Senckenberg Naturmuseum
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- Museum in Frankfurt am Main
- Naturkundemuseum
- Paläontologische Organisation
- Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft
- Frankfurt-Bockenheim
- Naturwissenschaftliches Forschungsinstitut
- Bauwerk in Frankfurt-Westend
- Bildungs- und Forschungseinrichtungen in Frankfurt-Westend
Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main gilt (neben dem Berliner Museum für Naturkunde) als das größte Naturkundemuseum in Deutschland mit vielen sehenswerten Exponaten aus den Bereichen Biologie und Geologie.
Lage
Das Senckenberg Naturmuseum befindet sich an der Senckenberganlage und ist an drei Seiten vom Campus Bockenheim der Goethe-Universität umschlossen. Es liegt – nach den amtlichen Frankfurter Stadtbezirken – im Stadtteil Westend-Süd, die überwiegende Mehrheit der Frankfurter verortet es aber im Stadtteil Bockenheim, da die Senckenberganlage als gefühlte Grenze zwischen den beiden Stadtteilen gilt.
Überblick
Kult-Status, vor allem bei Kindern, genießen die Dinosaurier-Skelette des Naturkundemuseums: Das Senckenberg Naturmuseum präsentiert eine der umfangreichsten Ausstellungen von Großgruppensauriern in Europa. Ein besonderer Schatz ist das Original eines versteinerten Sauriers mit erhaltener, schuppiger Haut. Das Naturmuseum beherbergt aber auch die mit rund 1000 Präparaten weltweit größte und zugleich artenreichste Schausammlung von Vögeln. 2010 wurden nahezu 517.000 Besucher registriert[1] (2009: 620.000, 2008: 348.000). Als Forschungsmuseum ist das Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.
Seit dem 1. Januar 2009 sind durch eine Fusion die Naturhistorischen Sammlungen Dresden und das Naturkundemuseum Görlitz mit dem Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum verbunden.
Gründung
Das Gebäude des Senckenberg Naturmuseums wurde in den Jahren 1904–1907 auf freier Fläche außerhalb der Frankfurter Kernstadt nach Plänen des Architekten Ludwig Neher (1850–1916) errichtet, in unmittelbarer Nähe der erst 1914 gegründeten Johann Wolfgang Goethe-Universität. Bauherr und bis heute Träger (sowie Mitbegründer der Universität) war und ist die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, die nur indirekt auf die Stiftung von Johann Christian Senckenberg aus dem Jahr 1763 zurückgeht.
Der 1817 von 32 Frankfurter Bürgern gegründete Naturforschende Verein erhielt, unter anderem auf Anregung von Goethe, die Erlaubnis der Dr. Senckenbergischen Stiftung den Namen Senckenbergs für seine Arbeit zu führen. Bereits 1821 wurde als Vorläufer des späteren Museumsbaus ein „Öffentliches Naturalienkabinett“ südöstlich des Eschenheimer Tors gegründet. Der neue Verein übernahm von der Stiftung Teile der Bibliothek und den Grundstock der Naturaliensammlung. Am ursprünglichen Standort musste das Museum Anfang des 20. Jahrhunderts auf Druck der Frankfurter Stadtverwaltung weichen. Das Senckenbergische Gelände, auf dem unter anderem auch das ursprüngliche Bürgerhospital, der Frankfurter Botanische Garten und ein anatomisches Institut errichtet worden war, sollte mit Wohn- und Geschäftshäusern bebaut werden.
Die Schausammlung
Heute wird der Besucher bereits vor dem Gebäude von zwei Nachbildungen großer Dinosaurier empfangen, deren Äußeres anhand neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse und in Originalgröße modelliert wurde. Im Gebäude kann man der rekonstruierten, in den Boden eingelassenen Fährte eines Titanosaurus in den überdachten Lichthof mit Saurierskeletten folgen.
Die 18 präsentierten Arten sind die umfangreichste Ausstellung von Dinosauriern in Deutschland. Das größte Skelett ist ein 18 Meter langer Diplodocus aus dem Bone Cabin Quarry in Wyoming (USA). Das bis auf den Schädel aus originalen Teilen zusammengesetzte Skelett eines Sauropoden war der erste im Senckenberg Naturmuseum ausgestellte Dinosaurier und wurde der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung anlässlich der Eröffnung des neuen Museumsgebäudes an der Viktoria-Allee 1907 vom American Museum of Natural History überlassen.[2]
Originale Dinosaurier und Messel-Pferdchen
Der Hadrosaurier Parasaurolophus mit dem gebogenen Schädelkamm, Psittacosaurus mit der deutlich herauspräparierten Beborstung im Schwanzbereich sowie dem gut sichtbaren fossilen Mageninhalt und Oviraptor auf den originalen Sauriergelegen gehören zu Europas größter Ausstellung von Großsauriern, zu der auch der Abguss eines „Quetzalcoatlus“ („Quetzi“), des größten bekannten Flugsauriers, zählt. Weitere Publikumsmagnete sind Kopien von Tyrannosaurus rex, Iguanodon und Triceratops aus der Oberkreide von Nordamerika, von dem auch zwei originale Schädel ausgestellt sind (Triceratops horridus aus der Lance-Formation, Wyoming (USA)[3]). Das vollständige Exemplar ist das „Wappentier“ des Senckenberg Naturmuseums. Von größter Seltenheit ist die fossile Mumie eines entenschnäbeligen Hadrosauriers.
