Kraton
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- Geologie
Als (das) Kraton (griech. κρατος kratos – Kraft) bezeichnet man sehr alte Festlandskerne von Kontinentalplatten.
Im Unterschied zu den alten Kratonen bestehen die großen Kontinentalplatten auch aus jüngeren, meist verfalteten Gebirgskomplexen. In erdgeschichtlichen Zeiträumen erleidet die Erdkruste an den Rändern dieser Platten verschiedene Umschichtungen und die Verschweißung von älteren und neueren Krustenteilen.
Einteilung, Entstehung
Die bis zu 200 km in den Erdmantel reichenden – ursprünglich magmatischen, im Zeitenlauf aber meist metamorph überprägten – Kratone aus relativ (zur übrigen Erdkruste) leichtem Gestein werden geografisch in Geologische Provinzen eingeteilt, jede Provinz wird nach ihrem Alter klassifiziert:
- Tektone: bestehen aus Gesteinen die in Folge tektonischer Ereignisse des Mesoproterozoikums und Neoproterozoikums vor mehr als 600 mya erstarrten und kristallisierten.
- Protone: entstanden in der paläoproterozoischen Ära, vor mehr als 1.600 mya.
- Archone: sind − in der Regel zwischen jüngere Kratone eingepresste − Gesteinsinseln aus der archaischen bzw. der hadaischen Ära, von vor mehr als 2.500 mya.
Erdgeschichte der Kratone
Kratone haben nach dem Präkambrium oder seit Beginn des Paläozoikums keine tektonische Umformung wie Faltung, Aufwölbung o. ä. mehr erfahren, sind also über Äonen unverändert geblieben. Sie sind die Kerne der Kontinente und wurden meist schon im Präkambrium durch tektonische Vorgänge intensiv verfaltet, in großen Tiefen metamorph umgewandelt bzw. intrudiert und in der Regel stark erodiert.
Kratone gliedern sich geologisch in Schilde und Tafeln. In den Schilden tritt weitgehend das kristalline Grundgebirge, oft durch glaziale Abscherung jüngerer Sedimente, zu Tage. In den Tafeln oder Plattformen sind die Schilde mit ebenfalls in jüngerer Zeit nicht mehr verformten Sedimenten bedeckt (Deckgebirge). Diese Sedimente können diskordant aufliegen. Zwischen den jüngsten Gesteinen des Schildes und den ältesten (unten liegenden) Gesteinen der Sedimentdecke besteht dann eine zeitliche Lücke. Dieser Teil des Kratons muss deshalb einmal Land gewesen sein und wurde erodiert. Spätere Überflutung führte dann zur Ablagerung des Deckgebirges.
Ein Kraton kann in jüngerer Zeit insgesamt gehoben oder gesenkt worden sein. Da die Kruste der Kratone sehr starr ist, werden sie bei tektonischer Beanspruchung nicht gefaltet, sondern sie zerbrechen. Manche Kratone dokumentieren solche Prozesse, wie etwa aktive oder zum Stillstand gekommene Grabenbrüche, wobei dann in diesem Graben mächtige Sedimentschichten abgelagert wurden und teilweise auch sehr große Mengen an Lava als Lavadecken zu Tage traten.
Wirtschaftliche Bedeutung
Weil Minerale und Gesteine sowie die darin enthaltenen Edelmetalle, aber auch verschiedene Schmucksteine im Allgemeinen und Diamanten im Besonderen, im Lauf der Zeiten dazu tendieren, in der Erdkruste separiert und verteilt bzw. sogar im Erdmantel wieder aufgeschmolzen zu werden, sind die ältesten Kratone – da sie seit Äonen keinen plattentektonischen Veränderungen unterworfen wurden – für Prospektoren und Bergbauunternehmen von größtem Interesse. Heutzutage wird – besonders in Kanada und Australien – mit Messung des Paläomagnetismus und Gamma-radiometrischen, sonarreflektorischen und anderen stratigraphischen und geochronologischen Methoden an der Entdeckung und Erforschung dieser alten Festlandteile der Erde gearbeitet. Auch die unzugänglichen Gebiete des sibirischen Kratons und die politisch unruhigen, bergbautechnisch interessanten Regionen Afrikas sind im Fokus der Weltwirtschaft. Das offen zutageliegende Kraton des Baltischen Schildes – die Halbinsel Kola – ist wichtiger Rohstofflieferant Russlands. Nur die Schätze der Antarktis sind durch den Antarktisvertrag vor wirtschaftlicher Nutzung geschützt.
