peroral


Mit Peroral (von lateinisch: per „durch, über“ und os, oris „Mund“; abgekürzt: p. o. = per os) wird in der Medizin und Pharmazie die Verabreichung von Arzneimitteln über den Mund bezeichnet. Die Substanz wird somit geschluckt.

Es gibt flüssige und feste Zubereitungen zum Einnehmen.

Flüssige Zubereitungen

Zu den flüssigen Arzneiformen zählen Lösungen, Emulsionen und Suspensionen. Ferner gibt es Pulver zur Herstellung von Suspensionen und Lösungen. Wenn üblicherweise nur kleine Mengen dieser Arzneiformen eingenommen werden, spricht man von „Tropfen“. „Sirupe“ (z.B. Sirupus Simplex) sind durch hohe Viskosität und ihren süßen Geschmack gekennzeichnet. Häufig enthalten sie Saccharose in einer Massenkonzentration von mindestens 45%. Zur besseren Haltbarkeit gibt es auch Pulver und Granulate zur Herstellung von Sirupen.[1] Die flüssigen Formen haben den Vorteil, dass sie sich im Verdauungstrakt leicht auflösen, wodurch sich die Wirkung rasch entfalten kann. Diese Form eignet sich in der Regel gut für Kinder.

Feste Zubereitungen

Zu den festen Zubereitungen gehören Tabletten, Kapseln, Granulate und Pulver zum Einnehmen. Für Wiederkäuer, wie Rinder, gibt es Intraruminale Systeme, welche länger im Pansen verbleiben und bei denen die Freisetzungsdauer mehrere Wochen beträgt. Wirkstoffhaltige Kaugummis entfalten ihre Wirkung entweder lokal in der Mundhöhle oder sie wirken systemisch durch Resorption des Wirkstoffs im Verdauungstrakt oder durch die Mundschleimhaut.[1]

Die festen Formen sind meist besser haltbar und reduzieren weiterhin den unangenehmen Geschmack einiger Arzneimittel. Außerdem existieren bei dieser Arzneiform auch Präparate mit einer verzögerten Wirkstofffreisetzung. Bei Sublingualtabletten erfolgt die Resorption alleine über die Mundschleimhaut. Magensaftempfindliche Arzneistoffe können auch peroral verabreicht werden, wenn sie in einer festen Arzneiform mit magensaftresistentem Überzug vorliegen. Auf diese Weise werden sie erst im leicht alkalischen Milieu des Dünndarms freigesetzt.

Besonderheit

Bei einer peroralen Verabreichung kann der Arzneistoff bereits in der Mundhöhle resorbiert werden. Lipophile, niedermolekulare Pharmaka werden über die ca. 200 cm² große Resorptionsoberfläche der Mundschleimhaut unter Umgehung des First-Pass-Effekts direkt in den großen Blutkreislauf aufgenommen. Die Resorptionskapazität der Mundschleimhaut ist jedoch begrenzt und eignet sich deshalb nur für Arzneistoffe, welche schon in sehr niedrigen Dosen wirksam sind. Diese Applikationsart wird in Betracht gezogen, wenn durch eine präsystemische Metabolisierung die Aufnahme durch den Darm (z. B. Glyceroltrinitrat) nicht ausreichend ist.

Literatur

  • Klaus Aktories: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie: für Studenten der Medizin, Veterinärmedizin, Pharmazie, Chemie und Biologie sowie für Ärzte, Tierärzte und Apotheker. Elsevier, Urban und Fischer, München/Jena 2005, ISBN 3-437-42521-8

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Europäisches Arzneibuch 6.2