Zwar ziehen die Saurier schon wegen ihrer Größe die meisten Besucher an, das Senckenberg Naturmuseum hat jedoch eine große Sammlung von Exponaten ausgestorbener Tieren aus allen erdgeschichtlichen Epochen, zum Beispiel auch eine große Anzahl von Originalen aus der Ölschiefergrube Messel: Fledermäuse, Reptilien, Fische und die frühe Pferdeart Propalaeotherium hassiacum, die vor ca. 50 Millionen Jahren lebte und eine Schulterhöhe von nur 55 bis 60 Zentimetern hatte.
Einzigartig in Europa ist zudem der in aufrechter Körperhaltung montierte Abguss des Skeletts von „Lucy“, eines der am vollständigsten erhaltenen Skelette eines Australopithecus afarensis.
Die Bewegung der Kontinente
Die Ausstellung zur Entwicklungsgeschichte der Erde und des Lebens wird durch eine „Zeitmaschine“ ergänzt: Mit Hilfe eines großen Zeitrades kann man 750 Millionen Jahre in die Vergangenheit reisen – oder 250 Millionen Jahre in die Zukunft, was dem Besucher eine Vorstellung davon gibt, wie die Erde sich verändern wird. Der schnelle Überblick über die Kontinentaldrift lässt sich zu den umgebenden Stationen der Erdgeschichte in Bezug setzen, so dass unter anderem gut nachvollziehbar wird, warum heute in Gesteinen im Binnenland fossile Meerestiere zu finden sind.
Das Museum im Museum
Als „Museum im Museum“ gestaltet, befinden sich in den oberen Etagen einige Bereiche mit trockenpräparierten („ausgestopften“) Tieren in historischen Vitrinen. Unter anderem kann man dort eines von 20 noch erhaltenen Exemplaren des seit 1883 ausgestorbenen Quaggas sehen.
Sonderausstellungen und Events
Seit Dezember 2008 verfügt das Museum in seinem Hinterhof über die zusätzliche, zweistöckige Wolfgang-Steubing-Halle für aufwändige Sonderausstellungen. Zunächst wurde in ihr auf rund tausend Quadratmetern Fläche die Welt der Tiefsee anschaulich gemacht, danach folgte von Oktober 2009 bis August 2010 eine paläoanthropologische „Safari zum Urmenschen“. Von Juli 2010 bis Januar 2011 waren in einer Zelthalle am Frankfurter Güterplatz „GigaSaurier – die Riesen Argentiniens“ (Rekonstruktionen und Originale von Dinosauriern) zu sehen.[4] Es folgte in der Wolfgang-Steubing-Halle eine Ausstellung zum Leben der Wölfe. Von Oktober 2011 bis März 2012 waren in ihr die „Körperwelten der Tiere“ zu sehen – mehr als 100 Plastinate aus der Manufaktur Gunther von Hagens’, unter anderem Ganzkörper-Plastinate von Elefant, Giraffe, Gorilla, Braunbär und Strauß sowie Ausgüsse des kompletten Blutgefäßsystems von Tieren wie Hai, Pferd und Schwein.[5]
Die zur Wiedereröffnung nach dem Umbau 2003 neu konzipierte Reptilienausstellung nimmt sich, neben der Artenvielfalt der Reptilien und Amphibien, auch des Themas Naturschutz an: Ein von Senckenberg-Wissenschaftlern initiiertes Leguan-Schutzprojekt in Utila in Honduras wird ebenso dargestellt wie die Möglichkeiten, im eigenen Garten Lebensbedingungen für heimische Reptilien und Amphibien zu schaffen. Ein begehbarer Baum eines Regenwaldes bietet Einblicke in verschieden Zonen des Regenwaldes vom Bodengrund bis zur Baumkrone, um die Lebensräume der exotischen Reptilien erfahrbar zu machen.
Mehrere kleinere Dauerausstellungen beschäftigen sich unter anderem mit der Entwicklungsgeschichte der Pflanzen, unter dem Motto „Riesen und Zwerge“ mit besonders großen und besonders winzigen Tieren und Pflanzen sowie mit Maria Sibylla Merian („Von der Naturgeschichte zur Naturwissenschaft“).
