Geflecktes Lungenkraut



Geflecktes Lungenkraut

Geflecktes Lungenkraut (Pulmonaria officinalis)

Systematik
Euasteriden I
Familie: Raublattgewächse (Boraginaceae)
Unterfamilie: Boraginoideae
Tribus: Boragineae
Gattung: Lungenkräuter (Pulmonaria)
Art: Geflecktes Lungenkraut
Wissenschaftlicher Name
Pulmonaria officinalis
L.
Typisches Blatt des Gefleckten Lungenkrautes

Das Gefleckte Lungenkraut (Pulmonaria officinalis), auch als Echtes Lungenkraut bezeichnet, gehört zur Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae). Synonyme sind Hänsel und Gretel, Bachkraut, Blaue Schlüsselblume, Bockkraut, Fleckenkraut, Himmelschlüssel, Hirschkohl, Hirschmangold, Hosenschiffern, Lungenwurz, Schlotterhose, Schwesternkraut, Ungleiche Schwestern, Unser lieben Frauen Milchkraut.

Beschreibung

Das Gefleckte Lungenkraut ist eine ausdauernde krautige Pflanze. Die herz-eiförmigen Grundblätter sind meist derb, voll entwickelt und ungeteilt. Sie sind gelbgrün und besitzen stets rundliche, oft scharf begrenzte, weiße Flecken. Die Oberseite der Blätter ist mit winzigen Stachelhöckern und nur wenigen Borstenhaaren versehen. Die nicht blühenden Sprosse haben eine eiförmige Spreite, die plötzlich in den Stiel übergehen kann. Sie sind länger als ihr 15 Zentimeter langer Stiel.

Der fünfzipfelige Kelch frisch geöffneter Blüten ist V-förmig, etwa doppelt so lang wie breit und höchstens bis zur Mitte geteilt. Die radiäre, 5-zählige Blütenkrone ist anfangs rot, färbt sich später während der Anthese durch Änderung des ph-Wertes innerhalb der Blütenblätter nach blau um. Die Blüte besitzt einen oberständigen Fruchtknoten, der zweiblättrig ist und durch eine falsche Scheidewand in vier Fächer (Klausen) geteilt wird. Deshalb werden die Teilfrüchte vierteilige Klausenfrüchte genannt. Das Gefleckte Lungenkraut blüht von März bis Mai.

Das Gefleckte Lungenkraut ist diploid und hat die Chromosomenzahl 2n=14.

Ökologie

Geflecktes Lungenkraut, Blüten

Das Gefleckte Lungenkraut ist ein wintergrüner Hemikryptophyt, eine Halbrosettenpflanze mit ziemlich dünnem Rhizom.

Die Blüten sind meist homogame „Stieltellerblumen mit eingeschlossenen Staubbeuteln und Narben“. Sie sind Anfangs rot-purpurn und später violettblau gefärbt. Sie besitzen eine hohe UV-Reflexion. Die Krone bleibt etwa sechs bis acht Tage erhalten, nach 3-4 Tagen erfolgt der Farbwechsel. Die Bestäuber - es ist zunächst vor allem die langrüsselige Wildbienenart Anthophora acervorum, später eine weitere Art aus derselben Gattung - bevorzugen die jungen roten Blüten, die mehr Nektar enthalten als die blauen. Der Nektar ist durch einen Haarsaum an den relativ kleinen Schlundschuppen am Eingang der Kronröhre geschützt und wegen der etwa 1 Zentimeter langen Kronröhre nur langrüsseligen Bienenverwandten und Schmetterlingen zugänglich. Schwebfliegen fressen den Pollen. Die Blüten sind verschiedengrifflig und selbststeril. Die Blütezeit liegt zwischen März und Mai.

Die Früchte sind Klausen und sind mit einem Elaiosom genannten Ölkörper versehen. Sie werden durch Ameisen ausgebreitet. Der Fruchtstängel neigt sich bei der Reife zur Erde und die Frucht wird dadurch zum Selbstaussäer. Die Art ist ein Lichtkeimer. Fruchtreife erfolgt zwischen Mai und Juni.

Vorkommen

Die Pflanze ist in weiten Teilen Europas verbreitet: westlich bis zu den Ardennen, nördlich bis in die Niederlande, Dänemark und Mittelschweden. Sie fehlt in Norwegen, auf den britischen Inseln ist sie nur eingebürgert. Östlich findet man das Gefleckte Lungenkraut bis Mittelrussland und den Kaukasus, südlich kommt es auf dem nördlichen Balkan und bis Mittelitalien vor.

Das Lungenkraut wächst in krautreichen Laub- und Buchenmischwäldern sowie deren Rändern vom Flachland bis ins Gebirge bis etwa 1300 Meter. Im Süden ist es häufiger als im Norden. Es bevorzugt frische, nährstoff- und basenreiche, meist kalkhaltige, steinige oder reine Ton- und Lehmböden.

Namensgebung

Der Name Pulmonaria kommt vom lat. pulmo = Lunge und wurde erstmals von Leonhart Fuchs verwendet. Das Gefleckte Lungenkraut wird seit dem Mittelalter gegen Lungenleiden eingesetzt. Hildegard von Bingen nennt es Lungwurz.

Inhaltsstoffe

Die Pflanze enthält unter anderem Kieselsäure, Schleime, Saponine, Gerbstoffe und größere Mengen Mineralien und wirkt dadurch hustenreiz- und entzündungshemmend. Die Blüten enthalten einen Farbstoff, der zu den Anthocyanen gehört – er wechselt bei einer Änderung des Säuregehalts die Farbe von rot (sauer) auf blau (basisch).

Literatur

  • H. Haeupler & Th. Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Ulmer Verlag, Stuttgart, 2000. ISBN 3-8001-3364-4.
  • G. Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Band V, Teil 3. 2. Auflage. Paul Parey, Berlin und Hamburg 1966.
  • E. Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Ulmer, Stuttgart 1994. ISBN 3-8252-1828-7.
  • R. Düll/ H. Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. 7. Auflage, Quelle & Meyer-Verlag, 2011, ISBN 978-3-494-01424-1

Weblinks

Commons: Geflecktes Lungenkraut – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien