PHW-Gruppe


PHW-Gruppe

Logo von PHW
Rechtsform Aktiengesellschaft
Sitz Rechterfeld, Deutschland
Mitarbeiterzahl 5180[1]
Umsatz 2,1 Mrd. EUR (2009/2010)
Branche Lebensmittelindustrie
Website www.phw-gruppe.de

Die PHW-Gruppe Lohmann & Co. AG ist der größte deutsche Geflügelzüchter und -verarbeiter[2] sowie eines der größten Unternehmen der deutschen Lebensmittelindustrie (Rang 30 unter den größten Lieferanten des deutschen Lebensmitteleinzelhandels; Stand 2005/06) und damit auch eines der bedeutendsten Unternehmen in Niedersachsen. Pro Woche schlachtet die PHW-Gruppe rund 4,5 Millionen Hähnchen, davon sind nach eigenen Angaben 10.000 Biohähnchen.[3] Daneben ist die PHW-Gruppe auch ein führender Anbieter von Tierfutter und Impfstoffen für Tiere.

Bekannteste Marken sind Wiesenhof (Marktführer bei Geflügelfleisch in Deutschland) und Bruzzzler (Geflügelbratwurst). Hauptsitz der Gruppe ist Rechterfeld bei Visbek.

Der konsolidierte und bereinigte Gruppenumsatz liegt bei etwa 2,1 Milliarden Euro (Geschäftsjahr 2009/2010), davon erzielt allein das Geschäftsfeld Wiesenhof 1,23 Milliarden Euro.[4] Über 5.000 Mitarbeiter sind dort beschäftigt.[5]

Das Unternehmen ist wiederholt in die Kritik geraten, da es in Subunternehmen zu Tierquälerei gekommen sein soll.[6] Außerdem wird dem Unternehmen vorgeworfen, osteuropäische Arbeiter zugunsten der Gewinnoptimierung auszunutzen[6] und Raubbau an (Grund-)Wasservorräten zu betreiben.

Struktur

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Das Logo von Wiesenhof

Die PHW-Gruppe besteht derzeit (Stand Februar 2008) aus über 40 Einzelunternehmen in drei Geschäftsbereichen[7]:

Zur Unternehmensgruppe zählen (neben zahlreichen Beteiligungs- und Verwaltungsgesellschaften) unter anderem:

    • Erste Paul-Heinz Wesjohann GmbH & Co. KG (Rechterfeld)
    • Zweite Paul-Heinz Wesjohann GmbH & Co. KG (Rechterfeld)
  • Lohmann Animal Health (Standort Cuxhaven): Geflügelimpfstoffe, Futtermittelzusatzstoffe, Lohnfertigung von Tierarzneimitteln
    • Lohmann Animal Health International (Waterville, Maine, USA)
  • MEGA Tierernährung (Sitz Visbek, Produktionsstandorte Haldensleben, Rechterfeld, Cloppenburg, Straubing, Eberswalde): Tierfutter
  • Nutrilo (Standort Cuxhaven): Nahrungsergänzungsmittel (v. a. Vitaminpräparate), Lebensmittelzusatzstoffe (v. a. Antioxidantien)
  • Wiesenhof Geflügel-Kontor GmbH (Visbek): etwa 700 Aufzuchtbetriebe als Zulieferer, acht Schlachtereien, drei Logistikzentren (Rietberg, Hadamar, Mannheim)
    • Wiesenhof International Holding GmbH (Visbek-Rechterfeld)
    • Wiesenhof Geflügelspezialitäten Beteiligungs- GmbH (Holte bei Wietzen und Lohne)
    • Wiesenhof Geflügelwurst GmbH & Co. KG (Rietberg)
    • Wiesenhof Gastroservice GmbH & Co. KG (Lohne): Großverbraucherservice
    • allfein Feinkost GmbH & Co. KG (Lohne und Niederlassung in Zerbst)
    • Geestland Putenspezialitäten GmbH & Co. KG (Wildeshausen): Truthahnprodukte
    • Wiesenhof Geflügel Möckern GmbH (Möckern)
    • Märkische Geflügelhof-Spezialitäten GmbH (Niederlehme)
    • Wiesenhof Geflügelspezialitäten (Weilheim an der Teck)
    • Geflügelschlachterei (Bogen (Niederbayern))
    • Frischland Premium-Spezialitäten (Bogen (Niederbayern))
    • Kommanditgesellschaft Jungmastgeflügelerzeuger GmbH & Co. (Rechterfeld)
    • Wiesenhof Entenspezialitäten GmbH & Co. KG (Grimme, Bad Belzig und Neutrebbin)
    • Duck-Tec Brüterei GmbH (Grimme, Bad Belzig und Wriezen)
  • Vibalogics GmbH (Cuxhaven): Erforschung, Entwicklung und Produktionsverfahrensentwicklung von immunologischen und biologischen Wirkstoffen für die Veterinär- und Humanmedizin. Weltweite Kooperationen.
  • GePro Geflügel-Protein GmbH & Co. KG (Diepholz), seit Ende 2005 auch Verkaufsbüro in Bangkok: Entsorgung von Geflügel-Schlachtabfällen („Geflügelnebenprodukten“, Kategorie III-Materialien nach EU-Verordnung 1774/2002), bzw. Verarbeitung zu Eiweiß- und Fettprodukten, sowie Geschmacksverstärkern für die Bereiche Heimtier-, Fisch- und Pelztierfutter, Mischfutter, Düngemittel und anderes. Vertrieb weltweit. Marken: „Trigarol“, „AquaTrac“, Biokraftstoff „SP-Power“.
  • PetCom Tierernährung GmbH & Co. KG (Minden; Nachfolgeunternehmen des Produktionsstandortes Minden der Heibo GmbH), Tochter der GePro: Auftragsproduktion von Trockenmischungen für die Heimtierfutterbranche
  • Fünf Brütereien (erzeugen jährlich rund 230 Millionen Küken):
    • BWE Brüterei Weser-Ems (Rechterfeld)
    • Brüterei Süd (Regenstauf)
    • Geflügelhof Möckern (Möckern)
    • Märkischer Geflügelhof (Ketzin)
    • DUCK-TEC Brüterei GmbH (Brut und Aufzucht von Enten).
  • ausländische Beteiligungen:
    • Drobimex (Szczecin, Polen; einer der größten Geflügelzüchter- und verarbeiter, produziert 50.000 Tonnen jährlich)
    • Bomadek (Trzebiechów, Polen; Putenschlacht- und Verarbeitungsbetrieb, produziert 21.000 Tonnen jährlich)
  • GEKA frisch + frost Handels GmbH & Co. KG (Visbek-Rechterfeld): Handelsmarke „Bauernglück Deutsches Qualitätsgeflügel“ (Aldi-Nord)

Geschichte

1932 bis zur Teilung

Im Jahr 1932 gründeten unabhängig voneinander Paul Wesjohann (1905-1989) in Rechterfeld einen kleinen Landhandel mit Brüterei und Heinz Lohmann (1901-1975) in Cuxhaven die Deutsche Fischmehlfabrik. Nach dem Kriegsende mussten beide ihre Betriebe neu aufbauen, Paul Wesjohann konzentrierte sein Geschäft dabei zunehmend auch auf die Geflügelzucht.

Die Geschäftsidee für die Geflügelzucht und der Lizenzvertrag kamen aus den USA, auch die ersten Küken wurden per Luftfracht von dort eingeflogen, da die Branche dort wesentlich weiter entwickelt war als im Nachkriegsdeutschland. Eigene Elterntierherden wurden aufgebaut, als Voraussetzung für gleichmäßige Lieferfähigkeit und Qualität. 1956 konnte Lohmann auf dieser Grundlage mit „Goldhähnchen“ das erste deutsche Markenhähnchen in den Handel einführen. 1965 gründete er ein Geflügel-Kontor in Frankfurt am Main und baute die Marke „Wiesenhof“ auf.

1965 gründeten Lohmann und Wesjohann gemeinsam die Broilerbrüterei in Rechterfeld, die heutige Brüterei Weser-Ems GmbH & Co. KG (BWE). Schon im ersten Geschäftsjahr erreichte sie einen Umsatz von 20 Millionen Deutsche Mark. 1965 übernahmen die beiden Söhne von Paul Wesjohann, Paul-Heinz und Erich, dort Führungspositionen.

1966 gründete Lohmann seine zweite Brüterei im bayerischen Regenstauf. 1967 folgte die „Lohmann Tierernährung“, 1968 die „TAD Pharma“ (beide in Cuxhaven), die zum Lohmann-Konzern gehörten – mit der 1970 entstandenen Obergesellschaft "Lohmann & Co. AG". Im gleichen Jahr bildete sich in Rechterfeld die Paul Wesjohann & Co. GmbH. 1972 beteiligte sich Wesjohann an Schlachtereien in Holte und Lohne und gründete in Rechterfeld den Mischfutterbetrieb MEGA. 1978 investierten beide in US-amerikanische Agrarunternehmen.

1982 gründete Lohmann die „Allfein“ und entwickelte Convenience-Produkte, 1984 folgte die Nutrilo zur Produktion von Nahrungsergänzungsmitteln für die menschliche Ernährung.

Im April 1987 erwarben die Söhne Paul-Heinz und Erich Wesjohann die Anteilsmehrheit an der „Lohmann & Co. AG“. Es entstand die international agierende „Lohmann-Wesjohann-Gruppe“ mit 3.400 Mitarbeitern und einem Gesamtumsatz von etwa 1,5 Milliarden DM. Die weitere Entwicklung war geprägt durch ein US-Engagement in der Impfstoffproduktion und die Übernahme mehrerer Betriebe in den neuen Bundesländern. 1995 führte PHW für die Marke „Wiesenhof“ als erster Hähnchenerzeuger in Deutschland eine Herkunftsgarantie ein. 1996 fusionierten „Lohmann Tierernährung“ (LTE) und „TAD-Veterinär“ zur „Lohmann Animal Health“ (LAH). 1997 gingen die Anteile der Firmengruppe zu 100 % in den Besitz der Familie Wesjohann über. Eine „Heinz Lohmann Stiftung“ wurde gegründet.

Von der Teilung bis heute

Ende 1998 wurde die „Lohmann-Wesjohann-Gruppe“ auf die Familien der beiden Brüder Paul-Heinz Wesjohann und Erich Wesjohann aufgeteilt, und die heutige PHW-Gruppe entstand (PHW = Initialen des nunmehrigen Firmeninhabers Paul-Heinz Wesjohann).
Die aus der Trennung entstandene Erich Wesjohann Gruppe gehört nicht zur PHW-Gruppe, hat jedoch intensive geschäftliche Beziehungen mit ihr und nutzt ebenfalls – u. a. in deren Tochter „Wiesenhof-Pilzland“ – die Marke „Wiesenhof“.

Das Unternehmen gehört zu den Mitgründern der Privaten Fachhochschule und Berufsakademie für Wirtschaft und Technik gGmbH (FHWT) in Vechta.

Marketing

Bis Ende des Jahres 2007 wurde Sponsoring im Profi-Radsport betrieben, so wurde das „Team Wiesenhof“ und später das „Team Wiesenhof-Felt“ (zuvor bis Ende 2006 unter dem Namen „Team Wiesenhof-Akud“) unterstützt.

Im August 2012 gab Werder Bremen bekannt, dass Wiesenhof neuer Haupt- und Trikotsponsor wird. Der Vertrag hat eine Laufzeit von zwei Jahren, wobei der Fußball-Bundesligist pro Saison fünf bis acht Millionen Euro erhalten soll. Diese Entscheidung löste bei Werder-Fans und Tierschützern starkes Unverständnis aus.[8][9]

Umweltschutz

Wiesenhof stellt sich als Vorreiter in Sachen Umweltschutz dar: Die Fahrzeugflotte fährt mit selbstentwickeltem Bio-Kraftstoff, Fabrikdächer werden mit Photovoltaikanlagen ausgerüstet. Als nach eigenen Angaben erstes Unternehmen der Geflügelbranche hat die PHW-Gruppe für ihre Marke Wiesenhof die bei der Herstellung von Hähnchenfleisch anfallenden Treibhausgas-Emissionen ermittelt und zertifizieren lassen. Dieser produktbezogene CO2-Fußabdruck – auch als Product Carbon Footprint (PCF) bezeichnet – stellt die von einem Produkt direkt und indirekt verursachten Emissionen von Treibhausgasen dar. Das Ergebnis bei Wiesenhof: Die Herstellung von einem Kilogramm Hähnchenfleisch verursacht etwa 3,2 kg äquivalente Treibhausgas-Emissionen. Diese Emissionen fallen auf den Stufen Futtermittel, Elterntierhaltung, Brütereien, Aufzuchtfarmen und Verarbeitungsbetriebe inklusive der Logistik bis zum Handelskunden an.[10]

Kontroversen

Export von Schlachtabfällen

Im Februar 2007 warf die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch der PHW-Gruppe (sowie der Vion N.V. und weiteren Unternehmen) vor, illegal Tiermehl aus Schlachtabfällen der BSE-Risikokategorie III in Nicht-EU-Staaten wie Vietnam exportiert zu haben, obwohl (außer mit Thailand und Israel) mit diesen Ländern kein dazu ausdrücklich vorgeschriebenes bilaterales Abkommen über die Einhaltung der EU-Vorschriften zum Schutz vor dem Einbringen der Abfälle in die menschliche Nahrungskette besteht. In den Exportstaaten sei aber - angeblich mit Wissen der abwickelnden PHW-Tochterfirma GePro - genau dies passiert, nämlich die Abfälle nicht nur zu Tierfutter verarbeitet, sondern auch an landwirtschaftliche Nutztiere verfüttert worden. Im Jahr 2005 seien von GePro mindestens 3600 Tonnen Kategorie-III-Material in Nicht-EU-Staaten geliefert worden, auch nach Vietnam. Nach Angaben von Foodwatch habe GePro den Export von Kategorie-III-Tiermehl auf Nachfrage ausdrücklich bestätigt. Foodwatch hat daher Strafanzeige gegen den Geschäftsführer der GePro und die damalige Amtsleiterin beim Landkreis Diepholz erstattet.[11] Die aufgrund der Strafanzeige eingeleiteten Ermittlungsverfahren wurden im Dezember 2007 von der Staatsanwaltschaft Oldenburg mangels hinreichenden Tatverdachts eingestellt.[12]

GePro verweist in einer Stellungnahme darauf, alle beanstandeten Exporte seien behördlich genehmigt gewesen und nur an geprüfte Tierfutterhersteller gegangen. Die Behörden hätten GePro erst am 20. Dezember 2006 über Ausfuhrverbote informiert, die Exporte in diese Länder seien daraufhin gestoppt worden. Auch seien die von der GePro exportierten Produkte nicht nur von der PHW-Gruppe, sondern von allen namhaften deutschen Geflügelfleischproduzenten gekommen.[13]

