Peter Duesberg
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- Virologe
- Chemiker (20. Jahrhundert)
- Hochschullehrer (University of California, Berkeley)
- Mitglied der National Academy of Sciences der Vereinigten Staaten
- Hochschullehrer (Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg)
- Geboren 1936
- Mann
- Deutscher
Peter H. Duesberg (* 2. Dezember 1936 in Münster) ist Professor für Molekular- und Zellbiologie am Department of Molecular & Cell Biology der University of California, Berkeley, USA. Bekannt und geehrt wurde er durch seine Forschungen zu Retroviren und den molekularen Bedingungen der Entstehung von Krebs (Karzinogenese). 1970 isolierte Duesberg aus dem Rous-Sarkom-Virus das erste echte Onkogen src und kartierte das gesamte virale Genom.
Hinsichtlich der Verursachung des Immunschwächesyndroms AIDS durch das HI-Virus nimmt Duesberg an, dass das HIV ein ‚passenger virus‘ sei, welches keine ausreichende Pathogenität zur Auslösung eines erworbenen Immunschwäche-Syndroms besitze. Dies steht im Gegensatz zu als gesichert geltenden wissenschaftlichen Erkenntnissen. Als einer der prominentesten AIDS-Leugner wurde er von dem südafrikanischen Präsidenten Thabo Mbeki in dessen sogenannten „Presidential AIDS Advisory Panel“ einberufen.
Seit 1992 beschäftigt sich Duesberg mit der Erforschung einer modifizierten „Aneuploidie-Krebs-Hypothese“, die ursprünglich von Theodor Boveri im Jahre 1914 formuliert wurde. Die Theorie der ‚chromosomalen Instabilität‘ wird zunehmend von der wissenschaftlichen Gemeinschaft rezipiert.
Leben
Peter Duesberg studierte Chemie in Würzburg, Basel und München und wurde 1963 an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main promoviert. Er arbeitete am Max-Planck-Institut für Virusforschung in Tübingen und ist seit 1973 ordentlicher Professor am Department of Molecular & Cell Biology der University of California, Berkeley. Er wurde 1986 zum ordentlichen Mitglied der Amerikanischen Akademie der Wissenschaften (National Academy of Sciences) gewählt und 1986 bis 1987 als Forschungsgast (Fogarty Scholar-in-Residence) an die National Institutes of Health in Bethesda, MD, USA berufen und erhielt von 1985 bis 1992 einen ‚Outstanding Investigator Grant‘. Von 1997 bis 2000 war er regelmäßiger Gastprofessor an der Medizinischen Hochschule in Mannheim der Universität Heidelberg (III. Medizinische Klinik, Rüdiger Hehlmann).
Im Jahr 2000 berief ihn der südafrikanische Präsident Thabo Mbeki in ein international besetztes wissenschaftliches Beratergremium, das zu zwei Drittel aus Vertretern der HIV-AIDS-Theorie und zu einem Drittel aus Vertretern mit abweichenden Meinungen bestand, um offene Fragen zu klären und um Perspektiven zur Bekämpfung von AIDS in Afrika auszuarbeiten.
Von 2000 bis 2003 wurde er zum „Mildred Scheel Gastprofessor“ der Deutschen Krebshilfe an der Medizinischen Hochschule in Mannheim der Universität Heidelberg berufen, um die Theorie der chromosomalen Instabilität als Bedingung der Karzinogenese weiterzuentwickeln.
Ehrungen
Duesberg ist Träger zahlreicher Forschungspreise und Auszeichnungen, u. a.:
- 1969 Merck Award
- 1971 California Scientist of the Year
- 1981 First Annual American Medical Center Oncology Award
- 1986 Outstanding Investigator Award, National Institutes of Health
- 1988 Wissenschaftspreis Hannover
- 1988 Lichtfield Lecturer, Oxford, England
- 1990 C. J. Watson Lecturer, Abbott Northwestern Hospital, Minneapolis, MN
- 1992 Fisher Distinguished Professor, University of North Texas, Denton, TX
- 1992 Shaffer Alumni Lecturer, Tulane University, New Orleans, LA
- 1992 Constance Ledward Rollins Lecture, University of New Hampshire, Durham NH
- 1996 Distinguished Speaker, Department of Biology, Univ. Louisville, KY,
- 1997, 1998 und 2000: Gastprofessor an der Universität Heidelberg
- 2006 Aufnahme in die World Innovation Foundation (WIF)[1]
- 2008 Semmelweis Award (Clean Hands Award)
AIDS-Leugner
Duesberg vertritt die kontroverse Ansicht, dass Retroviren vom Typus HIV allein nicht die Immunschwächekrankheit AIDS verursachen können. Er geht zwar von der Existenz von HIV aus, ist jedoch davon überzeugt, dass AIDS nicht durch eine HIV-Infektion hervorgerufen werde. Vielmehr bestehe das Immunschwächesyndrom aus einer Vielzahl bekannter Erkrankungen, welche vorrangig durch Umwelttoxine (z. B. langjährigen Drogenmissbrauch, AIDS-Medikamente, vor allem Zidovudin (AZT)) hervorgerufen würden. Duesbergs Thesen werden von der Wissenschaft abgelehnt, HIV als Ursache von AIDS ist eindeutig gesichert und belegt.
