Graumulle
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Graumulle | ||||||||||||
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Ansells Graumull (Fukomys anselli) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Fukomys | ||||||||||||
Gray 1864 |
Die Graumulle (Fukomys) sind eine Gattung der Sandgräber (Bathyergidae) innerhalb der Nagetiere (Rodentia). Es handelt sich dabei um neun Nagerarten, die vor allem an die unterirdische und grabende Lebensweise angepasst sind.
Merkmale
Vertreter der Graumulle erreichen eine Körperlänge von neun bis 27 Zentimetern. Besonders angepasst an die unterirdische Lebensweise sind die Kiefer und die zugehörige Kaumuskulatur, die sehr kräftig ausgebildet ist. Die Schneidezähne sind sehr lang, und ihre Wurzeln können im Kiefer bis hinter die Backenzähne reichen. Sie werden als Grabwerkzeuge genutzt, wobei die unteren Nagezähne unabhängig voneinander beweglich sind.
Körperanhänge wie der Schwanz und die äußeren Ohren sind zurückgebildet, ebenfalls die Augen. Trotz der reduzierten Ohrmuscheln können die Tiere Vibrationen und Laute sehr gut wahrnehmen. Alle Arten haben ein kurzes dichtes Fell, welches in der Farbe von gelblich über verschiedene Grau- und Brauntöne bis rotbraun variieren kann und meistens einen samtenen Schimmer enthält. Außerdem ist der Graumull durch seine vorstehenden Zähne nicht fähig zu trinken. Er verwertet das Wasser aus der Nahrung.
Verbreitung und Lebensraum
Graumulle leben nur in Afrika südlich der Sahara. Sie bevorzugen Steppen und Savanne sowie Trockenwälder.
Lebensweise
Die Graumulle leben in selbst gegrabenen Tunnelsystemen, die sie mit Hilfe ihrer kräftigen Nagezähne graben. Sie ernähren sich fast ausschließlich vegetarisch von unterirdischen Wurzelknollen; Kleintiere wie Regenwürmer, Käferlarven und ähnliches werden selten gefressen. Eine Aktivität auf der Erdoberfläche ist sehr selten, kommt jedoch vor, wenn die Tiere Nistmaterial oder Samen und Blätter als Nahrung suchen.
Alle Graumullarten leben in Kolonien von maximal 40 Tieren. Dabei ist die Koloniegröße und auch die Ausbildung der Sozialstrukturen artabhängig sehr unterschiedlich. Die größten Kolonien bildet der Damara-Graumull (F. damarensis), bei dem außerdem wie beim Nacktmull (Heterocephalus glaber) eine Eusozialität in der Kolonie festgestellt wurde. Diese zeichnet sich dadurch aus, dass nur eines oder zumindest sehr wenige Tiere in der Kolonie fortpflanzungsfähig sind, während sich die anderen Tiere die Arbeitsaufgaben teilen – die Sozialstruktur ähnelt also der von staatenbildenden Insekten mit einer Königin. Die Geschlechtstiere produzieren bei den Graumullen sehr hohe Anteile von Geschlechtshormonen, während die Ausbildung der Gonaden bei den Arbeitstieren reduziert ist.
Die Ausmaße und die Tiefe der Tunnelsysteme sind abhängig von der Beschaffenheit des Bodens, bei lockereren Böden sind sie in der Regel tiefer. Die große Wohnkammer sowie mehrere Lagerkammern liegen relativ weit oben im Boden, von ihnen strahlen Gänge in alle Richtungen aus. Die Hauptgrabungsaktivität liegt bei den Graumullen in den Zeiten mit feuchterem Boden, in denen sie Gänge zu neuen Futterquellen anlegen. Graumulle orientieren sich in ihrem ausgedehnten Höhlensystem auch am Magnetfeld der Erde.