Arbeitsbedingungen und Gehälter

Im Juli 2007 berichtete das ZDF-Magazin Frontal21 über sehr schlechte Arbeitsbedingungen und Löhne bei Wiesenhof von polnischen Gastarbeitern, die nur 3,50 € pro Stunde verdient haben sollen. Die PHW-Gruppe verwies in einer Stellungnahme darauf, dass alle Beschäftigungsverhältnisse ordnungsgemäß und regelmäßig von den verantwortlichen Behörden ohne Beanstandung geprüft werden und dass entgegen den Aussagen des Berichts die Bruttolöhne für die angesprochenen Arbeiter zwischen fünf und sechs Euro lägen; hinzu käme noch freie Logis, was im Beitrag vorenthalten worden war. Diese Vorwürfe wurden ebenfalls in der im August 2011 ausgestrahlten ARD-exclusiv Reportage "Das System Wiesenhof" erhoben[14]. Hier wurde anhand eines Betriebes jedoch deutlich gezeigt, dass Kost und Logis nicht frei waren - für einen einfachen Schlafplatz in einem Vierbettzimmer einer alten Kaserne musste ein Arbeiter 4 Euro pro Tag bezahlen. Andere Mitarbeiter bestätigten dies und sprachen von einer Monatsmiete von 120 bis sogar 150 € bei einer Vergütung von 5,50 € pro Stunde.

Tierschutzverletzungen

Hühnerhaltung

Im Januar 2010 wurden durch das ARD-Politmagazin Report Mainz schwere Tierschutzverletzungen (Haltungsbedingungen, Tötungsmethodik) in einem niedersächsischen Hühnerzuchtbetrieb aufgedeckt.[15] Wiesenhof entschuldigte sich für das Fehlverhalten der Mitarbeiter und der Fremdfirmen und trennte sich von den verantwortlichen Mitarbeitern und Fremdfirmen. Anschließende Sonderprüfungen der staatlichen Veterinärämter im betroffenen Betrieb und weiteren Einrichtungen ergaben keine Beanstandungen.[16] In einem Vergleich haben sich Wiesenhof und PETA geeinigt, dass PETA nicht mehr äußert: „Hinter der Wiesenhof-Kulisse herrschen extrem tierquälerische Zustände, die keine Ausnahme, sondern die Regel seien.“[17][18] Diese schockierenden Vorwürfe konnten durch die ARD-Reportage "Das System Wiesenhof - Wie ein Geflügelkonzern Tiere, Menschen und die Umwelt ausbeutet" erneut bekräftigt werden. Dort konnten Aufnahmen, die nachweisbar in einem PHW-Betrieb von Tierschützern aufgenommen wurden, die Vorwürfe bekräftigen. PHW-Firmengründer Paul-Heinz Wesjohann wies diese Fakten in einem Interview allerdings zurück und verwies auf die Subunternehmer, in deren Arbeitsabläufe PHW keinerlei "rechtliche" Eingriffmöglichkeiten habe. Zudem habe er keine Kenntnis von solchen Vorgängen und könne nicht erkennen ob die ihm gezeigten Aufnahmen vom besagten Stall - einen PHW-Betrieb in Köthen/Möckern - kämen. Außerdem fühlen nach Wesjohanns Aussage zufolge den Aufnahmen nach zu urteilen sich die Tiere wohl, was für ihn artgerechte Produktion bedeute. Auf dem Videoausschnitt war sowohl die Haltung der Tiere, als auch, dass es sich um einen Wiesenhof-Betrieb handelte, eindeutig zu erkennen.[19]

Entenmast

Die Tierschutzorganisation PETA konnte bei Recherchen im Jahr 2012 Einblick in einen Entenmastbetrieb bei Osnabrück erhalten. Dabei wurden erschreckende Zustände bei der Entenmast aufgedeckt. Die PETA-Ermittler fanden viele tote Enten zwischen den lebenden vor. Sehr viele Tiere lagen auf dem Rücken und konnten aus eigener Kraft nicht mehr aufstehen, was auf die Überzüchtung der Tiere hinweist und die daraus resultierende Störung der Skelettreifung. Selbst wenn die PETA-Aktivisten den Tieren aufhalfen, fielen sie wieder um. In einer Nacht fanden die PETA-Ermittler rund 100 Tiere vor, die auf dem Rücken lagen und nicht aus eigener Kraft aufstehen konnten. Die Folge kann sein, dass sie verdursten oder verhungern, noch bevor sie getötet werden. Die Aktivisten mussten einige Tiere tränken, um sie vor dem Verdursten zu bewahren. [20]

