Marburgfieber


Marburgvirus
Klassifikation nach ICD-10
A98.3 Marburg-Viruskrankheit
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Das Marburgfieber ist eine meldepflichtige virale Infektionskrankheit.

Erreger

Ausgelöst wird es durch das Marburgvirus, ein zur Familie der Filoviridae gehörendes behülltes Einzel(-)-Strang-RNA-Virus (ss(-)RNA), (Einzelstrang-RNA komplementär zur mRNA).

Das Reservoir, aus dem das Virus stammt, ist bis heute nicht zweifelsfrei bestimmt. Vermutlich ist der Überträger der Nilflughund, eine Fledermausart, die in Europa und Afrika vorkommt.[1]

Herkunft und Verbreitung

Das Virus stammt vermutlich aus Zentralafrika. Sehr wahrscheinlich wurde es 1967 mit Versuchsaffen (Meerkatzen) aus Uganda in die Laboratorien des Pharmakonzerns Behringwerke im hessischen Marburg eingeschleppt. Die Folgeerkrankung, das Marburgfieber, trat zuerst bei den dort beschäftigten Laboranten auf, und das Virus wurde anschließend in der Tropenklinik von Marburg zum ersten Mal identifiziert. Daher hat es den Namen Marburgvirus erhalten. Das Fieber trat später auch in Frankfurt am Main und in Belgrad auf. Von den damals 31 Erkrankten starben sieben.

Übertragung

Das Marburgvirus wird durch engen Kontakt mit Infizierten, insbesondere durch deren Körperflüssigkeiten und Ausscheidungen per Schmierinfektion bzw. Kontaktinfektion übertragen.

Krankheitssymptome und -verlauf

Die Viren befallen im menschlichen Körper die Auskleidung der Blutgefäße und bestimmte Immunzellen. Nach einer normalerweise drei bis neun, längstens aber 21 Tage dauernden Inkubationszeit treten die ersten unspezifischen Symptome auf, die den anfänglichen Krankheitsbildern von Malaria, Typhus oder Gelbfieber ähneln. Diese Symptome sind schwerer, wässriger Durchfall, Bauchschmerzen, Erbrechen, heftige Brust- und Lungenschmerzen, Halsschmerzen und Husten. Bei einem hohen Prozentsatz der Infizierten löst das Virus fünf bis sieben Tage nach Krankheitsbeginn hohes hämorrhagisches Fieber aus, das überwiegend den Magen-Darm-Trakt und die Lungen angreift. Darauf folgen in der Regel diverse Hämorrhagien. Die meisten Erkrankten sterben auch innerhalb der zuletzt genannten Zeitperiode. Die hohe Sterblichkeit dieser Erkrankung liegt bei mindestens 25-30 %, oft jedoch bei 70-80 % und deutet wie beim Ebolavirus darauf hin, dass das Marburgvirus noch nicht an den Menschen angepasst ist. Die Schädigung seines Wirtes bis hin zu seinem Tod ist für ein Virus kein vorteilhafter Effekt, da es zur eigenen Vermehrung auf diesen Wirt angewiesen ist.

Therapie

Eine erfolgreiche Therapie nach Krankheitsbeginn ist nicht bekannt.

Vorbeugung

Anfang 2005 gelang Wissenschaftlern um Steven Jones und Heinz Feldmann (University of Manitoba, Winnipeg, Kanada) eine erfolgreiche Impfung (aktive Immunisierung) bei Javaneraffen (Macaca fascicularis) mit einem abgeschwächten, lebenden, rekombinanten Vesicular stomatitis virus (VSV), das auf seiner Oberfläche ein so genanntes Glycoprotein des Marburg-Virus-Stammes "Musoke" produziert.

Im April 2006 wurden Forschungsergebnisse von Forschern aus den USA und Kanada veröffentlicht, denen es gelungen ist, einen Impfstoff gegen das Marburgvirus zu entwickeln. Im Tierversuch erwies sich der Impfstoff auch in der Postexpositionsprophylaxe als wirksam.

Geschichte

Die größten Ausbrüche der Krankheit waren der oben genannte in Europa aus dem Jahre 1967 und der von 1998 bis 2000 andauernde Ausbruch in der Demokratischen Republik Kongo mit insgesamt 149 Erkrankten, von denen 123 starben.

Seit Oktober 2004 tritt die Krankheit im nördlichen Teil von Angola auf. Nach Angaben des angolanischen Gesundheitsministeriums vom April 2005 starben von 231 bislang registrierten Erkrankten bereits 210 Menschen, darunter vor allem Kinder unter fünf Jahren. Besonders problematisch ist die Weigerung der Bevölkerung, die Infizierten zu isolieren. Da bei den Familien zur Bestattung der persönliche Abschied mit Umarmung etc. gehört, ist es extrem schwierig, die eigentlich sofort notwendige Beerdigung zu gewährleisten, was die Infektionsgefahr erheblich steigert.

Im Juli 2008 erkrankte eine Frau aus den Niederlanden und verstarb kurz nach dem Nachweis der Infektion. Sie steckte sich vermutlich bei einer Reise nach Uganda an, wo sie unter anderem eine Höhle besichtigte, in der sich viele Fledertiere aufhielten. Schon im vergangenen Jahr war der Marburgerreger in Uganda bei in Höhlen lebenden Flughunden gefunden worden.[2][3][4]

Einzelnachweise

Weblinks

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