Luzerne
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Luzerne | ||||||||||||
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Luzerne (Medicago sativa) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Medicago sativa | ||||||||||||
L. |
Die Luzerne (Medicago sativa, auch Saat-Luzerne, Alfalfa, Schneckenklee oder Ewiger Klee, engl. lucerne) ist eine immergrüne, winterharte Nutzpflanze aus der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae), Unterfamilie Schmetterlingsblütler (Faboideae).
Beschreibung
Die Wuchshöhe kann bis zu einem Meter betragen. Die Pflanze besitzt ein tiefreichendes Wurzelsystem von über 4,5 Metern Ausdehnung, was sie ungünstige Niederschlagsperioden (Dürren) gut überstehen lässt.
Ökologie
Die Luzerne wächst als Hemikryptophyt (Schaftpflanze), zuweilen auch als Chamaephyt. Sie ist ein ausgesprochener Tiefwurzler. Durch Blattgelenke sind nächtliche Schlafbewegungen möglich, wobei sich die Fiedern zum Schutz vor nächtlichem Wärmeverlust nach oben zusammenlegen.
Wie andere Hülsenfrüchtler (Leguminosen) hat die Luzerne die Fähigkeit, mit Hilfe von symbiotischen Knöllchenbakterien (Rhizobien) Stickstoff aus der Luft aufzunehmen, und ist dadurch in der Lage, unabhängig vom vorhandenen Stickstoff im Boden Protein zu bilden. Die Luzerne lebt mit ihrer wirtsspezifischen Spezies Sinorhizobium meliloti in Symbiose.[1]
Die Blüten sind vormännliche „Nektar führende Schmetterlingsblumen“ mit Schnellmechanismus. Die Spannung zwischen Schiffchen und Geschlechtssäule wird durch ein Schwellgewebe an der Unterseite der Staubfadenröhre hervorgerufen. Der Pollen wird bereits bei der Öffnung der Blüte entleert und den Besuchern beim Aufsitzen an den Bauch geschleudert. Beim Schnellvorgang bekommen die Bestäuber einen Schlag, was viele Bienenarten nicht stört. Aber die lernfähigen Honigbienen vermeiden nach einiger Zeit den unangenehmen Schlag, indem sie den Nektar mit ihrem Rüssel von der Seite her erreichen. Dadurch bleibt allerdings die Bestäubung aus. Daher werden seit den 1960er Jahren Blattschneiderbienen der Art Megachile rotundata ausgebracht, um Samenansatz zu erreichen. Die Blüten sind selbststeril, da Pollen und Narbe durch ein Häutchen getrennt sind, das durch den Schnellmechanismus zerrissen wird. Blütezeit ist von Juni bis September.
Die Blüten werden fast ausschließlich von Hummeln besucht, wie u. a. Versuche in Schweden ergaben. Dort wurden Luzernefelder zu weniger als 1 % von Bienen, aber zu 78 % von Hummeln bestäubt. In Finnland hat man daher den Anbau in solche Gebiete verlegt, in denen noch sehr viele Hummeln vorkommen.[2]
Die Samen werden aus den mehrsamigen, spiraligen, sich nur wenig öffnenden Hülsen durch den Wind herausgeschleudert. Danach können sie sich als Rollfrüchte weiter ausbreiten; meist erfolgt jedoch eine Zufallsausbreitung durch Huftiere. Die Fruchtreife erfolgt ab August.
Vegetative Vermehrung ist durch Verzweigung des Rhizoms möglich.
Landwirtschaft
Die Luzerne wird weltweit als Vieh-Futter, aber auch als Lebensmittel (Sprossen) angebaut. Sehr häufig, wenn nicht überwiegend, handelt es sich bei den angebauten Pflanzen in Mitteleuropa jedoch nicht um die reine Art Medicago sativa, sondern um die Bastard-Luzerne (Medicago × varia).[3]
Geschichte
Schon in Persien war die Luzerne eine wichtige Futterpflanze für Pferde [4]. Nach Überlieferungen wurde sie um etwa 470 v. Chr. nach Griechenland gebracht. Von dort kam sie etwa um 150–50 v. Chr. nach Italien, wo sie als Futter für Schafe genutzt wurde. Zu Beginn des 16. Jahrhundert n. Chr. brachten die spanischen Kolonialherren die Luzerne nach Amerika, primär nach Mexico und Peru. Nach Deutschland kam sie aus Italien durch Waldenser um 1700[5]. Die Sichelluzerne wird erst seit etwa 200 Jahren in nördlichen Gebieten angebaut. [6]
Als Luzerne und Wiesen(=Rot-)klee im 19. Jahrhundert nach Australien und Neuseeland eingeführt wurden, zeigte sich, dass wegen der dort nicht vorkommenden Hummeln kein nennenswerter Samenertrag erzielt werden konnte. Auf Vorschlag von Charles Darwin wurden daraufhin 1885 vier Hummelarten importiert, um die Bestäubung sicherzustellen [2].
Bis in die heutige Zeit hat sich Luzerne in gemäßigten bis subhumiden tropischen Gebieten behauptet.
