Maria Mies


Maria Mies (* 1931 in Steffeln) ist eine deutsche Soziologin. Sie hat feministische, ökologische und entwicklungspolitische Bücher publiziert, die international beachtet wurden. Sie ist Professorin emerita der Fachhochschule Köln. Bekannt und tätig ist sie weiterhin als strikte Gegnerin der Globalisierung und gehört zu feministAttac, einem Frauennetz von Attac.[1]

Wirken

In den 1960er Jahren arbeitete Maria Mies fünf Jahre lang am Goethe-Institut in Indien. Seit den späten 1960er Jahren ist sie in der Frauenbewegung und der Frauenforschung aktiv. 1979 begründete sie am Institute of Social Studies in Den Haag (Niederlande) den Schwerpunkt Women and Development. Ihre Forschungsschwerpunkte: Methoden der Frauenforschung, Landfrauen in der Ersten und Dritten Welt, Kapitalismus und Subsistenz, Kritik der Gentechnik, Alternativen zur globalisierten Wirtschaft. Die Philosophin Annegret Stopczyk-Pfundstein schreibt in ihrem Buch Sophias Leib über sie: „Maria Mies, eine Professorin, die in den siebziger Jahren radikale Wissenschaftskritik übte und den ‚Subjektiven Faktor‘ der Forschenden einforderte (1984), ist von wissenschaftsimmanenten Karrierefrauen heftig attackiert und isoliert worden.“[2] Die streitlustige und streitbare Intellektuelle ließ sich 1993 emeritieren, ist aber unvermindert aktiv in der feministischen und globalisierungskritischen Bewegung, zum Beispiel bei Attac Köln, – wobei sie im Unterschied zu vielen Mitstreitern etwa bei Attac Wert darauf legt, nicht Globalisierungskritikerin, sondern Globalisierungsgegnerin genannt zu werden, denn sie vertritt den Ansatz Lokalisieren statt Globalisieren.

Maria Mies hat in Deutschland das Komitee Widerstand gegen das MAI mitbegründet, das die bundesdeutsche Öffentlichkeit erstmals über das OECD-Abkommen Multilateral Agreement on Investment (MAI) informiert hat. Dieses kam schließlich zu Fall, nachdem Frankreich auf Distanz dazu gegangen war. Ähnliche Ziele werden aber weiterhin durch das WTO-Abkommen über die Privatisierung von Dienstleistungen und öffentlichen Gütern (GATS) verfolgt. Mies' Kritik richtet sich gegen die unzureichende demokratische Kontrolle internationaler Finanz- und Handelsinstitutionen wie WTO, IWF und Weltbank, aber auch der EU, die zu weltweiter Verarmung führe. Generell hat sie frühzeitig zur internationalen Vernetzung der globalisierungskritischen Bewegung beigetragen. Seit Ende der 1990er Jahre beschäftigt sie sich besonders mit dem Zusammenhang zwischen neoliberaler, konzerngesteuerter Globalisierung und den neuen permanenten Kriegen. Sie ist verheiratet mit Saral Sarkar.

Sie ist Mitinitiatorin des "Kölner Aufrufs gegen Computergewalt", in dem zum Verbot von "Killerspielen" aufgerufen wurde.[3]

Veröffentlichungen

  • Indische Frauen zwischen Patriarchat und Chancengleichheit. Rollenkonflikte studierender und berufstätiger Frauen. 1. Auflage. Verlag Anton Hain, 1973, ISBN 3-445-01042-0 (Dissertation an der philosophischen Fakultät der Universität Köln, 1971 unter dem Titel „Rollenkonflikte gebildeter indischer Frauen“).
  • Lace Makers of Narsapur. Indian Housewives Produce for the World Market. Zed Books, London 1982, ISBN 0-86232-032-1.
  • Patriarchy and Accumulation on a World Scale. Women in the International Division of Labour Neuauflage. Zed Books, London 1999, ISBN 1-85649-735-6. (Erstauflage: Zed Books, London 1986, ISBN 0-86232-341-X)
  • Tschernobyl hat unser Leben verändert. Vom Ausstieg der Frauen. Marina Gambaroff, Maria Mies, Annegret Stopczyk. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1986, ISBN 3-499-15922-8. (rororo aktuell)
  • Frauen, die letzte Kolonie. Zur Hausfrauisierung der Arbeit. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1988, ISBN 3-499-12239-1 (Mit V. Bennholdt-Thomsen und C. von Werlhof.)
  • Patriarchat und Kapital. Frauen in der internationalen Arbeitsteilung. Rotpunkt, Zürich 1988, ISBN 3-85869-050-3 (Gegenüber der englischen Ausgabe erweiterte und korrigierte deutsche Ausgabe.)
  • Wider die Industrialisierung des Lebens. Eine feministische Kritik der Gen- und Reproduktionstechnik. Centaurus, Pfaffenweiler 1992, ISBN 3-89085-475-3.
  • Ökofeminismus Rotpunkt, Zürich 1995, ISBN 3-85869-122-4 (Mit Vandana Shiva)
  • Eine Kuh für Hillary. Die Subsistenzperspektive. Verlag Frauenoffensive, München 1997, ISBN 3-88104-294-6 (mit V. Bennholdt-Thomsen)
  • Lizenz zum Plündern. Das Multilaterale Abkommen über Investitionen MAI. Globalisierung der Konzernherrschaft – und was wir dagegen tun können. (Hrsg. mit Claudia von Werlhof; mit weiteren Beiträgen von Carla Boulboullé, Tony Clarke, Martin Khor u.a.) zuerst 1999, EVA 2003, ISBN 3-434-46194-9.
  • Globalisierung von unten. Der neue Kampf gegen die wirtschaftliche Ungleichheit. Neuauflage. Rotbuch, Hamburg 2002, ISBN 3-434-53084-3 (Erstauflage: 2001)
  • Krieg ohne Grenzen. Die neue Kolonisierung der Welt. 1. Auflage. PapyRossa, Köln 2004, ISBN 3-89438-286-4 (Aufsatzsammlung; mit einem Beitrag von Claudia von Werlhof; Besprechung)
  • Samenkörner sozialer Bewegungen. Frauenbewegungen und andere Bewegungen in Bangladesh und weltweit von Farida Akhter, Herausgegeben und mit einem Vorwort von Maria Mies, Centaurus Verlag, Freiburg 2011, ISBN 978-3-86226-032-4.

Siehe auch

  • Hausfrauisierung

Literatur

  • Ilse Lenz: Die Neue Frauenbewegung in Deutschland. Abschied vom kleinen Unterschied. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-531-14729-1.

Weblinks

Referenzen

  1. Ilona Plattner u. a.: feministAttac. In: Attac Deutschland. 15. April 2005, abgerufen am 12. März 2008.
  2. Annegret Stopczyk: Sophias Leib. Entfesselung der Weisheit. Ein philosophischer Aufbruch. 1. Auflage. Carl-Auer-Systeme, Heidelberg 1998, ISBN 3-89670-025-1, S. 67.
  3. Aufruf auf der Seite der Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie