Kalifornischer Kondor
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Kalifornischer Kondor | ||||||||||
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Kalifornischer Kondor (Gymnogyps californianus) | ||||||||||
Systematik | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||
Gymnogyps | ||||||||||
Lesson, 1842 | ||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Art | ||||||||||
Gymnogyps californianus | ||||||||||
(Shaw, 1797) |
Der Kalifornische Kondor (Gymnogyps californianus) ist nach dem Andenkondor die zweitgrößte Art aus der Familie der Neuweltgeier (Cathartidae). Er war ursprünglich in den Bergen der nordamerikanischen Pazifikküste heimisch und von 1987 bis 1992 in freier Wildbahn ausgestorben.
Seit 1992 werden im größten Erhaltungszucht-Programm der Vereinigten Staaten in Gefangenschaft gezüchtete Vögel ausgewildert und kommen jetzt wieder in Kalifornien an zwei Auswilderungsorten, in Big Sur und im Pinnacles-Nationalpark, deren Populationen sich inzwischen vereinigt haben, am Grand-Canyon-Nationalpark im Nordosten Arizonas und im Norden Baja Californias vor. Im Pleistozän lebte der Kalifornische Kondor in ganz Nordamerika, auch in den Prärien.
Der Kondor war aufgrund seines majestätischen Flugs ein begehrtes Ziel von Jägern und wurde in den letzten Jahrhunderten gnadenlos gejagt [1]. Im Jahr 1987, als der letzte frei fliegende Kondor eingefangen wurde, lebten nur noch 27 Individuen. Da sie sich jedoch auch in Gefangenschaft gut vermehrten, wurden ab 1992 wiederholt Tiere in die Freiheit entlassen. Am 31. Juli 2010 gab es wieder 384 Tiere, davon 188 in Freiheit.[2]
Merkmale
Der Kalifornische Kondor kann eine Flügelspannweite von 2,49 bis 3,00 Metern erreichen. Seine Länge beträgt maximal 109 bis 127 Zentimeter, die Länge des kurzen eckigen Schwanzes 33 bis 38 Zentimeter. Das Gewicht liegt bei 8 bis 14 Kilogramm. Männchen werden etwa 10 % größer als die Weibchen. Sein Gefieder ist schwärzlich, die Federn der Oberseite sind braun gesäumt. Die Federn der Halskrause sind grau gestrichelt. Die Armschwingen der Flügeloberseite haben weiße Spitzen bzw. Säume, auf der Unterseite jedes Flügels bilden sie ein weißes Dreieck. Der Kopf ist nackt, lediglich auf der Stirn befinden sich einige schwarze Stoppelfedern. Der Kopf der Altvögel ist gelb bis rotorange, der Schnabel gelb, die Augen rot.
Jungvögel haben einen dunklen Kopf und tragen am Hals noch Daunen. Ihr Schnabel ist schwarz, ihre Augen graubraun. Der Schwanz ist etwas gespitzt, das helle Dreieck an der Flügelunterseite noch dunkler. Vom dritten bis zum sechsten oder siebten Lebensjahr färbt sich der Kopf, beginnend am Hals orange um.
Fortpflanzung
Das Weibchen des Kalifornischen Kondors legt zwischen Februar und Mai nur ein einziges Ei. Als Nistplätze dienen Felshöhlen und große Baumhöhlen. Ein Nest wird nicht gebaut. Das Ei wird von Männchen und Weibchen gemeinsam bebrütet, bis nach zirka 55 bis 60 Tagen der Jungvogel schlüpft. Das Küken trägt ein Daunenkleid, der Kopf bleibt anfangs nackt und ist gelb oder rosa. Das Daunengefieder wird später grau und erstreckt sich auch auf den Kopf. Die Nestlingsdauer beträgt etwa sechs Monate. Nach dieser Zeit beginnen die jungen Kondore mit den ersten Flugversuchen. Sie werden noch monatelang von den Alten betreut. Das Gefieder der Altvögel bekommen die Jungvögel erst mit sechs Jahren. Mit acht Jahren sind sie geschlechtsreif. Aufgrund der langen Dauer der Brutpflege nisten Kondore nur alle zwei Jahre. Kalifornische Kondore können 45 Jahre alt werden.
Ernährung
Kalifornische Kondore ernähren sich fast ausnahmslos vom Aas größerer Säugetiere. Große Gruppen von Vögeln finden sich ein um an einem Kadaver zu fressen. Bei einer Mahlzeit können sie 1 bis 1,3 kg Fleisch fressen und danach mehrere Tage hungern [2]. Von ihrer Brutstätte entfernen sie sich auf Nahrungssuche bis zu 30 km.
