Orangerie
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Eine Orangerie ist ein historischer repräsentativer Garten für Zitruspflanzen. Während Orangerie im 17. und 18. Jahrhundert als Synonym für Sammlung von exotischen, nicht winterfesten Gewächsen stand sowie für die Aufstellung dieser Gewächse im Freien verwendet wurde, ist der Begriff seit dem 18. Jahrhundert auf die die Sammlungen beherbergenden Gebäude übertragen worden. Orangerien wurden insbesondere im Zusammenhang von repräsentativen Schloss- und Gartenanlagen des Barocks bekannt.[1]
Entwicklung
Ab dem 16. Jahrhundert kamen an den europäischen Fürstenhöfen Sammlungen von Orangen- und anderen Zitrusbäumen in Mode. Ein solcher Baumbestand wurde sinnfällig Orangerie genannt, der Begriff galt also allein den Bäumen. Anfangs waren die Orangerien noch ortsgebunden, weil die Bäume im Boden wurzelten, mit der Einführung des Pflanzkübels jedoch wurden sie ortsveränderlich. Der technische Durchbruch kam mit der Erfindung des Kübel-Transportwagens durch André Le Nôtre (1613–1700), dem Gärtner von Versailles.
Orangerien dienten sowohl Zier- und Repräsentationszwecken als auch der Befriedigung des steigenden Bedürfnisses der Fürstenhöfe nach exotischen und insbesondere Zitrusfrüchten. Der Zitrusbaum eignete sich hervorragend als Repräsentationsobjekt, weil sich mit ihm zum einen mannigfache mythologische Verknüpfungen (etwa zum mythologischen Thema des Baumes im Hesperidengarten) herstellen ließen, und weil er zum anderen weitgereist und daher sehr teuer war.
Die immergrünen, gleichzeitig Früchte und Blüten tragenden Zitrusbäumchen wurden wegen ihres Duftes und Symbolgehaltes (Symbol des ewigen Lebens, Herkulesikonographie) zu den beliebtesten Pflanzen in den architektonischen Gärten des Barock.
Es entwickelten sich drei klassische Arten der Aufstellung der Orangerie: das Karree, bei dem die Zitrusbäumchen in Rechtecksform gestellt wurden, die Kreis- und die Teatroform. Bei der Letzteren, der elaboriertesten, wurden die Bäumchen im Halbkreis positioniert.
Damit die Pomeranzen im Winter nicht eingehen, bedürfen sie Dezallier d’Argenville zufolge Wintergärten: Für nördliche Länder wie Holland, Schweden, aber auch England, empfiehlt er für die Sommermonate sogar Glashäuser. Orangerien dienten also erst in untergeordnetem Maßstab Zier- und Repräsentationszwecken. Zunächst waren sie dazu da, die Zitrusbäumchen und andere frostempfindliche Pflanzen in den Wintermonaten unterzubringen. Sie waren dort auf engem Raum zusammengedrängt (fr. „serrer“), woher sich auch der ursprüngliche Name für Orangerien („Serre“) ableitete.
Das Orangeriegebäude
Vor allem die festverwurzelten Orangerien bedurften eines unmittelbar neben der Anpflanzung gelegenen Wintergartens, in dem die mit dem gesamten Wurzelstock ausgegrabenen Bäumchen überwintern konnten. Solche Orangeriegebäude wurden bald auch selbst als Orangerie bezeichnet und im heutigen Sprachgebrauch ist diese Wortverwendung fast die einzige.
Obschon die späteren Kübelpflanzen ein unmittelbar neben dem Aufstellungsort gelegenes Überwinterungsgebäude nicht mehr brauchten und dieses sich deshalb zumeist in einiger Entfernung befand, wurden weiterhin Orangeriegebäude gebaut. Diese dienten nun vielfach nicht mehr gärtnerischen als viel mehr rein repräsentativen Zwecken und dem Vergnügen der fürstlichen Herrschaften. Solche Orangeriegebäude konnten daher auch reine Prospektarchitektur sein, die den kunstvoll aufgestellten Zitrusbäumchen eine würdige Umrahmung gaben und in denen man Gemäldeausstellungen, Bankette und ähnliche Lustbarkeiten veranstaltete. Diesem Zwecke entsprechend sind die Orangeriegebäude oftmals als Rund (resp. zwei Halbrunde) oder Halbrund gebaut, sodass im von ihnen bezeichneten Hof die Orangerie in Kreis- oder Teatroform aufgestellt werden konnte. Ein wesentliches Architekturmerkmal sind die bis auf den Boden reichenden Fenster. Ein typisches Merkmal des Architekturtypus Orangeriegebäude ist, bedingt durch die Repräsentationsfunktion, die Verwendung fürstlicher Würdeformen wie etwa das Motiv des Triumphbogens. Die Orangerie und damit das Orangeriegebäude konnten sowohl im Zusammenhang mit dem Ziergarten der gesamten Schlossanlage errichtet (so bei den meisten Schlossanlagen), als auch autonom aufgestellt werden. Noch auf die ursprüngliche nutzgärtnerische Funktion der Orangerie hinweisend ist der architektonische Bezug zum Gemüsegarten des Schlosses, wie in Schloss Versailles.
