Holcoglossum


Holcoglossum

Holcoglossum kimballianum

Systematik
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Orchideen (Orchidaceae)
Unterfamilie: Epidendroideae
Tribus: Vandeae
Untertribus: Aeridinae
Gattung: Holcoglossum
Wissenschaftlicher Name
Holcoglossum
Schltr.

Die Gattung Holcoglossum gehört zur Familie der Orchideen (Orchidaceae) und stammt aus den tropischen bis subtropischen Klimazonen Asiens. Die Gattung umfasst heute etwa 15 bekannte Arten und wurde 1919 durch den deutschen Botaniker Rudolf Schlechter auf Basis von Saccolabium quasipinifolium Hayata als monotypische Gattung aufgestellt.

Beschreibung

Alle Arten dieser Gattung sind ausdauernde Epi- oder Lithophyten und zeichnen sich durch eine kurze monopodiale Sprossachse mit stielrunden oder im Querschnitt dreieckigen Blättern aus. Die Oberseite bildet durch hochgefaltete Blattränder eine Rinne aus. Die Blätter laufen spitz zu und sind an der Blattspitze nicht eingekerbt. Die Wurzelspitzen lebender Wurzeln zeigen bei allen Arten der Gattung eine rötliche Färbung auf, des Weiteren besitzen manche Arten rotgeflecktes Laub. Der Blütentrieb entspringt seitlich aus der Sprossachse und bildet zwei bis mehrere Blüten aus, diese stehen weit auseinander und formen eine Traube oder Rispe. Die Blüten sind weiß und weit geöffnet. Die Lippe ist dreilappig. Die seitlichen Lappen stehen aufrecht und sind adaxial gepunktet. Der Mittelteil ist großflächig ausgebreitet und steht parallel zum Gynostemium. Die Lippe ist so geformt, dass sie potentiellen Bestäubern ein Herunterdrücken der Mittellippe erlaubt. Die Blüten besitzen einen länglichen Sporn, der jedoch in der Untergattung Brachycentron stark zurückgebildet ist. Das Gynostemium besitzt eine große Narbenfläche. Das Staubblatt enthält zwei getrennte porate Pollinien. Das die Pollinien und die Klebescheibe (Viscidium) verbindende Stielchen (Stipes) verbiegt sich in der Mitte beim Abnehmen vom Rostellum. Das Rostellum ist tief eingeschnitten.[1][2][3] Die Anzahl an Chromosomen beträgt bei fast allen Arten 2n =38. Holcoglossum tsii besitzt im diploiden Chromosomensatz 76 Chromosomen (2n =76).[4]

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet der Gattung erstreckt sich über Südwest China, Laos, Vietnam, Thailand und Malaysia. Der größte Teil der Arten stammt jedoch aus der Provinz Yunnan im Südwesten der Volksrepublik China. Holcoglossum quasipinifolium kommt als einzige Art endemisch auf Taiwan vor. Die Arten leben in höheren Lagen zwischen 1200 m und 3300 m und bevorzugen somit einen kühlen bis kalten Lebensraum.

Kultur

Die kleinen Arten aus dieser Gattung sollten in kleinen Töpfen oder Körbchen, als auch aufgebunden auf Korkplatten kultiviert werden. Heimisch in kühlen und feuchten Wäldern, benötigen sie kühle Temperaturen und einen hellen Standort. Sie sollten jedoch nicht in der vollen Sonne kultiviert werden, da dabei ein Wärmestau droht. Die Pflanzen sollten in der Wachstumsphase oft gewässert werden. In der Ruhephase sind die Wassergaben zu reduzieren, ohne die Pflanzen austrocknen zu lassen. Bei einer Kultur im Topf, sollte das Substrat recht fein sein, um die zarten Wurzeln ernähren zu können.

Holcoglossum kimballianum

Die großen Arten der Untergattung Brachycentron und der Sektion Holcoglossum können aufgebunden kultiviert werden, sind jedoch am besten für eine Kultur in Körben oder Töpfen geeignet. Eine Ausnahme stellt Holcoglossum subulifolium dar, welches aufgrund seines hängenden Wuchses auf jeden Fall aufgebunden werden sollte. Ist eine regelmäßige Bewässerung gewährleistet, so werden diese Arten am besten in einem Korb ohne Substrat kultiviert. Jedwedes Substrat das benutzt wird sollte in seiner Struktur sehr grob sein, um eine gute Luftzirkulation an den Wurzeln zu ermöglichen. Die Pflanzen benötigen einen sehr hellen aber auch kühlen Standort. Sie sollten regelmäßig gewässert werden, mit trockeneren Perioden während der Ruhephase.
Im Jardin Botanique National de Belgique in Meise (Belgien) werden Holcoglossum kimballianum in einem alpinen Gewächshaus gehalten, in dem der eigene Atem kondensiert und ein Parka getragen werden muss. In der Natur sind die Pflanzen während der Blütezeit regelmäßig Raureif ausgesetzt, den sie ohne Probleme überstehen.

