Faszikulation


Klassifikation nach ICD-10
R25.3 Faszikulation
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Faszikulationen sind unwillkürliche Bewegungen sehr kleiner Muskelgruppen (Muskelbündel), die zwar unter der Haut sichtbar sind, aber zu keinem wesentlichen Bewegungseffekt führen. Sie sind nicht schmerzhaft und können oft durch Beklopfen oder Kneifen des Muskels provoziert werden.

Benigne Faszikulation

(→ Hauptartikel Benigne Faszikulation)

Diese gutartigen (benignen) Faszikulationen treten häufig im Gesicht oder an den Extremitäten auf. Dabei kommt es z. B. zu einem kurzen Zucken des Augenlids oder der Hand, welches sich aber mehrfach wiederholen kann. Das Gefühl dabei kann von Vibrationen in Muskelfasern bis motorisch wirksamen Muskelzuckungen (wie etwa auch beim Einschlafen) reichen. Dies hat keinerlei Krankheitswert, auch wenn es im Einzelfall lästig sein kann. Seelisches Ungleichgewicht, Stress und die Einnahme von Stimulantien können Faszikulationen auslösen oder verstärken.

Pathologische Faszikulationen

Diese Art der Faszikulationen sind sehr viel seltener als benigne Faszikulationen und kommen als Symptom vor allem bei Erkrankungen mit einem Untergang von α-Motoneuronen vor (z.B. Amyotrophe Lateralsklerose). Bei Schädigung von peripheren Nerven können Faszikulationen im gelähmten Muskel auftreten.[1]

Faszikulationen kommen unter anderem bei der amyotrophen Lateralsklerose, der Poliomyelitis, einer Halswirbelsäulendegeneration, der Polyneuropathie (bei z.B. Diabetes mellitus), einer Myopathie (z.B. Polymyositis) oder bei einer Beeinträchtigung des Elektrolythaushaltes wie Hyponatriämie oder Hypomagnesiämie, wobei Hypokalzämie oder Hypokaliämie Krämpfe und Tetanie auslösen können, vor. Es können aber auch Drogen bzw. Medikamente, die z.B. Acetylcholinesterase (wirkt vor allem im ZNS) oder Lithium enthalten, als Auslöser für Faszikulationen fungieren.[2]

In Kombination mit Spastik, Muskelatrophie oder Muskelschwäche können Faszikulationen auf eine solche Erkrankung hinweisen.

Der diagnostische Nachweis der Faszikulation erfolgt durch die Elektromyographie in Form von Faszikulationspotentialen. Diese werden als typische Potentiale in Ruhe abgeleitet („pathologische Spontanaktivität“). Allein elektrophysiologisch sind diese Potentiale nicht von benignen Faszikulationen zu unterscheiden, sondern auch hier nur im Zusammenhang mit anderen krankhaften Veränderungen zu bewerten. Im Elektromyogramm äußern sich Faszikulationen typischerweise als biphasische Potentiale mit hoher Amplitude.[3]

Faszikulationen ohne weitere neurologische Krankheitszeichen sind fast immer benigne Faszikulationen.

Abgrenzung

  • Fibrillation - kurze Zuckungen von Muskelfasern
  • Faszikulation – kurze Muskelbündelzuckung ohne Bewegungseffekt
  • Myoklonie – Muskelzuckung mit oder ohne Bewegungseffekt
  • Tremor – regelmäßige hin- und hergehende Bewegung (Zittern)
  • Dystonie – längerdauernde Muskelverkrampfung
  • Myokymie – oberflächliche, örtlich begrenzte wellenartige Muskelkontraktion

Siehe auch

Einzelnachweise