Kreide (Geologie)


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vor 145,5–65,5 Millionen Jahren
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Atmosphärischer O2-Anteil
(Durchschnitt über Periodendauer)
ca. 30 Vol %[1]
(150 % des heutigen Niveaus)
Atmosphärischer CO2-Anteil
(Durchschnitt über Periodendauer)
ca. 1700 ppm[2]
(6-faches vorindustrielles Niveau)
Bodentemperatur (Durchschnitt über Periodendauer)
ca. 18 °C[3]
(4 °C über heutigem Niveau)
System Serie Stufe ≈ Alter (mya)
höher höher höher jünger
Kreide Oberkreide Maastrichtium 70,6–65,5
Campanium 83,5–70,6
Santonium 85,8–83,5
Coniacium 88,6–85,8
Turonium 93,6–88,6
Cenomanium 99,6–93,6
Unterkreide Albium 112–99,6
Aptium 125–112
Barremium 130–125
Hauterivium 133,9–130
Valanginium 140,2–133,9
Berriasium 145,5–140,2
tiefer tiefer tiefer älter

Die Kreide (in der populärwissenschaftlichen Literatur oft auch Kreidezeit, lat. Cretaceum) ist ein Zeitabschnitt der Erdgeschichte. Innerhalb des Mesozoikums (Erdmittelalter) ist es das jüngste und mit 80 Millionen Jahren das am längsten dauernde chronostratigraphische System (bzw. Periode in der Geochronologie). Sie begann vor rund 145,5 Millionen Jahren mit dem Ende des Juras und endete vor etwa 65,5 Millionen Jahren mit dem Beginn des Paläogens, dem ältesten chronostratigraphischen System des Känozoikums.

Geschichte und Namensgebung

Der Name Kreide wurde 1822 durch den belgischen Geologen Jean Baptiste Julien d'Omalius d'Halloy nach den stark Calciumcarbonat-haltigen Fossilien von Krebstieren, Korallen, Muscheln, Schnecken und Einzellern, die in den Gesteinen dieses Systems vorkommen, benannt. Kreide ist neben Kalkstein und Marmor eine der drei in der Natur vorkommenden Gesteinsformen von Calciumcarbonat. Trotzdem können Sedimentgesteine der Kreidezeit aus völlig anderen Mineralen aufgebaut sein, wie beispielsweise die überwiegend aus Quarz bestehenden und häufig vorkommenden Kreidesandsteine, deren Name ausschließlich auf ihre Entstehungszeit hinweist.

Definition und GSSP

Der exakte Beginn des Kreide-Systems und damit ein GSSP ist bisher noch nicht abschließend festgelegt worden. Voraussichtlich wird die Untergrenze der Kreide (und der Unterkreide-Serie sowie der Berriasium-Stufe) durch das Erstauftreten der Ammoniten-Art Berriasella jacobi definiert werden. Das Ende der Kreide ist mit der Iridium-Anomalie der Kreide-Tertiär-Grenze sowie dem Aussterben zahlreicher Wirbeltier- und Wirbellosen-Gruppen sehr gut definiert.

Untergliederung der Kreide

Das Kreide-System wird heute in zwei Serien und 12 Stufen unterteilt:

Übergeordnete, aber inzwischen veraltete Stufenbezeichnungen sind: Neokom (untere Unterkreide), Gault (obere Unterkreide), Emscher (jetzt Coniac und Santon) und Senonium (jetzt Santon, Campan und Maastricht).

Paläogeographie

Der Zerfall von Gondwana, der bereits im Jura begonnen hatte, setzt sich in der Kreide fort. Es kommt zur Trennung des noch zusammenhängenden Australien/Antarktika und des zu Beginn der Kreide ebenfalls noch zusammenhängenden Afrika/Südamerika, auch Indien spaltet sich ab. In der Unterkreide beginnt sich zunächst der südliche Südatlantik zu öffnen. Diese Öffnung setzt sich dann im Laufe der Unterkreide weiter nach Norden fort. Im Turonium war dann eine durchgehende Verbindung zum Nordatlantik entstanden. Im Nordatlantik schreitet die bereits im Jura begonnene Ozeanspreizung zwischen Nordafrika und der nordamerikanischen Ostküste weiter nach Norden vor. Im Laufe der Unterkreide bildet sich das Teilstück zwischen der Iberischen Halbinsel und Neufundland. In der höheren Unterkreide und der tieferen Oberkreide spreizt auch die Biskaya, deren Verlängerung in den Pyrenäenraum reicht. In der Oberkreide entsteht westlich von Irland ein Tripelpunkt – ein Ast mündet in ein Grabensystem zwischen Nordamerika und Grönland, der andere weitet sich in der Oberkreide und im Känozoikum zum heutigen nördlichen Nordatlantik. In den Alpen ereignen sich erste Kollisionen ("vorgosauische Gebirgsbildung").

Klima

Das Klima in der Kreide war allgemein warm und ausgeglichen. Es ermöglichte einigen Dinosauriern, zumindest in den Sommermonaten, bis in hohe südliche und nördliche Breiten vorzudringen. Die Pole waren eisfrei und entsprechend war auch der Meeresspiegel sehr hoch, seinen Maximalwert erreichte er im Unterturon. Erst zum Ende der Kreide im Maastrichtium kam es zu einer Abkühlung und zu einer markanten Regression.

