Omentum majus


Lithografie aus Gray's Anatomy in englischer Sprache

Das Omentum majus („großes Netz“) ist beim Menschen und anderen Säugern eine vom Bauchfell (Peritoneum) überzogene fett- und bindegewebsreiche Struktur, die von der großen Kurvatur des Magens und dem quer verlaufenden Teil des Dickdarms (Colon transversum) schürzenartig herabhängt und die Dünndarmschlingen normalerweise vollständig bedeckt. Bei geschlachtetem Vieh spricht man vom Fettnetz.

Das Omentum majus ist verantwortlich für die Immunabwehr im Bauchraum. Es beinhaltet eine große Anzahl an Makrophagen und Lymphozyten, welche sich im Falle einer Entzündung vermehrt auf die betroffenen Bereiche legen und so vor einer Peritonitis schützen. Außerdem spielt es eine Rolle sowohl im Rahmen der Fettspeicherung, als auch bezüglich der Regulation des Flüssigkeitsgleichgewichts im Peritonealraum.

Entwicklungsgeschichte

Entwicklungsgeschichtlich entsteht das Omentum majus aus einem Teil des rückenseitigen Magengekröses (Mesogastrium dorsale): Durch die 90°-Drehung des Magens um die Längsachse – die Hinterwand des Magens, die bei dieser Drehung schneller wächst, wird dabei als große Kurvatur nach links verlagert – wird das dorsale Mesenterium zunächst ebenfalls nach links gezogen, muss also wachsen. Da dieser Teil des dorsalen Mesenteriums mehr wächst, als für die bloße Rotationsbewegung des Magens notwendig wäre, entsteht eine Duplikatur bzw. in Bezug auf die peritoneale Auskleidung eine vierblättrige Struktur, deren innere Bauchfellblätter bald miteinander verschmelzen. Mit der Rotation des Magens um eine sagittale Achse (seiner Querverlagerung) nimmt das Omentum majus seine Lage oberhalb des Colon transversum (Querdarm) ein und hängt nun nach unten bis zur Höhe des Bauchnabels. Auch die Serosaüberzüge von Omentum majus und Colon transversum verschmelzen dabei an ihren Berührungsflächen.

Bursa omentalis

Beim Menschen entstehen im 3. Embryonalmonat Spalten im dorsalen Mesenterium, die miteinander verschmelzen. Sie bilden den Recessus pneumato-entericus dexter (es entsteht auch ein linker, der sich jedoch schnell zurückbildet) welcher zunächst Brust und Bauchhöhle verbindet. Dieser Durchgang wird nach oben durch das entstehende Zwerchfell verschlossen. Mit der Drehung des Magens um die Längsachse und die Mitbewegung des dorsalen Mesenteriums entsteht hieraus auf dessen rechter Seite die Bursa omentalis als eine nach rechts offene Tasche, die letztlich hinter dem Magen zu liegen kommt. Sie dient als Verschiebeschicht für diesen und garantiert dessen ungestörte Beweglichkeit mit. Nach Abschluss der körperlichen Entwicklung handelt es sich um die größte Bauchfellnische der Bauchhöhle.

Nach hinten wird sie begrenzt vom Peritoneum parietale, das die Bauchspeicheldrüse überzieht, welches sich mit dem Tuber omentale in die Bursa vorbuckelt, sowie dem Peritoneum parietale der hinteren Bauchwand, nach vorne vom Omentum minus, Magen und Ligamentum gastrocolicum, dem Verbindungsstück zwischen Magen und Querdarm, das aus dem vordersten Anteil des Mesogastrium dorsale entstanden ist. Aussackungen (Recessus) entstehen nach oben als Recessus superior, der zwischen unterer Hohlvene und Speiseröhre unter die Leber zieht sowie nach unten als Recessus inferior zwischen Magen und Querdarm. Bei Neugeborenen setzt sich dieser oft noch zwischen die beiden noch unverschmolzenen Blätter des Omentum majus fort. Mit der freien Bauchhöhle ist es über das Vestibulum bursae (den Vorhof der Tasche) und das Foramen epiploicum (Foramen Winslowi) verbunden.

Die Bursa omentalis besitzt damit große Relevanz für die Bauchchirurgie, da nur über sie Zugang zur Bauchspeicheldrüse und die angrenzenden Gebiete erreicht werden kann. Einzig natürlicher Zugangsweg ist das Foramen epiploicum. Chirurgisch können ventral Wege über das Omentum minus und das Ligamentum gastrocolicum, kaudal durch das Gekröse des Colon transversum geschaffen werden.

Schweinenetz

Das Omentum majus vom Schwein, in der Küchensprache Fettnetz oder auch nur kurz Netz genannt, wird in der Küche zum Einwickeln von diversen Fleischgerichten verwendet, zum Beispiel für das Schweizer Adrio oder allgemein für den Rollbraten oder Hackbraten.

Literatur

  • Thomas W. Sadler: Medizinische Embryologie. Thieme, 2003, ISBN 3-134-46610-4, S. 249. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche

Weblinks

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