Mrs. Ples


Original des Schädels von „Mrs. Ples“ im Transvaal Museum in Pretoria

Mrs. Ples ist die gängige Bezeichnung für einen außergewöhnlich vollständig erhaltenen Schädel eines Australopithecus africanus. Der Spitzname „Mrs. Ples“ ist abgeleitet von der Gattung Plesianthropus („Fast-Mensch“), zu der sein Entdecker Robert Broom den Schädel 1947 in seiner Erstbeschreibung gestellt hatte. Zudem hatte Broom von bestimmten Merkmalen abgeleitet, dass der Schädel von einem weiblichen Individuum stamme.

Der Fund

Ausgrabung in Sterkfontein: „Mrs. Ples“ wurde an der gegenüberliegenden Seite entdeckt.

„Mrs. Ples“ (Katalognummer Sts 5) wurde von Robert Broom und dessen Assistenten John T. Robinson am 18. April 1947 in Sterkfontein, Südafrika entdeckt.[1] Das Fossil stammt aus einem als Member 4 bezeichneten Fundhorizont, dessen Alter mit 2 bis 3 Mio. Jahre angegeben wird.[2] Es wurde zunächst auf etwa 2,15 Millionen Jahre datiert.[3] 2011 wurde die Datierung aufgrund einer paläomagnetischen Analyse der Fundstelle präzisiert: Diese neuerliche Datierung ergab ein Alter von 2,16 bis 2,05 Millionen Jahre, was bedeutet, dass dieses Fossil das jüngste aller bisher entdeckten Exemplare von Australopithecus africanus ist.[4]

Das Geschlecht des Fossils ist unbekannt. Bei Röntgenuntersuchungen wurde festgestellt, dass der Schädel möglicherweise von einem adoleszenten Individuum stammt, und spekuliert, er stamme von einem männlichen Individuum.[5]

Die Maße des Schädels wurden in der Erstbeschreibung im Mai 1947 in Nature wie folgt angegeben: Stirn (Glabella) – Schädelrückseite (Opisthocranium): 150 mm; Schläfe − Schläfe: 100 mm; daraus wurde ein Gehirnvolumen von rund 500 cm³ errechnet. In jüngerer Zeit wurde ein Gehirnvolumen von 485 cm³ berechnet.[6]

Im selben Jahr 1947 fand Robert Broom in der gleichen Schicht in unmittelbarer Nähe Teile eines postcranialen Skeletts; es erhielt die Katalognummer Sts 14. Dieses besteht aus der nahezu vollständigen Hüfte, 13 im Skelettverbund vollständigen Wirbeln, einigen Rippen und einem Oberschenkel. Die Stellung des Oberschenkels im Becken von Sts 14 wurde von Robert Broom erstmals als Beleg des aufrechten Ganges bei Australopithecinen gedeutet. Francis Thackeray vom Northern Flagship Institute (Transvaal, Südafrika) vermutete nach seiner Untersuchung der Skelettreste von Sts 14 in den späten 1990er Jahren eine Zusammengehörigkeit mit Sts 5.[7]

In welcher verwandtschaftlichen Nähe Australopithecus africanus zu den frühesten Vertretern der Gattung Homo und damit zum modernen Menschen steht, ist ungeklärt.

Einzelnachweise

  1. Robert Broom: Discovery of a New Skull of the South African Ape-man, Plesianthropus. In: Nature, Band 159, 1947, S. 672; doi:10.1038/159672a0
  2. ambafrance-rsa.org
  3. T. C. Partridge: Dating of the Sterkfontein hominins: progress and possibilities. In: Transactions of the Royal Society of South Africa, Band 60, 2005, S. 107–110
  4. Andy I. R. Herries, John Shaw: Palaeomagnetic analysis of the Sterkfontein palaeocave deposits: Implications for the age of the hominin fossils and stone tool industries. In: Journal of Human Evolution, Band 60, Nr. 5, 2011, S. 523–539, doi:10.1016/j.jhevol.2010.09.001
  5. J. F. Thackeray, J. Braga, J. Treil, N. Niksch und J.H. Labuschagne: ‚Mrs Ples‘ (Sts 5) from Sterkfontein: an adolescent male? In: South African Journal of Science, Band 98, 2002, S. 21–22
  6. Glenn C. Conroy et al.: Endocranial Capacity in an Early Hominid Cranium from Sterkfontein, South Africa. In: Science, Band 260, 1998, S. 1730–1731; doi:10.1126/science.280.5370.1730
  7. primeorigins.co.za Surprise: Museum find links Mrs Ples skull to rest of body.

Weblinks

  • orf.at Drei Millionen Jahre altes Fossil: Mr. oder Mrs.?