Gewöhnliche Vogelmiere
Gewöhnliche Vogelmiere | ||||||||||||
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Gewöhnliche Vogelmiere (Stellaria media) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Stellaria media | ||||||||||||
(L.) Vill. |
Die Gewöhnliche Vogelmiere (Stellaria media), auch Vogel-Sternmiere oder Hühnerdarm genannt, ist eine Pflanzenart der Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae).
Die Gewöhnliche Vogelmiere ist als Kosmopolit weltweit verbreitet. Ihre Anpassungsfähigkeit resultiert aus dem gewöhnlich polyploiden Chromosomensatz und zeigt sich auch im Formenreichtum der Sippe. Das weit verbreitete „Unkraut“ kann als Wildgemüse und Heilpflanze verwendet werden.
Beschreibung
Die Gewöhnliche Vogelmiere ist eine einjährige krautige Pflanze. Ihre niederliegenden 3 bis 40 cm langen Stängel bilden oft kleinere Rasenteppiche aus. Der Querschnitt des einreihig behaarten Stängels ist rund. Diese Haarlinie, ein charakteristisches Erkennungsmerkmal, unterstützt die Pflanze bei der Wasserversorgung. Tautropfen laufen entlang dieser Linie zum nächstgelegenen Blattpaar, wo bei Bedarf etwas Wasser aufgenommen wird. Das Restwasser wird über die Haarlinie nach unten weitergeleitet. Die Laubblätter sind eiförmig und spitz. Die im unteren Stängelbereich wachsenden Blätter sind gewöhnlich kurz gestielt, die oberen Blätter sitzen dem Stängel direkt an.
Die Blüten stehen in wenigblütigen, doldenartigen Dichasien. Sie haben sowohl fünf Kelchblätter als auch fünf Kronblätter, besitzen also ein doppeltes Perianth. Die Kronblätter überragen die Kelchblätter kaum. Die fast bis zum Grund tief zweigeteilten weißen Kronblätter sind etwa 3 bis 5 mm lang und breit-lanzettlich zugeschnitten. Manchmal fehlen sie auch ganz. Im Blütenzentrum stehen drei Griffel, die von etwa drei bis zehn Staubblättern mit violetten Staubbeuteln umgeben werden. Bei milder Witterung oder an geschützten Stellen bleibt die Blühfähigkeit der Pflanze das ganze Jahr über erhalten.
Die fünf oder sechsklappige Kapselfrucht ist etwa 3 bis 5 mm lang und hängt abwärts gekrümmt am Fruchtstiel. Die rötlich braunen Samen haben einen Durchmesser von 0,9 bis 1,3 mm und flache stumpfe Höcker. [1] [2]
Ökologie
Die Vogelmiere ist ein sommerannueller Kriech-Therophyt oder eine winterannuelle, seltener zweijährige Pflanze mit spindelförmiger Flachwurzel. Die Keimblätter und Laubblätter führen Schlafbewegungen aus und zeigen eine Tag-/Nachtstellung. Sie entfalten sich bei trockenem Wetter gegen neun Uhr morgens und blühen bis zum Abend. Bei feuchter Witterung bleiben die Blüten zusammengezogen.
Die Blüten sind kleine, weiße „Nektar führende Scheibenblumen“. Nektar wird am Grund der Staubblätter abgesondert, und zwar nur bei sonnigem Wetter. Der Insektenbesuch ist spärlich. Als Bestäuber findet man Hautflügler, Zweiflügler und Fransenflügler (Thysanoptera). Da die Blüten zwittrig sind, findet meist Selbstbestäubung statt, indem sich die Staubblätter zur Narbe hinkrümmen.
Die Früchte sind gedunsene Kapseln, die als Selbstausstreuer ihre Samen ausstreuen. Ameisen breiten die papillösen Samen nach dem Ausstreuen weiter aus. Daneben findet auch eine Ausbreitung durch den Menschen statt, z. B. über Erde bei Gartenarbeiten und durch Anhaftung der Samen an Schuhen.
Die Vogelmiere ist ein Archäophyt, begleitet den Menschen seit der Steinzeit und kommt heute in den gemäßigten Breiten weltweit vor.
Sie ist sehr ausbreitungs- und vermehrungsfreudig und überzieht frisch bearbeitete Böden schnell mit einem Rasen. Eine Pflanze kann bis zu 15.000 Samen bilden, pro Jahr können darüber hinaus zwei bis drei Generationen wachsen. Selbst im Winter können neue Pflanzen aus den gekeimten Samen entstehen. Das Kraut und die Samen werden gern von Vögeln gefressen, worauf auch der deutsche Trivialname Bezug nimmt. Sommerexemplare überleben etwa fünf Monate lang, überwinternde Pflanzen rund ein Jahr. Auch eine vegetative Vermehrung durch abgerissene Stängelteile, die sich bewurzeln, ist möglich.
Die Vogelmiere wird meist als „Unkraut“ bezeichnet, doch ist ihr Nutzen gerade in Kulturen wie Weinbergen und Gärten nicht zu unterschätzen, da die dichten, flachen und bis zu 40 cm langen Ausläufer den Boden im Sommer vor Austrocknung, im Winter vor direkter Kälteeinwirkung schützen und allgemein erosionsmindernd wirken.
