am Witenwasserenstock (46° 31′ 39,4″ N, 8° 28′ 41,3″ O) mit der Rhone/Po-Wasserscheide die Wasserscheide Adria-Westliches Mittelmeer (im weiteren Verlauf die Grenze Italiens zu Schweiz und Frankreich, dann italienische Hauptwasserscheide) verzweigt. Weiter geht sie in die Bündner Alpen, wo sich westlich des Malojapasses am Piz Lunghin (46° 25′ 11,3″ N, 9° 39′ 49,9″ O) die Wasserscheide Mittelmeer-Schwarzes Meer mit dem Einzugsgebiet der Donau abspaltet (die über das Dinarische Gebirge an den Bosporus führt).

Wasserscheide Atlantik – Schwarzes Meer

Die Wasserscheide Atlantik - Schwarzes Meer verläuft auch über die Albhochfläche bei Hohenstadt im Landkreis Göppingen

Die Wasserscheide Atlantik – Schwarzes Meer läuft vom Malojapass zum Julierpass, zwischen Davos und Zernez über Piz Buin nach Österreich und zum Arlberg, in den westlichen Allgäuer Alpen nach Deutschland, und wechselt im Adelegg bei Kempten in das Alpenvorland.

Außerhalb der Alpen verläuft sie in Deutschland zunächst nördlich vom Bodensee nordöstlich bis zur Quelle der Schussen, dann südwestlich und westlich in den Schwarzwald, um die Quellen von Brigach und Breg herum, über die Schwäbische Alb, die Schwäbisch-Fränkischen Waldberge, die Frankenhöhe, durch die Scheitelhöhe des Main-Donau-Kanals und das Fichtelgebirge in den Böhmerwald, nun an der Grenze von Donau und Elbe.

Neben dem Mühlviertel verläuft sie in Österreich durch das Waldviertel, und in Tschechien über die Böhmisch-Mährische Höhe ins Glatzer Schneegebirge (50° 12′ 10,4″ N, 16° 50′ 6,7″ O, wo sich am Glatzer Schneeberg die Wasserscheide Nordsee/Ostsee abspaltet) an die Grenze zu Polen. Dann setzt sie sich über die Jeseníky (Gesenke) fort, im Norden Oder und Wisla (Weichsel) zur Ostsee, durch die Talwasserscheide Mährische Pforte in die Beskiden (Karpaten) in Dreiländereck mit der Ukraine.

Südlich von Lemberg umläuft sie den Dnjestr (zum Schwarzen Meer) in das Quellgebiet des Bug und umfasst das Einzugsgebiet des Prypjat (über Dnjepr zum Schwarzen Meer), wo sie vom Dnepr-Bug-Kanal geschnitten wird. Sie folgt dann dem westrussischen Landrücken durch Weißrussland und Russland, wo sie Nemunas (Memel) und Daugava (Düna, beide zur Ostsee) und Dnjepr (zum Schwarzen Meer) trennt, um dann in den Smolensker Höhen 200 km westlich von Moskau zu enden.

Irregularitäten

Allerdings gibt es dabei auch Unregelmäßigkeiten: So fließt zum Beispiel auf Grund der Donauversickerung ein Teil des Donauwassers bei Immendingen in den Aachtopf und von dort in den Rhein und wechselt so unterirdisch die Seite zur Europäischen Wasserscheide (Flussanzapfung). Außerdem hat der Mensch große Kanäle Rhône-Rhein, Main-Donau und Dnepr-Bug, aber auch etliche Wasserkraftwerke geschaffen, die Wassergebiete durch die Hauptwasserscheide abgreifen.

Siehe auch: Wasserscheiden in den Alpen – zum detaillierten Verlauf in den Alpen
Siehe auch: Wasserscheiden in Deutschland – zum genaueren Verlauf zwischen Bodensee und Böhmerwald

Die europäischen Hauptwasserscheidepunkte

Ostsee – Schwarzes Meer – Kaspisches Meer

Am ersten großen Wasserscheidepunkt (55° 30′ 0″ N, 33° 29′ 24″ O), in den Smolensker Höhen westlich von Moskau, zwischen den Quellen des Dnepr, oberer Wolga und Oberlauf der Dwina (Düna), treffen sich die Einzugsgebiete von Ostsee (Atlantik), Schwarzem Meer und Kaspischem Meer. Letzteres gehört zu dem großen endorheischen Areal Innerasiens, das sich von hier bis in die Mongolei erstreckt, und das nicht in einen Ozean entwässert. Der Punkt befindet sich bei der Ortschaft Botscharowo ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value)) in den Belyer Höhen ({{Modul:Vorlage:lang}} Modul:Multilingual:149: attempt to index field 'data' (a nil value)), nahe Bely, nur weniger Kilometer von der Dneprquelle entfernt, die ein Schutzgebiet darstellt.[1] Von hier entwässern Obscha[2] über Mescha[3] – Dwina nach Norden, und Zuflüsse der Wasusa[4] zur Wolga nach Südosten.