Als einer der prominentesten Vertreter der Gruppe Rethinking AIDS - the group for the scientific reappraisal of the hiv/aids hypothesis - auch AIDS-Leugner genannt - wurde er im Jahr 2000 vom damaligen südafrikanischen Präsidenten Thabo Mbeki in dessen „Presidential AIDS Advisory Panel“ anlässlich der XIII International AIDS Conference, Durban, Südafrika, einberufen. Mbeki übernahm daraufhin die Haltung Duesbergs und anderer AIDS-Leugner und unterließ Maßnahmen zur Bekämpfung der AIDS-Epidemie in seinen Land. Man geht davon aus, dass als Folge dieser verfehlten Politik mehrere hunderttausend Menschen an AIDS und mit AIDS in Beziehung stehenden Infektionen starben.[2][3]
Duesbergs jüngster Beitrag „HIV-AIDS-Hypothese nicht im Einklang mit AIDS in Südafrika – Eine neue Perspektive“ (2009)[4] verursachte weitere Kontroversen, als das Paper von Wissenschaftlern des Journals JAIDS abgelehnt wurde. Die Wissenschaftler warfen Duesberg eine unwissenschaftliche Arbeitsweise (u. a. "cherry picking") vor, er habe sich nur die Daten herausgesucht die seine Hypothese stützen, und andere Daten komplett ignoriert. Kritisiert wurde auch, dass im Paper der Interessenkonflikt von Duesburgs Co-Autor David Rasnick - der früher ein Angestellter von Matthias Rath war, welcher auch AIDS-kritische Positionen vertritt und entsprechend alternative Medikamente verkauft - verschwiegen wurde. Duesberg wurde gewarnt, falls er das Paper doch veröffentlicht, könnte es ein Verfahren wegen wissenschaftlichen Fehlverhaltens gegen ihn erhoben werden. Duesberg ignorierte dies, und publizierte das Paper im Magazin Medical Hypotheses, welches nicht peer reviewed ist. Als Resultat wurde gegen ihn von der Universität Berkely ein Verfahren wegen wissenschaftlichen Fehlverhaltens eröffnet.[5] Das Verfahren wurde jedoch wieder eingestellt. Die Universität befürwortet den Artikel zwar nicht, jedoch rechtfertige er keine direkten Disziplinarmaßnehmen gegen Duesberg, da er aufgrund der akademischen Freiheit das Recht habe, diesen Artikel zu veröffentlichen.[6]
Aneuploidie-Krebs-Hypothese
Seit 1992 beschäftigt sich Duesberg mit der Erforschung einer modifizierten „Aneuploidie-Krebs-Hypothese“, die ursprünglich von Theodor Boveri im Jahr 1914 formuliert wurde.
Die „klassische“ Hypothese zur Krebsentstehung geht davon aus, dass karzinogene Umweltfaktoren zur Mutation weniger spezieller, krebsassoziierter Gene führt. Hierdurch kommt es zur Inaktivierung von Tumorsuppressorgenen und Überaktivierung von Onkogenen, wodurch ein verstärktes Wachstum mutierter Zellen ermöglicht wird. Eine Modifikation geht davon aus, dass durch die Mutationen zusätzlich DNA-Synthese- und -Reparaturgene inaktiviert werden und es so zur Akkumulation genomischer Defekte kommt. Durch diese Mechanismen entstehen solide Tumoren.
Im Gegensatz dazu geht Duesberg davon aus, dass es durch Umwelttoxine zur fehlerhaften Zellteilung kommt, wodurch aneuploide Zellen, das heißt Zellen mit abnormalen Chromosomensätzen entstehen (eine normale Zelle verfügt über einen diploiden Chromosomensatz). Kommt es nun beispielsweise zu einer Vermehrung bestimmter Chromosomenabschnitte, dann steht nun ein Vielfaches bestimmter Gene bereit, die zum Beispiel durch Überexpression bestimmter Proteine zu einer Entgleisung von Enzymsystemen führen können, welche die Synthese und Reparatur der DNA regulieren. Experimentell konnte nachgewiesen werden, dass die genetische Instabilität von Krebszellen proportional zum Grad der Aneuploidie ist.