Eine erfolgreiche Kultur scheitert häufig an einer dauerhaft viel zu warmen Kultur oder an der Verwendung eines zu feinen Substrats, in dem die Wurzeln aufgrund des Luftmangels absterben.

Arten

Holcoglossum wangii
Holcoglossum flavescens

Die folgende Artenliste, gegliedert nach Untergattungen und Sektionen, orientiert sich an dem durch Jin aufgestelltem infragenerischen System.[3]

  • Untergattung Brachycentron X.H. Jin & S.C. Chen
    • Holcoglossum amesianum (Rchb.f.) Christenson
    • Holcoglossum auriculatum Z.J.Liu, S.C.Chen & X.H.Jin[5]
    • Holcoglossum subulifolium (Rchb.f.) Christenson
  • Untergattung Holcoglossum
    • Sektion Holcoglossum Christenson
      • Holcoglossum kimballianum (Rchb.f.) Garay
      • Holcoglossum lingulatum (Aver.) Aver.
      • Holcoglossum omeiense X.H.Jin & S.C.Chen
      • Holcoglossum quasipinifolium (Hayata) Schltr.
      • Holcoglossum wangii Christenson
    • Sektion Sorotylos X.H. Jin & S.C. Chen
      • Holcoglossum flavescens (Schltr.) Z.H.Tsi
      • Holcoglossum nujiangense X.H. Jin & S.C. Chen [6]
      • Holcoglossum rupestre (Hand.-Mazz.) Garay
      • Holcoglossum sinicum Christenson
      • Holcoglossum tsii T.Yukawa
      • Holcoglossum weixiense X.H.Jin & S.C.Chen

Die vor kurzem beschriebene Art Holcoglogssum calcicola Schuit & P.Bonnet[7] lässt sich nach Aussagen der Autoren nicht eindeutig nach dem durch Jin (2005) aufgestellten System einstufen. Die Art zeigt sowohl Merkmale der Untergattung Holcoglossum als auch der Untergattung Brachycentron.

Intergenerische Hybriden

Folgende intergenerische Hybriden mit Holcoglossum werden bei der Royal Horticultural Society gelistet[8]

  • xHolcocentrum (Holcoglossum x Ascocentrum)
  • xHolcenda (Holcoglossum x Ascocentrum x Vanda)
  • xHolcosia (Holcoglossum x Luisia)
  • xHolcanthera (Holcoglossum x Renanthera)
  • xHolcodirea (Holcoglossum x Sedirea)
  • xHolcopsis (Holcoglossum x Vandopsis)
  • xMendelara (Holcoglossum x Ascocentrum x Neofinetia x Rhynchostylis x Vanda)
  • xVandoglossum (Holcoglossum x Vanda)

Einzelnachweise

  1. Z. H. Tsi: A study of the genus Holcoglossum of Orchidaceae. In: Acta Phytotaxonomica Sinica. Peking 20.1982,4, S.439-444. ISSN 0529-1526
  2. L. A. Garay: On the systematics of the monopodial orchids. In: Botanical Museum Leaflets. Cambridge Mass 1972,23,4, S.149–212. ISSN 0006-8098
  3. 3,0 3,1 Jin X. H.: The generic delimitation and a new infrageneric system of Holcoglossum (Orchidaceae). In: Botanical Journal of the Linnean Society. Oxford 2005,149, S.465-468. ISSN 0024-4074
  4. Jin X. H. u a: Cytological studies on the genus Holcoglossum (Orchidaceae). In: Botanical Journal of the Linnean Society. Oxford 2007,154, S.283-288. ISSN 0024-4074
  5. Z.J.Liu, S.C.Chen, X.H.Jin: Holcoglossum auriculatum, A New Species of Orchidaceae from China. In: Journal of Wuhan Botanical Research. Wuhan 23.2005,2, S.154-156. ISSN 1000-470X
  6. X. H. Jin u a: Holcoglossum nujiangense (Orchidaceae: Aeridinae)- a new species and its pollination system. In: Nordic Journal of Botany. Oxford 25.2007, 1-2, S.125-128. ISSN 0107-055X
  7. André Shuiteman, Pierre Bonnet: Holcoglossum calcicola und Paphopedilum barbigerum var. sulivongii - Zwei attraktive neue Orchideen der Kalksteinberge von Laos. In: Orchideenjournal. Göttingen 2009,1, S.6-14. ISSN 1864-9459
  8. Liste der Gattungen mit Angabe der Komponenten

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Holcoglossum – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien