Rooibos



Rooibos

Habitus eines Exemplares auf einer Teefarm bei Clanwilliam, Südafrika

Systematik
Ordnung: Schmetterlingsblütenartige (Fabales)
Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Unterfamilie: Schmetterlingsblütler (Faboideae)
Tribus: Crotalarieae
Gattung: Aspalathus
Art: Rooibos
Wissenschaftlicher Name
Aspalathus linearis
(Burm.f.) R.Dahlgren

Rooibos (Aspalathus linearis) ist eine Pflanzenart, die zur Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae) gehört. Sie gedeiht ursprünglich in den westlichen Bergregionen[1] der südafrikanischen Provinz Westkap.[2]

Ausleseformen von Aspalathus linearis werden zur Gewinnung von Rooibos-Tee angebaut. Rooibos-Tee ist in Südafrika ein beliebtes Getränk für gesundheitsbewusste Menschen, da er keine Farbstoffe, Zusätze oder Konservierungsmittel enthält und frei von Koffein ist.[1]

Beschreibung

Zygomorphe Blüten der vorstehenden Pflanze

Bei Aspalathus linearis handelt sich um einen sehr variablen Strauch, der Wuchshöhen von 1 bis 2 m erreicht. Er besitzt aufrechte bis ausgebreitete, rutenartige Zweige, an denen sich dünne Ästchen befinden. Die Rinde junger Zweige ist oft rötlich. Die wechselständig und meist dicht zusammen stehenden Laubblätter sind grün, etwa 1 mm dick und 1,5 bis 6 cm lang, besitzen etwa die Form wie Kiefernnadeln, allerdings sehr weich. Es sind keine Nebenblätter vorhanden.[1]

Die Blütezeit liegt im südafrikanischen Frühling bis frühen Sommer. Die kurzen gestielten Blüten stehen einzeln oder in dichten Gruppen an den Enden der Zweige. Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kronblätter sind gelb. Die relativ kleine Hülsenfrucht enthält meist einen oder zwei harte Samen.[1]

Vorkommen

Das natürliche Verbreitungsgebiet von Aspalathus linearis liegt in der südafrikanischen Provinz Westkap im Winterregengebiet von im Norden etwa bei Vanrhynsdorp bis zur Kaphalbinsel und dem Betty's Bay-Gebiet im Süden. Dieses Gebiet besitzt kalte feuchte Winter und heiße trockene Sommer mit etwa 300 bis 350 mm Jahresniederschlag.[1]

Der Anbau von Rooibos-Sträuchern erfolgt mit selektierten Formen dieser Art, die hauptsächlich in den Zederbergen gefunden wurden. Die Rooibos-Plantagen befinden sich auf sandigen Böden in den Tälern des Olifants, Breede und Hex Rivers.[1]

Namensgebung

In Südafrika gilt dieser Tee als Nationalgetränk und wird meist als rooibostee bezeichnet (Afrikaans rooi für rot und bos für Busch (in Deutschland hat sich „bosch“ als falsche Aussprache von bos verbreitet). Andere Bezeichnungen sind Rotbusch-Tee, Redbush-Tea. In Europa gibt es oft verwirrende Bezeichnungen wie Rooibusch-, Rotbuschsie-, Redbos- und Koopmans-Tee (Afrikaans Koopman = Kaufmann), oder gar Massaitee, obwohl Rotbusch keinerlei Bezug zu diesem Volksstamm hat. Die Bezeichnung Buschmanntee hat allerdings einen historischen Hintergrund, da die Nutzung von Rooibos zunächst durch die Khoisan erfolgt sein soll.

Geschichte

Es ist nicht geklärt, seit wann der Rotbusch von den Menschen in den Cedarbergen nördlich von Kapstadt genutzt wird. 1772 berichtete der Botaniker Carl Peter Thunberg vom Rooibos als Tee und Heilpflanze der Khoisan.[3]

1904 beobachtete der russische Teehändler Benjamin Ginsberg die Einheimischen bei der Teezubereitung und verstand es, den Handel und die Vermarktung von Rotbusch vor allem in Südafrika, aber auch in Europa zu etablieren.[3]

Der Rotbusch war und ist eine wild vorkommende Pflanzenart. Bald konnte der Bedarf nicht mehr gedeckt werden. 1930 entwickelte der Arzt und Botaniker Dr. Petter le Fras Nortier zusammen mit den ansässigen Farmern Methoden zur feldmäßigen Kultur des Rotbusch. In der Folge entwickelte sich um den Ort Clanwilliam in den Zederbergen ein blühender Rotbuschanbau. Die Anbaumethoden wurden perfektioniert und zahlreiche Sorten gezüchtet.

Die Euphorie der Farmer führte letztlich zu einer Überproduktion und Anfang der 1950er Jahre brach der Preis für Rotbusch ein. Deshalb wurde 1954 das staatliche Redbos Tea Control Board gegründet, das Produktionsmengen, Hygiene und Qualität dokumentieren und kontrollieren soll. Seit 1993 ist diese Behörde privatisiert und unterstützt zusammen mit der Universität in Stellenbosch die Forschung um die Teepflanze.