Eine detaillierte und leicht verständliche Darstellung wurde in Spektrum der Wissenschaft, 2007, veröffentlicht.
Literatur
Aneuploidie:
- T. Boveri: Zur Frage der Entstehung maligner Tumoren. Gustav Fischer Verlag, Jena 1914.
- P.H. Duesberg: Activated proto-oncgenes: sufficient or necessary for cancer? In: Science. 157, 1985, S. 24-28.
- P.H. Duesberg: Genetic instability of cancer cells is proportional to their degree of aneuploidy. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. 95, 1998, S. 13692-13697.
- P. Duesberg, R. Li: Multistep carcinogenesis, a chain reaction of aneuploidizations. In: Cell Cycle. 2, 2003, S. 202-210.
- A. Fabarius, R. Hehlmann, P. Duesberg: Instability of chromosome structure increases exponentially with degrees of aneuploidy. In: Cancer Genet. Cytogenet. 143, 2003, S. 59-72.
- P. Duesberg, R. Li u. a.: The chromosomal basis of cancer. In: Cell Oncol. 27 (5-6), 2005, S. 293-318.
- P.H. Duesberg: Krebsentstehung - Das Chaos in den Chromosomen. In: Spektrum der Wissenschaft. Oktober 2007, S. 54-64.
- J.M. Nicholson, P. Duesberg: On the karyotypic origin and evolution of cancer cells. In: Cancer Genet Cytogenet. 194 (2), 2009, S. 96-110.
- A. Klein, N. Li u. a.: Transgenic oncogenes induce oncogene-independent cancers with individual karyotypes and phenotypes. In: Cancer Genet Cytogenetics. 200 (2), 2010, S. 79-99.
- P. Duesberg, D. Mandrioli u. a.: Is carcinogenesis a form of speciation? In: Cell Cycle. 10 (13), 2011, S. 2100-2114.
Aids:
- P. Duesberg, C. Koehnlein, D. Rasnick: The chemical bases of the various AIDS epidemics: recreational drugs, anti-viral chemotherapy and malnutrition. In: J Biosci. 28, 2003, S. 383-412.
- P. Duesberg, D. Rasnick: The AIDS dilemma: drug diseases blamed on a passenger virus. In: Genetica. 104, 1998, S. 85-132.
- P. Duesberg: Inventing the AIDS Virus. Regnery Publishing, 1996.
- Harvey Bialy: Oncogenes, Aneuploidy and AIDS. A Scientific Life & Times of Peter H. Duesberg. North Atlantic Books, 2004, ISBN 1-55643-531-2.
- Jon Cohen: The Duesberg Phenomenon. In: Science. 266 (1994), S. 1642–1649.
Retroviren:
- P.H. Duesberg: Retroviral transforming genes in normal cells? In: Nature. 304, 1983, S. 219-225.
- P.H. Duesberg: Retroviruses as carcinogens and pathogens: Expectations and reality. In: Cancer Res. 47, 1987, S. 1199-1220.
Einzelnachweise
- ↑ Siehe Webseite der World Innovation Foundation.
- ↑ P. Chigwedere, G. Seage, S. Gruskin et al.: Estimating the Lost Benefits of Antiretroviral Drug Use in South Africa. In: J Acquir Immune Defic Syndr. 2008 Oct 16. PMID 18931626
- ↑ Nicoli Nattrass: AIDS and the Scientific Governance of Medicine in Post-Apartheid South Africa. In: African Affairs 2008 107(427):157–176. doi:10.1093/afraf/adm087
- ↑ P. H. Duesberg, J. M. Nicholson, D. Rasnick, C. Fiala, H. H. Bauer: HIV-AIDS hypothesis out of touch with South African AIDS – A new perspective. In: Med Hypotheses. 10. Juli 2009 (online)
- ↑ Jon Cartwright AIDS contrarian ignored warnings of scientific misconduct. In: Nature. 4. Mai 2012
- ↑ http://news.sciencemag.org/scienceinsider/2010/06/berkeley-drops-probe-of-duesberg.html
Weblinks
- Literatur von und über Peter Duesberg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Peter Duesbergs Website zu AIDS
- Peter Duesbergs Website zu Krebs
- Abschlussbericht der südafrikanischen AIDS-Expertenkommission 2001 ("Presidential Aids Advisory Report") (PDF-Datei)
- Stellungnahme des National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) zu den Thesen von Peter Duesberg und anderen AIDS-Kritikern (englisch)
Personendaten | |
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NAME | Duesberg, Peter |
ALTERNATIVNAMEN | Duesberg, Peter H. |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Virologe |
GEBURTSDATUM | 2. Dezember 1936 |
GEBURTSORT | Münster |