Feuerkorallen



Feuerkorallen

Feuerkorallen (Millepora sp.) im Roten Meer, darüber Fahnenbarsche

Systematik
Klasse: Hydrozoen (Hydrozoa)
Unterklasse: Hydroidolina
Ordnung: Anthoathecata
Unterordnung: Capitata
Familie: Milleporidae
Gattung: Feuerkorallen
Wissenschaftlicher Name der Familie
Milleporidae
Fleming, 1828
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Millepora
Linnaeus, 1758

Die Feuerkorallen (Millepora) sind eine Gattung von sessilen Hydrozoen (Hydrozoa), die ein aragonitisches Kalkskelett bilden. Millepora ist die einzige Gattung der Familie Milleporidae. Die Feuerkorallen gehören neben den Steinkorallen (Scleractinia) zu den Hauptriffbildnern der tropischen Korallenriffe. Letztere gehören allerdings zu den Blumentieren (Anthozoa) innerhalb der Nesseltiere (Cnidaria). Die ältesten Vertreter der Gattung Feuerkorallen stammen aus dem Danium (Unteres Paläogen)[1].

Ihren Namen verdanken sie Nesselzellen, die in der Lage sind, die menschliche Haut zu durchschlagen und dann ein sehr schmerzhaftes Gift zu injizieren. Die Verletzungen hinterlassen Narben, manchmal auf Lebenszeit.

Merkmale

Feuerkorallen bilden massive kalkige Außenskelette (= Coenosteum) aus Aragonit. Intern besitzt dieses Skelett ein komplexes System von Röhren. Die Oberfläche ist von einer dünnen Schicht Ectoderm überzogen. Die Oberfläche ist mit einer Vielzahl mikroskopisch kleiner Poren übersät (mille, lat. = tausend; poros, gr. = Loch, Pore), wobei die Ränder nicht erhaben sind. Die verschiedenen Arten bilden krustenartige Kolonien, aufrecht stehende Platten oder astförmig verzweigte Stöcke. Die Kolonien sind meist von brauner oder blass-beiger Farbe. In den Poren sitzen die Polypen. Die Polypen sind polymorph. Die Fresspolypen sind relativ groß, kurz und gedrungen. Sie besitzen einen um den Mund angeordneten Kranz von vier bis sieben, kurzen capitate Tentakeln. Die Wehrpolypen sind dagegen relativ lang und schlank; sie besitzen keinen Mund. Sie sind regellos von kurzen, capitaten Tentakeln bedeckt. Um einen großen Fresspolypen sitzen jeweils fünf bis sieben kleinere Wehrpolypen, die undeutliche rundliche Porensysteme bilden. Das Cnidom besteht aus Stenotelen and makrobasischen Mastigophoren. Daneben gibt es noch spezielle Polypen für die Fortpflanzung, die freischwimmende Medusen produzieren. Die Gonophoren entstehen in Kammern des Skelettes, die mit Coenosarc ausgekleidet sind. Die Medusen sind Eumedusoide mit radialen Kanälen und einem Ringkanal. Die Meduse besitzt aber keine Tentakeln oder Sinnesorgane. Die Exumbrella ist aber von Nesselzellen flecken besetzt. Die Geschlechtsorgane entstehen um ein undeutliches Manubrium.

Feuerkorallen leben in Symbiose mit Zooxanthellen und beziehen von diesen einen Teil ihrer Nahrung. Im Kampf mit anderen sessilen Tieren um Licht und Raum sind Feuerkorallen sehr erfolgreich und können Konkurrenten, besonders Gorgonien überwuchern, da sie relativ schnell wachsen.

Geographisches Vorkommen und Lebensweise

Feuerkorallen kommen im Indopazifik, einige Arten auch in der Karibik, hauptsächlich an den Riffhängen vor. Trotz ihrer Wehrhaftigkeit werden Feuerkorallen von Fischen, Borstenwürmern, Krebstieren und Schnecken gefressen.

Gefahren für den Menschen

Das Nesselgift der Feuerkorallen ruft beim Menschen starken Juckreiz oder Brennen und Bläschenbildung hervor. Die Symptome ähneln stark denen nach dem Kontakt mit Brennnesseln. Es sind, vor allem nach mehrmaligem Kontakt, allergische Reaktionen bis hin zum Kreislaufkollaps bekannt. In der Literatur wird die Akutbehandlung der betroffenen Hautstellen mit 5%igem Essig und später mit juckreizlindernden und antiallergischen Salben empfohlen.

Systematik

Die Familie Milleporidae wird im Hydrozoa World Database zur Unterordnung Capitata gestellt. Im Werk "An introduction to Hydrozoa" wird die Familie Milleporidae zusammen mit den Familien Porpitidae, Pseudosolanderiidae, Teissieridae, Rosalindidae, Cladocorynidae, Asyncorynidae und Zancleidae in eine eigene Unterordnung Zancleida gestellt. Die Arten der Gattung Millepora[2]:

  • Elchgeweih-Feuerkoralle (Millepora alcicornis (Linnaeus, 1758))
  • Millepora aspera Linnaeus, 1767
  • Millepora boschmai (De Weerdt and Glynn, 1991)
  • Millepora braziliensis (Verrill, 1868)
  • Millepora complanata (Lamarck, 1816)
  • Netz-Feuerkoralle (Millepora dichotoma (Forskål, 1775))
  • Millepora exaesa (Forskål, 1775)
  • Millepora foveolata (Crossland, 1952)
  • Millepora intricata (Edwards, 1857)
Die plattenförmige Skelette bildende Millepora platyphylla im Roten Meer.
  • Millepora laboreli Amaral, 2008
  • Millepora latifolia (Boschma, 1948)
  • Millepora murrayi (Quelch, 1884)
  • Millepora nitida (Verrill, 1868)
  • Platten-Feuerkoralle (Millepora platyphylla (Hemprich & Ehrenberg, 1834))
  • Millepora squarrosa (Lamarck, 1816)
  • Millepora striata (Duchassaing & Michelotti, 1864)
  • Millepora tenella (Ortmann, 1892)
  • Millepora tenera (Boschma, 1949)

Quellen

Einzelnachweise

  1. Michael J. Benton (Hrsg.): The Fossil Record 2. Chapman & Hall, London u.a., 1993 ISBN 0-412-39380-8
  2. World Hydrozoa Database

Literatur

  • S. A. Fosså, A. J. Nilsen: Korallenriff-Aquarium, Band 4, Birgit Schmettkamp Verlag, Bornheim, ISBN 3-928819-05-4
  • Dieter Eichler: Gefährliche Meerestiere erkennen, blv, 2005, ISBN 3-405-16992-5
  • Jean Bouillon, Cinzia Gravili, Francesc Pagès, Josep-Maria Gili und Fernando Boero: An introduction to Hydrozoa. Mémoires du Muséum national d' Histoire naturelle, 194: 1-591, Publications Scientifiques du Muséum, Paris 2006 ISBN 978-2-85653-580-6
  • Marymegan Daly, Mercer R. Brugler, Paulyn Cartwright, Allen G. Collin, Michael N. Dawson, Daphne G. Fautin, Scott C. France, Catherine S. McFadden, Dennis M. Opresko, Estefania Rodriguez, Sandra L. Romano & Joel L. Stake: The phylum Cnidaria: A review of phylogenetic patterns and diversity 300 years after Linnaeus. Zootaxa, 1668: 127–182, Wellington 2007 ISSN 1175-5326 Abstract - PDF

Online

Weblinks

Commons: Millepora – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Die News der letzten Tage