Flecktarn (Bundeswehr)


Bundeswehrsoldaten im "Feldanzug, Tarndruck"

Tarndruck, ist das seit 1990 eingeführte Tarnmuster der Bundeswehr und wird sowohl von Soldaten des Heers, der Luftwaffe als auch der Marine in Dienst und Gefecht getragen. Während der Entwicklung wurde der Tarndruck auch als das Flecktarn B (groß) bezeichnet. Die Ursprünge des Tarnmusters „Flecktarn“ reichen bis in die 1930er-Jahre zurück.

Bei der Bundeswehr wird mit dem Begriff Flecktarn auch umgangssprachlich der in Flecktarn getarnte Feldanzug gemeint.

Entwicklung

Nach der Aufstellung der Bundeswehr im Jahre 1955 wurde bei der Truppe sofort ein Kampfanzug in leicht abgewandeltem Splittertarn M31 der Reichswehr bzw. Wehrmacht eingeführt, doch bereits in den frühen 1960er-Jahren gegen eine den NATO-Partnern angelehnte einfarbige Oliv-Variante im Farbton RAL 6014 (Gelboliv) ersetzt.

Zwischen 1955 und Anfang 1956 wurde bei der Bundeswehr kurzzeitig auch eine leicht abgewandelte Variante des 1945 für SS und alle Heeresteile vorgesehenen Leibermusters in Truppenversuchen verwendet, das im Zuge der Planung der EVG-Uniform entwickelt worden war. Der sechsfarbige Stoffdruck sowie die daraus hergestellten Uniformen stammten alle aus Belgien. Dort wurde dieses Tarnmuster jedoch niemals getragen. Die Versuche bei der Bundeswehr wurden jedoch ohne bekanntgewordene Ergebnisse beendet.

Ab 1976 wurde das Interesse an einem Tarnmuster wieder geweckt. Daher führte die Bundeswehr in der zweiten Jahreshälfte 1976 eine Reihe von Truppenversuchen durch, mit denen die Wirksamkeit verschiedener neuer, teilweise in Zusammenarbeit mit der französischen Armee entwickelter, Tarnmuster getestet werden sollte. Im Versuch befanden sich 1976 verschiedene Fünffarb-Muster:

  • das „Sägezahnmuster“, das Sequenzen aus dem SS-Palmenmuster wiederaufnahm,
  • das „Punkttarnmuster“, das kleine, eng gedruckte Gruppen von Punkten in drei Farben darstellt, wie sie erstmals beim Erbsenmuster M44 zu sehen war.
  • Flecktarn A, eine Neuentwicklung, die optisch an das historische SS-Platanenmuster erinnerte.
  • Flecktarn A (klein), eine Ton-in-Ton-Variante des Flecktarns A, dessen Farbkontrast sehr gering war.
  • Flecktarn B (groß), ebenfalls eine computergestützte Neuentwicklung, die optisch auch an das Platanenmuster erinnerte und damit die historischen Untersuchungen der 1930er-Jahre bestätigte.

Ein fünftes Versuchsmuster war ein 1988 erprobtes Dreifarben-Muster:

  • Flecktarn C („Schattentarn“), optisch ebenfalls eine Variante des Platanenmusters mit Flecken und Umrissen in kontrastarmen graugrünen Farben.
Flecktarn B (groß) der Bundeswehr; 1990 eingeführt

Das als Ergebnis des Truppenversuchs 1976 ausgesuchte Tarnmuster (Flecktarn B) wurde nicht direkt in Truppenverwendung gegeben, sondern verschwand aus finanziellen und politischen Gründen zunächst wieder in den Schubladen. Erst bei der „Erprobung 88“ tauchte es in den Jahren 1987 bis 1990 als Teil der Versuchsreihe „Kampfanzug 90“ wieder auf. Ebenso wurde in den Jahren 1986 bis 1987 kurzzeitig ein Flecktarnmuster erprobt, das etwas kleinere enger gestellte, dafür aber insgesamt farblich hellere Flecken aufwies. Dieses Muster ist in der Uniformsammlung des Panzermuseums in Munster zu besichtigen. Flecktarn B (groß) wurde schließlich 1990 in der Bundeswehr eingeführt.

