Kermeter


Am Kermeter: im Vordergrund der Obersee (Vorsperre der Rurtalsperre) und die Staumauer der Urfttalsperre

Der Kermeter (auch Der Kermeter genannt) ist ein bis 527,8 m ü. NN[1] hoher Teil der Nordeifel in der Städteregion Aachen und den Kreisen Düren und Euskirchen im südwestlichen Teil Nordrhein-Westfalens, Deutschland.

Bedeckt wird der Höhenzug Kermeter von einem etwa 33 km² großen Waldgebiet, das eines der größten geschlossenen Laubwaldgebiete des Rheinlands darstellt. Seit dem 1. Januar 2004 ist er das Kerngebiet des Nationalpark Eifel.

Geographische Lage

Der Kermeter liegt auf dem Gebiet der drei Eifel-Gemeinden Heimbach, Simmerath und Schleiden. Begrenzt wird der Höhenzug im Norden und Westen vom Rurstausee (um 281,5 m ü. NN) und damit vom Rurtal bei Heimbach, im Südwesten vom Obersee (um 281,5 m ü. NN; Vorsperre der Rurtalsperre), sowie im Süden vom Urftstausee (um 322,5 m ü. NN) und somit vom Urfttal. Im Südosten läuft der Kermeter über Wolfgarten und Gemünd in Richtung des Oberlauftals vom Rotbach aus.

Der höchste Berg im Kermeter ist eine namenlose Kuppe (527,8 m ü. NN) bei Wolfgarten, auf welcher der Feuerwach- und Aussichtsturm Feuerwachturm Wolfgarten steht (eine Liste weiterer Kermeter-Berge befindet sich unten).

Landschaft und Natur

Kermeter-Südhang mit Eichenwald und Schieferfels

Der Kermeter umfasst eine Fläche von 3592 ha. Davon sind etwa 3300 ha geschlossenes Waldgebiet (der so genannte Kermeter-Hochwald). An den schattigen, feuchten Nordhängen dominieren Buchenwälder (24 %) mit stellenweise über 200 Jahre alten Exemplaren. An den sonnigen, trockenen Südhängen sind Eichenwälder vorherrschend (26 %), von Felsheide durchbrochen. Fast die Hälfte des Waldgebiets wird, als Folge von Wiederaufforstungsmaßnahmen nach dem Zweiten Weltkrieg, zu Beginn des 21. Jahrhunderts noch von Fichten eingenommen. Jedoch ist langfristig geplant, den Fichtenbestand zu Gunsten der Laubwälder zu reduzieren.

Bereits vor der Gründung des Nationalparks hat der Naturpark Hohes Venn-Eifel einige Bereiche des Hochwalds sich selbst überlassen: Bäume im hiebsreifen Alter lässt man stehen (Altholz); umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste werden nicht mehr abtransportiert (Totholz). Von der Nationalparkverwaltung wird diese Strategie systematisch fortgesetzt, und breite Flächen des Kermeters sollen im Laufe der nächsten Generationen in einen urwaldähnlichen Zustand zurückgeführt werden. Totholz bietet Moosen, Flechten, Pilzen und über 2000 Insektenarten Lebensräume. Diese wiederum dienen Baumläufer, Kleiber, Schwarzmilan, Buntspecht und dem seltenen Mittelspecht als Nahrungsgrundlage.

Auch seltene größere Tierarten wie Wildkatze und Uhu kommen am Kermeter vor. Große Tiere wie Rothirsch, Reh, Wildschwein und Mufflon stellen hingegen ein Problem dar, da ihnen die Fressfeinde fehlen. Sie verzögern oder verhindern durch ihren großen Verbiss die natürliche Vegetation. Die Nationalparkverwaltung jagt deshalb im Kermeter während einer verkürzten Saison von Oktober bis Dezember dieses Schalenwild.

Waldlichtungen und Bachufer sind von Hochstaudenfluren und Pfeifengraswiesen begleitet.

Auf dem Tonsberg (Rursee-Halbinsel am Kermeter-Nordufer, Nähe Schwammenauel) erscheint auf älteren Eifelvereinskarten ein Eintrag als Römische Befestigung; jedoch konnte ein antiker Ursprung bisher nicht nachgewiesen werden. Die Funktion der Baulichkeiten, die möglicherweise erst aus dem Mittelalter stammen, ist unklar.