Verletzung von Hygienevorschriften

Auf einem Geflügelschlachthof der Wiesenhof-Gruppe bei Möckern wurden im April 2011 laut eines Berichtes des Nachrichtenmagazins stern angebliche hygienische Mängel aufgedeckt[21]. Auch gab es mehrfach Exportsperren für das Geflügel laut Stern.[22] An den Wänden und Decken wurde durchgängiger Schwarzschimmelbefall entdeckt. Die zuständige Veterinäraufsicht konnte eine einwandfreie und hygienische Schlachtung nicht garantieren, zudem war von einer Kontamination der Schlachtkörper mit Magen-Darm-Inhalt die Rede. Weiterhin gab es Verstöße bei der Kühlung der Schlachtkörper; auch eine Überschreitung der zulässigen Schlachtmenge wurde kritisiert. Das Unternehmen wies die Vorwürfe entschieden zurück.[23][24] Auch an dieser Stelle erhob die ARD-exclusiv Reportage "Das System Wiesenhof" vom 31. August 2011[25] schwere Vorwürfe, die allerdings nur indirekt bewiesen werden konnten. Jedoch konnten die dort gezeigten Fakten darauf schließen lassen, dass auch kranke oder verkümmerte Tiere in den Schlachtprozess gelangen, da die Kontrolleure (Fleischbeschauer) mit ca. 0,8 Sekunden pro Tier nicht genug Zeit hätten, um eine wirkliche Kontrollfunktion wahrnehmen zu können. Dies liegt an der zu hohen Bandgeschwindigkeit, mit der die Tiere weitertransportiert würden und an der Unterbesetzung mit Fleichbeschauern, die zudem im Dauereinsatz eines ganzen Tages ihre Kontrollfunktion mit höchster Konzentration nicht einhalten können. Ob dadurch wirklich kranke oder verkümmerte Tiere in den Schlachtprozess gelangen, ist daher nicht nachgewiesen.

Nach erneuten Beanstandungen der Behörden wurde der Schlachthof Möckern am 6. März 2012 vorläufig geschlossen.[26]

Nach übereinstimmenden Berichten mehrerer ehemaliger Angestellter der Schlachtanlage in Möckern sollen dort immer wieder große Mengen Fleisch bedingt durch die hohe Produktionsgeschwindigkeit auf den Boden gefallen und trotzdem anschließend weiter verarbeitet worden sein. So sollen die Mitarbeiter an manchen Tagen "bis zu den Waden in Hühner gestanden" haben.[27]

Überbeanspruchung von Wasservorräten

Der PHW-Gruppe wird vorgeworfen, Raubbau an den Grundwasservorräten im Nahbereich ihrer Produktionsstätten zu betreiben. So seien seit 1951 die Grundwasserpegel im Osten von Lohne um mehrere Meter gesunken.[28] Der Wasserstand in einem Fischteich im Lohner Stadtteil Brägel ist seit Anfang der 1980er Jahre um 1,88 m gefallen.[29] Im Jahr 2011 regte sich in Lohne Widerstand.[30][31] Eine Klage der PHW-Gruppe, das Wegerecht zur Überquerung fremder Grundstücke zu erzwingen, um neue Wasservorkommen zu erschließen, wurde vom Amtsgericht Vechta zurückgewiesen.[32] Im August 2012 reichte der Nabu im Landkreis Vechta eine Klage gegen den Landkreis Vechta wegen der Genehmigung neuer Grundwasser-Förderkapazitäten für die PHW-Gruppe ein.