Das Senckenberg Naturmuseum bietet regelmäßig abends Vorträge und Führungen (in der Regel kein Aufpreis zum Eintritt) über naturwissenschaftliche Themen an. Zu besonderen Anlässen finden in dem Dinosaurier-Lichthof abends Disko-Partys oder Betriebsfeste statt, in wahrhaft pittoresker Umgebung.
Ausbaupläne
Für die kommenden Jahre ist geplant, die Ausstellungsflächen des Naturmuseums erheblich zu erweitern. In einem ersten Schritt wurde Ende 2008 in Holzbauweise eine zusätzliche Ausstellungshalle im Hinterhof errichtet. An ihrer Stelle soll bis zum 200. Gründungsjubiläum der Senckenberg-Gesellschaft im Jahr 2017 ein Erweiterungsbau des Naturmuseums entstehen, in den auch ein neu zu errichtendes Planetarium integriert sein soll.[6]
Die mythologische Dekoration des Giebels
Die auf der Fassade über dem Haupteingang dargestellten Figuren sind sowohl der griechischen als auch der römischen Mythologie entlehnt. Ganz oben, über der gesamten Fassade, thront Chronos. Er wird von zwei Putten begleitet und ist als Greis mit Stundenglas und Sichel dargestellt – als Sinnbild für das Verrinnen der Zeit und für den Tod.
Links und rechts neben Chronos befinden sich – auf der Wölbung des Giebels – zwei Knaben, die Tiere in der Hand halten: der linke Knabe einen Vogel, der rechte einen Fisch – dies als Sinnbild für die Unterteilung der Welt in eine terrestrische und eine marine Sphäre.
Links neben den drei Giebelfenstern sitzt Europa auf einem Stier. Europa war eine Geliebte des Göttervaters Zeus, der sich in sie verliebte und sich ihr in Form eines Stiers näherte. Dieser Stier entführte Europa auf seinem Rücken nach Kreta, wo er sich in Zeus zurückverwandelte und mit ihr etliche Nachkommen zeugte. Europa ließ sich auf der Insel nieder, so dass die ihre Geschichte als Sinnbild für „Ankunft“, „Niederkunft“ und „Besiedlung der Erde“ gedeutet werden kann und somit auch als Sinnbild für den terrestrischen Bereich.
Rechts neben den drei Giebelfenstern, auf der gleichen Ebene wie Europa, thront Triton, der Gott des Meeres, auf einem Flusspferd: Er wird dargestellt als Kentaur – vorne als ein Mensch, aber statt der Arme mit den Vorderläufen eines Pferdes, hinten als ein Delphin.
Unmittelbar unter Chronos, innerhalb des halbrunden Reliefs aus rotem Sandstein, befindet sich unter anderem eine sitzende Frauengestalt, die auf ihrer Schreibtafel etwas notiert: Kalliope, eine der neun Musen. Sie war die Muse der epischen Dichtung, des Saitenspiels – und der Wissenschaft.
Direktoren
- 1907–1909: Fritz Römer
- 1909–1934: Otto zur Strassen
- 1934–1946: Rudolf Richter (seit 1932 geschäftsführender Direktor)
- 1946–1959: Robert Mertens
- 1961–1978: Wilhelm Schäfer
- 1980–1995: Willi Ziegler
- 1995–2005: Fritz F. Steininger
- seit 2005: Volker Mosbrugger
Fritz Drevermann war 1924–1932 geschäftsführender Direktor und Leiter der geologisch-paläontologischen Abteilung.
Literatur
- Wilhelm Schäfer Geschichte des Senckenberg-Museums im Grundriß, Frankfurt am Main, W. Kramer 1967
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Weblinks
- Website Senckenberg Naturmuseum
- Facebook-Auftritt Senckenberg
- Twitter-Auftritt Senckenberg
- 360°-Panoramabilder aus dem Senckenberg Naturmuseum
- Webseite der Tiefsee-Ausstellung im Senckenberg Naturmuseum
Einzelnachweise
- ↑ „Besucherzahlen im Senckenberg Naturmuseum weiter auf hohem Niveau“
- ↑ Bernd Herkner: Diplodocus. Der erste Dinosaurier im Senckenberg-Museum. In: Natur und Museum, Band 137, Heft 9/10, 2007
- ↑ Hartmut Haubold: Die Dinosaurier. Die Neue Brehm Bücherei, A. Ziemsen Verlag. Wittenberg Lutherstandt, 1990.
- ↑ gigasaurier.senckenberg.de
- ↑ „Körperwelten der Tiere“ im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt (PDF; 137 kB)
- ↑ Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 246 vom 22. Oktober 2010, S. 41
Koordinaten: 50° 7′ 3″ N, 8° 39′ 6″ O