Eurosibirisches Kulturgrasland


krautreiches Wirtschaftsgrünland

Das Eurosibirische Kulturgrasland (Molinio-Arrhenatheretea, Tx. 1937 em. Tx. et Prsg. 1951)[1], auch Wirtschaftsgrünland[2] oder europäische Wirtschaftswiesen umfasst von Gräsern und Grasartigen beherrschte, für Futter- oder Streuzwecke landwirtschaftlich genutzte Grünland-Pflanzengesellschaften.[3] In den Pflanzensoziologischen Einheiten nach Oberdorfer als Klasse definiert, sind anthropogene Grünlandgesellschaften nach Molinia caerulea benannter, feuchter und nach Arrhenatherum elatius benannter frischer Bereiche vereinigt, aus deren Kombination sich auch der Name der Klasse ergibt. Die erste Fassung stammt von Tüxen aus dem Jahr 1937, eine erweiterte Gliederung erschien 1951 durch Tüxen und Preising.[1]

Entstehung und Verbreitung

Vermutlich den Vegetationen der Wälder, den nitrophilen Säumen und den Uferbereichen entstammend,[3] infolge landwirtschaftlicher Kultureinflüsse großflächig verbreitet, liegt der Kern der Eurosibirischen Kulturgrasländer in Mitteleuropa.[1] Mit Ellenberg (1996)[4] einhergehend, ist der Ursprung unserer „Fettwiesen“ in den Hochgebirgen der temperaten Zone Eurasiens zu suchen, wo durch regelmäßige Lawinen ein verholzter Aufwuchs trotz waldfähiger Standorte verhindert und sich Wiesen entwickeln konnten.[5] Pflanzensoziologisch handelt es sich bei Molinio-Arrhenatheretea um eine charakteristische Klasse des eurosibirischen Teils der kühlgemäßigten (nemoralen) Zone mit weitem Ozeanitäts- (atlantisch bis kontinental) und Höhengradienten (planar bis alpin). Bei Aussetzung der Nutzung bzw. des entholzenden Einflusses ist von der Klimaxgesellschaft Laubwald auszugehen.[1]

Diagnostische Arten

Ajuga reptans, Alopecurus pratensis, Anthoxanthum odoratum, Briza media, Cardamine pratensis,Centaurea jacea ssp. jacea, Cerastium holosteoides, Colchicum autumnale, Festuca pratensis, Festuca rubra agg., Holcus lanatus, Lathyrus pratensis, Plantago lanceolata, Poa pratensis agg., Poa trivialis, Prunella vulgaris, Ranunculus acris, Ranunculus repens, Rumex acetosa, Stellaria graminea, Taraxacum officinale agg., Trifolium pratense, Trifolium repens, Trollius europaeus, Vicia cracca und andere.[1]

Systematik

Die folgend aufgezählten Ordnungen der Klasse Molinio-Arrhenatheretea lassen sich nach der Verbandsebene noch in Assoziationen aufgliedern.[6]

  • XXIX. Klasse: Molinio-Arrhenatheretea
    • Ordnung: Molinietalia caeruleae
      • Verband: Juncion acutiflori (Waldbinsen-Gesellschaften)
      • Verband: Calthion (eutrophe Naßwiesen-Gesellschaften)
      • Verband: Filipendulion (Staudenfluren nasser Standorte)
      • Verband: Molinion caeruleae (Pfeifengraswiesen)
      • Verband: Cnidion dubii (Brenndoldenwiesen)
    • Ordnung: Arrhenatheretalia elatioris
    • Unterordnung: Trisetenalia flavescentis
      • Verband: Arrhenatherion elatioris (Glatthafer-/Fromentalwiesen,[5] auch Tal-Fettwiesen)
      • Verband: Polygono-Trisetion (Gebirgs-Fettwiesen)
    • Unterordnung: Trifolienetalia
      • Verband: Cynosurion (Fettweiden)
      • Verband: Poion alpinae (Milchkrautweiden)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Hartmut Dierschke, Gottfried Briemle: Kulturgrasland: Wiesen, Weiden und verwandte Staudenfluren. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5641-2.
  2. Theo Müller, Erich Oberdorfer: Süddeutsche Pflanzengesellschaften - 3 : Wirtschaftswiesen und Unkrautgesellschaften. 3. Auflage. Fischer, Stuttgart 1993, ISBN 3-334-60436-5 (slub-dresden.de [abgerufen am 6. August 2012]).
  3. 3,0 3,1 Anton Ernst Lafenthaler: Vegetationsökologie - Pflanzengesellschaften: Molinio-Arrhenatheretea. 2006, abgerufen am 22. Dezember 2010.
  4. Heinz Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht (= UTB für Wissenschaft. Große Reihe. Band 8104). 5., stark veränderte und verbesserte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1996, ISBN 3-8252-8104-3.
  5. 5,0 5,1 Frank Klötzli: Vegetation Europas: das Offenland im vegetationskundlich-ökologischen Überblick unter besonderer Berücksichtigung der Schweiz. 1. Auflage. Ott, Bern 2010, ISBN 978-3-7225-0098-0.

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