Im Jahr 2010 gab es eine Vielzahl von Einwendungen gegen den Antrag der OOWV die Fördermenge des Wasserwerks Wildeshausen von 4,5 Millionen auf 5,5 Millionen m³ jährlich erhöhen zu dürfen. Einer der Hauptgründe für die Erhöhung der Fördermenge war die Ansiedlung der Putenschlachterei „Geestland“, einer Firma der PHW-Gruppe, in Wildeshausen. Allein Geestland, so der OOWV, benötige pro Jahr 300.000 m³ Frischwasser.[33]

ARD-Fernsehreportage „System Wiesenhof“

Die Reportage erhebt schockierende Vorwürfe gegen die PHW. Die dort gezeigten Videoaufnahmen von Tierschützern zeigten Bilder, die über ein bisher bekanntes Maß an Tierquälerei hinausgingen. Zudem wurden schwere Vorwürfe in den Bereichen Arbeitsbedingungen, Hygiene und Umwelt erhoben, die durch eine Konfrontation mit der PHW Gruppe im Film nicht entkräftet werden konnten. Die PHW reagierte im Gegenzug mit einer eigenen Medienkampagne und drehte einen eigenen PR-Film aus der Sicht der Firma, die sich als Opfer einer „Hexenjagd" sieht. Am 18. Juli 2011 hatte die PHW-Gruppe zu einer Pressekonferenz eingeladen und sich zu der ARD-Fernsehreportage System Wiesenhof, die am 31. August 2011 ausgestrahlt wurde, geäußert. Das Team der ARD war von der Pressekonferenz ausgeschlossen, selbst auf Nachfrage hin wurde ihnen der Eintritt verwehrt, da angeblich das nötige „Vertrauen" fehle.[34][35][36] Die Unternehmerin Sina Trinkwalder kritisierte Wiesenhof in einem offenen Brief und erhielt daraufhin von Paul-Heinz Wesjohann eine Einladung zu einem persönlichen Treffen, über das sie auch berichtete.[37]

Verdacht auf Subventionsbetrug

Ende April gab es im Rahmen staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen Razzien in dem Schlachthof in Möckern und der Wiesenhof-Zentrale im niedersächsischen Visbek sowie bei den zuständigen Aufsichtsbehörden. Die Staatsanwaltschaft Oldenburg ermittelt wegen des begründeten Anfangsverdachts des Subventionsbetrugs. Dem Konzern wird vorgeworfen, von 2002 bis 2010 unberechtigt EU-Subventionen für Exporte in Millionenhöhe bezogen zu haben, da der Betrieb in Möckern vom 1. Januar 2002 bis zum 25. August 2010 keine EU-Zulassung zum Schlachten, Zerlegen und Verarbeiten von Geflügel gehabt habe.[38]

Auszeichnungen

2001 erhielt die PHW-Gruppe den Goldenen Zuckerhut, einen Branchen-Preis der Lebensmittelindustrie.