Seit Anfang der 1990er Jahre ist Rooibos in Deutschland für Aufgussgetränke als koffeinfreie Alternative zu Tee populär geworden. Rooibos wächst nur in den Zederbergen im Südwesten der Republik Südafrika. In Südafrika ist er nicht nur Alltagsgetränk, sondern wird auch zum Kochen und Backen verwendet sowie zur Herstellung von Kosmetik oder zum Färben der Haare.

Anbau

Zur Zeit bauen etwa 300 Farmer in Südafrika Rotbusch an. Der Rotbusch wird weltweit ausschließlich im Gebiet der Zederberge etwa 200 km nördlich von Kapstadt, rund um die Städte Clanwilliam und Citrusdal angebaut.[3]

Die Farmer säen im Februar und März aus und pflanzen im Juli die Keimlinge in die Plantagen. Zur Ernte muss ein Strauch etwa 12 bis 18 Monate alt sein. Die Sträucher werden einmal im Jahr von Dezember bis April beerntet. Die Sträucher werden etwa fünf Jahre lang beerntet und dann gerodet; danach werden neue Sträucher gepflanzt.[1]

Ernte, Verarbeitung und Vermarktung

Rooibos-Farm in Clanwilliam, hier wird Rooibos-Rohware getrocknet
Rooibos-Farm in Clanwilliam, Lagerhalle für Rooibos-Rohtee
Getrockneter und geschnittener Rooibos

Die Erntemethode ist weitgehend die gleiche wie schon in den Anfängen der Kultur. Die Ernte der Rotbuschzweige erfolgt in der Wachstumsruhephase des Strauches vom Sommer bis zum Frühherbst. Maschinen kommen zwar zum Einsatz, überwiegend wird aber von Hand mit der Sichel geerntet. Die umweltschonendste Erntemethode ist, nur die jungen Zweige zu scheiden. Die älteren Zweige verbleiben an den Sträuchern, die dadurch jedes Jahr größer werden.[1]

Die abgeschnittenen Zweige werden gebündelt zur Sammelstelle gebracht. Das Erntegut wird sehr fein gehackt und dann gequetscht, um den wichtigen chemischen Prozess (Fermentation) in Gang zu setzen, der zur typischen Farbe und Geschmack des Rotbusch-Tee führt.[1] Die geschnittenen und gequetschten Zweigstücke werden mit Wasser befeuchtet. Die feuchte Masse durchläuft 8 bis 24 Stunden eine durch das warme Klima begünstigte Fermentation. Bei diesem Prozess, der auch als eine Art Oxidation bezeichnet werden könnte, werden Inhaltsstoffe zum Teil zersetzt, zum Teil verändert.[4] Nach dem Wässern und Lüften wird der Tee in Haufen gelagert und dabei erhält er seine typische rötlich-braune Farbe und süßes, fruchtiges Aroma. Wenn dieser Prozess abgeschlossen ist, wird der Tee auf großen Flächen zum Trocknen in der Sonne ausgebreitet.[1]

Danach erfolgt eine Sortierung des Tees nach Länge, Farbe und Geschmack. Zum Abschluss wird der Rooibos-Tee gewogen, in große Gebinde verpackt und an die Firmen verkauft, die unter ihrem Handelsname diesen Tee für den Endverbrauch in Teebeutel oder als lose Ware abpacken.[1]

Grüner Rotbuschtee unterscheidet sich dadurch, dass durch schonendsten Umgang mit den geernteten Rotbuschzweigen eine Fermentation vermieden wird: Die Pflanzen werden vorsichtig geschnitten, die Zweige sorgfältig und lose gebündelt und sofort nach dem Schnitt ohne Zugabe von Wasser getrocknet. Während der Trocknungszeit muss ein kontinuierliches Wenden und Bewegen sichergestellt werden. Nach der Trocknung erfolgt noch die Reinigung mittels Sieben. Der Grüne Rotbuschtee hat einen wesentlich milderen und leichteren Geschmack als der fermentierte Rotbusch. Er enthält mehr Pflanzenstoffe (Polyphenole)[4], denen gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben werden.

Der Rotbusch-Tee wird weltweit exportiert. In Deutschland besitzt er einen Marktanteil von sieben Prozent am Kräuter- und Früchteteemarkt.[5]

Inhaltsstoffe

Die Inhaltsstoffe von Aspalathus linearis, unter anderem Phenole und Flavonoide, wurden von Hegnauer referiert.[6] Von zahlreichen Polyphenolen[7] sind insbesondere die Flavonoide wissenschaftlich gut untersucht. Die mengenmäßig wichtigsten Flavonoide sind das Dihydrochalkon Aspalathin, daneben Isoorientin, Orientin, Rutin, Isovitexin und Vitexin. Diese Inhaltsstoffe des Rotbuschtees sind auch bioverfügbar, wie eine Studie der Universität Braunschweig aus dem Jahr 2010 belegt.[8] Beim Trocknen und Fermentieren verändert sich die Zusammensetzung. Rooibostee enthält im Gegensatz zu schwarzem Tee vom Teestrauch (Camellia sinensis) kein Coffein und wenig Gerbstoffe, wodurch eventuelle negative Folgen wie bitterer Geschmack, Dehydratation oder Schlaflosigkeit nicht auftreten.