Infrastruktur

Waldlichtung Rastplatz Paulushof

Von Heimbach führt die Landesstraße 249 südlich in Serpentinen aufwärts über die Abtei Mariawald auf die Kermeterhöhe (circa 5 km) und wieder abwärts über Wolfgarten nach Gemünd (circa 9 km). Etwa 2 km nordwestlich von Wolfgarten zweigt von der L 249 die L 15 (Kermeterhochstraße) nach Nordwesten ab und führt quer über den Kermeter-Hochwald hinunter zum Rursee-Staudamm Schwammenauel.

Der westliche Teil des Kermeters ist nur mit dem Fahrrad befahrbar und über Wanderwege begehbar. Der nördliche Abhang hinunter an die Buchten des Rursees war schon in den 1960er-Jahren vom Eifelverein kartographiert und durch Wanderwege, Rastplätze (Kermeter – ehemals Paulushof), einen Waldlehrpfad, Aussichtspunkte (z. B. Schutzhütte Hirschley, etwa 475 m ü. NN) und geologische Erläuterungen von Schiefer- und Grauwacke-Formationen aus dem Devon erschlossen. Durch eine Anlegestelle der Rursee-Linienschifffahrt ist das Kermeterufer mit Woffelsbach, Rurberg sowie dem Staudamm Schwammenauel verbunden.

Von 1950 bis zum 1. Januar 2006 lag der Südhang des Kermeters auf dem Terrain des Truppenübungsplatzes Vogelsang; die Wanderwege hinunter zum Urftstausee waren nur an Wochenenden und Feiertagen geöffnet und der Südausläufer über dem Urftsee für Zivilisten voll gesperrt.

Zum Jahresende 2005 hin endete die militärische Nutzung von „Camp Vogelsang“, die Kaserne und der Truppenübungsplatz wurden von der belgischen Militärverwaltung geräumt. Nach dem Abzug baute die Nationalparkverwaltung die Infrastruktur in den zuvor unzugänglichen Gebieten neu aus. Von den vier Wanderparkplätzen

  • Lorbachsgarten am Abzweig der L 15,
  • Haus Kermeter (ehemaliges Forstdienstgehöft von 1845, heute Ferienwohnung; 511,5 m ü. NN),
  • Alte Buchen (an der Gemarkung Verbrannter Berg) und
  • Kermeter (ehemals Paulushof, 491,2 m ü. NN)

sind Rad- und Wanderstrecken zur Urftsperrmauer, entlang des Urftsees sowie über die Victor-Neels-Brücke (errichtet Oktober 2009) zur Burg Vogelsang neu angelegt und beschildert.

Die Talsperre kann begangen werden. Auf der Talsperre befindet sich eine Gastronomie[2], die (2012) aber nicht mit einem Kfz zu erreichen ist. Es besteht allerdings die Möglichkeit, mittels einer Busverbindung von Gemünd und dem Kermeterparkplatz an der L 15 die Talsperre zu erreichen.

Der Kermeterstollen (erbaut 1905) leitet Wasser aus dem Urftstausee auf rund 2,7 km Länge unterirdisch quer durch den Kermeter zum Kraftwerk Heimbach an der Rur.

Sehenswertes am Kermeter

  • Die Abtei Mariawald (im Bereich der Berge Altenberg und Griesberg) ist das einzige Trappistenkloster in Deutschland.
  • Auf dem 1953 angelegten Soldatenfriedhof Mariawald mit Ehrenmal liegen 414 Gefallene aus dem Zweiten Weltkrieg begraben.
  • Vom Mittelalter an sind auf dem Kermeter bis Mitte des 20. Jahrhunderts über 1000 Kohlenmeiler nachweisbar. Erkennbar sind heute nur noch flache, halbkreisförmige Stellen, die, wenn man unter dem Laub gräbt, schwarze Holzkohlereste freigeben. Diese Holzkohle wurde im Zusammenhang mit der Eisenverhüttung im Schleidener Raum gebraucht. Ein rekonstruierter Kohlenmeiler, versehen mit Erläuterungen über die Arbeit der Köhler, ist in der ständigen Ausstellung des Nationalparktors Gemünd zu besichtigen.

