Monte San Giorgio


Monte San Giorgio
UNESCO-Welterbe UNESCO-Welterbe-Emblem

Lake Lugano.jpg
Monte San Giorgio (links) südlich des Luganersees, Bild von Norden
Vertragsstaat(en): SchweizSchweiz Schweiz
ItalienItalien Italien
Typ: Naturerbe
Kriterien: viii
Referenz-Nr.: 1090
UNESCO-Region: [[Liste des UNESCO-Welterbes#Europa|Europa]]
Geschichte der Einschreibung
Einschreibung: 2003  (Sitzung 27)
Erweiterung: 2010

Der Monte San Giorgio ist ein Berg im Tessin in der Schweiz. Er ist 1097 m ü. M. hoch und liegt zwischen den beiden südlichen Armen des Luganersees. Der Monte San Giorgio ist die weltweit bedeutendste Fundstelle für marine Fossilien aus dem Mitteltrias (245 bis 230 Mio. Jahren). Im Jahr 2003 wurde das Gebiet rund um den Monte San Giorgio von der UNESCO zum Welterbe erklärt. 2010 wurde die Welterbestätte um den südlichen, zu Italien zählenden Teil erweitert.

Der pyramidenförmige Berg ist stark bewaldet. Die Naturlandschaft bietet vielen seltenen Pflanzen eine Heimat. Ausserdem liegen im Berg diverse Höhlen verborgen.

Geologie

Geologisches Profil (Nord-Süd)

Der Berg ruht auf einer Basis kristallinen Grundgebirges aus Gneiss. Darauf liegen Schichten aus Andesit (Rhyolith) und Tuff. Es folgen Sedimentschichten aus dem Trias, darunter wiederholt Dolomit und Kalk sowie Schichten mit bitumenhaltigen Ölschiefer. Die Schichten fallen nach Süden ab, so dass das älteste Gestein im Norden am Seeufer zutage tritt.[1]

Fossil von Pachypleurosaurus vom Monte San Giorgio

Eine Besonderheit ist die enorme Menge von gut konservierten Fossilien, die insbesondere in der 16 Meter dicken Grenzbitumenschicht gefunden wurden.[1] Vor 200 Millionen Jahren bildeten die Gesteine des Monte San Giorgio ein rund 100 Meter tiefes Meeresbecken in einer subtropischen Region. Das Wasser muss am Boden sehr sauerstoffarm gewesen sein, so dass viele Wirbeltier-Leichen darin weder von Aasfressern noch von Strömungen zerstört wurden.[2] Die Fossilien, die am Monte San Giorgio gefunden wurden, sind deshalb oft vollständig erhaltene Skelette, die für die Forschung durch ihre weltweite Einzigartigkeit und Qualität von grosser Bedeutung sind.[2]

So können heute auf dem Berg Versteinerungen von Fischen, wirbellosen Tieren wie Insekten und Reptilien – darunter einige mit einer Länge von bis zu sechs Metern und mehrere hundert Exemplare des Ichthyosauriers Mixosaurus – gefunden werden. Der Berg, der über weltweit einmalige fünf Fundschichten verfügt, zählt zu den wichtigsten Fundorten fürs mittlere Trias.[1][3]

Geschichte

Im 15. Jahrhundert lebte der Einsiedler Manfred von Riva auf dem Monte San Giorgio.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die Bitumenschichten (Ölschiefer) industriell abgebaut und zu Öl oder Salbe („Saurolo“), mit pharmazeutischer Anwendung, verarbeitet. Marmor war ein weiterer bedeutender Rohstoff, welcher abgebaut wurde. Heute existiert nur noch ein Marmorsteinbruch in der Gemeinde Arzo.

Ab 1924 führte die Universität Zürich unter der Leitung des Paläontologen Bernhard Peyer und ab 1956 durch Emil Kuhn-Schnyder eine Reihe von wissenschaftlichen Ausgrabungen durch. Diese förderten über 10'000 Funde zutage und viele neue Gattungen wurden entdeckt. Einige davon tragen Namen mit lokalem Bezug; wie zum Beispiel Helveticosaurus (benannt nach Helvetien), Ticinosuchus (benannt nach dem Tessin) oder Ceresiosaurus (benannt nach dem Ceresio, der italienischen Bezeichnung des Luganersees).

Das Welterbe wurde 2010 über die Grenze nach Italien erweitert.

Tourismus

Aussicht vom Monte San Giorgio nach Norden

Der Monte San Giorgio ist heute ein beliebtes Ausflugsziel für Velofahrer und Wanderer. Ein Naturlehrpfad führt Besucher in die Besonderheiten des Welterbes ein.

Der Hauptteil der Funde befindet sich im Paläontologischen Museum in Zürich. Eine kleine Auswahl bedeutender Funde sowie Replika sind im Fossilienmuseum von Meride ausgestellt. Das Museum zügelte im Oktober 2012 in ein neues Gebäude, das vom Architekten Mario Botta gestaltet wurde.[3]

Erschliessung

Von Süden über Mendrisio kann das Gebiet des Monte San Giorgio auf der Strasse erreicht werden. Eine weitere Strasse führt von Riva San Vitale dem See entlang bis nach Brusino Arsizio und weiter nach Porto Ceresio in Italien. Von Brusino gibt es eine Luftseilbahn zur Aussichtsterrasse des Serpiano (650 m ü. M.), wo auch die Strasse von Mendrisio endet. Von hier aus hat man eine sehr schöne Aussicht über den verzweigten Luganersee.

Panorama-Bild mit Blick auf den Luganersee

Weblinks

Commons: Monte San Giorgio – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Michael Szönyi: Geoland Südschweiz. vdf Hochschulverlag an der ETH Zürich, Zürich 2010, ISBN 978-3-7281-3281-9 (Auszug bei Google Books).
  2. 2,0 2,1 Schwerpunkte der Ausstellung. In: Universität Zürich: Paläontologisches Institut und Museum. Abgerufen am 14. Oktober 2012.
  3. 3,0 3,1 Peter Jankovsky: Das Tessin hat seinen eigenen Saurier. In: Neue Zürcher Zeitung . Nr. 238. Zürich 12. Oktober 2012, S. 13.

Koordinaten: 45° 55′ N, 8° 57′ O; CH1903: 717247 / 85796

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