Nervus tibialis
Der Nervus tibialis („Schienbeinnerv“) ist einer der beiden Hauptäste des Nervus ischiadicus.
Am Oberschenkel entsendet der Nervus tibialis (oder bereits der Nervus ischiadicus) Äste an einige Oberschenkelmuskeln:
- Musculus biceps femoris (ausschließlich Caput longum; Caput breve wird durch den N. peroneus (fibularis) communis innerviert)
- Musculus semitendinosus
- Musculus semimembranosus
Anschließend zieht er zur Kniekehle, von dort in die Wade zwischen die Köpfe des Musculus gastrocnemius und entsendet Muskeläste zur motorischen Innervation an:
- Musculus gastrocnemius
- Musculus soleus
- Musculus plantaris
- Musculus popliteus
- Musculus tibialis posterior (bei Tieren: Musculus tibialis caudalis)
- Musculus flexor digitorum longus (bei Tieren: Musculus flexor digitorum medialis)
- Musculus flexor hallucis longus (bei Tieren: Musculus flexor digitorum lateralis).
Bei den Tieren innerviert er auch den Musculus flexor digitorum superficialis.
Der fortlaufende Hauptstamm des Nervus tibialis gibt noch einen Ast zur sensiblen Versorgung der Haut der Wade, den Nervus cutaneus surae medialis (bei Tieren: Nervus cutaneus surae caudalis) ab, der sich mit dem Ramus communicans des Nervus cutaneus surae lateralis zum Nervus suralis vereinigt, und zieht dann am Fersenhöcker (Tuber calcanei) vorbei zur Fußsohle. Da der Nervus suralis relativ oberflächlich unter der Haut des Unterschenkels liegt und eine Entnahme nur einen geringen Verlust von Sensibilität zur Folge hat, wird er häufig als Interponat zur Überbrückung größerer Nervendefekte verwendet.
In Höhe des Sprunggelenks teilt sich der Nervus tibialis in
- Nervus plantaris lateralis und
- Nervus plantaris medialis
Die Plantarnerven übernehmen die sensible Versorgung der Fußsohle und die motorische Innervation der kurzen Zehenmuskeln. Sie sind gelegentlich von einer Neuralgie betroffen, die man als Morton-Neuralgie (Interdigitalneuralgie) bezeichnet.
Tibialislähmung
Bei einer Lähmung des Nervus tibialis kann ein Mensch sich nicht mehr auf die Zehen stellen, da die Wadenmuskeln und die Zehenbeuger ausfallen. Es resultiert ein Krallen- und Hackenfuß. Außerdem geht die Sensibilität an den o.g. Gebieten verloren.
Bei Tieren äußert sich eine Tibialislähmung in gestreckten Zehen und gebeugtem Sprunggelenk.
Literatur
- Franz-Viktor Salomon: Nervensystem, Systema nervosum. In: Franz-Viktor Salomon, Hans Geyer, Uwe Gille (Hrsg.): Anatomie für die Tiermedizin. Enke, Stuttgart 2004, ISBN 3-8304-1007-7, S. 464–577.