Berge

Zu den Bergen, Erhebungen und Hangspornen des Kermeters gehören – sortiert nach Höhe in Meter (m) über Normalnull (NN; wenn nicht anders genannt laut [1]):

  • namenlose Kuppe bei Wolfgarten (525,8 m), Kreis Euskirchen; höchster Berg im Kermeter; mit Aussichts- und Feuerwachturm Wolfgarten
  • Hellberg (525,8 m), Kreis Euskirchen
  • Wildbretshügel (525,3 m), Kreis Euskirchen; gute Aussichtsmöglichkeit auf den Rurstausee
  • Theissenberg (522,4 m), Kreis Euskirchen
  • Verbrannter Berg (515,5 m), Kreis Euskirchen; mit „Urwald Verbrannter Berg“
  • Winterberg (Wolfgarten) (503,4 m), Kreis Euskirchen; mit Kermeterstollen unter westlicher Bergflanke
  • Mauelter Berg (502,4 m), Kreis Euskirchen; mit Feuchwachtturm (inkl. Sendeanlage) und „Jagdhaus“
  • Honigberg (495,4 m[3]), Kreis Düren
  • Schweizer Berge, Kreis Euskirchen; Schieferformation am Südostausläufer des Urftsees (max. 482,2 m)
  • Böttenbachsberg (466,6 m), Kreis Euskirchen
  • Weidenauer Berg (453,3 m), Kreis Düren
  • Adamsberg (443,8 m[4])
  • Altenberg (ca. 424 m), Kreis Düren; mit naher Abtei Mariawald
  • Griesberg (421,3 m), Kreis Düren; mit naher Abtei Mariawald
  • Winterberg (Heimbach) (404,8 m), Kreis Düren
  • Hohenberg (363,7 m)[3], Kreis Düren
  • Tonsberg (333,3 m[4]), Kreis Düren; mit Burgwüstung (Kulturdenkmal)

Gewässer

Der bezüglich seiner Größe verhältnismäßig kleine Kermeter ist sehr gewässerreich. Neben einigen Tümpeln und Teichen gibt es zahlreiche Fließ- und Stillgewässer (alphabetisch sortiert):

Fließgewässer

Zu den Fließgewässern des Kermeters gehören mit Länge in Kilometern (km)[1]:

  • Arnsbach (2,1 km); Urft- bzw. Urftstausee-Zufluss, entspringt südlich vom „Haus Kermeter“
  • Bergerbach (4,3 km); Eselsbach-Zufluss, entspringt östlich von Wolfgarten, mündet in Bergbuir
  • Billerbach (1,4 km); Heimbach-Zufluss, entspringt westlich vom „Gut Weinert“
  • Büdenbach (1,1 km); Rur- bzw. Rurstausee-Zufluss, entspringt nordnordöstlich vom „Wanderparkplatz Paulushof“
  • Düsterer Büdenbach (1,3 km); Büdenbach-Zufluss, entspringt nordnordwestlich vom „Wanderparkplatz Paulushof“
  • Eschbach (1 km); Rur- bzw. Rurstausee-Zufluss, entspringt nördlich vom Wildbretshügel
  • Eselsbach (3,8 km); Rotbach-Zufluss, entspringt östlich von Wolfgarten, mündet bei Glehn
  • Friedenbach (1,1 km); Urft- bzw. Obersee-Zufluss, entspringt westlich vom Wildbretshügel
  • Großer Arnsbach (1,4 km); Heimbach-Zufluss, entspringt südwestlich vom „Gut Weinert“
  • Großer Böttenbach (2,9 km); Urft- bzw. Urftstausee-Zufluss, entspringt nördlich von Wolfgarten
  • Großer Scheuerbach (1,1 km); Urft-Zufluss, entspringt südlich von Wolfgarten, mündet in Gemünd
  • Haftenbach (0,6 km); Urft- bzw. Urftstausee-Zufluss, entspringt östlich vom Wildbretshügel
  • Heimbach (5,8 km); Rur-Zufluss, entspringt nordnordöstlich von Wolfgarten, mündet in Heimbach
  • Herbstbach (2,2 km); Rur- bzw. „Staubecken Heimbach“-Zufluss, entspringt nordnordwestlich vom „Haus Kermeter“, mündet in Steinbach
  • Hohenbach (2,1 km); Rur- bzw. Rurstausee-Zufluss, entspringt östlich vom Wildbretshügel
  • Hohenbach (0,6 km); Urft- bzw. Urftstausee-Zufluss, entspringt zwischen Verbranntem Berg und Hellberg
  • Kleiner Böttenbach (1,5 km); Großer Böttenbach-Zufluss, entspringt südwestlich von Wolfgarten
  • Kleiner Steinbach (0,8 km); Steinbach-Zufluss, entspringt nordwestlich vom „Haus Kermeter“
  • Lompig (1,1 km); Urft-Zufluss, entspringt südwestlich von Wolfgarten, mündet in Gemünd-Malsbenden
  • Lorbach (3 km); Urft- bzw. Urftstausee-Zufluss, entspringt südsüdwestlich von Wolfgarten
  • Rotbach (39,1 km); Erft-Zufluss, fließt östlich am Kermeter vorbei, mündet bei Dirmerzheim
  • Rur (164,5 km), Maas-Zufluss, fließt westlich und nördlich am Kermeter vorbei, mündet in Roermond
  • Seelbach (0,9 km); Urft-Zufluss, entspringt westlich vom Mauelter Berg, mündet in Mauel
  • Steinbach (1,9 km); Rur- bzw. „Staubecken Heimbach“-Zufluss, entspringt nordwestlich vom „Haus Kermeter“, mündet in Steinbach
  • Urft (46,3 km); Rur-Zufluss, fließt südlich am Kermeter vorbei, mündet östlich von Rurberg
  • Vlattener Bach (21,8 km); Rotbach-Zufluss, entspringt ostsüdöstlich von Wolfgarten, mündet bei Lövenich
  • Welmsbach (1,1 km), Rur-Zufluss, entspringt nördlich der Abtei Mariawald, mündet unterhalb Steinbach