Die eine Hauptwasserscheide (Schwarzmeer und Kaspisches Meer) läuft von hier nach Süden über die Mittelrussische Platte bis südlich Orjol (Orel), umfasst den Don und folgt dann der Wolgaschwelle, über den Wolga-Don-Kanal – dem wichtigsten Durchstich durch diese Scheide – in die Jergeni-Hügel, quert die Manytschniederung und verlässt – je nach Konvention der Grenzen Europas – Europa dort, oder über den Hauptkamm des Kaukasus am Elbrus, der dann als höchster Berg Europas gilt. Die andere wendet sich nach Norden.

Ostsee – Kaspisches Meer – Polarmeer

Die atlantische Hauptwasserscheide läuft nach Norden, umfasst das Quellgebiet der Wolga in den Waldaihöhen, und wird vom Weißmeer-Ostsee-Kanal durchbrochen. Etwa 300 Kilometer nordöstlich des ersten Punkts, östlich des Onega-Sees im äußersten Norden der Oblast Wologda, nahe dem Grenzpunkt zu Republik Karelien und Oblast Archangelsk, befindet sich der zweite Hauptwasserscheidepunkt Europas (61° 28′ 0″ N, 37° 46′ 0″ O), zwischen Ostsee, Kaspischem Meer und dem Arktischen Ozean.

Die Wasserscheide des atlantischen Einzugsbereichs verläuft weiter zwischen Onegasee und Weißem Meer, und weiter den karelischen Maanselkä entlang durch Finnland bis an die norwegische Grenze. Weil vom Nordkap nach Spitzbergen – aus rein großgeographischer Ordnung – die Abgrenzung zwischen Europäischem Nordmeer als atlantischem Randmeer und der zum Arktischen Ozean gezählten Barentsee gesehen wird, könnte man die Wasserscheide durch die Finnmark bis ans Nordkap ziehen. Von hydrographischer Bedeutung wäre dieser Streckenzug nicht. Primär ist hier die Scheide zwischen Nordmeer und Ostsee, die sich im Skandinavischen Hochland wieder nach Süden wendet.

Die Nordpolarmeer-Kaspisee-Scheide als Teil der Eurasischen Hauptwasserscheide zum Polarmeer folgt – ebenfalls bald darauf überquert, vom Südast des Wolga-Ostsee-Kanal zwischen Rybinsker Stausee und Weißem See – dem Nordrussischen Landrücken, zwischen dem weitläufigen Einzugsgebiet der Wolga, und den dem Weißen Meer zufließenden Onega und Dwina und der Petschora (zur Barentssee). Sie erreicht Asien im nördlichen Ural im Dreiländereck der Republik Komi, der Region Perm und der Oblast Swerdlowsk (61° 39′ 48,6″ N, 59° 20′ 6,7″ O) . Von dort folgt sie dem Ural-Hauptkamm nach Süden, zwischen Kama (mit Belaja und Ufa zur Wolga) und Ob (zur Karasee, mit Irtysch und Tobol). In diesem Verlauf ist sie Teil der Strahlenbergschen innereurasischen Grenze. Inwieweit sie ab dem Quellgebiet des Ural südlich Miass noch als „europäisch“ gelten kann, sei dahingestellt.

Einzelnachweise

  1. The Dnipro Source. In: International Environmental Expedition along the Dnipro River from its Headwaters to the Belarus Border (Russia). UNDP-GEF Dnipro Basin Environment Program. United Nations Development Program – Global Environment Facility (UNDP-GEF), 2002, abgerufen am 29. April 2008 (Lua-Fehler in Modul:Multilingual, Zeile 149: attempt to index field 'data' (a nil value)).
  2. ru:Обша (река) – Wikipedia (russisch)
  3. ru:Межа (приток Западной Двины) – Wikipedia (russisch)
  4. ru:Вазуза – Wikipedia (russisch)

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