1 Tasse Rotbuschtee enthält etwa:

Ob Rotbuschtee darüber hinaus reich an Vitamin C (Ascorbinsäure) ist, wird in diversen Publikationen widersprüchlich dargestellt.[9]

Gefährdung durch die Klimaverschiebung

Wie eine Reportage der Kapstadter Wissenschaftspublizistin Leonie Joubert dokumentiert, sind die Rooibos-Farmen vom Vordringen der Wüsten infolge der weltweiten Klima-Erwärmung zunehmend in ihrer Existenz bedroht. Die mittlere Lebensdauer der Sträucher ist demnach von zwölf auf fünf Jahre zurückgegangen. Forscher der regionalen Organisation Indigo Development & Change versuchen nun, besonders widerstandsfähige wilde Rooibos-Sorten einzukreuzen, die besser an harte Umweltbedingungen angepasst sind als die bisherigen gewerblichen Nutzpflanzen. Stärkere, dürreresistente wilde Arten erreichen demnach ein Lebensalter von bis zu 50 Jahren und überstehen oft lange Trockenheit.[10][11]

Systematik

Die Erstveröffentlichung dieser Art erfolgte 1768 unter dem Namen (Basionym) Psoralea linearis durch Nicolaas Laurens Burman in Flora Indica ... nec non Prodromus Florae Capensis, S. 22. Rolf Dahlgren stellte sie 1963 in Opera Botanica, Band 9 (1), S. 283 in die Gattung Aspalathus.[12] Weitere Synonyme für Aspalathus linearis (Burm.f.) R.Dahlgren sind: Aspalathus contaminatus auct., Borbonia pinifolia Marloth.[2] Der Gattungname Aspalathus ist vom griechischen Wort aspalathos abgeleitet, dies war der Name eines in Griechenland gedeihen duftenden Strauches. Das Artepitheton linearis ist ein lateinisches Wort und bezieht sich auf die lineale Blattform.[1]

Aspalathus linearis gehört zur mehr als 200 Arten zählenden Gattung Aspalathus aus der Tribus Crotalarieae in der Unterfamilie der Faboideae innerhalb der Familie der Fabaceae.[2] Diese Gattung hat ihr Verbreitungsgebiet ausschließlich in Südafrika (Capensis). Zur Teegewinnung wird aber nur die Art Rotbusch (Aspalathus linearis) verwendet.

Quellen

Einzelnachweise

  1. 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 1,11 Marcini Govender, Juni 2007: Aspalathus linearis (Burm.f.) R.Dahlgren bei PlantZAfrica vom South African National Biodiversity Institute = SANBI.
  2. 2,0 2,1 2,2 Eintrag bei GRIN. abgerufen am 24. Februar 2012
  3. 3,0 3,1 3,2 South African Rooibos Council.
  4. 4,0 4,1 S. Reuther: Das Rooibos Buch. ABC Press, Kapstadt 2004.
  5. Marktreport Kräuter- und Früchtetees 2010: wkf.de.
  6. Robert Hegnauer, Minie Hegnauer: Chemotaxonomie der Pflanzen, Band XIb-2 Teil 3, Birkhäuser Verlag, Basel 2001, S. 977.
  7. O. Pokorna & U.H. Engelhardt: Antioxidatives Potenzial und Gesamtphenolgehalte von Kräuter- und Früchtetees. Lebensmittelchemie, Band 56, 2002, S. 77–78. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Pokorna2002“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  8. Peter Winterhalter, Ulrich Engelhardt: Flavonoide in ausgewählten Kräutertees – Bestimmung, Nutrikinetik, Veränderungen bei Extraktion und Lagerung, Schlussbericht 2010. [1]
  9. Julia F. Morton: Rooibos Tea, Aspalathus linearis, a caffeineless, Low-Tannin Beverage. Economic Botany, Volume 37, Number 2, S. 164–173, doi:10.1007/BF02858780 Link zum kostenpflichtigen PDF.
  10. Süddeutsche Zeitung vom 19. August 2008: Autoren zum Klimawandel: Die Wüste schleicht sich an.
  11. Leonie Joubert: Boiling Point, Wits University Press, 2006 EAN: 9781868144372 (über die Folgen des Klimawandels in Südafrika)
  12. Eintrag bei Tropicos. abgerufen am 24. Februar 2012

Literatur

  • Reinhard Lieberei, Christoph Reisdorf: Nutzpflanzenkunde. 7. Auflage, Georg Thieme, Stuttgart 2007, S. 290.

Weblinks

Commons: Rooibos (Aspalathus linearis) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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