Das deutsche Flecktarn B (groß) wurde auch in folgenden Ländern eingeführt:

  • Belgien
  • Österreich (lediglich in Deutschland beschaffte Helme der Polizeispezialeinheiten)
  • Niederlande (hier aus politischen Gründen niemals eingeführt, sondern lediglich kurzzeitig begutachtet)
  • Weißrussland (hier auch nur bei einigen Polizei- und Milizeinheiten)
  • China (als Plagiat von Soldaten der Volksbefreiungsarmee im besetzten Tibet; siehe Artikel Flecktarn)

Varianten

Auf der Grundlage dieses Tarnmusters entwickelte die Bundeswehr zunächst für Truppenversuche bei dem Einsatz in Somalia 1993/94 das fälschlicherweise als "Wüstentarn" bezeichnete 3-Farben-Muster (dunkelgrün/dunkelbraun/beige) für Trockengebiete mit Restbewuchs bzw. Steppengebiete. Ebenso falsch ist die Bezeichnung "Tropentarn" für das 3-Farben-Muster. Beim "Tropentarn" handelt es sich vielmehr um das 5-Farben-Muster für heiß-feuchte Gebiete, aufgedruckt auf ein Gewebe in einem anderen Mischungsverhältnis (Baumwoll/Kunstfaser). Derzeit in der Entwicklung befinden sich ein echtes Wüstentarnmuster für vegetationslose Wüsten, bestehend aus Grau- und Rosafarbtönen, sowie ein „Gebirgsflecktarn“ für Fels- und Hochgebirge. Eine weitere Flecktarnvariante, die gerade verschiedene Tests durchläuft, ist eine Ausführung für kiesige Ufergebiete. Diese Variante ist jedoch nur für die Abdeckung von z. B. kleinen Booten gedacht.

Das Wintertarnmuster hingegen ist keine Flecktarn-Variante, sondern besteht aus wenigen großen, ausgefransten, grünen Flecken auf weißem Grund. Dieses Tarnmuster wurde ursprünglich Anfang der 1960er-Jahre nur für die Gebirgsjägertruppe eingeführt, jedoch später aufgrund seiner guten Wirkung für die ganze Truppe übernommen. Bislang gilt dieses Tarnmuster als eines der effektivsten in Winterregionen und gehört zu den meistkopierten Tarnmustern der Welt.

Häufig verwendet, aber falsch ist die Bezeichnung „Tarnfleck“.

Kritik, Ausblick in die Zukunft

Seit seiner Einführung fand das Flecktarn B (groß) der Bundeswehr in Militärkreisen große Zustimmung. So war es bis zum Jahrtausendwechsel unangefochtener Vergleichssieger der Nato-Partner in puncto Tarnwirkung im bewaldeten Gelände.

Mittlerweile steht das in die Jahre gekommene Muster jedoch in der Kritik. Experten für Wehrtechnik kritisieren Flecktarn oftmals als „unangemessen für die Schlachtfelder der Zukunft“ und „lebensbedrohlich, wenn am falschen Ort eingesetzt“. Sie bemängelten wie schon viele Soldaten des Zweiten Weltkriegs die unzureichende Universalität der Flecktarnmuster im wechselnden Gelände und – speziell für Bekleidung – die noch unterentwickelte Nachtsichttarnung. Neueste Versuche zur „Signalunterdrückung“ mit verschiedenen Stoffen verliefen jedoch erfolgreich und werden derzeit auf ihre Einsatzfähigkeit getestet.

Die Zukunft der Tarnmuster wird im Bereich der Nano-Technologie liegen und diese einbinden. Ziel ist die Entwicklung wandelbarer, langlebiger Tarnung, die dem Geländehintergrund und der Lichtsituation angepasst werden kann und Wärmeabstrahlung fast völlig unterdrückt. Industrie und Forschung halten eine Marktreife derartiger Projekte in Deutschland innerhalb der nächsten zehn Jahre für möglich.

Derzeit entwickelt das Wehrwissenschaftliche Institut für Werk- und Betriebsstoffe neben neuen Flecktarnvarianten noch komplett neue Tarnmuster für das Meer sowie für bebautes Gelände. Inwieweit solche sehr spezifischen Muster tatsächlich eingeführt werden, steht aufgrund der finanziellen Rahmenbedingungen der Bundeswehr dahin. Querschnittliche Ausrüstung dürften solche Muster ohnehin nicht werden.

Siehe auch

Weblinks

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