Knäuelkräuter



Knäuelkräuter

Einjähriger Knäuel (Scleranthus annuus)

Systematik
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Nelkengewächse (Caryophyllaceae)
Unterfamilie: Alsinoideae
Gattung: Knäuelkräuter
Wissenschaftlicher Name
Scleranthus
L.

Die Knäuelkräuter oder Knäuel (Scleranthus) sind eine Pflanzengattung in der Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae). Zur Herleitung des deutschen Trivialnamens ist zu sagen, dass in deutscher Umgangssprache ein „Knäuel“ ein kleiner (bis zu faustgroßer) Ballen aufgewickelter Fäden ist.

Beschreibung

Illustration des Einjährigen Knäuel (Scleranthus annuus).

Vegetative Merkmale

Die Scleranthus-Arten und -Unterarten wachsen als ein-, zweijährige und ausdauernde krautige Pflanzen oder Zwergsträucher [1]. Die Pfahlwurzeln sind dünn. Die stielrunden Stängel sind aufrecht bis niederliegend und verzweigt. Die gegenständig am Stängel angeordneten Laubblätter sind ungestielt und an ihrer Basis paarweise verwachsen. Die einfachen Blattspreiten sind schmal pfriemlich bis lineal, nicht sukkulent, einnervig mit spitzem oder stumpfem oberen Ende. Nebenblätter fehlen.

Generative Merkmale

In end- oder seitenständigen, zymösen Blütenstände stehen viele Blüten locker bis dicht zusammen. Die gegenständigen, laubblattähnlichen Tragblätter sind paarweise verwachsen. Es ist höchstens ein kurzer Blütenstiel vorhanden.

Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig. Der Blütenbecher (Hypanthium) ist krugförmig und weiter sich an seiner Basis abrupt. Die fünf freien, grünen bis grünlichen, krautigen Kelchblätter sind bei einer Länge von 1,5 bis 4 mm lanzettlich bis pfriemlich und besitzen einen weißlichen, trockenhäutigen Rand und ein spitzes bis stumpfes oberes Ende. Kronblätter fehlen. Die zwei bis zehn freie Staubblätter sind am Rand des Blütenbechers inseriert. Es können alle Staubblätter fertil sein oder fünf bis acht sind zu Staminodien umgewandelt. An der Basis der Staubblätter ist ein nektarproduzierender Diskus vorhanden. Zwei Fruchtblätter sind zu einem halbunterständigen Fruchtknoten verwachsen, also Kelchblätter und Staubblätter sind perigyn. Die zwei freien Griffel in jeweils einer kopfigen, papillösen Narben.

Die einsamige Frucht ist vom leicht bis stark gefurchten Blütenbecher, der von den haltbaren Kelchblättern gekrönt ist röhrig umschlossen und bildet zusammen den eiförmigen „Utrikel“, der bei Reife geschlossen bleibt und damit die Diaspore darstellt. Die Samen sind gelb und kugelig.

Die Chromosomengrundzahl beträgt x = meist 11, selten 12.

Verbreitung

Die Gattung Scleranthus umfasst zehn bis elf Arten. Die drei Arten mit zahlreichen Unterarten: Einjährige Knäuel (Scleranthus annuus), Ausdauernde Knäuel (Scleranthus perennis) und Scleranthus uncinatus sind ursprünglich in den gemäßigten Gebieten und im Mittelmeerraum in Eurasien und Nordafrika Europa beheimatet. Die anderen etwa acht Arten kommen ursprünglich in Australasien vor. In Australien sind drei bis vier Arten natürlich beheimatet, dazu kommen zwei Neophyten. Einzelne Arten sind in vielen Gebieten der Welt, beispielsweise in Nordamerika, Neophyten.

Systematik

Die Erstveröffentlichung der Gattung Scleranthus erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 1, S. 406; in der Überschrift wurde die falsche Schreibweise „Schleranthus“ verwendet [2]. Typusart ist Scleranthus annuus L.. [3] Ein Synonym für Scleranthus L. ist Mniarum J.R.Forst. & G.Forst.. Die Gattung Scleranthus gehört zur Tribus Sclerantheae in der Unterfamilie Alsinoideae innerhalb der Familie der Caryophyllaceae. [4] Der botanische Gattungsname ist aus dem Altgriechischen abgeleitet scléranthe: σκληρός sklerós für „hart“ und ἄνθος ánthos für „Blüte“ oder „Blume“ und bezieht sich auf die Blütenstände.

