HeLa-Zellen
HeLa-Zellen (HeLa-Linie; HeLa-Zellstamm) sind menschliche Epithelzellen eines Zervixkarzinoms (Gebärmutterhalskrebs) und die ersten menschlichen Zellen, aus denen eine permanente Zelllinie etabliert wurde. Die Zellen waren vom humanen Papillomvirus 18 (HPV18) befallen. Der Gendefekt konnte inzwischen aufgeklärt werden: Die Zellen waren sowohl durch ein virales Protein, das den p53-Tumorsuppressor inaktiviert, als auch durch eine Mutation im Humanen Leukozyten-Antigen (HLA) der Supergenfamilie auf Chromosom 6 zu Tumorzellen entartet.
Geschichte
Am 9. Februar 1951 entfernte der Chirurg Lawrence Wharton Jr. bei der Patientin Henrietta Lacks (vom Krankenhaus zur Anonymisierung Helen Lane genannt, daher der Name), einer 31-jährigen afroamerikanischen Frau aus Baltimore, in der Frauenklinik des Johns Hopkins Hospitals einige dieser Zellen aus einem Karzinom am Muttermund, um sie auf ihre Malignität zu untersuchen. Die Patientin verstarb acht Monate später an ihrer Tumorerkrankung.
Ein Teil der Zellen aus der Biopsie wurde an George Gey geschickt, den damaligen Leiter des Zellkulturlabors am Johns Hopkins Hospital. Die Zellen ließen sich kultivieren und vermehrten sich in Zellkultur so gut, dass sie seitdem vielfach in der Forschung eingesetzt werden. Die HeLa-Zellen wurden u. a. bei der Etablierung des ersten Impfstoffes gegen Kinderlähmung durch Jonas Salk verwendet.
HeLa-Zellen wurden inzwischen in vielen Labors der Welt so häufig vermehrt, dass ihre Gesamtmasse die Körpermasse von Henrietta Lacks um mehr als das Hundertfache übertrifft. Der Erlös aus dem weltweiten Verkauf von HeLa-Zellen legt nahe, dass Henrietta Lacks wahrscheinlich das „wertvollste“ menschliche Individuum war, das bisher gelebt hat.[1] Allerdings hat weder sie noch ihre Familie von dieser Nutzung profitiert, da sie entsprechend den damaligen Gepflogenheiten über die Weiterverwendung ihrer Zellen weder befragt worden war noch zugestimmt hatte. Als ihre durch die Krankheitskosten verarmte Familie erstmals von dieser Nutzung erfuhr, waren die Taten, die zur mutmaßlichen Verletzung von Rechten von Frau Lacks geführt hatten, längst verjährt.[2]
Literatur
- Rebecca Skloot: Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks. Irisiana-Verlag, 2010, ISBN 978-3-424-15075-9
- Friederike Lorenz: Ein bisschen Unsterblichkeit – über die Zellen von Henrietta Lacks. In: Die Zeit Nr. 52, 2006, vom 20. Dezember 2006
- Katrin Blawat: Ein ewiges Leben. In: Süddeutsche Zeitung vom 19. April 2010
Einzelnachweise
- ↑ Terry Sharrer: HeLa Herself. In The Scientist Band 20, Nummer 7, Juli 2006, S. 22.
- ↑ Zellen fürs Labor: Wie Henrietta Lacks Medizingeschichte schrieb in br.de
Weblinks
- Leonardo: Die unsterbliche Henrietta Lacks - Zellen einer Toten retten Leben. In: WDR 5 vom 27. August 2008
- WDR Zeitzeichen: 4. Oktober 1951: Der Todestag der US-Amerikanerin Henrietta Lacks In: WDR3/WDR5 vom 4. Oktober 2011