Eurotamandua joresi
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Eurotamandua | ||||||||||||
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Eurotamandua joresi, Fossil im Forschungsinstitut Senckenberg) | ||||||||||||
Zeitliches Auftreten | ||||||||||||
Mittleres Eozän bis Spätpleistozän | ||||||||||||
50 bis 45 Mio. Jahre | ||||||||||||
Fundorte | ||||||||||||
Deutschland (Grube Messel, Geiseltal) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Eurotamandua | ||||||||||||
Storch, 1981 |
Eurotamandua joresi ist ein Fossil aus dem mittleren Eozän, welches 1981 in der Grube Messel bei Darmstadt gefunden wurde. Nach Auffassung des Erstbeschreibers Gerhard Storch (Forschungsinstitut Senckenberg) handelt es sich um eine ausgestorbene Art der Ameisenbären (Myrmecophagidae)[1]. Damit wäre Eurotamandua joresi das älteste bekannte Fossil dieser Tiergruppe, die ansonsten nur in Südamerika nachgewiesen ist.
Beschreibung
Das Fossil von Eurotamandua joresi hat eine Länge von etwa 90 Zentimetern und ist sehr gut erhalten. Eines der zentralen Merkmale der Nebengelenktiere, die namensgebenden Nebengelenke (Xenathralen) im Bereich der Brust- und Beckenwirbel, ist bei dieser Art nicht vorhanden. Außerdem war das Tier vollständig unbezahnt und der Schädel war röhrenförmig aufgebaut. Die Vorderextremitäten und vor allem der Mittelfinger waren kräftig ausgebildet und mit einer Klaue bestückt. Sie dienten wahrscheinlich zum Graben oder zum Aufbrechen von Holz, um an die Nahrung zu kommen, die wie bei den heutigen Ameisenbären und Schuppentieren aus Ameisen und Termiten bestanden haben soll. Als Hauptargumente für die nahe Verwandtschaft zu den Ameisenbären gilt die typische Ausbildung des Gehörs sowie der spezielle Bau des Gaumens.
Das Fossil lässt aufgrund seiner guten Beschaffenheit neben der sehr detaillierten Untersuchung von Skelettelementen auch eine Bestimmung des Mageninhaltes zu. Im Magen konnten Lagen von Chitinhäuten gefunden werden, allerdings fehlen typische Kopfkapseln oder Gebissstrukturen, die eine eindeutige Zuordnung als Termiten oder Ameisen zulassen. Außerdem fand man Holzstrukturen in einer nicht näher zu bestimmenden Matrix, die den Nestbaumaterialien heutiger Termiten mit Holzstücken in ausgehärtetem Speichel ähneln.
Der Körperbau gleicht dem des in Südamerika heimischen Südlichen Tamandua (Tamandua tetradactyla), der als weniger spezialisiert im Vergleich zu den anderen Ameisenbären bekannt ist und sowohl am Boden als auch in Bäumen lebt. Aufgrund der Ähnlichkeit geht man davon aus, dass auch die Lebensweise der beiden Arten sehr ähnlich war.
Der Fund: Präparation und Namensgebung
Das Fossil wurde bereits 1974 von Gerhard Jores im nördlichen Bereich der Grube Messel, dem so genannten Langen Hang in den Planquadraten F 6/7, gefunden. Die Präparation erfolgte durch Jores und Ulrich Kessler und die Feinpräparation bei der späteren Beschreibung durch Siegfried Weigelt. Gerhard Storch beschrieb die Art 1981 und wählte als Gattungsnamen aufgrund der Ähnlichkeit mit den Tamanduas den Namen Eurotamandua und benannte die Art nach dem Finder als E. joresi.
Der Fund der Reste von Vorderextremitäten aus dem Geiseltal bei Halle/Saale, der 1989 von Storch und Haubold beschrieben wurde, stammt nach Ansicht Storchs ebenfalls von dieser oder einer nahe verwandten Art[2].
