Krim-Kongo-Fieber
Klassifikation nach ICD-10 | |
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A98.0 | Hämorrhagisches Krim-Kongo-Fieber |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Das Krim-Kongo-Fieber (engl. Crimean-Congo-Haemorrhagic-Fever, CCHF, China: Xinjiang hemorrhagic fever) wird vom Krim-Kongo-Fieber-Virus ausgelöst (CCHFV). Das (-)ssRNA-Virus gehört aufgrund des Übertragungsweges zur Gruppe der Arboviren; taxonomisch zur Gattung Nairovirus aus der Familie der Bunyaviren.
Geschichte
Erstmals wurde das Virus 1956 in Belgisch-Kongo (heute Demokratische Republik Kongo) aus menschlichem Blut isoliert. Die Erkrankung "Hämorrhagisches Krim-Fieber" war schon länger bekannt. In den 1940er Jahren sind Erkrankungsfälle auf der Krim (Ukraine) dokumentiert, wahrscheinlich hat es in Zentralasien schon seit Jahrhunderten sporadische Krankheitsfälle gegeben.
Aktuell wurde die Krankheit im Sommer 2006, als in der türkischen Provinz Corum (Schwarzmeerregion) mehrere Todesfälle aufgrund von Krim-Kongo-Fieber gemeldet wurden. Im Zeitraum April-Juni 2006 wurden einige Dutzend Betroffene behandelt. Im Juni starben dort erneut 3 Personen innerhalb weniger Tage. Im Juni 2008 wurden erstmals auch in der Gegend um die Urlauberstadt Antalya am Mittelmeer Patienten mit Verdacht auf Krim-Kongo-Fieber behandelt. Nach Angaben des türkischen Gesundheitsministeriums sind seit Jahresbeginn bereits 23 Menschen am Krim-Kongo-Fieber gestorben.[1]
Vorkommen
Süd-Ost-Europa, Asien, Naher und Mittlerer Osten; mildere Verlaufsformen in Afrika
Übertragung
Das Virusreservoir sind grasfressende Haus- und Wildtiere (Kühe, Schafe, Ziegen, Hasen, Kamele). Die Übertragung erfolgt durch den Stich von Zecken, vor allem Hyalomma-Zecken, die in wärmeren Regionen südlich des Balkans vorkommen. Über 30 verschiedene Hyalomma-Arten sind als Überträger identifiziert.
Zunächst nehmen die Zecken das Virus mit dem Blut infizierter Tiere auf, das Virus kann dann längere Zeit im Verdauungstrakt der Zecke überleben. Sticht die Zecke nun einen Menschen oder ein anderes empfängliches Säugetier, kann die Übertragung durch den Speichel der Zecke erfolgen. Eine Übertragung kann jedoch auch direkt durch den Kontakt mit Blut oder Fleisch erkrankter Tiere erfolgen. Von Mensch zu Mensch kann das Virus durch infizierten Urin, Kot, Speichel oder infiziertes Blut erfolgen. Auch Tröpfcheninfektionen (Aerosole) sind möglich. Je schwerer die Erkrankung verläuft, desto mehr Viren werden vom Patienten ausgeschieden. Daher kommen auch nosokomiale Infektionen in nennenswertem Umfang vor.
Klinik
Die Inkubationszeit schwankt zwischen 1 - 13 Tagen. Die Symptome setzen plötzlich ein: Fieber (über 5-12 Tage konstant, biphasischer Verlauf), Schüttelfrost, Reizbarkeit, Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen. Oberbauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Typisch ist eine Gesichtsrötung und ein Gesichtsödem, Bindehaut- und Rachenrötung. Bei einem Teil der Erkrankten stellt sich als Komplikation ab dem 3.-5. Tag eine hämorrhagische Verlaufsform ein: Darmblutungen, Bluterbrechen (Hämatemesis), Hautblutungen (bis hin zu Ekchymosen, kleinflächigen Blutungen), hämorrhagische Diathese. Die Letalität (Sterblichkeit) ist abhängig vom Virusstamm und beträgt zwischen zwei und 50 Prozent. Man schätzt, dass in den Staaten der ehemaligen UdSSR etwa jeder fünfte Fall mit hämorrhagischen Symptomen verläuft. Die Krankheit kann wohl auch symptomlos (inapparent) verlaufen. Der Tod tritt meistens in der 2. Krankheitswoche auf, Todesursache Multiorganversagen.
Therapie
Eine Impfung ist nicht bekannt, eine antivirale Therapie mit Ribavirin ist möglich, ihre Wirksamkeit jedoch noch nicht abschließend zu beurteilen. Der Erregernachweis ist mittels Virusisolierung in der Zellkultur oder RT-PCR möglich.
Vorbeugung
In Endemiegebieten ist Zeckenschutz angezeigt (Repellentien, geschlossene helle Kleidung, regelmäßige Selbstuntersuchung nach Zecken). Der Kontakt mit infizierten Personen und infiziertem Material sollte gemieden werden. Nach § 6 IfSG sind der Krankheitsverdacht, die Erkrankung sowie der Tod an virusbedingtem hämorrhagischen Fieber meldepflichtig.
Einzelnachweise
- ↑ AFP-Meldung vom 21. Juni 2008 Gefährliches Krim-Kongo-Fieber erreicht Antalya, abgerufen am 22. Juni 2008
Literatur
- Mardani M, Keshtkar-Jahromi M. Crimean-Congo hemorrhagic fever. Arch Iran Med. 2007 Apr;10(2):204-14. Review. PMID 17367225 (PDF, 205 KB)
- "Steckbriefe seltener und importierter Infektionskrankheiten", Robert-Koch-Institut, (PDF)
- Liu H, Gao X, Liang G. Newly rcognized mosquito-associated viruses in mainland China, in the last two decades. Virology Journal 2011;8:68
Weblinks
- Krim-Kongo-Fieber – Informationen des Robert Koch-Instituts