Das Ende der Orangerien
Zunehmend wurden nicht nur Zitrusbäumchen, sondern auch andere exotische Pflanzen zur Repräsentation zur Zier gehalten, so zum Beispiel Ananas und Feigen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts (in Deutschland später) kam die Orangenzucht aus der Mode, und die gärtnerische Funktion der Orangeriegebäude ging an die Palmenhäuser des 19. Jahrhunderts über. Da der moderne Denkmalschutz der Orangerie als eigenem gartengestalterischem Typ zunehmend Aufmerksamkeit schenkt, wurden viele ehemalige Orangerien inzwischen restauriert oder wieder errichtet.
Liste mitteleuropäischer Orangerien
- Orangerie in Altenburg
- Orangerie in Schloss Altshausen
- Orangerie in Ansbach
- Orangerie in Bad Homburg vor der Höhe
- Orangerie in Bad Muskau
- Orangerie in der Eremitage, Bayreuth
- Große Orangerie Schloss Charlottenburg, Berlin
- Kleine Orangerie im Schloss Charlottenburg, Berlin
- ehem. Orangerie-Haus (Berlin)-Mitte
- Orangerie Elfenau in Bern
- Orangerie in Wallerfangen
- Orangerie in Blieskastel
- Orangerie des Klosters Bronnbach
- Orangerie in Darmstadt-Bessungen
- Luisium-Orangerie in Dessau
- Zwinger in Dresden
- Orangerie in Düsseldorf-Benrath
- Orangerie in Echternach (Luxemburg)
- Orangerie in Schloss Erbach (Odenwald)
- Orangerie am Eutiner Schloss
- Orangerie in Erlangen
- Orangerie im Grugapark in Essen
- Orangerie in Freiburg im Breisgau
- Orangerie des Fuldaer Stadtschlosses
- Orangerie in Gera
- Orangerie in Schloss Glücksburg
- Orangerie in Gotha
- Orangerie in Großsedlitz
- Orangerie im Schloss Philippsruhe in Hanau
- Orangerie im Großen Garten in Hannover-Herrenhausen
- Orangerie in Kloster Heinrichau, Niederschlesien
- Orangerie im Schloss Herten
- Orangerie in Karlsruhe
- Orangerie in der Karlsaue, Kassel
- Orangerie in Kempten
- Orangerie in Köln
- Orangerie im Schloss Lednice, Tschechien
- Orangerie im Schloss Hellbrunn, Österreich
- Orangerie in Stift Stams, Österreich
- Orangerie in Löwen, Belgien
- Orangerie in Meuselwitz
- Orangerie des Klosters Haydau in Morschen-Altmorschen
- Orangerie in Schloss Mosigkau
- Orangerie im Botanischen Garten zu Münster
- Orangerie in Neustrelitz
- Orangerie im Kloster Neuzelle
- Schloss Oranienbaum, längste aller deutschen Orangerien
- Orangerie in Schloss Pillnitz
- Orangerieschloss in Potsdam
- Orangerie in Putbus
- Orangerie in Rheda-Wiedenbrück
- Orangerie in Saalburg-Ebersdorf/Thüringen
- Obere und Untere Orangerie des Schloss Weilburg
- Orangerie im Schloss Mirabell, Salzburg
- Orangerie in Schloss Salzdahlum
- Orangerie in Schärding
- Orangerie des Schlosses Schwerin, Schwerin
- Orangerie im Zehnhof Sinzig
- Parc de l'Orangerie in Straßburg, Frankreich
- Orangerie in Schwetzingen
- Orangerie im Schloss Belvedere in Weimar
- Orangerie in Schloss Weikersheim
- Orangerie und Palmenhaus im Lustgarten zu Wernigerode
- Orangerie der Würzburger Residenz, Würzburg
- Orangerie des Schlosses Schönbrunn, Wien
- Orangerie im Schloss Hof, Niederösterreich
- Orangerie im Stift Zwettl in Niederösterreich
- Heute als Schauräume genutzte Orangerien
- Orangerie des Schloss Belvedere in Wien, Österreich
- Draenert Orangerie am Bodensee, Deutschland
- Orangerie d'Or in Graz, Österreich
- Bibliothek der Stadt Kempten, Deutschland
- Musée de l'Orangerie in Paris, Frankreich
Einzelnachweise
- ↑ Reinhard Wegner: Kunst – die andere Natur (Asthetik Um 1800), Vandenhoeck & Ruprecht 2004, S. 101 hier online
Weblinks
- Beitrag zur Geschichte der Orangerien bei Monumente Online