Biogeographische Kontroverse
Eurotamandua joresi stellt den einzigen Fund eines Nebengelenktieres in Europa dar, die Gruppe ist ansonsten ausschließlich in Südamerika nachgewiesen und erst im mittleren Pliozän können Arten auch in Nordamerika nachgewiesen werden, die den Kontinent über eine Landverbindung erreicht haben. Eine solche Verbindung bestand außerdem bereits in der Oberen Kreide, eine Einwanderung der Vorfahren von Eurotamandua joresi schon zu dieser Zeit wird jedoch aufgrund des fehlenden Fossilbefundes in der Oberkreide und dem Alttertiär als unwahrscheinlich angesehen. Auch aus Afrika sind keine fossilen Nebengelenktiere bekannt.
Die Trennung von Afrika und Südamerika erfolgte vor etwa 80 bis 100 Millionen Jahren in der Oberkreide. In die gleiche Zeit wird auch das Entstehen der frühen Säugetiergruppen einschließlich der Nebengelenktiere datiert. Diese sollen der allgemein gültigen Meinung nach vor allem auf Westgondwana, dem späteren Südamerika, gelebt haben. Theoretisch wäre es zu dieser Zeit aber auch möglich gewesen, dass sie auch Teile des späteren afrikanischen Kontinents bewohnten und die Vorfahren von Eurotamandua joresi in der späten Kreide oder im frühen Tertiär über die Tethys Europa erreicht haben.
Eurotamandua joresi ein Schuppentier?
Die oben beschriebene These ist umstritten, wodurch die Frage nach der Herkunft des europäischen Ameisenbären noch weitestgehend offen ist. Eine phylogenetische Untersuchung auf der Basis morphologischer Merkmale rezenter und fossiler Taxa aus dem Jahr 1998 platziert Eurotamandua joresi an der Basis der Ameisenbären oder alternativ an der Basis aller Zahnarmen[3]. Andere Untersuchungen legen stattdessen nahe, dass E. joresi identisch ist mit dem ebenfalls aus der Grube Messel stammenden und als Schuppentier identifizierten Fossil Eomanis krebsi[4], letzteres stufen sie als Jungtier von E. joresi ein. Dem wird vom wissenschaftlichen Erstbeschreiber beider Fossilien, Gerhard Storch, und seinen Mitarbeitern, widersprochen, indem sie auf deutliche Unterschiede der Knochen hinweisen[5]. Neben E. krebsi wurde zudem das Schuppentier Eomanis waldi in der Fossiliengrube Messel gefunden.
Quellen
- Norbert Micklich: Die Sammlung Behnke und der Ameisenbär „Eurotamandua joresi“ – Herausragende Fossilien-Funde der Grube Messel. Kulturstiftung der Länder, Berlin 2001 (Patrimonia 211, ISSN 0941-7036).
- ↑ Gerhard Storch (1981): Eurotamandua joresi, ein Myrmecophagide aus dem Eozän der "Grube Messel" bei Darmstadt (Mammalia, Xenarthra). Senckenbergiana lethaea 61; Seiten 503-529
- ↑ G. Storch, H. Haubold: Additions to the Geiseltal Mammalian Faunas, Middle Eocene: Didelphidae, Nyctiteriidae, Myrmecophagidae. Palaeovertebrata 19 (3), 1989; Seiten 94-114
- ↑ Timothy J. Gaudin and Daniel G. Branham: The Phylogeny of the Myrmecophagidae (Mammalia, Xenarthra, Vermilingua) and the Relationship of Eurotamandua to the Vermilingua. Journal of Mammalian Evolution 5 (3), 1998; Seiten 237-265 (Abstract)
- ↑ F. S. Szalay, F. Schrenk: The middle Eocene Eurotamandua and a Darwinian phylogenetic analysis Kaupia 7, 1998; Seiten 97-186
- ↑ Inés Horovitz, Gerhard Storch, Thomas Martin: Ankle structure in Eocene pholidotan mammal Eomanis krebsi and its taxonomic implications. Acta Palaeontologica Polonica 50 (3), 2005; 545-548 (PDF-Volltext)
Weblinks
- The Paleobiology Database Eurotamandua