Im Oktober 2004 verlieh das Bayrische Verbraucherschutzministerium den Tierschutzpreis an die „Weidehähnchen“-Landwirte, die ausschließlich für „Wiesenhof“ arbeiten. „Weidehähnchen“ ist die Bio-Linie der PHW-Gruppe.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jahrespresseinformation 2010, 10. Februar 2011
  2. Florian Langenscheidt, Bernd Venohr (Hrsg.): Lexikon der deutschen Weltmarktführer. Die Königsklasse deutscher Unternehmen in Wort und Bild. Deutsche Standards Editionen, Köln 2010, ISBN 978-3-86936-221-2.
  3. Interview in der Welt vom 22. März 2009
  4. Jahrespresseinformation 2010, 10. Februar 2011
  5. [1] www.phw-gruppe.de
  6. 6,0 6,1 ARD - Exklusiv - Das System Wiesenhof, abgerufen am 1. September 2011.
  7. "Von den Anfängen bis zur Gegenwart". Unternehmensbroschüre Lohmann/Wesjohann/PHW-Gruppe. 2009
  8. Wiesenhof wird neuer Sponsor von Werder Bremen, Süddeutsche Zeitung vom 10. August 2012, aufgerufen am 10. August 2012.
  9. Werder nun mit Hühner-Brust, Nordwest-Zeitung vom 11. August 2012, aufgerufen am 11. August 2012.
  10. CO2-Fußabdruck bei Wiesenhof phw-gruppe.de
  11. Pressemitteilung von Foodwatch, 21. Februar 2007
  12. Presseinformation der Staatsanwaltschaft Oldenburg, 4. Dezember 2007
  13. Stellungnahme von GePro, 21. Februar 2007
  14. [2] "Das System Wiesenhof vom 31. August 2011"
  15. Tierquälerei bei Wiesenhof? Wie Hühner leiden müssen, Bericht von Report Mainz, ARD YouTube Channel, 11. Januar 2010
  16. Pressemitteilung PHW, 19. Januar 2010
  17. Pressemitteilung PHW, 15. Februar 2010
  18. Animal Health Online
  19. [3] "Das System Wiesenhof vom 31. August 2011"
  20. [4], Der Wiesenhof-Skandal 2012
  21. "Behörden rügen Zustände bei Wiesenhof", stern, 27. April 2011
  22. "Wegen Salmonellen: Exportsperren für Wiesenhof-Hähnchen ", stern.de, 31. Mai 2011
  23. "Entbehrung jeglicher Grundlage", Wiesenhof-Newsroom, 27. April 2011
  24. "Vorwürfe gegen Geflügelriesen", Spiegel Online, 27. April 2011
  25. [5] "Das System Wiesenhof vom 31. August 2011"
  26. D. Kuhr, K. Läsker, S. Liebrich: Schwere Vorwürfe gegen Wiesenhof. Süddeutsche Zeitung, 6. März 2012, abgerufen am 6. März 2012: „Schon früher hatte es Beanstandungen wegen Kotspuren auf dem Fleisch und Schimmel an den Wänden gegeben - jetzt wurde zum ersten Mal eine Schlachterei des größten deutschen Geflügelproduzenten geschlossen. Die Stilllegung begründen die Behörden mit Hygieneproblemen. Experten gehen aber davon aus, dass bei Wiesenhof noch weit mehr im Argen liegt.“
  27. "Wir haben bis zu den Waden in Hühnern gestanden", Welt Online vom 24. Juli 2012, abgerufen am 24. Juli 2012.
  28. Linda Braunschweig: Naturschutzbund klagt gegen Kreis Vechta. Oldenburgische Volkszeitung. 28. August 2012, S. 11
  29. Fischereiverein Lohne: Ortstermin des Fischereivereins am Brägeler See
  30. Die Angst vor dem Elefanten. Kreiszeitung Syke. 8. April 2011
  31. Anke Hibbeler: „Wir lassen uns das Wasser nicht abgraben“. Neuer Protest der Anlieger gegen Förderpläne von Wiesenhof. „Oldenburgische Volkszeitung“. 30. November 2011
  32. Interessengemeinschaft für umweltverträgliche Wasserförderung: Gericht weist Wiesenhof-Klage ab. 10. Februar 2012
  33. Stefan Idel: Absinken des Grundwasserpegels befürchtet. Dutzende Einwendungen gegen OOWV-Antrag zur höheren Fördermenge. Nordwest-Zeitung. 30. Dezember 2010.
  34. „Wiesenhof wehrt sich gegen Negativschlagzeilen", NWZ, 18. Juli 2011.
  35. "Tierquälerei - Strafanzeige gegen Wiesenhof", Focus, 1. September 2011.
  36. ARD Mediathekeintrag „Das System Wiesenhof"
  37. manomama trifft Wiesenhof, 6. Oktober 2011
  38. Subventionsbetrug bei Wiesenhof?, Mitteldeutsche Zeitung von 27. April 2012, aufgerufen am 24. Juli 2012.