Ausdauernder Knäuel (Scleranthus perennis)
Scleranthus uniflorus

Es gibt zehn bis elf Scleranthus-Arten:

  • Einjähriger Knäuel, Einjähriges Knäuelkraut (Scleranthus annuus L.): Mit etwa fünf Unterarten:
    • Scleranthus annuus subsp. aetnensis (Strobl) Pignatti
    • Scleranthus annuus L. subsp. annuus
    • Scleranthus annuus subsp. delortii (Gren.) Meikle (Syn.: Scleranthus delortii Gren.)
    • Triften-Knäuel, Wildes Knäuelkraut, Alpen-Knäuelkraut (Scleranthus annuus subsp. polycarpos (L.) Bonnier & Layens, Syn.: Scleranthus polycarpos L.)
    • Hügel-Knäuelkraut, Quirl-Knäuel (Scleranthus annuus subsp. verticillatus (Tausch) Arcang., Syn.: Scleranthus verticillatus Tausch)
  • Scleranthus biflorus (J.R.Forst. & G.Forst.) Hook. f.
  • Scleranthus brockiei P.A.Will.
  • Scleranthus diander R.Br.: Sie ist in Australien beheimatet.
  • Scleranthus fasciculatus (R.Br.) Hook. f.: Sie ist in Australien beheimatet und in Neuseeland ein Neophyt.
  • Scleranthus minusculus F.Muell.: Sie ist in Australien beheimatet.
  • Ausdauernder Knäuel, Ausdauerndes Knäuelkraut (Scleranthus perennis L.): Mit etwa sechs Unterarten:
    • Scleranthus perennis subsp. burnatii (Briq.) P.D.Sell (Syn.: Scleranthus burnatii Briq.)
    • Scleranthus perennis subsp. dichotomus (Schur) Nyman
    • Scleranthus perennis subsp. marginatus (Guss.) Nyman
    • Scleranthus perennis L. subsp. perennis
    • Scleranthus perennis subsp. polycnemoides (Willk. & Costa) Font Quer (Syn.: Scleranthus polycnemoides Willk. & Costa)
    • Scleranthus perennis subsp. vulcanicus (Strobl) Bég.
  • Scleranthus pungens R.Br.: Sie ist in Australien beheimatet.
  • Scleranthus singuliflorus (F.Muell.) Mattf.: Sie ist in Australien und Neuguinea beheimatet.
  • Scleranthus uncinatus Schur
  • Scleranthus uniflorus P.A.Will.: Sie kommt nur in Neuseeland vor.

Auch einige Naturhybriden sind beschrieben (Auswahl):

  • Scleranthus × intermedius Kitt. (Scleranthus annuus × Scleranthus perennis): In Europa werden diese Hybriden immer wieder gebildet, sie besitzen zehn reduzierte, sterile Staubblätter. [5]
  • Scleranthus × podperae Smejkal (Scleranthus perennis × Scleranthus polycarpos)
  • Scleranthus perennis × Scleranthus uncinatus

Quellen

  • John W. Thieret & Richard K. Rabeler : Scleranthus in der Flora of North America, Volume 5, 2005: Online. (Abschnitt Beschreibung, Verbreitung und Systematik)
  • R. D. Smissen & Phil J. Garnock-Jones: Relationships, classification and evolution of Scleranthus (Caryophyllaceae) as inferred from analysis of morphological characters, In: Botanical Journal of the Linnean Society, Volume 140, 2002, S. 15–29.
  • R. D. Smissen, Phil J. Garnock-Jones, G. K. Chambers: Phylogenetic analysis of ITS sequences suggests a Pliocene origin for the bipolar distribution of Scleranthus (Caryophyllaceae), In: Australian Systematic Botany, 16, 2003, S. 301-315: Fulltext-PDF. (Abschnitt Beschreibung, Verbreitung und Systematik)

Einzelnachweise

  1. R. D. Smissen, Phil J. Garnock-Jones, G. K. Chambers: Phylogenetic analysis of ITS sequences suggests a Pliocene origin for the bipolar distribution of Scleranthus (Caryophyllaceae), In: Australian Systematic Botany, 16, 2003, S. 301-315: Fulltext-PDF.
  2. Eintrag bei biodiversitylibrary.org.
  3. Eintrag bei Tropicos.
  4. Eintrag bei GRIN.
  5. John W. Thieret & Richard K. Rabeler : Scleranthus in der Flora of North America, Volume 5, 2005: Online.

Weblinks

Commons: Knäuelkräuter (Scleranthus) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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