Middle Stone Age


Middle Stone Age (kurz: MSA; dt.: Mittlere Steinzeit) ist die auch im Deutschen verwendete englische Bezeichnung für den Zeitraum der afrikanischen Vorgeschichte zwischen Early Stone Age und Later Stone Age. Der Zeitabschnitt entspricht in etwa dem europäischen Mittelpaläolithikum und nicht der nur im nordalpinen Europa so bezeichneten, viel jüngeren Mittelsteinzeit.

Definition und zeitliche Abgrenzung

Die Dreigliederung der afrikanischen Steinzeit wurde zuerst im Jahre 1929 von A. J. H. Goodwin und C. van Riet Löwe formuliert, im engeren Sinne für Südafrika.[1] Später wurde der Terminus auf Ostafrika ausgeweitet und ist inzwischen für weite Teile Afrikas geläufig.[2] Gegenüber dem Early Stone Age fehlen die dafür typischen Faustkeile. Mikrolithische Werkzeugformen, die das Later Stone Age prägen, sind hingegen noch nicht vorhanden. Als kennzeichnendes technologisches Merkmal stellen die Autoren die Facettierung der Schlagflächenreste und die Herstellung spitzenförmiger Abschläge heraus. Leitformen des MSA sind modifizierte Spitzen. Die Abfolge „Glen Grey Industry“, „Pietersburg Variation“, „Still Bay Industry“ und „Howieson’s Poort Variation“ sahen sie als Entwicklungsreihe an, die heute allerdings als überholt gilt.

Zum Beginn des Middle Stone Age gibt es unterschiedliche Definitionen: Bei der im modernen Verständnis vollzogenen Abgrenzung über den Beginn der Levalloistechnik beginnt es vor ca. 300.000 Jahren, im traditionellen Sinne mit dem Jungpleistozän vor 130.000 Jahren. Der Übergang von den Acheuléen-Industrien des Early Stone Age zum MSA wird besonders im Mittleren-Awash-Becken (Middle Awash) in Äthiopien und in der Olorgesailie-Formation in Kenia archäologisch fassbar.[3] Das MSA endete vor etwa 50.000 Jahren mit dem Übergang zu mikrolithischen Klingen-Industrien des Later Stone Age.

Regionale Industrien

Heute gibt es verschiedene regionale Industrien des MSA in Afrika, wie das Atérien in Marokko und Algerien, im Gebiet des Atlasgebirges und der nördlichen Sahara. Es ist geprägt durch bifaziell retuschierte Spitzen, die zum Teil gestielt sind. Die Industrie wird mit dem anatomisch modernen Mensch assoziiert.

Andere regionale Ausprägungen sind die Lupemban-Industrie (Zaire), die Bambata-Industrie (Simbabwe) sowie die Pietersburg-Industrie und Howieson’s Poort Industrie (Südafrika).

Die späte Industrie von Howieson’s Poort enthält bereits rückengestumpfte Klingen und weist daher Parallelen zu den frühesten jungpaläolithischen Industrien der Levante auf, wie dem dortigen Prä-Aurignacien und Amudien.

Fundstellen

  • Apollo-11-Höhle (Namibia)
  • Howieson’s Poort Shelter (Südafrika)
  • Blombos-Höhle (Südafrika)
  • Sibudu-Höhle (Provinz KwaZulu-Natal, Südafrika)

Literatur

  • Ralf Vogelsang: Middle-Stone-Age-Fundstellen in Südwest-Namibia. Monographien zur Archäologie und Umwelt Afrikas, Bd. 11. Köln, Heinrich-Barth-Institut, 1991

Weblinks

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Einzelnachweise

  1. Astley John Hilary Goodwin, Clarence van Riet Löwe: The Stone Age Cultures of South Africa. Annals of the South African Museum, Band 27, 1929, S. 1-289.
  2. Yellen, J., A. Brooks, D. Helgren, M. Tappen, S. Ambrose, R. Bonnefille, J. Feathers, G. Goodfriend, K. Ludwig, P. Renne, K. Stewart: The archaeology of Aduma: Middle Stone Age sites in the Awash Valley, Ethiopia. PaleoAnthropology 3, 2005, S. 25-100.
  3. Alison S. Brooks: Recent perspectives on the Middle Stone Age of Africa. Paper presented at the African Genesis Symposium on Hominid Evolution in Africa, Johannesburg 2006