Entwicklung der Fauna

Fossilien der Kreide (Aus Meyers Konversations-Lexikon (1885-90))

Aus der Kreidezeit kennt man in Deutschland zahlreiche Fußspuren und Skelettreste von Dinosauriern. In Münchehagen bei Rehburg-Loccum entdeckte man unter anderem die fast 30 Meter lange Fährte einer elefantenfüßigen „Donnerechse“ (Elephantopoides muenchehagensis). Besonders häufig sind Fußabdrücke (Obernkirchen, Münchehagen) und Skelettreste (Nehden bei Brilon im Sauerland) des pflanzenfressenden Dinosauriers Iguanodon, der eine Höhe bis zu 5 Metern erreichte. Fossilien belegen auch die Existenz von Raub-Dinosauriern wie Megalosaurus sowie von Meeresreptilien – wie etwa Mosasaurus – und Krokodilen.

Im Kreidemeer lebten Riesenammoniten. Mit einem Gehäusedurchmesser von etwa 1,80 Meter ist ein Exemplar von Parapuzosia seppenradensis aus der Westfälischen Bucht im Münsterland der bislang größte bekannte Ammonit.

Jüngere Funde aus dem nordostchinesischen Jiulongshan-Gebirge (Innere Mongolei, Provinz Ningcheng, Daohugou) und vor allem aus der ebenfalls in der Inneren Mongolei gelegenen Jehol-Gruppe belegen, dass die Säugetiere in der Kreidezeit nicht nur, wie bisher angenommen, aus insektenfressenden Kleinformen bestanden. Einer großen Vielfalt von vollentwickelten Säugern in der Kreide war schon im Jura die Aufspaltung in verschiedene Entwicklungslinien vorangegangen. Die Säugetiere des Jura und der Kreide besetzten bereits die gleichen ökologischen Nischen, die auch die heutigen Säuger ausfüllen, und entwickelten sehr ähnliche Anpassungsformen. Es gab bereits kleinere Säugerraubtiere, die auf Reptilien spezialisiert waren und mit einem wasserdichten Pelz ausgestattete, schwimmende Säuger, die die ökologische Nische der heutigen Fischotter besetzten.

Entwicklung der Flora

fossiles Blatt von Credneria triacuminata

In der Unterkreide waren noch Bärlapppflanzen (Nathorstiana aborea), Farne (Weichselia, Hausmannia), Baumfarne, Ginkos (Baiera), Bennettitales, und Nadelbäume die vorherrschenden Pflanzen. Aus dieser Zeit stammen auch die Kohleflöze der Wealdenkohle im Weser-Ems-Gebiet am Rande des Teutoburger Waldes. Während der Kreide entwickelten sich die ersten strauchigen Blütenpflanzen. Die erste Gattung der Laubholzgewächse war Credneria mit dreispitzigen Blättern (Funde aus dem Harz). In der Oberkreide konkurrierten bereits viele Laubbäume wie Ahorn, Eiche oder Walnuss mit Nadelbäumen wie Sequoia und Geinitzia (aus den Aachener Schichten, Oberes Santonium). Gräser breiteten sich auf dem Festland aus und veränderten stark das Erosionsverhalten.

Die Kreide in Mitteleuropa

Gesteine der Kreidezeit stehen im Raum von Hannover, nördlich des Harzes, im Teutoburger Wald an den Externsteinen, in der Westfälischen Bucht und im Raum von Aachen bis Lüttich an. Berühmt sind die Kreidefelsen im Nationalpark Jasmund auf Rügen. Weiterhin finden sich Ablagerungen aus der Kreidezeit östlich der fränkischen Alb sowie am Alpen-Nordrand, in der Umgebung von Dresden und Děčín (Elbsandsteingebirge), in großen Teilen der Tschechischen Republik sowie im Karpatenvorland und zwischen Kielce und Krakau.

Besondere Ereignisse während der Kreide

Zu den herausragenden Ereignissen der mittleren Kreidezeit zwischen ca. 120 Millionen und 80 Millionen Jahren gehört eine gewaltige Superplume-Aktivität im Bereich des westlichen Pazifiks. Der 40 Millionen Jahre anhaltende Vulkanismus riesigen Ausmaßes auf dem pazifischen Ozeanboden hatte globale Konsequenzen.

Trotz der in der Kreide vorherrschenden vergleichsweise sehr warmen Temperaturen, gibt es Hinweise auf eine Vereisungsphase im Bereich der Pole vor etwa 91,2 Millionen Jahren.[4]

Am Ende der Kreidezeit kam es zu einem weltweiten Massenaussterben, das fast alle Tiergruppen und viele Pflanzengruppen erfasste. Zu den Ursachen gibt es verschiedene Vorstellungen; die bekannteste Theorie ist ein Meteoriteneinschlag in Yucatán (Chicxulub-Krater). Aber auch der enorme Vulkanismus bei der Entstehung der Dekkan-Plateaubasalte zum Ende der Kreidezeit könnte durchaus eine entscheidende Rolle gespielt haben.

Literatur

  • Harald Polenz, Christian Spaeth: Saurier – Ammoniten – Riesenfarne. Deutschland in der Kreidezeit. Theiss, Stuttgart 2004, ISBN 978-3-8062-1887-9.
  • Mike Reich, Peter Frenzel, Ekkehard Herrig: Ein Meer am Ende der Kreidezeit. Die Schreibkreide. In: Biologie in unserer Zeit. Band 35, Nr. 4. Wiley-VCH, 2005, ISSN 0045-205X, S. 260–267.

Weblinks

Commons: Kreidezeitlich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sauerstoffgehalt-1000mj
  2. Phanerozoic Carbon Dioxide
  3. All palaeotemps
  4. A. Bornemann, R. D. Norris, O. Friedrich, B. Beckmann, S. Schouten, J. S. Sinninghe Damsté, J. Vogel, P. Hofmann, T. Wagner: Isotopic Evidence for Glaciation During the Cretaceous Supergreenhouse. In: Science. Band 319, Nr. 5860, Januar 2008, S. 189–192, doi:10.1126/science.1148777.