Auf der anderen Seite tritt die Vogelmiere vor allem in Wintergetreide - seltener im Sommergetreide -, im Mais- und Kartoffelanbau sowie im Grünland als Schädling auf. Sie ist die Wirtspflanze für den Kartoffelkrebs (Synchytrium endobioticum) und Vektor für Blattläuse (Myzus persicae und Aphis fabae), die das Gurkenmosaikvirus übertragen können.
Die Chromosomenzahl beträgt n = 20–22.[3]
Lebensraum
Man findet die Vogelmiere verbreitet in lückigen Unkrautfluren, auf Äckern, in Gärten und Weinbergen, an Wegen, Schuttplätzen und an Ufern. Sie bevorzugt feuchte, nährstoffreiche Böden, die auch im Schatten liegen können. Verbreitet ist sie von der Ebene bis ins Gebirge. Nach Ellenberg ist sie ein Schwachsäure- bis Schwachbasenzeiger, ein ausgesprochener Stickstoffzeiger und eine Ordnungscharakterart nährstoffreicher Acker- und Garten-Beikrautfluren (Polygono-Chenopodietalia).
Verwendung
Das Wildkraut Vogelmiere wird von Gartenbesitzern trotz seiner schmerzlindernden Heilpflanzenqualitäten aufgrund seiner starken Vermehrung zu den Unkräutern gezählt. Neben den Heilwirkungen verfügt diese Pflanze auch über einen Wert als Nahrungs- beziehungsweise Genussmittel. Ihr Geschmack erinnert an jungen rohen Mais. Bereits 50 Gramm Vogelmierensalat entsprechen in etwa dem Vitamin-C-Bedarf eines Erwachsenen. Aufgrund des Saponingehalts sollten jedoch nicht zu große Mengen verspeist werden.
Als Inhaltsstoffe sind Vitamine, Saponine, Flavonoide, Cumarine, Mineralien, Oxalsäure, Zink und ätherische Öle bekannt. In der Naturheilkunde findet es vielfältige Anwendung. So wird ein Extrakt der frischen Pflanze zur Behandlung von Rheumatismus und Gelenkschmerzen verwendet. Als Tee ist es zur äußeren und inneren Anwendung im Gebrauch.
Siehe auch: Hain-Sternmiere, Kuckuckslichtnelke
Systematik
Neuerdings werden unter der Artengruppe Vogelmiere (Stellaria media agg.) folgende Arten zusammengefasst:
- Gewöhnliche Vogelmiere (Stellaria media (L.) Vill. s. str.) mit den Synonymen Alsine media L. – Sp. Pl.: 272 (1753) und Stellaria media subsp. media
- Großblütige Vogelmiere (Stellaria neglecta Weihe)
- Bleiche Vogelmiere (Stellaria pallida (Dumort.) Crepin)
Quellen und weiterführende Informationen
Der Artikel beruht hauptsächlich auf folgenden Unterlagen:
Einzelnachweise
- ↑ Beschreibung in der Flora of China. (engl.)
- ↑ Oskar Sebald: Wegweiser durch die Natur – Wildpflanzen Mitteleuropas, ADAC Verlag, München 1989, ISBN 3-87003-352-5, S. 78
- ↑ Tischler, G.: Die Chromosomenzahlen der Gefäßpflanzen Mitteleuropas. S-Gravenhage, Junk. 1950.
Quellen
- E. Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete, 8. Auflage, Ulmer-Verlag, 2001, ISBN 3-8001-3131-5
- H. Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen: in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht, 5. Auflage, Ulmer-Verlag, 1996, ISBN 3-8252-8104-3
- R. Düll, H. Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands, 6. Auflage, Quelle & Meyer-Verlag, 2005, ISBN 3-494-01397-7
- Gerhard Leuchs: Mehr als nur ein Unkraut, Nürnberger Nachrichten 14./15. Juni 2008
- Steckbrief bei Heilkräuterinfo
- Kraut und Rüben Info zu Inhaltsstoffen und Verwendung
Weiterführende Literatur
- Margot Spohn, Marianne Golte-Bechtle: Was blüht denn da? Die Enzyklopädie: über 1000 Blütenpflanzen Mitteleuropas, Kosmos, 2005, ISBN 3-440-10326-9
- R. Wisskirchen, H. Haeupler: Standardliste der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands, Ulmer-Verlag, 1998, ISBN 3-8001-3360-1
Weblinks
- Gewöhnliche Vogelmiere. FloraWeb.de
- Steckbrief beim Naturhistorischen Museum Wien
- Steckbrief bei Henriettes Herbar
- Informationen zur Art bei der Flora of China (englisch)
- Eintrag bei Plants for a Future (englisch)
- Literatur zu Stellaria media in den Kew Bibliographic Databases (englisch)
- Arealkarte bei „Den virtuella floran“ (schwedisch)
- Fotos: Katholische Universität Leuven, CalPhotos (Berkeley), Conabio (Mexiko)
- Verwendung in der Volksheilkunde