Eustachi-Röhre
Die Eustachi-Röhre (auch als Eustachische Röhre, Ohrtrompete, lat. Tuba auditiva Eustachii oder Tuba pharyngotympanica bezeichnet) ist eine bei Erwachsenen etwa 3,5 cm lange, paarige, röhrenartige Verbindung zwischen dem Mittelohr (genauer der Paukenhöhle) und dem Nasenrachen. Sie zieht durch die hintere Etage des Canalis musculotubarius und ist nach dem italienischen Anatomen Bartolomeo Eustachi benannt, der sie zwar als erster beschrieben, aber wahrscheinlich nicht als erster entdeckt hat.
Die Ohrtrompete kommt bei allen Säugetieren, Vögeln und Reptilien vor. Bei Pferdeartigen (Equiden) besitzt sie eine ausgedehnte, sackartige Erweiterung, den Luftsack.
Funktion
Über die Ohrtrompete kann ein Luftdruckausgleich stattfinden, so dass der Druck im Mittelohr dem im Nasenrachenraum und somit dem Außendruck angeglichen wird. Diesen Druckausgleich ermöglichen v. a. der Schluckakt und das Gähnen, da sich die rachenseitige Öffnung der Tuba pharyngotympanica, das Ostium pharyngicum tubae auditivae, dabei öffnet. Durch Schließen bzw. Zuhalten von Mund und Nase und gleichzeitigen Ausatmungsversuch kann der Druck im Nasenrachenraum erhöht und ein passives Öffnen der Eustachischen Röhre erreicht werden (Tubensprengung). Damit wird ein Druckausgleich zwischen Außenluft und Mittelohr möglich. Ähnliches gilt sinngemäß auch für Unterdruck: Eine rasche Drucksenkung der Außenluft – z. B. in einem Flugzeug, das sich im Steigflug befindet – kann bei nicht ausreichender Belüftung des Mittelohres zu einer schmerzhaften Auswölbung des Trommelfells nach außen führen. Ein Zahlenbeispiel mag die Kräfteverhältnisse bei Druckveränderungen verdeutlichen: Das Ohr kann bereits Druckdifferenzen von 20 µPa in Höreindrücke umsetzen. Verkehrsflugzeuge senken den Kabinendruck während der Reise um etwa 20 000 Pa. Durch Verschließen von Mund und Nase und vorsichtiges „Ziehen“ gegen diesen Widerstand kann man den Druckausgleich selbst herstellen, was man als angenehme Entspannung des Trommelfells erlebt. Beim Druckanstieg im Sinkflug bringt entsprechend ein Drücken der Atemluft gegen die verschlossenen Atemöffnungen Entspannung (Valsalva-Versuch). Dies gilt sinngemäß in allen Situationen, in denen sich der Außendruck ändert, also bei Berg- und Talfahrten im Gebirge, bei Aktivitäten unter Wasser oder beim Durchfahren von Tunneln mit nicht dichten Kabinen. Der natürliche Weg zur Unterstützung des Druckausgleichs besteht im Anspannen bestimmter Rachenmuskeln (Musculus tensor veli palatini und Musculus levator veli palatini), die beim Schlucken und Gähnen den Eingang zur Eustachischen Röhre öffnen und dabei den typischen „Klick“ im Ohr verursachen (das verlangt eventuell Übung). Dabei sollte allerdings nicht zu viel Druck angewendet werden, weil das Trommelfell sonst einreißen könnte; sobald Schmerzen entstehen, sollte der Versuch abgebrochen werden.
Eine weitere Aufgabe besteht im Ableiten von Sekreten aus dem Ohr. Bei Erkrankungen der oberen Atemwege kann die Eustachische Röhre infolge Schwellung der Schleimhäute verengt werden oder insbesondere bei Kindern als Transportkanal für eine aufsteigende bakterielle Infektion dienen und damit eine Mittelohrentzündung (Otitis media) auslösen. Dafür können in selteneren Fällen aber auch Viren oder Pilze die Ursache sein, weshalb Antibiotika nicht immer die richtige Therapie sein müssen. Ist die Eustachische Röhre nicht, wie üblich, geschlossen, sondern verbleibt sie geöffnet, kommt es zur Autophonie, dem lauten Hören der eigenen Stimme und schlimmstenfalls zu einer klaffenden Tube.
Entwicklung
Die Eustachische Röhre bildet sich gemeinsam mit der Paukenhöhle (Hohlraum des Mittelohrs) aus der ersten Schlundtasche, wobei sich die Paukenhöhle aus deren distalen (äußeren) Anteil, die Eustachi-Röhre aus dem proximalen (inneren) Anteil bildet.