Gartengrasmücke



Gartengrasmücke

Gartengrasmücke (Sylvia borin)

Systematik
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Unterordnung: Singvögel (Passeri)
Familie: Grasmückenartige (Sylviidae)
Gattung: Grasmücken (Sylvia)
Art: Gartengrasmücke
Wissenschaftlicher Name
Sylvia borin
(Boddaert, 1783)

Die Gartengrasmücke (Sylvia borin) ist ein Singvogel aus der Gattung der Grasmücken (Sylvia). Sie ist ein Zugvogel, der im Sommer in ganz Europa brütet und oft in Siedlungsgebieten zu beobachten ist.

Beschreibung

Die Gartengrasmücke ist 13 bis 14 Zentimeter lang und hat eine Flügelspannweite von 21 bis 24 Zentimetern. Das Gewicht beträgt etwa 16 bis 22 Gramm.

Die Oberseite ist olivbraun-grau und die Unterseite ist weißbraun gefärbt. Das Deckgefieder der Flügel ist einfarbig. Der Bürzel ist schmutzig weiß. Sie hat einen blassen, hellen Augenring um die dunklen Augen und einen sehr undeutlichen, diffusen, hellen Augenstreifen. Der Hals ist an den Seiten grau mit verschwommenen Übergängen zum Nacken. Der Schnabel ist verhältnismäßig dick und stumpf, die Beine sind blaugrau-beige und kräftig.

Männchen und Weibchen sehen gleich aus, Jungvögel unterscheiden sich durch helle Säume auf den Schwung- und Schirmfedern. Das höchste durch Ringfunde belegte Alter einer Gartengrasmücken beläuft sich auf 14 Jahre und drei Monate[1]. Sie sind ziemlich scheu, nur selten und kurz zu sehen.

Systematik

Es gibt zwei Unterarten, die jedoch nur gering differenziert sind, d. h. sich kaum unterscheiden.

  • S. b. borin Boddaert 1783, die Nominatform, ist in ganz Europa verbreitet
  • S. b. woodwardi Sharpe 1877, kommt in Südosteuropa bis nach Sibirien vor

Stimme

Der Ruf der Gartengrasmücke ist eine gackernd, nasal und schmatzend klingende Folge von „tschäck-tschäck-tschäck...“. Er wird bei Erregung und zum Locken der Jungvögel abgegeben, mit wachsender Beunruhigung steigt das Tempo. Der Ruf der Mönchsgrasmücke ist härter und durchdringender. Er ist oft aus dem Laubwerk zu hören, ohne dass dabei der Vogel zu sehen ist.

Der Gesang besteht aus 3 bis 8 Sekunden langen Strophen schneller, voll klingender, rauer Töne, die ohne erkennbare Gliederung wie ein Bach dahinplätschern. Ihnen fehlt das flötende Ende wie bei der Mönchsgrasmücke.

Lebensraum

Die Gartengrasmücke ist gegenüber der Mönchsgrasmücke häufiger in gebüschreichem, offenem Gelände und kleinen Feldgehölzen mit dichtem Stauden- und Strauchunterbewuchs anzutreffen. In Wäldern brütet sie meistens an den Rändern und entlang von Wegen, die mit Büschen gesäumt sind. In Nadelwäldern brütet sie nur an Lichtungen oder bei guter Altersdurchmischung der Bäume und dichter Kraut- und Strauchschicht. In Wäldern mit dichtem Kronenschluss brütet sie kaum, dagegen auch in Ufergehölzen, Auwäldern, größeren Gebüschstrukturen, den Strauchbereichen in Verlandungszonen, Bruchwäldern, Parkanlagen, Friedhöfen und gebüschreichen Gärten.

Verbreitung

Die Gartengrasmücke ist ein Brutvogel der Paläarktis, vom Norden Portugals, Frankreich, Großbritannien und dem Westen Irlands bis zum oberen Jenissei in Russland. Die nördliche Verbreitungsgrenze verläuft in Nordeuropa am 70. Breitengrad (70° N), im Osten bei 64° N im Ural und bei 59° N am Jenissei. Die südliche Verbreitungsgrenze verläuft am nördlichen Rand des Mittelmeerraumes durch Zentral-Spanien, Südfrankreich, die südlichen Alpen, den Süden des ehemaligen Jugoslawien und Bulgarien bis zur Nordwestküste des Schwarzen Meeres und weiter Richtung Kaukasus, Nordirak, Nordiran, Wolga und Ural bei etwa 49 bis 51° N.

In Mitteleuropa ist sie nahezu flächendeckend von der Küste bis zu den Alpen als Brutvogel vertreten. Bei klimatisch günstigen Bedingungen kann sie bis in die obere Baumgrenze vorkommen.

Bestand

Der Bestand in Europa beträgt etwa 17 bis 31 Millionen Brutpaare, was etwa 75 Prozent des Weltbestandes ausmacht. In Mitteleuropa brüten zwischen 1,8 und 3,2 Millionen Brutpaare. In Deutschland ist der Bestand 0,8 bis 1,4 Millionen Brutpaare.

Wanderungen

Die Gartengrasmücke ist ein Langstreckenzieher. Ihr Überwinterungsquartier liegt im Süden der Sahara und der Sahelzone von Feuchtsavannen in West- und Zentralafrika nach Süden bis nach Namibia, in Ostafrika vom Norden Kenias nach Süden bis zum Kap. In Ausnahmefällen wurden auch Überwinterungen auf den Britischen Inseln festgestellt.

Fortpflanzung

Die Jungvögel sind im Alter von einem Jahr geschlechtsreif. Das aus Gräsern, Wurzeln, Haaren und Halmen erbaute, napfförmige Nest befindet sich meistens kurz über dem Boden und ist gut in einem dichten Busch versteckt. Das Weibchen legt 4 bis 5 braun gefleckte, weiße Eier. Die Eier werden in der Hauptbrutzeit von Mai bis Juli 11 bis 12 Tage abwechselnd von beiden Partnern bebrütet. Die Jungvögel schlüpfen nackt und bleiben 10 bis 12 Tage im Nest.

Nahrung

Die Gartengrasmücke ernährt sich von verhältnismäßig kleinen und weichhäutigen Insekten und deren Larven, aber auch von Spinnen und Schnecken. Zum Ende der Brutzeit werden auch Beeren und Früchte von 30 bis 35 für Mitteleuropa bekannten Pflanzenarten genommen. Weiterhin wurde die Aufnahme von Blütennektar in Südeuropa nachgewiesen.

Literatur

  • Bauer, H.-G.; Bezzel, E. & Fiedler, W.: Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas - Alles über Biologie, Gefährdung und Schutz. Band 2: Passeriformes - Sperlingsvögel. 2. vollst. überarb. Aufl., AULA-Verlag Wiebelsheim, 2005. ISBN 3-89104-648-0
  • Svensson, L.; Grant, P. J.; Mullarney, K.; Zetterström, D.: Der neue Kosmos-Vogelführer - Alle Arten Europas, Nordafrikas und Vorderasiens. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart. 1999. ISBN 3-440-07720-9

Einzelnachweise

  1. Hüppop, K. O. Hüppop: Atlas zur Vogelberingung auf Helgoland, Teil 5, Vogelwarte 47 [2009], Seite 215

Weblinks

Commons: Gartengrasmücke – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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