Im Rahmen einer ökologischen Studie wurden die Tunnelsysteme von 16 Kolonien der in Sambia beheimateten Ansells Graumulle vermessen. Den Befunden zufolge lebten in einer Kolonie im Durchschnitt 9,7 Tiere, das Tunnelsystem pro Kolonie erstreckte sich im Mittel über 6919 Quadratmeter und wies eine Länge von 1200 Metern auf.[1]
Fortpflanzung und Entwicklung
Die Geschlechtstiere der Graumulle können während des gesamten Jahres Nachwuchs bekommen, wobei sie im Extremfall bis zu drei Würfe pro Jahr haben. Ein Wurf besteht dabei aus zwei bis drei Jungtieren, die nach einer Tragzeit von etwa drei Monaten auf die Welt kommen. Die Tiere sind Nesthocker, die Augen öffnen sich nach etwa 24 Tagen. Nach etwa 82 Tagen ist bei F. damarensis die Entwöhnung abgeschlossen, und nach etwa 210 Tagen haben die Tiere ihre volle Größe erreicht. Geschlechtsreif sind die weiblichen Tiere nach durchschnittlich 73 Wochen, wenn sie zu Geschlechtstieren werden.
Artabhängig können diese Entwicklungszeiten variieren, für die Damara-Graumulle liegen allerdings die umfangreichsten Daten vor.
Systematik
Zu den Graumullen werden aktuell, je nach Lehrmeinung, elf bis dreizehn Arten gezählt[2]:
- Sambischer Graumull, Fukomys amatus (Wroughton 1907)
- Ansells Graumull, Fukomys anselli (Burda, Zima, Scharff, Macholán & Kawalika 1999)
- Bocages Graumull, Fukomys bocagei (De Winton 1897)
- Damara-Graumull, Fukomys damarensis (Ogilby 1838)
- Mashona-Graumull, Fukomys darlingi(Thomas 1895)
- Nigerianischer Graumull, Fukomys foxi (Thomas 1911)
- Afrikanischer Graumull, Fukomys hottentotus (Lesson 1826)
- Kafue Graumull Fukomys kafuensis (Burda, Zima, Scharff, Macholán & Kawalika 1999)
- Riesengraumull, Fukomys mechowii (Peters 1881)
- Zentralafrikanischer Graumull, Fukomys ochraceocinereus (Heuglin 1864)
- Zechgraumull, Fukomys zechi (Matschie 1900)
Strittig ist der Artstatus folgender Arten, die häufig auch als Unterarten des Afrikanischen Graumulls (Fukomys hottentotus) angesehen werden[3]:
- Fukomys natalensis
- Fukomys nimrodi
Graumulle und Menschen
Graumulle ernähren sich von unterirdischen Wurzelknollen und auch von solchen, die von Menschen angebaut werden. Als Schädlinge werden sie in einigen Regionen gejagt und auch gegessen. Die meisten Arten sind häufig, eine Gefährdung der Art liegt nur dann vor, wenn das Verbreitungsgebiet sehr klein ist (z. B. Zechgraumull und Nigerianischer Graumull).
Literatur
- Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, 1999 ISBN 0801857899
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Jan Šklíba et al.: A maze-lover's dream: Burrow architecture, natural history and habitat characteristics of Ansell's mole-rat (Fukomys anselli). In: Mammalian Biology – Zeitschrift für Säugetierkunde. Online-Vorabpublikation vom 23. Juli 2012, doi:10.1016/j.mambio.2012.06.004
- ↑ Burda, H.; Zima, J.; Scharff, A.; Macholan, M.; Kawalika, M.; Zeitschrift für Säugetierkunde, Jg. 64 (1999), S. 36-50
- ↑ Bennett, N. C.; Cotterill, F. P. D.; Spinks, A. C. (May 1996), "Thermoregulation in two population of the Matabeleland mole-rat (Cryptomys hottentotus nimrodi) and remarks on the general thermoregulatory trends within the genus Cryptomys (Rodentia: Bathyergidae)", Journal of Zoology 239 (1)