Nestflüchter
Die Begriffe Nestflüchter und – als Gegensatz – Nesthocker bezeichnen ein bestimmtes Verhalten der Jungtiere von Wirbeltieren.
Allgemein
Nestflüchter kommen sehr weit entwickelt zur Welt und verlassen unmittelbar nach dem Schlüpfen bzw. nach der Geburt das Nest. Sie können sich im Prinzip sofort in ihrer Umwelt allein zurechtfinden, werden allerdings häufig (und unter Umständen noch wochenlang) von erwachsenen Tieren beschützt und gefüttert.
Nesthocker kommen noch relativ unentwickelt zur Welt und bleiben daher auch nach dem Schlüpfen bzw. nach der Geburt wegen ihrer Hilflosigkeit noch wochen- oder monatelang an das Nest gebunden: Sie genießen eine (in der Regel durch instinktive Mechanismen gesteuerte) Brutpflege.
Unterscheidungen
- Extreme Nestflüchter: Reptilien – kein Brüten, die Jungtiere sind voll ausgereift
- Primäre Nestflüchter: Hühner, Enten, Rallen, Kraniche – lange Brutzeit, geringe Pflege
- Sekundäre Nestflüchter: Huftiere, Wale, Affen – lange Tragzeit, ausgereift, intensive Mutter-Kind-Beziehung
- Nesthocker: Tagraubvögel, Störche, Reiher – intensive Brutpflege
- Primäre Nesthocker: Insektenfresser, Raubtiere, Wanderratten, Hausmäuse, Goldhamster – kurze Tragzeit, nackt, intensive Brutpflege
- Evoluierte Nesthocker: Sperlingsvögel, Spechte, Eulen, Papageien – kurze Brutzeit, intensive Pflege der unausgereiften Jungen
- „Sekundäre Nesthocker“: Mensch – sehr lange Pflegezeit („Embryo außerhalb der Gebärmutter“, Adolf Portmann); geläufiger ist allerdings die Bezeichnung Tragling für Babys des Menschen (Bernhard Hassenstein)