Liste der Kratone
Dies ist eine Aufstellung bekannter Schilde und Kratone sowie einiger daran beteiligter Platten, Tafeln, Becken und Riftzonen.
- Antarktische Platte
- Mawson-Kraton
- Grunehogna-Kraton
- Australien – siehe auch Australische Platte
- Altjawarra-Kraton
- Zentralkraton
- Curnamona-Kraton, Süd-Australien
- Gawler-Kraton, Zentrales Süd-Australien
- Pilbara-Kraton, Western Australia
- Yilgarn-Kraton, West-Australien
- Amerika – s. a. Nordamerikanische Platte, Südamerikanische Platte, Nazca-Platte und Pazifische Platte
- Kanadischer Schild, auch ‚Laurentischer Schild‘, ‚Präkambrischer Schild‘ oder (nicht ganz richtig, weil aus mehreren Kratonen zusammengesetzt) auch Nordamerika-Kraton
- Slave-Kraton, Nordwest-Territorien mit dem Acasta-Gneis (4030 mya)
- Superior-Kraton im Süden und Osten der Hudson Bay mit dem Nuvvuagittuq-Grünsteingürtel (möglicherweise bis zu 4300 mya)
- Nain-Kraton, ein Teil des Nordatlantik-Kratons im Osten Kanadas und in Grönland (Isua-Gneis)
- Wyoming-Kraton in den USA
- Reste stark überprägter Kratone wie etwa der Rae-Kraton im Norden Kanadas
- Guayana-Schild
- Amazonasbecken-Kraton
- Kanadischer Schild, auch ‚Laurentischer Schild‘, ‚Präkambrischer Schild‘ oder (nicht ganz richtig, weil aus mehreren Kratonen zusammengesetzt) auch Nordamerika-Kraton
- Afrika – siehe auch Afrikanische Platte und Großer Afrikanischer Grabenbruch – Ostafrikanischer Graben
- Arabischer Kraton siehe auch Arabische Platte, nördlich die Anatolische Platte, Jordangraben
- Kongo-Kraton und -Becken, zentrales südliches Afrika, und sein Terran
- Bangweulu-Block, Sambia
- Kaapvaal-Kraton, Südafrika (3.600–2.500 mya)
- Kalahari-Kraton
- Sahara-Kraton, Algerien
- Tansania-Kraton
- West-Afrika-Kraton
- Zaire-Kraton
- Simbabwe-Kraton (3.500 mya)
- Eurasien – siehe auch Eurasische Platte
- Ost-Europäischer Kraton mit dem
- Baltischen Schild und der
- Russischen Tafel bzw. dem
- Sarmatischen Kraton (3.700–2.800 mya)
- Wolga-Ural-Kraton, Russland (3.000–2.700 mya)
- Amurische Platte, das Baikal-Rift trennt sie von der Eurasischen Platte, Russland, Asien
- Tschersky-Rift in Nordost- Sibirien am Polarkreis.
- Karelischer Kraton, Finnland (3.100–2.700 mya), der europäische Teil des Nordatlantik-Kratons
- Midland-Kraton von England und Wales
- Sibirischer Kraton (Sibiria)
- Indischer Kraton
- Dharwar-Kraton, Indien (3.400–2.600 mya)
- Ost-China Kraton
- Nord-China Kraton (2.500 mya)
- Chinesisch-Koreanischer Kraton, Nördliches China
- Tarim-Kraton, China
- Jangtse-Kraton, China
- Ost-Europäischer Kraton mit dem
Weitere Karten
- East european craton.png
O-Europa
Siehe auch
- Plattentektonik
- Terran
- Superkontinent
- Gebirgsbildung
- Orogen
Weblinks, Quellen
- Roland Walter: Erdgeschichte. Die Entstehung der Kontinente und Ozeane. de Gruyter, 325 S., 2003. ISBN 3110176971
- Die geologische Topografie der Vereinigten Staaten- von US Geological Survey
- Geologie der Vereinigten Staaten
- Die Erdkrustenstruktur Chinas
- Die Erdkrustenstruktur Indiens
- Das Alter der letzten thermo- tektonischen Ereignisse der Erde
- "Lithosphere Studies and Global Geodynamics" der Macquarie Universität in Australien
- The Slave Kraton from on top: The crustal view. (PDF-Datei; 330 kB)
- scinexx.de: Wissenschaftler erforschen Verjüngung und Erosion bei Kratonen