Schutzmaßnahmen
Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der starke Bestandsrückgang des Kalifornischen Kondors deutlich erkennbar. In den 1950er Jahren zählte man nur noch 150 Individuen, 1968 betrug die Zahl der noch überlebenden Kalifornischen Kondore sechzig und 1978 nur noch dreißig Individuen.[3] Bereits im Jahr 1973 wurde das California Condor Recovery Team gegründet, das 1980 ein intensiv betriebenes und finanziell gut ausgestattetes Programm beginnen konnte, um den Kalifornischen Kondor vor dem Aussterben zu bewahren. Zu dem Zeitpunkt lebten in freier Wildbahn nur noch 22 Vögel, ein weiteres Brutpaar befand sich in Gefangenschaftshaltung. An dem Erhaltungsprogramm waren von Beginn an der San Diego Zoo Safari Park und der Zoo von Los Angeles maßgeblich beteiligt. Später kamen noch der Peregrine Fund in Boise, Idaho sowie der Zoo von Oregon hinzu.[4]
Die ersten Erfolge erzielte man erst im Jahre 1988, als erstmals ein Küken in menschlicher Obhut schlüpfte. Um die Zahl der Jungvögel zu erhöhen, wurde das erste Ei jeweils aus dem Horst entfernt, was die Weibchen veranlasste, ein weiteres Ei zu legen. Das aus dem Nest entfernte erste Ei wurde jeweils im Brutschrank ausgebrütet und von Tierpflegern großgezogen. Um eine Prägung der Jungvögel auf den Menschen zu verhindern, wurden spezielle Handpuppen entwickelt, die Kondorköpfen glichen. Den Jungvögeln wurden während der Fütterung außerdem jeweils die Rufe der Altvögel vorgespielt. Mehrere Optimierungen der Aufzuchtmethoden führten dazu, dass innerhalb kurzer Zeit pro Jahr zwischen 25 und 30 Jungvögel aufgezogen werden konnten.[4]
Bereits 1992 wurden die ersten Kalifornischen Kondore wieder bei Big Sur im Los Padres National Forest ausgewildert. Spätere Auswilderungsorte waren das Kaibab-Plateau nördlich des Grand Canyon in Arizona, Pinnacles-Nationalpark in Kalifornien und Baja California in Mexiko. Im Jahre 2002 brüteten diese ausgewilderten Vögel erstmals in freier Wildbahn und seitdem kommt es jedes Jahr zu Brutversuchen. Allerdings ist die Zahl der überlebenden Jungvögel noch nicht sehr hoch.[5]
Ein umfangreiches Monitoring-Programm begleitet die Auswilderungen.[6] Dabei wurde erkannt, dass die Gefährdung der Kondore durch Vergiftungen mit elementarem Blei nicht gebannt ist und daher weder die ausgewilderte Population als stabil gelten darf, noch die weitere Auswilderung im bisherigen Rahmen ohne Schutzmaßnahmen der frei fliegenden Tiere vor Blei eine stabile Population erreichen kann. Alle freigelassenen Vögel werden in etwa 2-jährigem Abstand eingefangen und ihr Blut auf den Gehalt an elementarem Blei untersucht. Rund 1/5 der Tiere muss anschließend einer Chelat-Therapie unterzogen werden, weil die Grenzwerte überschritten sind.
Im US-amerikanischen Bundesstaat Kalifornien ist mittlerweile auch der Gebrauch von Bleimunition in den Regionen, in denen die Kondore leben, verboten. Schrotkugeln aus Blei, die bei der Jagd verwendet werden, stellen eine wesentliche Vergiftungsgefahr für diese aasfressenden Vögel dar. Der Versuch, diese Form von Munition in einem größeren Gebiet zu verbieten, stieß allerdings auf den Widerstand der US-amerikanischen National Rifle Association, da Alternativen wie Weicheisen in einigen Fällen Nachteile aufweisen und Wolfram- oder Kupferkugeln teurer sind.[5] Ohne erheblich weiter gehende Einschränkungen ist die Art aber nicht dauerhaft zu schützen. Solange auch nur 0,5 % der Kondoren als Nahrung dienenden Kadaver mit Bleimunition im heute typischen Umfang belastet sind, wird die Reproduktionsrate der Tiere nicht zur Erhaltung der Art genügen.[6] Das ist nur durch das totale Verbot von Bleimunition und die Einhaltung dieser Regelung zu erreichen.
Literatur
- Ferguson-Lees, Christie: Die Greifvögel der Welt (deutsch von Volker Dierschke und Jochen Dierschke). Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-440-11509-1.
- Dominic Couzens: Seltene Vögel – Überlebenskünstler, Evolutionsverlierer und Verschollene. Haupt Verlag, Bern 2011, ISBN 978-3-258-07629-4.
- Josep del Hoyo u. a.: Handbook of the Birds of the World, Band 2 (New World Vultures to Guinea Fowl). Lynx Edicions, 1994, ISBN 84-87334-15-6.
Quellen
- ↑ Quelle der Daten zum Bestand und zum Verbreitungsgebiet: California's winged giants still at risk. In: New Scientist. 3. März 2007, S. 14.
- ↑ 2,0 2,1 California Condor. auf der Webseite des San Diego Zoos.
- ↑ Couzens, S. 17-18
- ↑ 4,0 4,1 Couzens, S. 18
- ↑ 5,0 5,1 Couzens, S. 19
- ↑ 6,0 6,1 Myra E. Finkelstein, Daniel F. Doak, et al.: Lead poisoning and the deceptive recovery of the critically endangered California condor. In: PNAS early edition, approved 22. Mai 2012
Weblinks
- Peregrine Fund: Condor Factsheet: mit kontinuierlich aktualisierten Daten zu allen Tieren des Nachzuchtprogramms
- Gymnogyps californianus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2008. Eingestellt von: BirdLife International, 2008. Abgerufen am 30. Januar 2009.