Anbau
Ihre stickstoffbindende Fähigkeit verbessert die Leistungsfähigkeit landwirtschaftlicher Böden. Wenn sie auf geeigneten Böden angebaut wird, ist die Luzerne eine ergiebige Futterpflanze. Die Aussaat erfolgt im Frühling auf einem gut abgesetzten Saatbett mit einem pH-Wert von etwa 6,8–7,5.
Luzerne wird meist als Silage oder Grünmehl für Pellets, wegen hoher Bröckelverluste seltener als Heu geerntet, kann aber auch beweidet werden. Sie erreicht ein Alter von fünf bis zwölf Jahren, abhängig von zum Beispiel Boden und Klima. In Deutschland wird sie 2–3 Jahre genutzt, in anderen Klimazonen länger. In den meisten Klimazonen wird Luzerne drei oder vier Mal pro Jahr geschnitten. Der Ertrag beträgt etwa 10 t Trockenmasse/ha und Jahr, schwankt aber regional, abhängig vom Wetter und Stadium der Reife, wenn sie geschnitten wird. Dabei sollte die Pflanze einmal pro Jahr zur Blüte gelangen, um mehrere Jahre nutzbar zu bleiben.
Gentechnisch veränderte Luzerne
2005 wurde in den USA der erste gentechnisch veränderte (gv) Alfalfa sowohl als Nahrungsmittel als auch als Futtermittel zugelassen. Der von Monsanto entwickelte RoundupReady-Alfalfa ist gegen Roundup (ein Breitbandherbizid) resistent. Im ersten Anbaujahr 2006 wurde dieser Alfalfa in den USA auf einer Fläche von rund 80–100.000 Hektar angebaut.[7]
2007 wurde die Zulassung in den USA nach umfangreichen Protesten durch Umwelt- und Verbraucherschutzgruppen auf Anordnung eines kalifornischen Gerichtes wieder aufgehoben, da der Zulassung erst eine umfangreiche Umweltverträglichkeitsprüfung vorausgehen müsse. Seither war der Anbau nur unter starken Einschränkungen möglich. Im Dezember 2009 veröffentlichte das United States Department of Agriculture (USDA) seinen Prüfungsbericht, der die Gefahr von Umweltschäden als „unwahrscheinlich“ ansah und empfahl, den Anbau von RoundupReady-Alfalfa ohne Auflagen freizugeben.[7] Am 27. Januar 2011 gab der Animal and Plant Health Inspection Service des USDA bekannt, dass RoundupReady-Alfalfa nach umfangreichen und transparenten Prüfungen wieder uneingeschränkt für den Anbau freigegeben ist.[8]
Weitere Zulassungen für den Anbau des Produktes bestehen in Kanada und Japan. Freilandversuche wurden darüber hinaus in Argentinien durchgeführt sowie 1994 in Belgien und Spanien, eine kommerzielle Nutzung wird in Europa allerdings vorerst nicht erwartet. [9]
Zusammensetzung
100 g frisches Blattgut enthalten: [10]
Inhaltsstoff | g bzw. mg |
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Wasser | 79,5 g |
Kohlenhydrate | 12,2 g |
Eiweiß | 6,9 g |
Fett | 0,13 g |
Kalium | 137 mg |
Calcium | 16,6 mg |
Natrium | 1,2 mg |
Eisen | 0,34 mg |
Carotin | 28,1 mg |
Weitere Inhaltsstoffe sind Cumarinderivate und Saponine. Samen enthalten die gesundheitsschädliche Aminosäure Canavanin, die bei der Keimung größtenteils abgebaut wird.[11]
Weblinks
Einzelnachweise
- R. Düll/ H. Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. 7. Auflage, Quelle & Meyer-Verlag, 2011, ISBN 978-3-494-01424-1
- ↑ http://www.biologie.uni-hamburg.de/b-online/d34/34b.htm
- ↑ 2,0 2,1 Helmut & Margrit Hintermeier: Bienen, Hummeln, Wespen im Garten und in der Landschaft. 2. Auflage. Obst- und Gartenbauverlag, München 1997, ISBN 3-87596-098-X.
- ↑ Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 3: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Rosidae): Droseraceae bis Fabaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart 1992, ISBN 3-8001-3314-8.
- ↑ F.F. Matenaers:Der Luzernebau. Nach den praktischen Erfahrungen, wissenschaftlichen Beobachtungen u. Untersuchungen in Nordamerika., Berlin, Parey, 1912
- ↑ http://www.palmbach.org/Chronik2.htm
- ↑ Otto E. Heuser:Die Luzerne. Eigenschaften, Anbau und Verwertung einer wertvollen Futterpflanze., Berlin, Parey, 1931
- ↑ 7,0 7,1 Anonymus: Anbau von Gentechnik-Alfalfa in den USA: Grünes Licht nach Umweltprüfung In: TransGen, 21. Januar 2010, Online
- ↑ USDA Announces Decision to Fully Deregulate Roundup Ready Alfalfa. USDA press release, 27. Januar 2011.
- ↑ Transgen Lebensmitteldatenbank: Luzerne - Alfalfa, 29. Oktober 2009, Eintrag Online
- ↑ Ternes, Täufel, Tunger, Zobel: Lebensmittel-Lexikon, Behr's Verlag, 4. Auflage 2005, ISBN 3-89947-165-2
- ↑ B.-E. van Wyk, Food Plants of the World. Timber Press, 2005. ISBN 978-0-88192-743-6. S. 243.