Stillgewässer

Stillgewässer am Kermeter mit – wenn bekannt – Fläche in Quadratkilometern (km²):

  • Eiserbach-Staubecken (0,03 km²), Vorbecken des Rurstausees am Eiserbach, westsüdwestlich vom Kermeter
  • Heimbach-Staubecken (0,364 km²), Ausgleichs- bzw. Staubecken von Rur- und Urftstausee an der Rur, nördlich vom Kermeter
  • Obersee, Vorbecken des Rurstausees an der Rur, südwestlich vom Kermeter
  • Rurstausee (7,83 km²), Stausee an der Rur, westlich und nordwestlich vom Kermeter
  • Urftstausee (2,3 km²), Stausee an der Urft, südlich vom Kermeter

Einzelnachweise und Anmerkungen

Literatur

  • F. Köhler: Käferfauna in Naturwaldzellen und Wirtschaftswald. Vergleichende Untersuchungen im Waldreservat Kermeter in der Nordeifel. Schriftenreihe LÖBF/LAfAO NRW, Bd. 6, Recklinghausen
  • Pfeifer, Maria: Nationalpark Eifel, ThemenTouren Bd. 4, Mit dem Fahrrad durch den Nationalpark Eifel, 1. Auflage, J.P. Bachem Verlag 2008, ISBN 978-3-7616-2179-0
  • Pfeifer, Maria: Der Wildnis-Trail im Nationalpark Eifel, ThemenTouren Bd. 3, Vier Tagesetappen zwischen 18 und 25 km, 1. Auflage, J.P. Bachem Verlag 2007, ISBN 978-3-7616-2154-7
  • Pfeifer, Maria: Kurze Wanderungen im Nationalpark Eifel, ThemenTouren Bd. 2, 12 leichte Touren zwischen 2 und 7 km, 2. Auflage J.P. Bachem Verlag 2007, ISBN 978-3-7616-2010-6
  • Pfeifer, Maria et al.: Nationalpark Eifel, ThemenTouren Bd. 1, 10 Touren zwischen 5 und 18 km, 4. vollständig überarbeitete Auflage, J.P. Bachem Verlag 2007, ISBN 978-3-7616-2068-7
  • NRW-Stiftung/Eifelverein: Nationalpark Eifel, ThemenTouren Bd. 1, 10 Touren zwischen 5 und 18 km, 4. vollständig überarbeitete Auflage, J.P. Bachem Verlag 2007, ISBN 978-3-7616-2068-7
  • Herbst im Buchenwald. Kölner Stadtanzeiger vom 29. Oktober 2002
  • Eifelverein e. V (Hrsg.): Nationalpark-Karte, Wanderkarte Nr. 50 des Eifelvereins, Maßstab 1:25.000, Verlag des Eifelvereins 2007, ISBN 978-3-921805-51-0

Koordinaten: 50° 35′ N, 6° 30′ O